Internationale Politik 62 (2007), 2

Titel der Ausgabe 
Internationale Politik 62 (2007), 2
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Der Weltklima Konflikt

Erschienen
Frankfurt am Main 2007: Societäts Verlag
Erscheint 
Erscheinungsweise: deutsch (monatlich), russisch (monatlich), englisch (vierteljährlich)
ISBN
419672150995602
Anzahl Seiten
144 Seiten
Preis
9,95 €

 

Kontakt

Institution
Internationale Politik
Land
Deutschland
c/o
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. Rauchstraße 17-18 10787 Berlin Tel.: +49-(0)30-25 42 31-46 Fax: +49-(0)30-25 42 31-67
Von
INTERNATIONALE POLITIK

Der Weltklimakonflikt Probieren geht über Studieren, weiß der Volksmund. Was man am eigenen Körper spürt, das tut ganz unmittelbar weh – und befördert so unangenehme Erkenntnisse, die man lieber verdrängt hätte. In diesem Sinne leistete Orkan „Kyrill“, der am 18. Januar über Europa zog, was unzählige wissenschaftliche Warnungen bisher kaum vermocht hatten: Er schreckte die Deutschen auf. Denn er demonstrierte hautnah, wie verheerend sich der Klimawandel auch in unseren gemäßigten Breiten auswirken wird. Wenn nicht mehr nur Bangladesch und New Orleans überschwemmt werden, sondern der deutsche Bahnverkehr zusammenbricht und das Meer die Nordfriesischen Inseln zerfrisst, dann gewinnt eine Gefahr plastische Umrisse, die hierzulande eher als ferne Bedrohung wahrgenommen wurde. Die durch die Treibhausgasemissionen verursachten weltweiten Klimaveränderungen sind eine fundamental neue Herausforderung. Noch nie in der Geschichte der Erde hat es einen so grundlegenden Wandel biologischer und physikalischer Prozesse gegeben, der zudem noch menschengemacht ist. Die Dimension der Aufgabe verändert auch die klassischen Koordinaten der Außenpolitik. „Nicht länger kann effektive Außenpolitik sich in der Verteidigung enger so genannter ‚nationaler Interessen‘ erschöpfen“, schreiben in dieser IP Wolfgang Sachs und Hermann E. Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: „Das nationale Interesse umfasst heute über eine Vielzahl von Rückkopplungs- und Kaskadenmechanismen das Wohlergehen aller Menschen auf diesem Planeten. Das bedeutet aber auch: Das nationale Wohl ist nicht länger der Bezugsrahmen für eine aufgeklärte Außenpolitik, sondern vielmehr das Gemeinwohl der Weltgesellschaft.“ Was heißt das konkret für die deutsche Politik? „Die wachsende Interdependenz der Probleme und der politischen Arenen“, so Umweltminister Sigmar Gabriel in dieser IP, erzwinge auch in der Umweltpolitik einen Paradigmenwechsel: „Der Reparaturbetrieb der Vergangenheit wird zum Konstruktionsbüro für die Zukunft.“ Die Klimakatastrophe ist kein unausweichliches Schicksal. Noch bleiben 15 Jahre Zeit, um durch radikales energiepolitisches Umsteuern die schlimmsten Folgen abzuwenden. Dabei muss Europa die globale Führungsrolle übernehmen. Jetzt, unter deutscher EU-Präsidentschaft, müssen die entscheidenden Weichen gestellt werden.

Sabine Rosenbladt, Chefredakteurin

Inhaltsverzeichnis

Der Weltklimakonflikt
6
Wolfgang Sachs und Hermann E. Ott
Öljunkies auf Entzug!
Umwelt- und Ressourcenkrise: Bewährungsprobe für die Weltinnenpolitik
Der Kuchen wird kleiner, der Hunger größer,
die Anzahl der Gäste auch: Die Grenzen des Wachstums kehren als geopolitische Konflikte zurück, als soziale Grenzen fossiler Energienutzung. Die Umwelt- und Ressourcenkrise gerät zur Bewährung postnationaler Politik,
ihre Überwindung zum Maß globaler Gerechtigkeit.

