sozialersinn, 3/2002

Titel der Ausgabe 
sozialersinn, 3/2002
Weiterer Titel 
Systemic Learning

Erschienen
Leverkusen 2002: Leske + Budrich Verlag
Erscheint 
3 Hefte jährlich
ISBN
1439-9326
Preis
Jahresabonnement: 126,– DM/112,50 SFr/920 ÖS

 

Kontakt

Institution
sozialer sinn: Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: redaktion@sozialer-sinn.de
Von
Loer, Thomas

sozialer sinn, Heft 3/2002

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Thema: Systemic Learning

Max Miller:
Some Theoretical Aspects of Systemic Learning

Klaus Eder:
Zwischen evolutionärer Anpassung und kognitiver Selbstorganisation?

Uwe Schimank:
Learning and Functional Antagonisms

Arie Rip:
Systemic Learning – without Systems?

Victor J. Friedman:
The Pattern that Connects – Individual Action with Systemic Learning

Matthias Grundmann:
Sozialisationstheoretische Anmerkungen

Max Miller:
Who Conducts a Discourse?

Allgemeiner Teil

Jürgen Raab:
"Der schönste Tag des Lebens" und seine Überhöhung in einem eigenwilligen Medium. Videoanalyse und sozialwissenschaftliche Hermeneutik am Beispiel eines professionellen Hochzeitsvideofilms

Methodenwerkstatt
Peter Rieker Eltern, Kind und Interview. Zu einigen methodischen Aspekten heikler Forschungsbeziehungen

Rezensionen

Hiltrud Schröter: Mohammeds deutsche Töchter. Königstein 2002 (Dorothee Dersch)
Martina Löw: Raumsoziologie. Frankfurt/M. 2001 (Thomas Loer)
Anke Delow: Leistungssport und Biographie: DDR-Leistungssportler der letzten Generation und ihr schwieriger Weg in die Moderne. Münster 2000 (Caroline Großer)
Michael Lambek and Andrew Strathern (eds.): Bodies and persons. Comparative perspectives from Africa and Melanesia. Cambrigde 1998 (Susanne Schröter)

sozialersinn 3/2002, Abstracts

Max Miller
Einige theoretische Aspekte systemischen Lernens
Im Artikel werden im ersten Teil einige zentrale Komponenten einer Theorie des systemischen Lernens als der Grundform eines supraindividuellen Lernens skizziert. Systemisches Lernen bezieht sich auf eine bestimmte Form des Wissens: strukturelles Wissen; es setzt die Explorierung von Differenzen als Lernmechanismus voraus; und es erfordert als eigentliches Agens des Lernens soziale Diskurse bzw. Kommunikationssysteme. Nicht die Intentionen des einzelnen Akteurs sondern die Logik des Diskurses ist es, von der systemisches Lernen im wesentlichen abhängt. Wenn Diskurse extern durch individuelle Intentionen und Interessen in der Weise determiniert werden, dass Konsens- bzw. Dissenspathologien entstehen, ergeben sich bestimmte Lernblockaden bzw. Formen eines autoritären, defensiven, ideologischen oder regressiven Lernens. – Das im ersten Teil des Artikels entwickelte Modell des systemischen Lernens wird im zweiten Teil auf einige zentrale Probleme des Lernens von Organisationen und des Lernens von Gesellschaften an gewandt. Vor allem aber zeigt sich die soziologische Bedeutung einer Theorie des systemischen Lernens schließlich daran, dass sie neue Einsichten im Hinblick auf die Struktur soziokultureller Evolution und auf das Verhältnis von Planung und Evolution zu eröffnen vermag. Der Aufsatz endet mit einer Analyse der Rationalitätskriterien des systemischen Lernens.

Klaus Eder
Zwischen evolutionärer Anpassung und kognitiver Selbstorganisation? Kommentar zu Max Miller
In seinem Kommentar diskutiert Klaus Eder unterschiedliche Lesarten der These, dass es eine systemische Dimension strukturellen Lernens gebe; und er gelangt zu dem Schluss, dass selbst dann, wenn die These Sinn macht, dass Systeme bzw. Diskurse lernen, dennoch die Frage offen bleibt, inwieweit sich gesellschaftliches Lernen durch systemisches Lernen erklären lässt.

Uwe Schimank
Lernen und funktionale Antagonismen. Kommentar zu Max Miller
In seinem Kommentar verwendet Uwe Schimank die Diskurstheorie des systemischen Lernens als einen Ausgangspunkt für eine Analyse zentraler Aspekte des Lernens in einer modernen, funktional differenzierten Gesellschaft: Funktionale Antagonismen (z.B. der Widerstreit zwischen Autonomie der Wissenschaft und externer Nachfrage nach verwertbarem Wissen) generieren eine nichtendende Auto-Dynamik des Diskurses zwischen Akteuren, erzeugen einen starken Impuls für die Suche nach und Entdeckung von neuen institutionellen Arrangements und bestimmen dergestalt gesellschaftliches Lernen.

