Internationale Politik 57 (2002), 4

Titel der Ausgabe 
Internationale Politik 57 (2002), 4
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Das transatlantische Verhältnis nach dem 11.9.2001

Erschienen
Bielefeld 2002: W. Bertelsmann Verlag
Erscheint 
Erscheinungsweise: deutsch (monatlich), russisch (monatlich), englisch (vierteljährlich)
ISBN
1430-175X
Anzahl Seiten
140
Preis
10 EUR

 

Kontakt

Institution
Internationale Politik
Land
Deutschland
c/o
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. Rauchstraße 17-18 10787 Berlin Tel.: +49-(0)30-25 42 31-46 Fax: +49-(0)30-25 42 31-67
Von
Chladek, Tilmann

Das Hauptthema sind die Folgen, die die Anschläge vom 11. September 2001 auf das transatlantische Verhältnis, aber auch für den Platz der USA in der Welt hatten. Der Amerikaner Jeffrey Gedmin verteidigt - bei aller Kritik an einzelnen Punkten - im Großen und Ganzen die amerikanische Politik nach dem 11. September 2001 und fordert von den Partnern der USA, darunter auch Russland, notwendige Anpassungen. Der Brite Quentin Peel dagegen verlangt von den USA eine Berücksichtigung der europäischen Standpunkte, die sich vom amerikanischen unterscheiden, aber deshalb noch nicht feindselig sind.
Karsten Voigt sieht neue Aufgaben für die deutsche Amerika-Politik, um aus den sterilen gegenseitigen Vorwürfen herauszukommen. Manfred Berg untersucht das Verhältnis der USA zu den arabischen Ländern, bei dem er eine Reihe unerledigter Aufgaben erkennt. Stefan Fröhlich vertritt die Meinung, dass trotz aller "neuen Märkte" und neuen Wirtschaftsregionen der transatlantische Wirtschaftsraum noch immer der weltweit wichtigste ist und die USA und Europa wirtschaftlich aufeinander angewiesen sind - trotz aller Konflikte. Georg Schild untersucht, welche nationalen Interessen der USA in der seitherigen Außenpolitik zum Zug gekommen sind. Nicole Gnesotto erörtert mögliche Reaktionsweisen der Europäer auf amerikanischen Unilateralismus und plädiert für eine eigenständige Neudefinition der europäischen außenpolitischen und sicherheitspolitischen Interessen. Helga Haftendorn sieht das Ende der "NATO II" gekommen und fordert deshalb eine "NATO III". Stanley Sloan tritt für eine Vertiefung der transatlantischen Beziehungen ein, da diese für Europa wie für die USA unverzichtbar seien. Peter Molt setzt sich für eine realistische Entwicklungspolitik ein, auf die eine erweiterte, also vernünftige Sicherheitspolitik nicht verzichten könne.

Was die Dokumente in der IP 4/2002 angeht, so schienen die transatlantischen Beziehungen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 enger denn je zu sein; wie fast alle Staaten der Welt standen auch die europäischen Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite der USA. Ein halbes Jahr später hat sich das Bild gewandelt; tiefe Gräben haben sich aufgetan; die gegenseitige Kritik wächst. In Reden und Interviews führender Politiker von beiden Seiten des Atlantiks kommt das Gemeinsame ebenso zum Ausdruck wie das Trennende.

Inhaltsverzeichnis

EDITORIAL

Die einsame Weltmacht S. 1
von Werner Weidenfeld

ANALYSEN / ESSAYS / STANDPUNKTE

Amerika führt. Eine amerikanische Selbsteinschätzung S. 3
von Jeffrey Gedmin
Die Amerikaner, so der Direktor des Berliner Aspen Instituts, leben seit dem 11. September 2001 in einer neuen Welt. Der Kampf gegen den Terror werde die Beziehungen der USA zu Russland, zur arabischen Welt und zu den europäischen Verbündeten tief greifend verändern. Dies verlange vor allem von den Europäern eine Neuorientierung.

Skepsis der Alten Welt. Ein europäischer Blick auf die amerikanische Außenpolitik S. 11
von Quentin Peel
Europa und Amerika haben unterschiedliche Einschätzungen der Risiken und Ursachen des Terrorismus. Während die USA vor allem die Symptome und Erscheinungsformen bekämpfen, wollen die Europäer bei den Ursachen ansetzen. Politisch und militärisch kann Europa nicht mit den USA mithalten, aber es kann danach streben, eine Stimme der Zurückhaltung und der Vernunft zu sein, um die schlimmsten Auswüchse des amerikanischen Unilateralismus zu verhindern.