16
Gerd Rosenkranz
Zum Erfolg verdammt
Klimawandel und Rohstoffkrise können nur gemeinsam gemeistert werden
Der Schlüssel zur Bewältigung der beiden Großrisiken des
21. Jahrhunderts liegt in einer veränderten Energiepolitik, die auf Einsparung,
Effizienz und Erneuerbarkeit setzt. Die EU hält diesen Schlüssel in der
Hand – es liegt an ihr, die globale Energiewende einzuleiten, welche die Bürger
längst wollen und die Energiewirtschaft noch immer blockiert.

28
Sigmar Gabriel
„New Deal“ für Wirtschaft und Umwelt
Für eine neue Umweltpolitik, die sich nicht gegen den Markt richtet, sondern ihn nutzt
Ökologie und Ökonomie wurden lange Zeit fälschlich als
Gegensatzpaar gehandelt. Eine neue Umweltpolitik richtet sich nicht gegen
den Markt, sondern nutzt ihn, um umweltfreundlichen Technologien und
ressourcensparenden Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen. Dafür
hat der Staat die Rahmenbedingungen zu setzen und die Impulse zu geben
– eine Strategie, von der beide Seiten gleichzeitig profitieren.

38
Claudia Kemfert
Die Kosten des Klimawandels
Der Mensch heizt die Erde auf – was muss er dafür bezahlen?
Steigende Temperaturen, steigender Meeresspiegel, sinkendes
Land: Die globale Erwärmung ist in vollem Gang, verursacht von Jahr zu Jahr
enormere Schäden, welche die Weltwirtschaft in die Rezession treiben können.
Dagegen sind die Kosten einer sofortigen Klimaschutzpolitik deutlich
geringer – und zwingen die CO2-Verursacher zu Handel und Kooperation.

46
Peter Höppe
Apocalypse now
Klimawandel und Naturkatastrophen: Vor uns die Sintflut
Krisenherd Klima: Hurrikan Katrina wütete in New Orleans
und vernichtete im Rekordschadensjahr 2005 über 125 Milliarden Dollar.
War der Wirbelstrum Vorbote noch schlimmerer Zerstörungen? Die Georisikoforscher
der Münchener Rück warnen: Wetterbedingte Naturkatastrophen
nehmen zu – höchste Zeit, die globale Erwärmung noch zu bremsen.

54
Reinhard Loske / Jan Zilius
Vorreiter um jeden Preis?
Konzepte gegen die Klimakrise. Eine Debatte
Ob und wie weit wir in Deutschland und der EU nennenswerte C02-Reduktionsziele
erreichen, hängt vor allem von der Wahl unserer Energieträger ab:
Dürfen wir weiter Kohle verfeuern? Was bedeutet der Austieg aus der Kernenergie?
Welchen Beitrag können Sonne, Wind und Biomasse leisten? Zwei
Antworten, zwei Meinungen – aus Energiepolitik und Energiewirtschaft.

60
Reinhold Kopp
Hol den Tiger aus dem Tank
Biokraftstoffe – Königsweg zu einer nachhaltigen Mobilität?
Klimawandel, Energiekrise und weltweit wachsender Verkehr
setzen auch die Automobilindustrie unter Druck. Der Einsatz von Biokraftstoffen
der zweiten Generation ermöglicht aus Sicht von Europas größtem
Fahrzeughersteller einen Ausweg – er vermeidet CO2-Emissionen, erhöht
die Versorgungssicherheit und ermöglicht kosteneffiziente Mobilität.

66
Frank Biermann
Berlin ist am Zug
Europa muss mit dem Süden eine Weltklimapolitik formulieren – auch ohne die USA
Bei der Eindämmug der Erderwärmung wächst der EU eine
Führungsrolle zu. Will sie an den Zielen Kyotos festhalten und ein universelles
Klimaregime aufbauen, darf sie sich nicht auf Amerikas Verlangen nach
unverbindlichen Absprachen einlassen. Ob sie damit Erfolg hat, entscheidet
auch das Land, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat: Deutschland.

75
Petra Holtrup Mostert
Transatlantisches Tauwetter
Warum die Chancen für eine neue US-Klimapolitik besser stehen denn je
Kyoto hin, Kyoto her: Einen echten Durchbruch im
Kampf gegen den Treibhauseffekt wird es ohne Mitwirkung der USA nicht
geben. Grund zur Hoffnung bieten neben dem Wahlsieg der Demokraten im
vergangenen Herbst die klimapolitischen Initiativen abseits der Regierungspfade.
Hier kann und muss der transatlantische Dialog ansetzen.

