Horch und Guck 2/2005

Titel der Ausgabe 
Horch und Guck 2/2005
Weiterer Titel 
Vermittlung von DDR-Geschichte

Erschienen
Erscheint 
erscheint alle drei Monate
ISBN
1437-6164
Anzahl Seiten
92 S.
Preis
4,50 Euro

 

Kontakt

Institution
Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Winsstr. 60 10405 Berlin Tel: 030/24725604
Von
Dr. Weinholz, Erhard

Liebe Leserinnen und Leser,

die Frage, welches Bild von der DDR zu vermitteln ist, welche Methoden dabei zu nutzen, welche Ziele zu verfolgen sind, bleibt aktuell – die jüngsten Bemühungen um einen „Geschichtsverbund zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ und die Reaktionen darauf haben es noch einmal verdeutlicht.
„Vermittlung von DDR-Geschichte“, das ist ein in mehrerlei Hinsicht weites Feld, auf dem man es mit mehr oder minder mächtigen Akteuren, mit gravierenden Unterschieden zwischen den Problemlagen in Ost und West sowie mit einander widersprechenden Erfahrungen und Interessen, folglich mit einer Vielfalt der Sichtweisen zu tun hat. Doch nicht als zu überwindendes Hemmnis, sondern als zu nutzende Chance, so Andreas Ludwig in seinem einleitenden Text, sollte diese Vielfalt begriffen werden. Um ihr gerecht zu werden, haben wir uns in diesem Heft nicht auf die Vermittlung von Oppositions- und Repressionsgeschichte beschränkt. Zugleich konzentrieren wir uns auf die Vermittlungsarbeit von Museen und Gedenkstätten einerseits, der Schule andererseits, zweier Bereiche, die eng miteinander verzahnt sind (oder sein sollten). Rainer Eckert und Ulrich Arnswald analysieren die Angebote beider Bereiche in Überblicksdarstellungen, Erfahrungsberichte aus der Praxis schließen sich an.
Wenn von Schule die Rede ist, kommen die Eltern ins Spiel. Was sie im Osten – nicht selten wird es beklagt - ihren Kindern zum Thema berichten, paßt oft nicht in jenes Bild, das in der Schule und mehr noch in den fast ausschließlich auf den Aspekt der Repression konzentrierten Museen und Gedenkstätten zu zeichnen versucht wird. Die DDR war jedoch kein anders gewandetes 3. Reich, die Unterschiede zwischen 1945 und 1989 machen es augenfällig. Die Ostdeutschen dürfen daher anders mit ihrer Geschichte umgehen, als es die Reichsdeutschen einst durften. In ihrer Ostalgie – insbesondere Thomas Ahbe geht auf das Phänomen ein - schwingt auch ein ironisches Element mit, das seine Vorläufer in den DDR-Konkret-Partys der 80er Jahre hat. Ausdrücklich nehmen sie aber nur selten auf ihr Handeln im Herbst ’89 Bezug. Den Eigen-Sinn ihres Alltags in die Darstellung des Gesamtsystems der DDR einzubeziehen, wie es Elena Demke in ihrem Schlußbeitrag zum Hauptthema fordert, sollte vor allem heißen, diesen Alltag, Klaus Wolfram wies hier unlängst darauf hin, als Erwerb von Kompetenzen zu verstehen, die dieses Handeln ermöglicht haben. Doch durch Vermittlungsbemühungen allein ist an der im Osten vorherrschenden Sicht auf die jüngste Geschichte wenig zu ändern. Das Gefühl, trotz des 89er Sieges nicht zu den Siegern zu gehören, hat vor allem praktische Gründe, ist also letztlich nur praktisch zu überwinden.
Traditionell erinnern wir in Heft 2 an den 17. Juni 1953. Diesmal ist dem Thema ein fundierter Aufsatz Gerd Geißlers zur damaligen Schulpolitik gewidmet. Auch Olaf Klenkes Text über einen Streik in der Spätzeit der DDR bezieht das Datum ein.
Zuletzt sei auf ein Jubiläum verwiesen: Fünfzig Hefte „Horch und Guck“ – für uns Anlaß zu einem chronikalischen Rückblick auf eine streckenweise klippenreiche Geschichte. Eigens für die Jubiläumsnummer hat uns zudem Christian Huth, der Comicgruppe „RENATE“ zugehörig (siehe dazu S), ein Titelblatt entworfen.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

HAUPTTHEMA: VERMITTLUNG VON DDR-GESCHICHTE

Zunehmende Distanz (Andreas Ludwig), 1

Sich ein Bild von der DDR machen (Thomas Ahbe), 6

Die zweite deutsche Diktatur in Museen und Gedenkstätten: ein Überblick (Rainer Eckert), 9

Welches Bild macht sich die Schule von der DDR? (Ulrich Arnswald), 13

Vom Umgang mit Eltern-Erfahrungen im Geschichtsunterricht (Christiane Schulze), 20

Die DDR in der Schule. Zwei Erfahrungsberichte (Paul Widner), 23 (Uwe Brandt), 25

Das Ausmaß der Repression verdeutlichen Erfahrungen mit Schülergruppen in der Gedenkstätte Berlin- Hohenschönhausen: Bestandsaufnahme und Perspektiven (Karsten Harfst, Steffen Noack, Siegfried Reiprich), 27

Geschichte in der Umwelt erkennen (Rüdiger Südhoff), 30

»Menschen zwischen Aufbau und Abriss« (Katharina Höhne), 32

Zur Zukunft gehört die Erinnerung (Klaus Haupt), 34

DDR-Geschichte vermitteln – aber welche, wie und wozu? (Elena Demke), 38

THEMEN

»Achtung Sperrgebiet!« (Barbara Timm), 43

Das Schuljahr 1952/53 in der DDR (Gert Geißler), 46
Arbeiterprotest im Berliner Glühlampenwerk »Rosa Luxemburg« (Olaf Klenke), 56

SCHAUPLÄTZE

Literatur gegen den Strom (Joachim Walther), 62

Ein Streit um die Nutzung der Stasiakten und die Sicht auf die DDR: Erklärung des Willy-Brandt-Kreises, 65

Intellektuelle in den trüben Fluten der Ostalgie, 66

Leserbrief an den »Freitag« 67

Neue Impulse zur Erforschung der Gedenkorte und Erinnerungskulturen. (Thomas Schaarschmidt), 68

»Horch und Guck: Versuch einer Chronik (Erhard Weinholz), 70

Nachrufe: Friedrich Winnes und Eva Kiontke, 73

Kurz notiert, 81

REZENSIONEN

Renate Hürtgen zu Jens Hüttmann, Ulrich Mählert, Peer Pasternack (Hrsg.) »DDR-Geschichte vermitteln« (74);
Christian Sachse zu Dorothea Höck und Jürgen Reifarth »Die DDR: Geschichte, Politik, Kultur, Alltag« (75);
Matthias Uhl zu Rüdiger Wenzke (Hrsg.) »Staatsfeinde in Uniform?« (77); Christian Halbrock zu Andreas Pausch »Waffendienstverweigerung in der DDR« (78);
Dirk Moldt zu Jens Schöne »Frühling auf dem Lande? Die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft« (79)

Neuerscheinungen (Henning Pietsch) 80

FEUILLETON

»Morgen weht die rote Fahne auf dem Reichstag« (Johannes Jansen und Daniela Seel) 82
Bilder aus: Liebling, mach‘ Lack! (Johannes Jansen) 84

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