Global denken!
Neue Themen für die deutsche Amerika-Politik S.19
von Karsten D. Voigt
"Die wichtigste Initiative für die deutsche Amerika-Politik besteht darin, den breiten transatlantischen Dialog aus der vom Kalten Krieg geprägten Mentalität herauszuholen und auf die neuen Umstände auszurichten", so der Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt. Neue globale Themen müssen auf der transatlantischen Tagesordnung stehen, um über eurozentristische Fragen hinaus auch gemeinsam mit Dritten zu verhandeln.

Amerikanische Realpolitik und die muslimische Welt S. 25
von Manfred Berg
Das Image der Amerikaner in der arabisch-islamischen Welt ist laut Meinungsumfragen in neun vorwiegend islamischen Ländern so schlecht wie nie zuvor. Wenn es zu einem Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein kommt, müssen die USA ihre Vorstellungen von einer Neuordnung der Region präzisieren und ihre Verbündeten in der arabischen Welt zu einer vorsichtigen politischen Öffnung drängen.

Die transatlantische Wirtschaftsgemeinschaft. Partner auf Gedeih und Verderb S. 31
von Stefan Fröhlich
Die USA und Europa haben unterschiedliche Ansichten über die Chancen der Globalisierung. Während Amerikaner die Globalisierung überwiegend positiv betrachten, sehen die meisten Europäer in ihr eine Bedrohung. Die enge Verflechtung beider Wirtschaftsräume erfordert aber eine Annäherung an die jeweilig andere Position, was beiden Seiten Zugeständnisse abverlangt.

Amerikanischer Anspruch auf Unilateralismus. Nationale Interessen in der US-Außenpolitik S. 37
von Georg Schild
Die Bedrohung durch den Terrorismus nach dem 11. September hat es der Bush-Regierung erlaubt, eine Sicherheitsarchitektur nach amerikanischen Vorstellungen und nationalen Interessen zu schaffen, die durch zwei Elemente charakterisiert ist: die Terrorbekämpfung und die Schaffung neuer regionaler Sicherheitsstrukturen.

Übermilitarisierung amerikanischer Außenpolitik. Unilateralismus als Folge europäischer Schwäche? S. 43
von Nicole Gnesotto
Europäische Militärschwäche und amerikanischer Unilateralismus sind zwei Seiten derselben Medaille. Wenn in den USA davon ausgegangen wird, dass die Europäer keine ausreichenden Fähigkeiten haben, handeln sie unilateral. Wenn in Europa der Gedanke vorherrscht, die USA handelten eh unilateral, wieso sollte es dann aufrüsten? Um aus diesem Dilemma herauszukommen, muss die EU ihre strategischen Interessen unabhängig von den USA neu definieren.

Das Ende der alten NATO S. 49
von Helga Haftendorn
Der Bedeutungsverlust der NATO seit den Terrorakten des 11. September ist evident. Wenn Europa weder von den USA abgekoppelt werden noch die von ihnen zugedachte Rolle eines Juniorpartners übernehmen will, muss die EU mit einer handlungsfähigen ESVP auftreten. Die NATO sollte sich dieser Entwicklung funktional und institutionell anpassen.

Auszehrung oder Vertiefung? Eine neue Atlantische Gemeinschaft wird gebraucht S. 55
von Stanley R. Sloan
Amerika und Europa stehen jetzt vor der Wahl, das transatlantische Bündnis als ein wesentliches Element ihrer Außenpolitik zerfallen zu lassen oder die Beziehung zu vertiefen. Trotz einer breiten Agenda - Terrorismus, Raketenabwehr, Russland, NATO-Erweiterung und Verhältnis NATO-EU - sollte zusätzlich eine neue "Atlantische Gemeinschaft" aufgebaut werden, nicht um die NATO zu ersetzen, sondern um als themenübergreifendes Beratungsforum zu dienen.