82
Christof Mauch und Kiran Klaus Patel
Raubbau und Rettung
Natur- und Umweltschutz in den USA und Deutschland: ein Vergleich
In den USA wie in Deutschland war Umweltschutz
lange Zeit gleichbedeutend mit der selektiven Bewahrung ausgewählter
Naturschönheiten bei gleichzeitiger Plünderung der Naturressourcen.
Erst seit kurzem bestimmt die gemeinsame Einbettung in eine globale
Umwelt die politische Agenda – mit unterschiedlichen Konsequenzen.

Internationale Politik
92
AMERIKA
Irakisches Roulette von John C. Hulsman
Der Irak-Krieg und seine Folgen für die amerikanische Innenpolitik

Die von der Regierung Bush angeordnete Truppenverstärkung
wird die Lage im Irak nicht grundlegend ändern. Wichtiger ist die
Frage, welchen politischen Niederschlag sie in Amerika finden wird. Denn
der Irak wird immer mehr zum beherrschenden Thema werden und mit
entscheiden, wer der nächste Präsident der USA wird.

98
NAHOST
Warum ich Israel kritisiere von Alfred Grosser
Die israelische Politik ist unrecht. Wer sie bekämpft, ist kein Antisemit
Ich wurde als Jude von den Deutschen verachtet – und glaubte
nach Auschwitz doch an unsere gemeinsame Zukunft. Ich verstehe nicht, dass
Juden heute andere verachten und sich das Recht nehmen, im Namen der
Selbstverteidigung unbarmherzig Politik zu betreiben. Verständnis für die Leiden
der anderen – gilt dieser Grundwert Europas nicht erst recht für Israel?

110
DEUTSCHE AUSSENPOLITIK
Dabei ohne Debatte von Jochen Thies
Plädoyer für einen außen- und sicherheitspolitischen Diskurs in Deutschland
Vor rund 15 Jahren betrat das wiedervereinigte Deutschland
die Weltbühne. Doch eine außen- und sicherheitspolitische Debatte über
die Rückkehr des Landes in die internationale Politik findet bis heute nicht
statt. Mittlerweile ist diese Auseinandersetzung überfällig – auch wegen
der bedrohlichen Lage in Afghanistan.

116
GLOBALISIERUNG
Vorneweg statt hinterher von Ditmar Staffelt
Deutschland braucht eine Globalisierungsstrategie
Deutschland kann einen wichtigen Beitrag zur politischen
Steuerung der Globalisierung leisten. Besonders im Klimaschutz verfügt
das Land über einen reichen Erfahrungsschatz und das notwendige technische
Know-how. Hier sollte es eine Vorreiterrolle übernehmen und sich in
der multipolaren Weltordnung selbstbewusst platzieren.

124
RUSSLANDBILDER
Hurra, wir konsumieren! von Stefan Scholl
Russlands Verhältnis zum Westen zwischen Kaufrausch und Borat-Bashing
Die politischen Journale Russlands beschäftigten sich nicht erst
zur Jahreswende mit dem Verhältnis Russlands zur Welt. Gerade die Beziehungen
zum Westen stellen für die großen Moskauer Zeitschriften einen
ständigen Anlass dar, um Russlands Rolle im internationalen Geschehen
immer wieder neu zu bestimmen.

128
BUCHKRITIK
Wende oder Ende
von Danyel Reiche, Matthias Corbach, Reinhard Loske, Thomas Rid und Jan Techau
Rezepte zur Rettung des Planeten, Einblicke in die Führungsspitze
von Al-Qaida und Annäherung an ein Mysterium namens „Leadership“

Kolumnen
90
WERKSTATT DEUTSCHLAND von Karl-Rudolf Korte
Koalition der Willigen
Warum die Bundesregierung ihr Potenzial nicht ausschöpft

108
ÖKONOMIE von Birger P. Priddat
Elite hier, Einfalt dort
Welche Konsequenzen hat die Viergliederung des Hochschulsystems?

122
KULTUR von Lorenz Jäger
Willkommen in der Wirklichkeit
Neue Vorstöße und alte Rückzüge im Historikerstreit

136
TECHNOLOGIE von Tom Schimmeck
Versprochen, gebrochen
Genforschung und Gentherapie: Was bleibt von den großen Hoffnungen?

Service
4
Rückschau / IP-Frage

138 Dokumentation
141 Leserforum
142 Impressum
144 Vorschau
www Nachwuchsforum, Veranstaltungskalender

Weitere Hefte ⇓