Historische Sozialkunde 41 (2011), 2

Titel der Ausgabe 
Historische Sozialkunde 41 (2011), 2
Weiterer Titel 
Verwandtenehen. Ein interkulturelles Problemfeld

Erschienen
Erscheint 
vierteljährlich
ISBN
004-1618
Anzahl Seiten
48 S
Preis
€ 5,00

 

Kontakt

Institution
Historische Sozialkunde: Geschichte, Fachdidaktik, politische Bildung
Land
Austria
c/o
Die Zeitschrift wurde Ende des Jahres 2018 eingestellt. Der "Verein für Geschichte und Sozialkunde" ist seit Juni 2019 aufgelöst. Ein Kontakt zu den ehemaligen Herausgebern ist nicht mehr möglich.
Von
Fuchs Eduard

Einleitung

Wenn man die Geschichte der Familie als Zugang zu aktuellen Problemfeldern der Gesellschaft ansieht, dann muss man sich heute sicher auch mit dem Themenkomplex „Verwandtenheirat“ bzw. „Verwandtenehen“ beschäftigen. Das erste der beiden Stichworte akzentuiert die konsanguine Verbindung, das zweite bezieht auch die aus ihr hervorgegangenen Kinder mit ein, um die es in dieser Themennummer ganz besonders gehen soll. Ein interkulturelles Problemfeld entsteht diesbezüglich heute aus der Begegnung unterschiedlicher historischer Traditionen. Das vorliegende Heft beschäftigt sich mit dem Themenkomplex „Verwandtenheirat“ bzw. „Verwandtenehen“ aus sehr unterschiedlichen Perspektiven.

Michael Mitterauer stellt als Einstieg auf der Basis zeitlich und räumlich weit ausholender Vergleiche aus historisch-anthropologischer Perspektive grundsätzliche Unterschiede in den überkommenen Heiratsregeln von Orient und Okzident fest und versucht, sie in umfassende gesellschaftliche Zusammenhänge einzuordnen.

Margareth Lanzinger behandelt auf der Grundlage kirchlicher Dispensen für den mitteleuropäischen Raum die Frage, warum hier Verwandtenheiraten angestrebt wurden. Den Abschluss bildet ein medizinisch-genetischer Zugang.

Martin Langer, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Frauenklinik in Wien, geht von praktischen Erfahrungen aus. Durch Verwandtenehen bedingt treten bei Kindern von Zuwandererfamilien aus dem Nahen Osten vermehrt genetische Schäden auf. Das entspricht einem erhöhten Risiko durch konsanguine Heiraten in den Herkunftsländern.

John Morrissey bietet schließlich Vorschläge, wie das sensible Thema Verwandtenehen/ Verwandtenheirat im Unterricht behandelt werden könnte. Es gilt dabei, aktuelles Heiratsverhalten von Zuwanderergruppen nicht für sich isoliert zu betrachten. Die typologische Vielfalt und die zeitliche Tiefe des Phänomens geben die Möglichkeit, das Thema mit den Schülerinnen und Schülern stärker entlastet zu behandeln. Dafür bieten die beigegebenen Texte, Karten und Graphiken viele Einstiegsmöglichkeiten.

Als Thema einer historisch vergleichenden Familienforschung führt das Problemfeld „Verwandtenheirat“ in sehr unterschiedliche gesellschaftliche Kontexte von Familienleben. Je nach Kulturraum können die Rahmenbedingungen von Heiratsregeln stark differieren. Auch aus der Sicht des Themas Verwandtenheirat gilt: Familie ist keine naturhafte Gemeinschaft. Im Zeitalter der Globalisierung treffen ganz unterschiedliche Familientraditionen aufeinander – ganz besonders durch weltweite Migrationsbewegungen. Es ist eine neue Aufgabe, sich mit bisher fremden Familienkulturen im eigenen Land, in der eigenen Stadt zu beschäftigen Gerade die Schule mit der ganzen Vielfalt der unter Schülerinnen und Schülern vertretenen Kulturen kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Einleitung, S 2 – 3

Michael Mitterauer
Kontrastierende Heiratsregeln
Traditionen des Orients und Europas im interkulturellen Vergleich, S 4 – 16.

Margareth Lanzinger
Verwandtschaftskonzepte und Eheverbote, Verwandtenheiraten und Ehedispensen. Katholische Norm und Praxis, S 17 – 33.

Martin Langer
Die konsanguine Ehe – eine medizinische und sozio – kulturelle Herausforderung, S 34 – 40.

Fachdidaktik

John Morrissey
Verwandtenehen – Unterrichtsmodell dringend gesucht!
Didaktische Überlegungen – Vorschläge zur Behandlung des Themas im Unterricht, S 41 – 47.

Glossar, S 48.

Weitere Hefte ⇓