SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 9 (2009), 3

Titel der Ausgabe 
SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 9 (2009), 3
Weiterer Titel 
Sport in Nordwestdeutschland

Erschienen
Göttingen 2009: Verlag Die Werkstatt
Erscheint 
dreimal jährlich
ISBN
1617-7606
Anzahl Seiten
125 Seiten
Preis
9,70€

 

Kontakt

Institution
SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Lorenz Peiffer Institut für Sportwissenschaft Leibniz Universität Hannover Am Moritzwinkel 6 30167 Hannover
Von
Lorenz peiffer

Der neunte Jahrgang von ‚SportZeiten‘ schließt mit der Dokumentation der Beiträge zweier Tagungen des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen.

Die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen als eine Einrichtung für Wissenschaftler (u.a. Historikerinnen und Historiker, Archivarinnen und Archivare sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musealer Ein-richtungen), die auf dem Gebiet der nordwestdeutschen Landesgeschichte arbeiten, wird getragen von den Ländern Niedersachsen und Bremen. Um die Forschungsarbeit in einigen speziellen Bereichen zu intensivieren, hat die Kommission Arbeitskreise eingerichtet. Neben dem oben bereits er-wähnten Arbeitskreis Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Sprecher Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer) haben sich weiter der Arbeitskreis für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Sprecher Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann), Arbeitskreis Geschichte der Juden (Sprecher Dr. Werner Meiners) und der Arbeitskreis für Geschichte des Mittelalters (Sprecher Dr. Manfred von Boetticher) gebildet.

Im November 2007 hat der Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte eine Tagung zu dem Thema „Sport in Nordwestdeutschland: wirtschafts- und sozialhistorische Aspekte“ durchgeführt, die auf so große Resonanz gestoßen ist, dass ein Jahr später – im November 2008 – die Tagung fortgeführt wurde.

Das Herausgeberkollegium von ‚SportZeiten‘ hat die Anregung des Sprechers des Arbeitskreises – Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer – gerne aufgenommen, die Tagungsbeiträge in der vorliegenden Ausgabe zu publizieren. Im Mittelpunkt der beiden Tagungen standen lokal- und regionalhistorische Studien zum Vereins- und Hochschulsport, Sport in der burschenschaftlichen Bewegung sowie zu Minderheiten in der niedersächsischen Turn- und Sportbewegung.

Harald Lönnecker/Koblenz widmet sich in seinem Beitrag „Rudern, Segeln, Fliegen – (den) Aktivitäten akademischer Verbindungen und Vereine zwischen Sport und Politik“, wobei er den Zeitraum zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und der Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Diktatur in den Blick nimmt. Am Beispiel der ‚Wassersportlichen Vereinigung Deutscher Burschenschafter zu Hannover‘, aus der 1909 die ‚Akademische Segler-Abteilung Deutscher Burschenschafter e.V.‘ hervor-ging, zeigt Lönnecker, dass diese akademischen Vereine für ihre Mitglieder nicht nur ein Feld für sportliche Betätigungen eröffneten, sondern dass politische Implikationen im Vereinsleben stets mitschwangen.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs beschränkten sich die sportlichen Aktivitäten an der Technischen Hochschule Hannover auf die Angebote der studentischen Korporationen sowie der akademischen Sportverbindungen. Der preußische Staat zeigte bis dahin wenig Interesse an dem sportlichen Engagement seiner Studierenden. Rita Seidel/Hannover zeigt die Entwicklung des „Hochschulsport(s) in Hannover“ in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Mit der Einführung der zweisemestrigen Sportpflicht für alle Studierenden im Jahre 1925 kam auch die TH Hannover den neuen staatlichen Vorgaben nach. Stand im Mittelpunkt der Sportpflicht zunächst die körperliche Gesunderhaltung der Studierenden, trat An-fang der 1930er Jahre der Geländesport als Schlüssel für die körperliche Ertüchtigung im Sinne der Wehrerziehung in den Vordergrund.

Wie eng Dorf- bzw. Stadt- und Sportgeschichte miteinander verwoben sind, stellen Carl-Hans Hauptmeyer/Hannover und Hermann Deuter/Verden in ihren lokalgeschichtlichen Untersuchungen heraus. In seinem Beitrag „Sportvereinsgeschichte als Dorf- und Stadtteilgeschichte. 100 Jahre TuS Wettbergen“ arbeitet Hauptmeyer den Wandlungsprozess vom Dorf- zum Stadtteilverein heraus, der parallel verlief zu den Veränderungen der Sozialstruktur der Einwohnerschaft Wettbergens von einem Bauerndorf mit einem starken Industriearbeiteranteil zu einem Wohn-Pendler-Vorort Hannovers. Im Gegensatz zu der dörflichen Struktur Wettbergens mit der Vereinsmonokultur des TuS Wettbergen entfaltete sich in der Kleinstadt Verden bereits im 19. Jahrhundert eine sehr differenzierte Turn- und Sportvereinslandschaft. Unter dem Titel „Aspekte einer Sport- und Stadtgeschichte“ geht Hermann Deuter u.a. auf außersportliche Faktoren ein, die die Turn- und Sportentwicklung in Verden beeinflussten. So gingen bis 1914 starke Impulse von dem Gymnasialen Turnverein am Domgymnasium Verden bezüglich einer ‚modernen‘ Bewegungspraxis aus. Die Bezeichnung ‚Reiterstadt‘ steht im engen Zusammenhang mit dem Einfluss der Verdener Garnison auf die Reit- und Rennsportentwicklung in Verden.

