Horch und Guck (2005), 3

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Horch und Guck (2005), 3
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Erschienen
Erscheint 
erscheint alle drei Monate
Anzahl Seiten
88 S.
Preis
4,50 Euro

 

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Institution
Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Winsstr. 60 10405 Berlin Tel: 030/24725604
Von
Dr. Weinholz, Erhard

Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn überhaupt, dann war der DDR-Bürger stolz auf seine Sportler. Da konnten Wartburg von Volkswagen, Robotron von IBM, Leuna von der BASF und EKO von Salzgitter übertrumpft werden, im Sport galten andere Maßstäbe. Weltniveau, das Ziel aller Bemühungen – hier hatte das Wort seine Berechtigung.
Politisch war der Sport eines der wichtigsten Mittel, der DDR zur Anerkennung als leistungsfähige Gesellschaft und führende (Industrie-)Nation zu verhelfen. Bis heute ist der Sport deshalb auch elementarer Bestandteil der »Ostalgie«: Was wären die gesamtdeutschen Rodler, Kanuten, Eisschnellläufer und Leichtathleten (mal abgesehen vom Hacklschorsch und Anni Friesinger) ohne die DDR-Schule?
An dieser entzündet sich im Hauptteil unseres Heft auch die Kontroverse. Was waren die entscheidenden Gründe für diese sportlichen Erfolge? Waren es in erster Linie die frühzeitigen, zentral gelenkten Sichtungs- und Fördermaßnahmen, angeordnet durch die Sportführung, oder waren es vorrangig die in einem abgeschotteten System möglichen Gaben von »Unterstützenden Mitteln«, vulgo Doping, die das Sportwunderland DDR ermöglichten? Was bezeugt am ehesten die Qualität der damaligen Sportförderung: die unter permanentem, aber nicht mehr erhärtbarem Verdacht stehenden Vorwende-Höchstleistungen von Marita Koch, Kristin Otto, Marlies Göhr und Gerd Bonk oder die unter »Westbedingungen« erzielten Erfolge von Birgit Fischer, Claudia Pechstein oder auch der in der DDR selten besonders erfolgreichen Fußballer wie Michael Ballack und Bernd Schneider? Daß bei dieser Art Förderung weniger medaillenträchtige Sportarten fördertechnisch den Bach heruntergingen, wird in den Texten ebenfalls deutlich und ist, so ziemlich als Einziges, unstrittig. In den Rubriken »Themen« und »Schauplätze« geht es vor allem um das Engagement der DDR-Bürgerbewegungen in der »Wende« (Stichwort »Runde Tische«) und das verschiedener heutiger Initiativen, die in der Tradition des Herbstes 89 stehen. Deutlich wird: Auch wenn der Kampf um Bürgerrechte im klassischen Sinne ein zentrales Anliegen der damals entstandenen Organisationen war, auf eine Bürgerrechtsbewegung lassen sie sich nicht reduzieren – es ging um mehr. Gerade hier knüpfen heute tätige Gruppierungen an. Wenn wir uns mit der Geschichte oppositioneller Kreise in der DDR und der der späteren Bürgerbewegungen beschäftigen, nach der Tragfähigkeit einstiger Denkansätze fragen, sollten wir also immer auch die sozialen Konflikte insbesondere des letzten Jahrfünfts im Blick haben.
Im Auftrag der Redaktion,
Uwe Boche und Erhard Weinholz.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Sportwunderland DDR

Sport – Gesellschaftliche Rolle und politische Funktion (Gunter Holzweißig) 1

Tumulte in Planitz (Hans Joachim Teichler) 10

Zweiklassengesellschaft DDR-Sport (Jutta Braun/ René Wiese) 14

Vorbild oder Zerrbild? Der DDR-Hochleistungssport im Licht neuer Forschungen (Giselher Spitzer) 21

Schussfahrt in die Einheit (Jutta Braun/Michael Barsuhn)33

Sportentwicklung in Ostdeutschland nach der Wende (Hans Joachim Teichler) 40

Themen

Erst mitregiert, dann abserviert (Peter Ulrich Weiß) 45

Gefahr im Untergrund (Falk Beyer) 52

Feuilleton

Lyrik-Spektakel. Literarisches Leben in der späten DDR. Prosa und Gedichte von Lutz Rathenow, Susanne Venker und Mathias Tietke 57

Bilder von Matthias Kistmacher 59,60

Schauplätze

Stasi: Schnee von gestern? Ein Schülerwettbewerb des Leipziger Bürgerkomitees. Texte von Peter Leikert und Pauline Wildenauer 64

Seit 13 Jahren auf dem Weg zur FREIen HEIDe (Susanne Hoch, Benedikt Schirge). 69

Solidaritätsaktion »Mülltonne«.73

Es gab keinerlei Verrat. (?) (Kamil Majchrzak). 74

Kurz notiert. 75

Annotation 76

Nachruf: Werner Theuer. 76

Rezensionen

Heinz Voigt zu Henning Pietzsch »Jugend zwischen Kirche und Staat. Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit in Jena 1970-1989« (77); Hubertus Knabe zu Dirk Moldt (Hrsg.) »mOAning star. Eine Ostberliner Untergrundpublikation « (78); Caroline Fricke zu Alfons Kenkmann, Christoph Spieker (Hrsg.) »Bürger, Rowdys und Rebellen. Deutsche Polizeilehrfilme in West und Ost« (79); Johannes Beleites zu Maria Nooke »Der verratene Tunnel. Geschichte einer verhinderten Flucht im geteilten Berlin« (81); Reinhard Hillich zu Harald Hauswald/Lutz Rathenow »Ost-Berlin. Leben vor dem Mauerfall« (82); Simone Barck zu Franz Huberth (Hrsg.) »Die DDR im Spiegel ihrer Literatur« (84); Pia Büttner zu Stiftung Haus der Geschichte, ZF Leipzig (Hrsg.) »Unterm Strich – Karikatur und Zensur in der DDR« (85)

Neuerscheinungen (Henning Pietzsch) 86

Fundstücke
2. Bezirkssportfest, Bezirk Potsdam (Fotos) II.US,31
Aktivitäten der Sektion Waldlauf in
Glienicke/Nordbahn (Fotos) 32,44
Walter Ulbricht beim Sport (Fotos). 5,39
Vier Widmungen. III.US

Impressum 92

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