Religion und Gesellschaft in Ost und West 55 (2022), 3

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West 55 (2022), 3
Weiterer Titel 
Ukraine – ein Land im Krieg

Erschienen
Zürich 2022: Selbstverlag
Preis
Jahresabonnement CHF 95,00 / € 81,00; Abo für Studierende CHF 50,00 / € 42,00; Einzelheft CHF 15,00 / € 13,00

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Regula Zwahlen, RGOW, Religion & Gesellschaft in Ost und West (RGOW)

Seit über einem Monat herrscht Krieg in Europa. Unter Bruch aller völkerrechtlichen Abkommen hat Vladimir Putin am 24. Februar einen Überfall auf die ganze Ukraine befohlen. Der russische Angriffskrieg hat die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.

Für viele im Westen kam der russische Großangriff überraschend, doch Petro Burkovskyi und Olexiy Haran erinnern daran, dass es in der jüngeren Vergangenheit nicht an Warnzeichen gefehlt hat und sich die Ukraine bereits seit 2014 im Krieg befindet. Der Krieg in der Ukraine hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Nachbarländer wie die Republik Moldau. In Russland hat auch die Russische Orthodoxe Kirche zur Militarisierung der russischen Gesellschaft beigetragen. In der Ukraine haben alle Kirchen und Religionsgemeinschaften den russischen Angriffskrieg scharf verurteilt und bemühen sich, die notleidende Bevölkerung zu unterstützen.

Inhaltsverzeichnis

UKRAINE

Viktor Stepanenko: Zwischen Krieg und Reformbemühungen: Ukraine unter Zelenskyj
Volodymyr Zelenskyj verdankt seinen imposanten Wahlsieg bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2019 der Bekanntheit der Fernsehserie „Diener des Volkes“ und der erfolgreichen Nutzung digitaler Medien. In seiner bisherigen Amtszeit gab es Reformen bei der Digitalisierung, während bei der Korruptionsbekämpfung weiterhin Handlungsbedarf besteht. Gegenwärtig konzentrieren sich alle Kräfte auf die Abwehr des russischen Angriffskriegs.

Petro Burkovskyi, Olexiy Haran: Wachsende Bedrohung: Ukrainische Außenpolitik angesichts der russischen Eskalation
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist der Höhepunkt einer Eskalationsspirale, die sich in den letzten Jahren abgezeichnet hat. Die Kremlführung hat nie verheimlicht, die benachbarten ehemaligen Sowjetrepubliken wieder enger an Russland binden zu wollen. Außenpolitisch sah sich die Ukraine mit einem zunehmend aggressiven Auftreten Russlands im Schwarzen Meer, Destabilisierungsversuchen in den Nachbarstaaten und der Besetzung der Krim und von Teilen des Donbass konfrontiert. Bei allen jetzigen Friedensbemühungen müssen die ukrainischen Sicherheitsinteressen berücksichtigt werden.

Konstantin Sigov: „Wir kämpfen für unsere und eure Freiheit“
Der russische Angriffskrieg wendet sich gegen die demokratischen Errungenschaften der „Revolution der Würde“ von 2013/14. Im Widerstand gegen den Aggressor sind die ukrainisch- und russischsprachige Bevölkerung in der Ukraine geeint. Die Kriegsführung des Kremls zeigt dessen menschenverachtende Grausamkeit.

Tetiana Kalenychenko: Auf der Suche: Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft nach dem Majdan
Durch ihre ökumenischen und interreligiösen Initiativen auf dem Majdan 2013/14 haben die Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Ukraine eine neue öffentliche Präsenz erlangt. Dennoch gestaltet sich das Verhältnis zur Zivilgesellschaft schwierig: neben Dialogbemühungen gibt es Abgrenzungsstrategien. Die Gründung der neuen Orthodoxen Kirche der Ukraine führte zu neuen Konfliktlinien auf dem religiösen Feld. Zugleich sind vielversprechende Dialoginitiativen von unten entstanden.

Natalija Zenger, Regula Zwahlen, Stefan Kube: Der Krieg in der Ukraine und die Rolle der Kirchen
Die Kirchen in der Ukraine haben den russischen Angriffskrieg klar verurteilt, auch die zum Moskauer Patriarchat gehörende Ukrainische Orthodoxe Kirche. Dagegen hat die Kirchenleitung der Russischen Orthodoxen Kirche den Krieg ideologisch gerechtfertigt. Die Folgen sind dramatisch: Immer mehr Gläubige in der Ukraine wenden sich vom Moskauer Patriarchat ab, dessen Glaubwürdigkeit schwer beschädigt ist.

Regula Zwahlen im Gespräch mit Pavlo Smytsnyuk: Die Kirche muss die Wahrheit bezeugen
Der Krieg in der Ukraine hat zu einem neuen ökumenischen Miteinander der Kirchen geführt, insbesondere bei der Versorgung der zahlreichen Flüchtlinge. Trotz aller kriegsbedingten Einschränkungen versucht die Ukrainische Katholische Universität in Lviv den Lehrbetrieb aufrecht zu erhalten.

Anastasia Magazova: Verblasster Glanz: Tourismus auf der Krim
Die Annexion der Krim durch Russland 2014 hat für den dortigen Tourismus verheerende Folgen. Die zuvor zahlreichen Gäste aus der Ukraine, Belarus und auch aus Westeuropa bleiben weg, und das Angebot an Unterkünften hat stark abgenommen. Der russische Staat subventioniert vor allem Reisen von Beschäftigen des öffentlichen Sektors auf die Halbinsel. Ausgebaut und vermehrt wurden die Militärbasen auf der Krim, die weitreichende Naturgebiete unzugänglich machen.

REPUBLIK MOLDAU

Klemens Büscher: Am Rande des Krieges. Die Republik Moldau zwischen der Ukraine und der EU
Der russische Überfall auf die Ukraine hat auch Politik und Gesellschaft in der Republik Moldau schockiert und die Verwundbarkeit des Landes im Falle einer russischen Aggression ins Bewusstsein gerückt. Die Führung des Landes bemüht sich, Provokationen gegenüber Russland zu vermeiden. Zugleich zeigt sich das Land in beeindruckender Weise mit den in großer Zahl eintreffenden Flüchtlingen solidarisch.

RUSSLAND

Interview mit Oxana Paramonova: „Man hat das Gefühl, das Leben eines Menschen sei nichts wert“
Die Leiterin der „Soldatenmütter von St. Petersburg“, Oxana Paramonova, spricht im Interview mit dem russischen Exil-Medium Meduza.io vom 8. März über ihre Arbeit seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Zahlreiche Familien suchen Hilfe bei der Suche nach russischen Soldaten, nur wenige wagen es, selbst die Initiative zu ergreifen.

Andrej Melnikov: Schwieriges Verhältnis – Moskauer Patriarchat und unabhängige Medien
Das Moskauer Patriarchat beschwert sich oftmals über negative Berichterstattung und wirft den Medien Einseitigkeit vor. Dabei hat die Kirchenleitung selbst viele gegenwärtige gesellschaftliche Konflikte in Russland mitinitiiert, wie orthodoxe Beschwerden über „Gefühle verletzende“ Kunst, den widersprüchlichen Umgang mit der Corona-Pandemie, umstrittene Kirchenbauprojekte sowie eine ideologische Verbundenheit mit dem Staat.

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