Ein neuer Realismus in der Entwicklungspolitik S. 63
von Peter Molt
Auf die Entwicklungspolitik kommen schwere Zeiten zu. Die Terrorismusbekämpfung vor allem mit militärischen Mitteln steht auf den nationalen Tagesordnungen ganz oben. Das bedeutet nicht nur weniger Aufmerksamkeit für die traditionelle bilaterale Entwicklungszusammenarbeit, sondern Kürzungen der eh schon unzureichenden Mittel. Nur eine erweiterte Definition des Sicherheitsbegriffs, in dem auch politische und soziale Entwicklung als Aufgabe angesehen wird, kann den Bedeutungsverlust aufhalten.

BUCHKRITIK

Eine neue Balance of Power. Amerikanische Diplomatie im 21. Jahrhundert S. 71
von Jürgen Turek
Mit der Wahl von George W. Bush zum amerikanischen Präsidenten und vor allem nach den Ereignissen des 11. September stellt sich die Frage, wie die USA sich selbst und ihre weltpolitische Rolle verstehen. Jürgen Turek stellt ein neues Buch von Henry Kissinger vor, in dem dieser die geopolitische und geostrategische Lage des Landes analysiert und die zukünftigen Herausforderungen Amerikas in der Weltpolitik diskutiert.

Neue Bücher zur internationalen Politik S. 74
Hunter, The European Security and Defense Policy: NATO’s Companion - or Competitor?; Wolf, Partnerschaft oder Rivalität? Sicherheitsbeziehungen zwischen Siegermächten; Junker, Die USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges. Ein Handbuch; Hasenclever, Die Macht der Moral in der internationalen Politik. Militärische Interventionen westlicher Staaten in Somalia, Ruanda und Bosnien-Herzegowina.

DOKUMENTATION

Dokumente zum Stand der transatlantischen Beziehungen S. 79

Rede des amerikanischen Präsidenten, George W. Bush, am 15. Juni 2001 in der Universität Warschau (gekürzt) S. 81

Rede des amerikanischen Botschafters in Deutschland, Daniel R. Coats, über diedeutsch-amerikanischen Beziehungen am 12. Oktober 2001 in Berlin (gekürzt) S. 85

Rede des britischen Außenministers, Jack Straw, über Europa nach dem 11. September beim Centre for European Reform am 11. Dezember 2001 in London (gekürzt) S. 94

Rede des Stellvertretenden amerikanischen Verteidigungsministers, Paul Wolfowitz, auf der 38. Konferenz für Sicherheitspolitik am 2. Februar 2002 in München (gekürzt) S. 99

Rede von Senator John McCain (Arizona) auf der 38. Konferenz für Sicherheitspolitik am 2. Februar 2002 in München S. 104

Rede des deutschen Verteidigungsministers, Rudolf Scharping, auf der 38. Konferenz für Sicherheitspolitik am 3. Februar 2002 in München S. 109

Interview des französischen Außenministers, Hubert Védrine, mit "France Inter" am 6. Februar 2002 (Auszüge) S. 112

Rede des Koordinators für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt, Karsten D. Voigt, über den Kampf gegen den Terrorismus und seine Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen im American German Business Club am 12. Februar 2002 in Frankfurt am Main (gekürzt) S. 115

Interview des deutschen Außenministers, Joschka Fischer, mit der Tageszeitung "Die Welt" vom 12. Februar 2002 (Auszüge) S. 120

Artikel des für Außenbeziehungen zuständigen Mitglieds der Europäischen Kommission, Chris Patten, über die transatlantischen Beziehungen, erschienen in der "Financial Times" am 15. Februar 2002 S. 122

Rede des deutschen Bundespräsidenten, Johannes Rau, über Globalisierung und transatlantische Partnerschaft vor dem Detroit Economic Club am 20. Februar 2002 in Detroit (gekürzt) S. 124

Rede des amerikanischen Präsidenten, George W. Bush, zur zweiten Phase des Krieges gegen den Terror am 11. März 2002 in Washington (gekürzt) S. 127

Rede der Leiterin der Abteilung Europäische und Eurasische Angelegenheiten im amerikanischen Außenministerium, Elizabeth Jones, über die Vereinigten Staaten und Europa vor dem Unterausschuss Europa des Repräsentantenhauses am 13. März 2002 in Washington (gekürzt) S. 131

Weitere Hefte ⇓
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Sprache
Bestandsnachweise 0014-2476