Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 75 (2024)

Titel der Ausgabe 
Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 75 (2024)

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Institution
Geschichte in Wissenschaft und Unterricht
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Michael Sauer Universität Göttingen Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte Didaktik der Geschichte Waldweg 26 37073 Göttingen Tel. 0551/39-13388 Fax 0551/39-13385
Von
Michael Sauer, Didaktik der Geschichte, Georg-August-Universität Göttingen

Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung (QLB) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hatte zum Ziel, auf breiter Basis Impulse für Innovationen und Optimierungen der Lehrerbildung an den Hochschulen zu geben. Projekte mit geschichtsdidaktischer Beteiligung sind bislang noch nicht in einem standortübergreifenden Überblick betrachtet worden. Genau diesen will das vorliegende Heft bieten, indem es zehn einschlägige Vorhaben vorstellt. Universitäre Kolleginnen und Kollegen haben damit die Möglichkeit zu prüfen, ob andernorts entwickelte Ideen auch für die eigenen Ausbildungsangebote relevant sein könnten. Und auch außerhalb des universitären Raumes werden so die Konzepte und Erträge der Projekte publik gemacht.

Die Reihung der Beiträge orientiert sich an vier inhaltlichen Schwerpunkten. Den Auftakt bilden drei Projekte, bei denen es um eine Erweiterung bzw. Spezifizierung des Curriculums ging. Monika Fenn und Tim Brösel (Potsdam) berichten über die Entwicklung spezieller Überblicksvorlesungen, die – flankiert durch Lehr-Lernvideos – gezielt das Fachwissen von Lehramtsstudierenden fördern und dessen berufsfeldbezogene Relevanz plausibel machen. An der Universität Göttingen sind im Rahmen der QLB vier Zusatzzertifikate, zwei davon mit geschichtsdidaktischer Beteiligung, eingerichtet worden (Nikola Forwergk, Corinna Link, Michael Sauer). Einer Erweiterung des Curriculums in Richtung auf eine „Kulturbezogene Professionalisierung“ widmete sich ein QLB-Projekt an der Universität Bamberg (Benjamin Reiter, Adrianna Hlukhovych).

„Digitalität“ war ein klar erkennbarer Schwerpunkt der geschichtsdidaktischen QLB Maßnahmen. Das Projekt „GeschichtePLUSdigital“ an der Universität München (Daniela Andre, Angelika Pleyer) wollte angehenden Lehrkräften einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien vermitteln. „Ad fontes 2.0“ an der Universität Leipzig, umgesetzt von Anja Neubert und Friederike Seever, befasste sich mit der Frage, ob, wie und warum digitale Sammlungen der Quellenorientierung im Geschichtsunterricht zu einer Erneuerung und Vertiefung verhelfen könnten. An der RWTH Aachen waren zwei einschlägige Projekte an gesiedelt (Christian Kuchler, Kristopher Muckel): Das Lehr-Lern-Labor „goAIX!“ widmete sich der Erforschung von „Historischen Orten“, ein Promotionsprojekt erschloss histori sche Zeitungen und digitale Zeitungsarchive für den Geschichtsunterricht.

Prominent in den QLB-Vorhaben vertreten war Forschendes Lernen. Ein Projekt an der Universität Mainz (Meike Hensel-Grobe, Heidrun Ochs) befasste sich mit der Frage, über welche fachbezogenen Raumkonzepte Studierende verfügen und wie man sie erfassen kann. Wiederum in Göttingen angesiedelt war ein Projekt, das darauf abzielte, Forschendes Lernen konzeptionell sichtbar in fachdidaktische Hochschullehre zu implementieren (Friederike Runge, Michael Sauer).

Ebenfalls breit in der QLB thematisiert wurden Praxisphasen. Sie nehmen in der Lehrerbildung immer größeren Raum ein und ihnen wird eine erhebliche Bedeutung im Ausbildungsprozess zugeschrieben – nicht zuletzt von Studierenden. Das von Jörg van Norden und Thomas Must verantwortete Projekt an der Universität Bielefeld beschäftigte sich em pirisch mit der Kompetenzentwicklung von Studierenden im Kontext des Praxissemesters – mit bedenklichen Befunden. Florian Haake und Oliver Plessow (Rostock) schließlich be richten über ein Projekt zur Qualifizierung von Mentorinnen und Mentoren.

