Sportzeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 13 (2013), 1

Titel der Ausgabe 
Sportzeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 13 (2013), 1
Weiterer Titel 
"Feste der Bewegung" in den 1930er-Jahren; Norbert Elias; Korbball und Basketball

Erschienen
Göttingen 2013: Verlag Die Werkstatt
Erscheint 
dreimal jährlich
ISBN
1617-7606
Anzahl Seiten
106 Seiten
Preis
Abonnement € 27,60; Studierende € 19,95; Einzelheft € 9,70 jeweils zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Lorenz Peiffer Institut für Sportwissenschaft Leibniz Universität Hannover Am Moritzwinkel 6 30167 Hannover
Von
Peiffer, Lorenz

Das erste Heft des 13. Jahrganges von ‚SportZeiten‘ bietet eine breite Palette an Beiträgen, Berichten und Besprechungen aus sehr unterschiedlichen Themenfeldern.

Die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts waren maßgeblich geprägt von politischen und sozialen Bewegungen, die unterschiedlicher in ihrer politischen Ausrichtung nicht sein konnten und die sich nicht nur in der Gründung und Organisation von Parteien äußerten, sondern auch in der Kreierung von Festen und Spielen mit quasi-religiösem Charakter. Henning Eichberg/Kopenhagen wagt in seinem Beitrag „Das Fest der Bewegung. Arbeitermassenspiel und NS-Thingspiel“ eine vergleichende Studie der Festkultur der sozialistischen und der NS-faschistischen Bewegung. Im Bewusstsein der methodologischen Schwierigkeiten eines solchen Vergleichs auf der Basis eines ideengeschichtlichen Zugangs stellt Eichberg den Vergleich der „Konfigurationen der Feste von ihren Zeit- und Raum-Mustern, ihrer Atmosphäre und ihren sozialen Relationen“ in den Mittelpunkt seines Beitrages.

Norbert Elias ist einer der wenigen großen Soziologen, der sich im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere auch sehr dezidiert mit Fragen und der geschichtlichen Entwicklung des Sports beschäftigt hat. Sein prozess-/
figurationssozilogischer Ansatz hat die sportsoziologischen und die sporthistorische Diskussion in den letzten Jahrzehnten auch in Deutschland geprägt, allerdings - so Jan Haut - in sehr unterschiedlicher Weise und mit dem Ergebnis, dass die forschungsleitende Theorie von Norbert Elias „für aktuelle Entwicklungen des Sports (in Deutschland) (…) kaum genutzt und diskutiert“ wird. Der Nachlass von Norbert Elias liegt im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Jan Haut/Frankfurt hat in diesem Nachlass nach unveröffentlichten Manuskripten zur Entwicklung des Sports im 19. Jahrhundert recherchiert, die „seine Arbeiten zur Genese des Sports ergänzen“. Im Zentrum von Jan Hauts Interesse stehen dabei Materialien, in denen Elias die Verlaufsformen der Versportlichung“ am Beispiel „andere(r) Sportarten als in den bekannten Schriften“ untersucht und in denen Elias „Überlegungen zu Parallelen der Entwicklung von Sport und Kunst“ thematisiert. Das Ergebnis seiner Recherchen und Analysen präsentiert Haut in seinem Beitrag „Norbert Elias‘ unvollendete Sozialgeschichte des Sports – Überlegungen anhand unveröffentlichter Archivmaterialien“.

Basketball ist das „Weltspiel Nummer 1“ (DBB 1991). Erfunden wurde das Spiel im Jahre 1891 durch Dr. James Naismith am YMCA-College in Springfield/Massachusetts in den USA. Als Begründer des Basketballspiels in Deutschland kann der Braunschweiger August Hermann gelten, der das Spiel in den USA kennengelernt hatte und an seiner Schule, dem Martino-Katharineum-Gymnasium in Braunschweig, im Jahre 1896 einführte.

