Religion und Gesellschaft in Ost und West (2021), 11

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2021), 11
Weiterer Titel 
Religion und Politik in Südosteuropa

Erschienen
Zürich 2021: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
Jahresabonnement CHF 91,00 / EUR 75,00; Abo für Studierende CHF 48,00 / EUR 40,00; Einzelheft CHF 12,00 / EUR 10,00

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Regula Zwahlen, RGOW, Religion & Gesellschaft in Ost und West (RGOW)

Bulgarien befindet sich seit dem Sommer 2020 in einer politischen Dauerkrise, die durch die Corona-Pandemie noch verschärft wird. Der ehemalige Ministerpräsident Bojko Borisov versuchte dabei, die Bulgarische Orthodoxe Kirche für seinen Wahlkampf einzuspannen. In Montenegro setzt Präsident Milo Đukanović zum eigenen Machterhalt zunehmend auf einen Konfrontationskurs gegenüber der Serbischen Orthodoxen Kirche. Vergewaltigungsvorwürfe gegen einen renommierten Regisseur haben 2021 auch in Serbien eine #MeToo-Bewegung ausgelöst. Weitere Beiträge zu Religion und Politik in Südosteuropa behandeln den Islam bei den Albanern in Nodmakedonien, die Rolle der orthodoxen Kirche im griechischen Unabhängigkeitskrieg 1821 sowie den Bau der ersten offiziellen Moschee in Athen.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

SÜDOSTEUROPA

Maria Cheresheva: Politische Krise und Gesundheitskatastrophe in Bulgarien

In Bulgarien fällt die vierte Corona-Welle mit einer langandauernden politischen Krise zusammen. Nach massiven Protesten gegen die vormalige Regierung unter Bojko Borisov, der mehrere Korruptionsskandale zur Last gelegt werden, wird in diesem Jahr bereits zum dritten Mal ein neues Parlament in Bulgarien gewählt.

Vladislav Atanassov: Do ut des? Borisov und die Bulgarische Orthodoxe Kirche im Wahlkampf

Im Wahlkampf versuchte der ehemalige Ministerpräsident Bojko Borisov mit seinen Wohltaten für die Bulgarische Orthodoxe Kirche zu punkten. Einzelne Bischöfe haben sich hinter Borisov gestellt, während die Kirchenleitung um politische Neutralität bei den Wahlen bemüht ist. Viele Gläubige missbilligen die Vereinnahmung der Kirche zu politischen Zwecken.

Robert Pichler: Religiöse Erneuerung: Islam bei den Albanern Nordmakedoniens

Zum Selbstbild der albanischsprachigen Bevölkerung in Südosteuropa und in der Diaspora gehört das Narrativ der religiösen Toleranz. Gleichwohl spielte und spielt der Islam bei den muslimischen Albanern eine wichtige Rolle. In der postsozialistischen Zeit lässt sich bei den Albanern Nordmakedoniens eine zunehmende Religiosität beobachten, aber es fehlt an einer kritischen Debatte zu den Islamisierungsprozessen.

Natalija Zenger: Durchbrochenes Schweigen: #MeToo in Serbien

Vergewaltigungsvorwürfe gegen einen renommierten Schauspiellehrer und Regisseur haben 2021 auch in Serbien eine #MeToo-Bewegung ausgelöst. Das Schweigen über die in der Region verbreitete, aber tabuisierte sexuelle Gewalt scheint gebrochen. Dennoch sind Opfer noch immer mit zahlreichen Vorurteilen und rechtlichen Hindernissen konfrontiert.

Milica Bogdanović: Zielscheibe von Hass: Online-Gewalt gegenüber Frauen in Montenegro

Frauen in öffentlichen Funktionen, insbesondere Journalistinnen, werden in Montenegro immer wieder wüst im Internet beschimpft. Daneben kommt es auch zu anderen Formen der Online-Gewalt, darunter sog. Rache-Pornografie. Hilfreich wären eine verstärkte Medienbildung der Bevölkerung und eine bessere Moderation der Kommentare auf Newsportalen.

Stefan Kube: Auf Konfrontationskurs: Kirche und politische Akteure in Montenegro

Die Amtseinführung des neuen Metropoliten der Serbischen Orthodoxen Kirche in Montenegro war von gewaltsamen Zusammenstößen überschattet. Die Eskalation spiegelt die identitätspolitischen Konflikte im Land wider. Angeheizt werden sie von Präsident Đukanović, dem die Instrumentalisierung der Kirchenfrage zum eigenen Machterhalt dient.

Ioannis Zelepos: Die orthodoxe Kirche im griechischen Unabhängigkeitskrieg von 1821

Die Orthodoxe Kirche von Griechenland reklamiert für sich eine tragende Rolle beim Unabhängigkeitskrieg von 1821. Diese in der öffentlichen Erinnerungskultur immer wieder vorgetragene Behauptung weist jedoch einige blinde historische Flecken auf. Zwar beteiligten sich Geistliche am Kampf gegen die Osmanen, doch pflegte die Kirchenführung in Konstantinopel ein enges Verhältnis zur osmanischen Staatsmacht.

Alexandros Sakellariou: Eine fast unendliche Geschichte: Der Moscheebau von Athen

Nach jahrzehntelangen Debatten, Protesten und bürokratischen Verzögerungen wurde im November 2020 die erste offizielle Moschee in der griechischen Hauptstadt Athen eröffnet. Rechtsextreme Kräfte und kirchliche Kreise versuchten den Moscheebau immer wieder zu verhindern. Eine offene Frage ist weiterhin, was mit den vielen inoffiziellen Moscheen im Land geschehen soll.

BELARUS

Anna Nötzel: Unter zunehmendem Druck: Christen und Kirchen in Belarus

Das belarusische Regime geht mit immer größerer Härte gegen die Kirchen im Land vor, um diese unter Kontrolle zu bekommen. Bei den Kirchenleitungen hat sie mit ihrem repressiven Vorgehen teilweise Erfolg. Zahlreiche Gläubige sind als politische Gefangene inhaftiert, ihnen werden grundlegende Rechte vorenthalten. Die Gewalt des Regimes führt aber auch zu größerer Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Gläubigen verschiedener Konfessionen.

Buchanzeigen

Cyrill Stieger: Die Macht des Ethnischen. Sichtbare und unsichtbare Trennlinien auf dem Balkan. Zürich 2021

Thomas Grob, Anna Hodel, Jan Miluška (Hg.): Geschichtete Identitäten. (Post-)Imperiales Erzählen und Identitätsbildung im östlichen Europa. Köln 2021

Kateřina Králová, Marija Vulesica, Giorgos Antoniou (eds.): Jewish Life in Southeast Europe. Abingdon 2020

Kerstin S. Jobst: Geschichte der Krim. Berlin 2020

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