Die QLB sollte eine Entwicklungsdynamik in Gang setzen, von der universitäre Leh rerbildung in ihrer Aufstellung, Ausstattung und Akzeptanz profitieren kann. Elementare Voraussetzung dafür ist, dass die einzelnen Vorhaben weiterexistieren oder weiterwirken. Wie weit dies tatsächlich der Fall sein wird, dürfte nicht zuletzt von entsprechenden finanziellen Ressourcen abhängen.

Inhaltsverzeichnis

Abstracts (S. 2)
Editorial (S. 4)
Beiträge

BEITRÄGE

Monika Fenn/Tim Bräsel
Förderung von erweitertem, vertieftem Fachwissen im Geschichts(lehramts)studium (S. 5)

Nikola Forwergk/Corinna Link/Michael Sauer
„Unterrichten von Gesellschaftslehre“ und „Bilinguales Unterrichten“ (S. 15)

Benjamin Reiter/Adrianna Hlukhovych
Kulturelle Lehrerinnen- und Lehrerbildung profilieren (S. 26)

Daniela Andre/Angelika Pleyer
Digitalität im Geschichtsunterricht – Herausforderungen oder Bereicherung in der Lehrerkräftebildung? (S. 35)

Anja Neubert/Friederike Seever
Ad fontes 2.0
Warum und wie digitale Sammlungen der Quellenorientierung im Geschichtsunterricht zum Comeback verhelfen könnten (S. 45)

Christian Kuchler/Kristopher Muckel
Historisch Lernen in einer digitalen Welt (S. 58)

Heidrun Ochs/Meike Hensel-Grobe
Das Lehr-Lern-Forschungslabor
Geschichte in Mainz (S. 67)

Friederike Runge/Michael Sauer
Forschendes Lernen in der geschichts didaktischen Hochschullehre (S. 76)

Jörg van Norden/Thomas Must/Johanna Lojewski
Historisch denken Lernen braucht problemorientierte Gegenwartsbezüge
Empirische Erkenntnisse zur narrativen Kompetenz bei Studierenden (S. 84)

Florian Haake/Oliver Plessow
Mentor⁎innenqualifizierung im Fach Geschichte (S. 95)

LITERATURBERICHT

Alexander Gallus
Deutschland nach 1945 (S.104)

NACHRICHTEN (S.122)

AUTORINNEN UND AUTOREN (S. 128)

ABSTRACTS

Monika Fenn/Tim Bräsel
Förderung von erweitertem, vertieftem Fachwissen im Geschichts(lehramts)studium
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 5–14
Der Beitrag beantwortet zunächst die Frage, welche Art von Fachwissen grundlegend für Geschichtslehrkräfte sei, über die Darstellung des Potsdamer Modells des erweiterten, vertieften Fachwissens in geschichtskulturellen Anwendungsbezügen (eFWaK). Anschließend wird die Konzeption einer Überblicksvorlesung mit ergänzenden Lehr-Lernvideos beschrieben, die dieses besondere, professionsbezogene Fachwissen thematisiert.

Nikola Forwergk/Corinna Link/Michael Sauer
„Unterrichten von Gesellschaftslehre“ und „Bilinguales Unterrichten“
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 15–25
Der Beitrag berichtet über zwei Zertifikatsangebote, die Lehramtsstudierende der Fächer Geschichte, Geographie und Politik an der Universität Göttingen in Ergänzung ihres obligatorischen Studiums absolvieren können. Sie wurden – zusammen mit weiteren Zertifikatsangeboten – im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung entwickelt und sind inzwischen fest etabliert.

Benjamin Reiter/Adrianna Hlukhovych
Kulturelle Lehrerinnen- und Lehrerbildung profilieren
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 26–34
Eine der zentralen Funktionen von Schule ist die Enkulturation Heranwachsender, weshalb Lehrkräfte wichtige Akteurinnen und Akteure kultureller Bildung sind. In einer globalisierten und von kultureller Diversität geprägten Gesellschaft steht diese Enkulturationsfunktion zusehends unter Verarbeitungsdruck. Das Teilprojekt KulturPLUS des Projekts WegE an der Universität Bamberg reagierte auf diese Herausforderungen im Rahmen der universitären Lehrkräftebildung und verfolgte seit 2016 den Zweck, (angehende) Lehrkräfte an der Universität Bamberg zum kompetenten Umgang mit Kulturalität zu befähigen.

Daniela Andre/Angelika Pleyer
Digitalität im Geschichtsunterricht – Herausforderung oder Bereicherung in der Lehrkräftebildung?
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 35–44
Das Projekt GeschichtePLUSdigital der
LMU München verfolgte das Ziel, Lehramtsstudierende zu einem reflektierten und kreativen Umgang mit digitalen Medien im Geschichtsunterricht zu befähigen. Ausgehend vom Lernen über, an und mit digitalen Medien bzw. im digitalen Medium wurden in Lehrveranstaltungen bereits vorhandene Ressourcen kritisch betrachtet, digitale Werkzeuge angewandt und digitale Inhalte erstellt.

