Verschiedene Autoren untersuchen den Stand der Weltwirtschaft, die Folgen von Welthandel und Globalisierung für Industrie- wie für Entwicklungsländer.
Daneben wird die Debatte über die NATO fortgesetzt.
Juni 2002 -- Nr. 6 -- 57. Jahr E 10,00 -- H 2728
WELTHANDEL
Stefan A. Schirm Handel und Politik
Hermann Simon Terrorismus: Bremse des Welthandels
Norbert Walter Ende der globalen Rezession?
Günther Altenburg Verfrühter Abgesang auf die NATO
ANALYSEN / ESSAYS / STANDPUNKTE
Handel und Politik. Der Einfluss globaler Märkte auf nationale Interessen 1 von Stefan A. Schirm Oft kann man hören, dass die sozialen und wirtschaftlichen Nationalinteressen durch die fortschreitende Globalisierung geschädigt werden. Professor Stefan A. Schirm vertritt die gegenteilige Auffassung: es sei empirisch nachweisbar, dass die Länder, die sich der Globalisierung öffneten, wirtschaftlich besser dastehen als jene, die sich vom Weltmarkt abschotten. Sektorale Schwierigkeiten allerdings, so Schirm, werden durch die Globalisierung verursacht. Hier ist der Staat aufgefordert, für den Übergang helfend einzugreifen.
Kurzer Winter der Vernunft im Welthandel. Ein Erfolg der neuen WTO-Runde ist ungewiss 11 von Marc Beise Die größte Gefahr für den Erfolg der neuen Handelsrunde ist nicht die weltweite Konjunkturflaute, sondern die beängstigende Tendenz zu protektionistischen Maßnahmen vor allem seitens der USA und der EU. Statt durch immer mehr Zölle die Ziele der WTO zu konterkarieren, sollten die beiden größten Handelsblöcke ihre Streitigkeiten beilegen und eine Vorreiterrolle bei der Liberalisierung der Märkte spielen.
Terrorismus: Bremse des Welthandels 17 von Hermann Simon Der Terrorismus verfügt über das Potenzial, die Strategien von Unternehmen massiv zu behindern und damit die Entwicklung des Welthandels deutlich zu bremsen. Der Unternehmensberater Hermann Simon untersucht die Auswirkungen des Terrors auf verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten und kommt zu dem Schluss, dass die Hoffnung, der Handel werde den Terror besiegen, sich als trügerisch erweisen könnte. Nur wenn es gelingt, den Terrorismus zu besiegen, werde der Welthandel einen Aufschwung erleben.
Ende der globalen Rezession? 23 von Norbert Walter Die Frage, ob im Jahr 2002 die globale Rezession zu Ende gehen wird, beantwortet der Chefvolkswirt der Deutschen Bank mit einem deutlichen "Ja". Skeptischer sieht er hingegen die Aussichten dafür, dass der Aufwärtstrend des Jahres 2002 in den nächsten Jahren einen nachhaltligen Aufschwung nach sich ziehen wird. Dies, so Walter, sei noch nicht ausgemacht und liege zu einem guten Teil in der Hand der Europäer.
Welthandel und Entwicklungsländer. Chancen der Doha-Runde für die Dritte Welt? 29 von Stormy Mildner Die WTO-Ministerkonferenz von Doha war zwar erfolgreich, aber nur der Beginn eines langen und schwierigen Verhandlungsprozesses. Ob man dem Ziel der Runde, Wachstum und Entwicklung weltweit zu fördern, näher kommen wird, hängt in erster Linie von der Bereitschaft der Industrieländer ab, ihre Märkte für Produkte und Dienstleistungen aus den Entwicklungsländern zu öffnen. Letztere wiederum müssen in ihren Reihen für "good governance" sorgen.
Wie "grün" ist die WTO? Umweltschutz als Anliegen des Welthandels 37 von Dieter Ruloff Die WTO und ihre Konferenzen sind zu einem bedeutenden Forum internationaler Umweltpolitik geworden, so der Politikwissenschaftler von der Universität Zürich. Sie unterstützt darüber hinaus den Ausbau multilateraler Umweltschutzabkommen (MEAs), die allerdings mit den Regeln der WTO weitgehend übereinstimmen sollten.
Ein Parlament für die WTO? 43 von Peter Bender Ein "Weltwirtschaftsparlament" wird schon seit einigen Jahren gefordert - vor allem vom Europäischen Parlament in Straßburg, weniger von den Entwicklungsländern des Südens. Vorbild für die Schaffung einer Parlamentarischen Versammlung der WTO könnten, so der Autor, NATO und Europarat sein.
Der Euro: Katalysator für den Wandel 45 von Pier Carlo Padoan Die Europäische Währungsunion ist nach Meinung des Exekutivdirektors des IWF ein sich selbst erfüllender evolutionärer Mechanismus. Monetäre und finanzielle Stabilität seien in den meisten Ländern der Eurozone schon eine eindeutige Politikpräferenz. Was fehlt, sind flexiblere Produkt- und Arbeitsmärkte, vor allem in Kontinentaleuropa. Doch die Integrationskraft des Euro wird auch zu einer Angleichung auf diesen Gebieten führen.
