Horch und Guck (2006), 2

Titel der Ausgabe 
Horch und Guck (2006), 2
Weiterer Titel 
Zeitzeugen und Historiker

Erschienen
Erscheint 
erscheint alle drei Monate
Anzahl Seiten
80 S.
Preis
4,50 Euro

 

Kontakt

Institution
Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Winsstr. 60 10405 Berlin Tel: 030/24725604
Von
Weinholz, Erhard

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
als wir uns im Frühsommer letzten Jahres bei der Auswahl der Themen auf einen Schwerpunkt »Zeitzeugen – Zeithistoriker« festlegten, meinten wir einen »Dauerbrenner« gefunden zu haben. Schließlich gehört die Einbindung von Zeitzeugen, die Geschichte erlebt und gestaltet haben, zu unserem redaktionellen Profil. Unser Aufruf an die Leserschaft, Beiträge über eigene Erfahrungen mit Zeitzeugen bzw. Zeithistorikern einzusenden, blieb leider unbeantwortet. Auf andere Weise aktuell ist unser Thema geworden, nachdem die Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverbundes »Aufarbeitung der SED-Diktatur« Mitte Mai dieses Jahren empfohlen hat, in diese Aufarbeitung stärker die Erfahrung von Zeitzeugen einzubeziehen. Mehrere Autoren haben in ihren Beiträgen Bezug darauf genommen. In der Rubrik »Schauplätze« sind diese Empfehlungen komplett abgedruckt, zusammen mit Kommentaren von Aufarbeitungsinitiativen der DDR-Basisbewegungen.

Zurück zum Hauptthema: Einem einführenden Text Alexander von Platos über Schwierigkeiten im Umgang mit Zeitzeugen folgt ein Beitrag Ilko-Sascha Kowalczuks über Erfahrungen und Befindlichkeiten eines Zeithistorikers, der sowohl mit Zeitzeugen arbeitet als auch selbst Zeitzeuge ist. Barbara Schier schreibt über ihr Feldforschungsprojekt, das sie Mitte der 90er Jahre im Auftrag der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität in Merxleben durchgeführt hat, wo 1952 die erste LPG gegründet wurde. Schließlich setzt sich Jochen Staadt kritisch mit einem Oral-History-Projekt des westdeutschen Historikers Lutz Niethammer Ende der 80er Jahre in der DDR auseinander.

Einen Nebenschwerpunkt bildet diesmal mit den Texten von Nicolai Hannig und Andreas Weigelt sowie zwei Rezensionen die Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie in der DDR die Geschichte der NS-Zeit aufgearbeitet wurde. Hinweisen möchten wir auch auf das Interview mit einem ehemaligen Leiter eines Jugendklubs über Kulturarbeit in der späten DDR zwischen Anpassung und Eigenständigkeit. Illustriert wird es von Fotos aus einer Ausstellung Dietmar Riemanns, die unter den absurd anmutenden Verhältnissen des DDR-Kulturlebens verboten wurde.
Zuletzt möchten wir Sie darüber informieren, dass der Vorstand des Bürgerkomitees »15. Januar« e.V. in Absprache mit der Redaktion zur Unterstützung unserer Arbeit einen Redaktionsbeirat berufen hat, dem folgende Mitglieder angehören: Edda Ahrberg (Cobbel/Sachsen-Anhalt), Hans-Georg Golz (Bonn), Tobias Hollitzer (Leipzig), Renate Hürtgen (Berlin), Carlo Jordan (Berlin), Ilko-Sascha Kowalczuk (Berlin), Ehrhart Neubert (Erfurt). Inhaltlich wird sich seine Tätigkeit ab 2007 niederschlagen.

Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer, einige Tage Entspannung und Zeit für die Lektüre des vorliegenden Heftes.

Im Namen der Redaktion: Dirk Moldt.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
Zeitzeugen und Historiker

Janus als Zeuge? (Alexander v. Plato) 1

Historiker als Zeitzeugen. Zeitzeugen als Historiker. Impressionen (Ilko-Sascha Kowalczuk) 5

Feldforschung in den neuen Bundesländern – ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang (Barbara Schier) 11

Es darf gefragt werden. Eine Oral-History-Reise in die DDR und zurück (Jochen Staadt) 16

Feuilleton
Das Pressecafé (Sigrun Casper) 20

Themen
Export des Terrors und Internationale der Dissidenten (Jan C. Behrends) 35

Jenseits der Käfigstangen. DDR-Intellektuelle im Jahre 1956 (Wolfgang Templin) 31

Konspirativ gesteuertes Gedenken: Das Beispiel des KZ-Außenlagers Lieberose (Andreas Weigelt) 34

Die Entsorgung des Vergangenen (Nicolai Hannig) 38

Der Kampf um die Spitze: Jugendklubarbeit in den letzten Jahren der DDR (Gespräch mit Jörg Fügmann) 44

Schauplätze
Empfehlungen der Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverbundes »Aufarbeitung der SED-Diktatur« 47

Cartoon »Zentrales Deutsches Gedenk-Kombinat« von Dirk Moldt 55

Reaktionen auf die o.g. Empfehlungen:

Bürgerkomitee Leipzig e.V. 56

Robert-Havemann-Gesellschaft 57

Thüringer Archiv für Zeitgeschichte »Matthias Domaschk« 58

Hearing-Bericht (Thomas Moser) 59

Der rote Itting – ein rotes Tuch (Sabine Brandt) 61

Neuerscheinungen (Henning Pietzsch) 63

Erinnerungen an Astrid Machner (Barbara Timm) 64

Offener Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin 64

Sagen Sie nein, Herr Geiger! (Jürgen Fuchs) 65

Kurz notiert 68,75,79

Rezensionen
Stefan Wolle zu Guntolf Herzberg »Anpassung und Aufbegehren« (66); Thomas L. Heubner zu Andrea Brockmann »Erinnerungsarbeit im Fernsehen« (67); Bernd Gehrke zu Roger Engelmann/Ilko-Sascha Kowalczuk (Hg.) »Volkserhebung gegen der SED-Staat« und Torsten Diedrich/Ilko-Sascha Kowalczuk (Hg.) »Staatsgründung auf Raten?« (69); Martin Jander zu Annegret Schüle, Thomas Ahbe und Rainer Gries (Hg.) »Die DDR aus generationsgeschichtlicher Perspektive« (71); Udo Scheer zu Christian Dirks »Die Verbrechen der anderen« (72); Falco Werkentin zu Henry Leide »NS-Verbrecher und Staatssicherheit« (73); Steffen Leide/Bernd Lippmann zu Bodo Wegmann »Die Militäraufklärung der NVA« (76); Dirk Moldt zur 2. Aufl. von Ronald Galenza/Heinz Havemeister (Hg.) »Wir wollen immer artig sein...« (77); Reinhard Hillich zu Hans Lebek »Karteileichen« (78)

Fundstücke
Gerd Stadermann: Plakatfotos 60

Ausstellungshinweis, 17. Juni 1953 70

»Gefährlicher Urlaub« (Anzeige, 1954) 79

»Einheit ist Macht« (1946) III.US

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