Anja Neubert/Friederike Seever
Ad fontes 2.0
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 45–57
Geschichtsdidaktische und unterrichtliche Auseinandersetzungen im Kontext der Digitalisierung fokussieren aktuell insbesondere geschichtskulturelle Formate und die Produktion bzw. Dekonstruktion medial gedeuteter Geschichte. Der Beitrag hingegen plädiert für eine stärkere Thematisierung digital repräsentierter Vergangenheit. Im Zentrum steht dabei das Lehr-Lernkonzept „Historisches Lehren und Lernen mit digitalen Sammlungen“, mit dem sich die Professur für Geschichtsdidaktik Leipzig im Zuge der Qualitätsoffensive Lehrerbildung am Verbundprojekt „PraxisdigitaliS – Praxis digital gestalten in Sachsen“ beteiligt.

Christian Kuchler/Kristopher Muckel
Historisch Lernen in einer digitalen Welt
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 58–66
Im Zuge der beiden Förderphasen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung wurden an der RWTH Aachen zwei geschichtsdidaktische Teilprojekte eingerichtet. Bei beiden, dem Lehr-Lern-Labor „goAIX!“ sowie dem Dissertationsprojekt „Historische Zeitungen und digitale Zeitungsarchive im Geschichtsunterricht“, steht die Beziehung von historischem Lernen und Digitalität im Mittelpunkt.

Heidrun Ochs/Meike Hensel-Grobe
Das Lehr-Lern-Forschungslabor Geschichte in Mainz
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 67–75
Im Teilprojekt LLF Geschichte des Projektes „Lehr-Lern-Forschungslabore (LLF) als Orte vertieften Lernens“ der JGU Mainz steht u.a. die Beschäftigung mit dem Fach wissen in Verbindung mit dem fachdidaktischen Wissen im Zentrum. Damit befasst sich auch die jüngste, pandemiebedingt noch offene Studie „Geschichte vor Ort lehren und lernen“. Sie untersucht die Repräsentation von Raumkonzepten im Fachwissen von Studierenden anhand ihrer Erzählungen zu Geschichte im Raum auf Exkursionen und geht den Fragen nach, wie fachbezogene Raumkonzepte von den Studierenden erfasst und vor Ort für Sinnbildungen genutzt werden.

Friederike Runge/Michael Sauer
Forschendes Lernen in der geschichtsdidaktischen Hochschullehre
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 76–83
Ziel des beschriebenen Projekts an der Universität Göttingen war es, über „Foschendes Lernen“ bei den Studierenden den Erwerb eines forschend-reflexiven Habitus zu fördern. „Forschendes Lernen“ sollte verstärkt als Konzept in der Lehre verankert und entsprechende Bausteine in die Module und Veranstaltungen implementiert werden.

Jörg van Norden/Thomas Must/Johanna Lojewski
Historisch denken Lernen braucht problemorientierte Gegenwartsbezüge
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 84–94
Die Qualitätsoffensive Lehrer⁎innenbildung ermöglichte in der Universität Bielefeld eine Studie zur Lernprogression narrativer Kompetenz bei Studierenden des Lehramts Geschichte während des Praxissemesters. Der Vergleich mit ähnlichen Untersuchungen im schulischen Bereich zeigt, dass problemorientierte Gegenwartsbezüge intensiviert werden müssen, wenn historisches Lernen auf die Verknüpfung von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft abzielen soll, die zur Lösung aktueller Fragen beiträgt.

Florian Haake/Oliver Plessow
Mentor⁎innenqualifizierung im Fach Geschichte
GWU 75, 2024, H. 1/2, S. 95–102
Der Praxisbericht beschreibt ein Teilprojekt der Qualitätsoffensive Lehrerbildung in Mecklenburg-Vorpommern zur Ausbildung von Mentor⁎innen im Fach Geschichte. Das Ziel des Projekts war, Mentor⁎innen dazu zu befähigen, Studierende und Referendar⁎innen während ihrer ersten Praxiserfahrungen effektiver zu betreuen. Das Teilprojekt verknüpfte die verschiedenen Phasen der Lehrer⁎innenausbildung miteinander und förderte eine wissenschaftlich gerahmte Reflexion der Vermittlungsanstrengungen.

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