Der Abgesang auf die NATO ist verfrüht 51 von Günther Altenburg Nach dem 11. September haben sich die Stimmen gemehrt, die von einer tiefen Krise des westlichen Bündnisses sprachen. Botschafter Günther Altenburg, Beigeordneter NATO-Generalsekretär für Politische Angelegenheiten, widerspricht dieser Auffassung vehement und warnt nachdrücklich davor, die NATO zur Disposition zu stellen.
BUCHKRITIK
Die dunkle Seite der Ökonomie. Das Versagen der politischen Steuerung 57 von Jürgen Turek In seinem jüngsten Buch richtet der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz einen höchst beunruhigten Blick auf das Gravitationszentrum globaler Macht und konstatiert das völlige Versagen der internationalen politischen Akteure in der Weltwirtschaft. Jürgen Turek stellt das Buch vor und setzt sich mit den Thesen des Verfassers auseinander.
Neue Bücher zur internationalen Politik 59 Deutsch/Speyer (Hrsg.), The World Trade Organization Millennium Round. Freer Trade in the twenty-first century; Ravenhill, APEC and the Construction of Pacific Rim Regionalism.
ZEITSCHRIFTENSCHAU
Neue Zeitschriftenaufsätze zur internationalen Politik 63
DOKUMENTATION
Dokumente zur globalen Handels- und Finanzpolitik 65 Der erfolgreiche Abschluss der Vierten WTO-Ministerkonferenz im November 2001 in Doha sowie der "Konsens von Monterrey" zur Entwicklungsfinanzierung vom März 2002 waren zwei wichtige Etappen der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik - die nächste wird die "Rio+10-Konferenz" zur nachhaltigen Entwicklung Ende August/Anfang September 2002 in Johannesburg sein. Auszüge aus der WTO-Ministererklärung, europäische und deutsche Stellungnahmen zu der in Doha verabschiedeten Entwicklungsagenda, Auszüge aus dem Monterrey-Konsens, Erklärungen von IWF, G-7 und OECD sowie aus den USA, Reden zur Entwicklung des Euros und zu den Auswirkungen der Globalisierung runden die Dokumentation zu den aktuellen Themen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen ab.
Dokumente zur globalen Handels- und Finanzpolitik
Erklärung der G-7-Staaten zum Abschluss des Gipfels in Genua am 20. Juli 2001 (Auszüge) 68
Abschlusserklärung der Vierten Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO), angenommen am 14. November 2001 in Doha (Auszüge) 70
Rede des für Handel zuständigen Mitglieds der Europäischen Kommission, Pascal Lamy, am 28. Januar 2002 in Berlin zu den Ergebnissen der WTO-Ministerkonferenz (Auszüge) 78
Erklärung des amerikanischen Handelsbeauftragten, Robert Zoellick, bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus am 5. März 2002 zu den von Präsident George W. Bush verhängten Zöllen auf Stahlimporte 81
Schlussfolgerungen des Vorsitzes des Europäischen Rates von Barcelona vom 15. und 16. März 2002 (Auszüge) 83
Konsens von Monterrey - Ergebnisdokument der Internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung vom 21. und 22. März 2002 in Mexiko (Auszüge) 89
Kommuniqué des Internationalen Währungs- und Finanzausschusses des Gouverneursrats des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom 20. April 2002 in Washington, DC (gekürzt) 97
Erklärung und Aktionsplan der G-7-Finanzminister und Notenbankgouverneure vom 20. April 2002 in Washington 102
Rede des amerikanischen Botschafters in Berlin, Daniel R. Coats, vor der Amerikanischen Handelskammer in Hannover am 7. Mai 2002 zu den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen (Auszüge) 104
Ansprache des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Willem F. Duisenberg, am 9. Mai 2002 anlässlich der Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen an den Euro (Auszüge) 107
Rede von Bundespräsident Johannes Rau zu den Auswirkungen der Globalisierung am 13. Mai 2002 in Berlin (gekürzt) 110
Rede des deutschen Finanzministers, Hans Eichel, zum Thema "Der Euro - Bilanz und Ausblick" am 15. Mai 2002 in Stuttgart (Auszüge) 117
Kommuniqué der Tagung des Rates der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf Ministerebene vom 15. bis 16. Mai 2002 in Paris (Auszüge) 121
Gemeinsame Erklärung des Geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler, des Generaldirektors der Welthandelsorganisation, Mike Moore, und des Präsidenten der Weltbank-Gruppe, James D. Wolfensohn, vom 16. Mai 2002 zur Doha-Entwicklungsagenda 128
Rede des deutschen Wirtschaftsministers, Werner Müller, zur Entwicklung des Welthandels nach Doha am 16. Mai 2002 in Berlin (Auszüge) 129