Arie Rip
Systemisches Lernen – ohne Systeme? Kommentar zu Max Miller
In seinem Kommentar schließt sich Arie Rip dem Versuch von Max Miller an, verschiedene Aspekte des sozialen (überindividuellen) Lernens zu klären, indem er einige Beispiele wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen analysiert. Die Beispiele stützen die Auffassung, dass Akteure in der Tat nur ein Randphänomen eines umfassenderen Lernprozesses darstellen; aber es erscheint als unnötig darüber hinaus ein System als Träger des Lernens anzunehmen. Desweiteren hinterfragt Arie Rip den Versuch von Max Miller, Blockierungen des Lernens zu beschreiben und zu erklären.

Victor J. Friedman
Das Muster, das individuelles Handeln und systemisches Lernen verbindendet. Kommentar zu Max Miller
In seinem Kommentar vertritt Victor J. Friedman den Standpunkt, dass individuelle Akteure und ihre Intentionen eine entscheidende Rolle im Prozess eines produktiven Organisationslernens spielen. Ein Verständnis des Organisationslernens setzt ein Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen Individuen und ihren sozialen Kontexten voraus. Erst vor diesem Hintergrund scheint es möglich zu sein, die Relevanz von Akteuren mit Grundannahmen der Theorie des systemischen Lernens zu vereinbaren.

Matthias Grundmann
Sozialisationstheoretische Anmerkungen. Kommentar zu Max Miller
In seinem Kommentar teilt Matthias Grundmann das Interesse an einer Klärung der sozialen Konstitution von Lernprozessen. In Millers Konzept eines systemischen Lernens findet Grundmann jedoch eine Polarisierung von Akteuren und Systemen und dagegen richtet sich seine Kritik, die er damit begründet, dass Individual- und Systemgenese einander wechselseitig voraussetzen.

Jürgen Raab
"Der schönste Tag des Lebens" und seine Überhöhung in einem eigenwilligen Medium
Die zunehmende Medialisierung der Gesellschaft bewirkt, daß immer weitere Bereiche der alltäglichen Lebenswelt audiovisuell aufbereitet und vermittelt werden. Hieraus ergeben sich neue Felder, Optionen und Probleme in der Wahrnehmung und im Handeln der Individuen. Zugleich stellt sich für die Sozialwissenschaften die Frage nach einer adäquaten Aufbereitung, Auslegung und Deutung der Bildmedien immer dringender. Der Beitrag diskutiert Voraussetzungen und Möglichkeiten der Deskritption, Analyse und Interpretation audiovisueller Daten anhand der Fallanalyse eines professionellen Hochzeitsvideofilms vor dem Hintergrund der Theorie und Methodologie der Sozialwissenschaftlichen Hermeneutik. Die Konstitutionsanalyse des Handlungsproduktes und die Rekonstruktion der kommunikativen Problemlage des Filmers versuchen Aufschluß dar über zu geben, welche sozialen Motivlagen und Sinnzuschreibungen die mediale Inszenierung des Hochzeitsrituals beeinflussen und dem Hochzeitsvideofilm seine eigenwillige audiovisuelle Gestalt gegeben.

Peter Rieker
Eltern, Kind und Interview: Zu einigen methodischen Aspekten heikler Forschungsbeziehungen
Die sozialen Beziehungen in der Situation der Datenerhebung gelten in der qualitativen Sozialforschung als wichtige Bedingungen wissenschaftlicher Erkenntnis. Im vorliegenden Beitrag werden einige Aspekte dieser Beziehungen anschaulich dargestellt und analysiert. Dafür beziehen wir uns auf eine Untersuchung zu Delinquenz von Kindern, für die qualitative Interviews mit Eltern und Kindern geführt wurden. Einerseits geht es um die Forschungsbeziehungen in der Interview-Ausgangssituation, andererseits darum, wie sie sich im Verlauf des Interviews entwickeln. Darüber hinaus diskutieren wir Ansatzpunkte, die Erkenntnisse solch einer Analyse und die Ergebnisse der inhaltlichen Auswertung zur Delinquenzbearbeitung gewinnbringend aufeinander zu beziehen. Schließlich werden Möglichkeiten skizziert, das interaktive Geschehen im und um das Interview zum Gegenstand einer gründlicheren Untersuchung zu machen.

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