Allerdings übersetzte er den Namen des Spiels ins Deutsche und nannte es ‚Korbball‘. Der Name ‚Korbball‘ und vor allem die Intention, das neue Spiel für die Mädchen als Ersatz für das Fußballspiel einzuführen, sollte die weitere Entwicklung des Basketballspiels in Deutschland lange Zeit nachhaltig beeinflussen. In seinem Beitrag „Korbball und Basketball im Dritten Reich. Die Auseinandersetzung um ein deutsches Turn- und Sportspiel“ geht Alexander Priebe/Heppenheim der parallelen und konkurrierenden Entwicklung von Korbball und Basketball in Deutschland ab den 1920 Jahren bis in die Zeit der frühen Jahre der Bundesrepublik nach.
Noch bis zum 26. Mai 2013 präsentiert das historische Museum der Stadt Krakau/Polen unter dem Titel „Die Makkabäer des Sports“ die Geschichte des jüdischen Sports in Krakau. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der jüdische Sport in Polen sehr ausdifferenziert und auch politisch stark fraktioniert vom bürgerlich orientierten ‚Makkabi‘ bis zu den linksradikalen Vereinen des ‚Morgensthern‘. Insofern ist der Titel der Ausstellung – so Diethelm Blecking/Freiburg – irreführend. Zu der Ausstellung gibt es einen englischsprachigen Begleitkatalog.

Durch eine Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wird seit dem Jahre 1996 der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahre 1945, in der Bundesrepublik als „Holocaust-Gedenktag“ begangen. Seit dem Jahre 2005 beteiligt sich auch der deutsche Fußball an diesem Gedenktag. Henry Wahlig/Hannover gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Initiativen deutscher Fußballvereine zur Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung von Millionen Juden, Roma und Sinti sowie weiterer aus rassischen Gründen verfolgter Minderheiten in der NS-Zeit.

Bis Ende Januar 2013 war im Museum für Moderne Kunst in Berlin eine Ausstellung zu sehen, die unter dem Titel „Geschlossene Gesellschaft“ versuchte, die realen gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR in künstlerischen Fotografien darzustellen. Detlef Kuhlmann/Hannover gibt einen Eindruck über die Rolle von Körperkultur und Sport in dieser Ausstellung.

Der Besprechungsteil fällt in diesem Heft etwas umfangreicher aus, spannt einen zeitlichen Bogen vom 19. Jahrhundert bis in die aktuelle Zeitgeschichte und nimmt inhaltlich zwei sportartspezifische Veröffentlichungen über die Basketball-Bundesligamannschaft von ALBA Berlin und die Geschichte der japanischen Budo-Disziplinen in Deutschland in den Blick sowie mit „Sportler im ‚Jahrhundert der Lager‘. Profiteure, Widerständler und Opfer“ einen Sammelband und das Sonderheft der englischen Zeitschrift ‚History of Education. Journal of the History of Education Society‘ mit dem Thema „Sport, Health and the Body in the History of Education“.

Die Rubrik „Für Sie gelesen“ muss in diesem Heft leider aus arbeitstechnischen Gründen entfallen. Die Übersicht über „Neuerscheinungen“ und die Vorstellung der „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ des Heftes beschließen diese Ausgabe.

Inhaltsverzeichnis

Beiträge

Eichberg, H.
Das Fest der Bewegung. Arbeitermassenspiel und NS-Thingspiel
7

Haut, J.
Norbert Elias' unvollendete Sozialgeschichte des Sports – Überlegungen anhand unveröffentlichter Archivmaterialien
45

Priebe, A.
Korbball und Basketball im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Deutschland
69

Berichte

Blecking, D.
Die Makkabäer des Sports – Jüdischer Sport in Krakau. Ausstellung in der Alten Synagoge
89

Wahlig, H.
Der ‚Holocaust-Gedenktag’ im deutschen Fußball
89

Kuhlmann, D.
DDR-Fotografie sportlich betrachtet – Ausstellung in Berlin
91

Besprechungen

Beck, M.
BLECKING, D./PEIFFER, L. (Hrsg.): Sportler im ‚Jahrhundert der Lager’. Profiteure, Widerständler und Opfer. Die Werkstatt: Göttingen 2012.
93

Peiffer, A.
PLETZINGER, T.: Gentlemen, wir leben am Abgrund. Kiepenheuer & Witsch. Köln 2012.
94

Oehmichen, P. M.
BENDER, D.: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnografische Fallstudie zur Rezeption japanischer Budo-Disziplinen in Deutschland. Waxmann: Münster 2012.
95

Krüger, A.
Sport, Health and the Body in the History of Education. Sonderheft der Zeitschrift ‚History of Education. Journal of the History of Education Society’. 2012
99

Neuerscheinungen
104

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
106

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