Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW) 50 (2022), 12

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW) 50 (2022), 12
Weiterer Titel 
Schockwellen. Der russische Angriffskrieg und seine Folgen

Erschienen
Zürich 2022: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
Jahresabonnement CHF 95,00 / EUR 81,00; Abo für Studierende CHF 50,00 / EUR 42,00; Einzelheft CHF 15,00 / EUR 13,00

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Regula Zwahlen, RGOW, Religion & Gesellschaft in Ost und West (RGOW)

In dieser Ausgabe gehen wir den Schockwellen nach, die der russische Angriffskrieg in Europa ausgelöst hat. Die militärische Eskalation des Kremls und die gezielte Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur vermögen jedoch den Widerstandswillen der Ukrainerinnen und Ukrainer nicht zu brechen. Mit der Teilmobilmachung in Russland ist der Krieg nun auch in jeder russischen Familie angekommen und hat eine beispiellose Fluchtbewegung vor allem junger Männer ausgelöst.

Unmittelbar von Russlands Revisionismus bedroht sieht sich auch die Republik Moldau, und Litauen drängt, u.a. zusammen mit Tschechien, innerhalb der EU und NATO auf ein schärferes Vorgehen gegen Russland. Vor eigenen Herausforderungen steht Serbien, dessen bisheriger Mittelkurs zwischen Russland und der EU sich schwer aufrecht erhalten lässt, und auch Georgien macht durch eine widersprüchliche Politik von sich reden.

Inhaltsverzeichnis

Volodymyr Fesenko: Ukrainische Konsolidierung und russische Eskalation. Szenarien für ein Kriegsende
Die menschlichen Opfer und Infrastruktur-Schäden des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind immens, doch der Widerstandswille der ukrainischen Gesellschaft ist ungebrochen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die internationale militärische und finanzielle Unterstützung für die Ukraine. Von dieser und den innenpolitischen Entwicklungen in Russland hängt das künftige Szenario des Kriegsendes ab.

Alexander Kynev: Einschränkungen und Entpolitisierung: Regionalwahlen in Russland
Die expansive Außenpolitik des Kremls und die repressive Innenpolitik hängen zusammen. Mit dem Krieg gegen die Ukraine reagierte die russische Regierung auf für sie ungünstige innenpolitische Entwicklungen. Die Regionalwahlen im September 2022 fanden unter den Bedingungen der Zensur statt, die das politische Leben im Land lähmen. Aufgrund ihrer Unterstützung des Krieges verlor die Kommunistische Partei ihre Wahlerfolge vom Vorjahr, als sie von der Proteststimmung profitiert hatte.

Regula Spalinger im Gespräch mit Irina Lebedeva: Soldatenmütter: „Der Krieg betrifft nun jede Familie“
Die Teilmobilmachung in Russland am 21. September 2022 hat die Anfragen an die „Soldatenmütter“ nochmals erhöht. Oftmals bleibt den Männern nur die Flucht ins Ausland, um der Einberufung zu entgehen. Kriegsdienstverweigerer werden gewaltsam eingezogen, auch Zivildienstleistende erhielten schon Einberufungsbefehle. Mit ihren Menschenrechtsseminaren leisten die „Soldatenmütter“ rechtliche Aufklärungsarbeit.

Kai-Olaf Lang: Konflikt statt Partnerschaft: Litauen und Russland
Seit 1991 ist es nie zu einer dauerhaften Normalisierung der nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Litauen und Russland gekommen. Fragen der Geschichte, der Energie, der Geopolitik und der Sicherheit führten immer wieder zu Zerwürfnissen. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine drängt Litauen innerhalb der EU und der NATO auf ein schärferes Vorgehen gegen Russland. Die russische Exklave Kaliningrad ist von einem Pilotprojekt für Kooperation zu einem Sicherheitsrisiko geworden.

Filip Karfík: Große Hilfsbereitschaft. Tschechien und der Krieg gegen die Ukraine
Tschechien hat als eines der ersten Länder schwere Waffen an die Ukraine geliefert und zahlreiche ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Die große Unterstützung ist auch auf die Erfahrungen der sowjetischen Invasion von 1968 zurückzuführen. Gleichzeitig gibt es Versuche einer prorussischen Desinformationskampagne und Proteste mit prorussischen Untertönen.

Klemens Büscher: Eine Chance, viele Gefahren: Zur Lage der Republik Moldau
Unter dem Eindruck des russischen Kriegs gegen die Ukraine hat die Republik Moldau den langersehnten EU-Kandidatenstatus erhalten. Allerdings ist die von Russland ausgehende Bedrohung für die Sicherheit des Landes größer denn je. Auch die wirtschaftlichen Probleme, unter anderem aufgrund der Abhängigkeit von russischem Gas, haben sich deutlich verschärft. Zudem stellen die zahlreichen ukrainischen Flüchtlinge für das sowieso schon arme Land eine enorme Herausforderung dar.

Levan Kakhishvili: Russlands Invasion als Element des innenpolitischen Machtkampfs in Georgien
Die georgische Regierung hat anfänglich eher zögerlich auf den russischen Angriffskrieg reagiert, gleichzeitig trug sie alle UN-Resolutionen gegen Russland mit. Grund für diese scheinbar widersprüchliche Politik ist, dass die Regierungspartei „Georgischer Traum“ die Invasion in der Ukraine als Mittel im innenpolitischen Machtkampf zu nutzen versucht. Die georgische Gesellschaft zeigte hingegen in großen Demonstrationen ihre Unterstützung für die Ukraine und fordert ein aktiveres Vorgehen ihrer Regierung.

Elisabeth Kaestli im Gespräch mit Xhevahire Balaj: „Du weißt nicht, wohin du gehst und was dich erwartet“
Der Krieg in der Ukraine hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Bei vielen Menschen in Kosovo, hat er schlimme Erinnerungen an das eigene Kriegserleben 1998/99 hervorgerufen und viele Traumatisierte wurden retraumatisiert. Mit der Psychologin und Traumatherapeutin Xhevahire Balaj sprach Elisabeth Kaestli in Prishtina über die psychologischen Folgen des Ukraine-Krieges für die kosovarische Bevölkerung.

Igor Novaković: In der Zwickmühle: Serbien und der Krieg gegen die Ukraine
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine steckt Serbien in einem Dilemma. Einerseits möchte Serbien Russland, seinen langjährigen politischen Unterstützer insbesondere in der Kosovo-Frage, nicht verärgern und hat bisher keine EU-Sanktionen übernommen. Andererseits soll der EU-Integrationsprozess nicht durch eine prorussische Haltung erschwert werden. Hinzu kommen weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.

BUCHANZEIGEN
Gwendolyn Sasse: Der Krieg gegen die Ukraine. Hintergründe, Ereignisse, Folgen. München 2022

Lincoln E. Flake: Defending the Faith. The Russian Orthodox Church and the Demise of Religious Pluralism. Stuttgart 2021

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