Der Frage nach Inklusion und Exklusion von Minderheiten im niedersächsischen Sport widmen sich Lorenz Peiffer/Hannover und Henry Wahlig/ Hannover in ihrem Beitrag „Aspekte einer Geschichte des jüdischen Sports im Gebiet des heutigen Niedersachsen/Bremen bis zum Jahre 1938“. Aus einem laufenden Forschungsprojekt, das zusammen mit Prof. Moshe Zimmermann/Koebner Institut der Universität Jerusalem durchgeführt wird, stellen sie ersten Ergebnisse vor. Nach ersten Recherchen können für die Zeit zwischen 1933 und 1938 – also nach dem Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus den ‚deutschen‘ Turn- und Sportvereinen – nicht weniger als 27 (!) verschiedene jüdische Vereine nachgewiesen werden, die sich zum allergrößten Teil neu gegründet haben. Darüber hinaus verdeutlichen zahlreiche Quellen und Interviews den hohen Stellenwert des Sports für die jüdische Bevölkerung in den Zeiten der Verfolgung und Diskriminierung.

Heiko Geiling/Hannover geht in seinem Beitrag „Fußball und Gesellschaft – Ein Plädoyer für das Spiel“ den vielfältigen gesellschaftlichen Einflüssen auf das Fußballspiel nach, die – so seine These – das eigentliche Spiel und seine ursprüngliche Faszination in Frage stellen.

In Anbetracht der Fülle an Beiträgen haben wir den Umfang der ‚Berichte‘ und ‚Besprechungen‘ in dieser Ausgabe etwas reduziert. Stephan Rohdewald/Passau stellt das von der DFG geförderte Netzwerk „Integration und Deintegration: Sozial- und Kulturgeschichte des osteuropäischen Sports im internationalen Vergleich“ vor, dass sich zu seinem zweiten Workshop getroffen hat. Lorenz Peiffer/Hannover berichtet über die Tagung „Nicht nur Sieg und Niederlage. Sport im deutschen Südwesten im 19. und 20. Jahr-hundert“, die in Baden-Baden von der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportgeschichte Baden-Württembergs sowie der Stadt Baden-Baden veranstaltet wurde.

Nach Schalke 04, dem 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt und dem TSV 1860 München hat auch Hertha BSC Berlin ihre Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus von dem Historiker Daniel Koerfer aufarbeiten lassen. Kurt Schilde/Siegen ordnet diese Publikation in die zeitgeschichtliche Forschung ein. Unter dem Titel „Black Box DDR“ vereinen Ines Geipel und Andreas Petersen 33 Porträts. Diese bislang „unerzählten Leben unterm SED-Regime“ stellt Detlef Kuhlmann/Hannover vor, indem er insbesondere auf die Lebensgeschichten eingeht, die einen Sportbezug aufweisen.

In der Rubrik ‚Mitteilungen’ informieren wir über anstehende sporthistorische Tagungen. Dagegen entfällt in dieser Ausgabe ‚Für Sie gelesen’ aus Platzgründen. Die Zusammenstellung von ‚Neuerscheinungen’ sowie die Übersicht über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Heftes beschließen diese Ausgabe von ‚SportZeiten’.

Lorenz Peiffer

Inhaltsverzeichnis

Beiträge

Lönnecker, H.
Rudern, Segeln, Fliegen – Aktivitäten akademischer Verbindungen und Vereine zwischen Sport und Politik ca. 1885-1945
7

Seidel, R.
Hochschulsport in Hannover. Von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus
37

Hauptmeyer, C.-H.
Sportvereinsgeschichte als Dorf und Stadtteilgeschichte – 100 Jahre TuS Wettbergen
53

Deuter, H.
Aspekte einer Sport- und Stadtgeschichte – das Beispiel der niedersächsischen Kleinstadt Verden
63

Peiffer, L./Wahlig, H.
Aspekte einer Geschichte des jüdischen Sports im Gebiet des heutigen Niedersachsen/Bremen bis zum Jahre 1938. Erste Ergebnisse.
79

Geiling, H.
Fußball und Gesellschaft – Ein Plädoyer für das Spiel.
93

Berichte

Rohdewald, S.
Unequal Bodies: Gender and Ethnicity. 2. Workshop des DFG-geförderten Netzwerks „Integration und Desintegration: Sozial- und Kulturgeschichte des osteuropäischen Sports im internationalen Vergleich“
109

Peiffer, L.
Nicht nur Sieg und Niederlage. Sport im deutschen Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert
111

Besprechungen

Schilde, K.
KOERFER, D.: Hertha unter dem Hakenkreuz. Ein Berliner Fußballclub im Dritten Reich, Verlag Die Werkstatt: Göttingen 2009.
114

Kuhlmann, D.
GEIPEL, I./PETERSEN, A.: Black Box DDR. Unerzählte Leben unterm SED-Regime. Matrix Verlag: Wiesbaden 2009.
116

Mitteilungen
119

Neuerscheinungen
123

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
125

Weitere Hefte ⇓
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Sprache
Bestandsnachweise 1617-7606