sozialer sinn 7 (2006), 2

Titel der Ausgabe 
sozialer sinn 7 (2006), 2
Weiterer Titel 
Medizinische Professionalität unter der Bedingung fallpauschalisierter Verwaltung

Erschienen
Stuttgart 2006: Lucius & Lucius
Erscheint 
erscheint halbjährlich
Preis
Jahresabonnement: EUR 66,– (ermäßigt: EUR 44,–)

 

Kontakt

Institution
sozialer sinn: Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: redaktion@sozialer-sinn.de
Von
Loer, Thomas

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

in Kürze wird das Heft 2/2006 der Zeitschrift "sozialer sinn" verfügbar sein, dessen Inhaltsverzeichnis und Abstracts Sie untenstehend finden.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Loer
_______________________________________
PD Dr. Thomas Loer
sozialer sinn. Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung
Herausgeber und Redaktion
Wacholderweg 27
D-59192 Overberge
Tel.: +49 (0) 23 07 / 98 45 64
Fax.: +49 (0) 23 07 / 98 45 65
thomas.loer@sozialer-sinn.de
http://www.sozialer-sinn.de

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Medizinische Professionalität unter der Bedingung fallpauschalisierter Verwaltung

Michaela Pfadenhauer/Andreas Langer
Professionalität unter Reformbedingungen. Einleitung zum Themenschwerpunkt

Werner Vogd
Verändern sich die Handlungsorientierungen von Krankenhausärzten unter den neuen organisatorischen und ökonomischen Rahmenbedingungen? Ergebnisse einer rekonstruktiven Längsschnittstudie

Bernhard Borgetto
Ökonomisierung, Verwissenschaftlichung und Emanzipation. Die Reformen im deutschen Gesundheitswesen und das Rollengefüge von Arzt und Patient

Arne Manzeschke
„Wenn das Lächeln verloren geht“. Beobachtungen zu Profession und Ethos in den Gesund-heitsberufen

Allgemeiner Teil

Katharina Manderscheid
Sozialräumliche Grenzgebiete: unsichtbare Zäune und gegenkulturelle Räume

Jens O. Zinn
Biographische (Un-) Sicherheit in der Moderne. Zum Wandel von Selbstbindung und Widerständigkeit in Alltagstheorien und biographischer Forschung

Eike Emrich
„Ars Corrumpendi“. Zur Interaktions- und Beziehungsdynamik bei Bestechungen

Diskussion

Thomas Loer
Streit statt Haft und Zwang – objektive Hermeneutik in der Diskussion. Methodologische und konstitutionstheoretische Klärungen, methodische Folgerungen und eine Marginalie zum Thomas-Theorem

Rezensionen
Walburga Hoff: Schulleitung als Bewährung: Ein fallrekonstruktiver Generationen- und Geschlechtervergleich. Opladen 2005
(rezensiert von Andreas Wernet)

Hartmut Berghoff & Jakob Vogel (eds.): Wirtschaftsgeschichte als Kulturge-schichte. Dimensionen eines Perspektivenwechsels. Frankfurt/M., New York 2004
(rezensiert von Thomas Loer)

Gabriele Rosenthal, Michaela Köttig, Nicole Witte & Anne Blezinger: Biographisch-narrative Gespräche mit Jugendlichen. Chancen für das Selbst- und Fremdverstehen. Opladen 2006
(rezensiert von Mechthild Bereswill)

Abstracts (dt./engl.)

Michaela Pfadenhauer/Andreas Langer
Professionalität unter Reformbedingungen. Einleitung zum Themenschwerpunkt

Wie alles Handeln vollzieht sich auch professionelles Handeln nicht im ‚luftleeren Raum‘, sondern unterliegt bestimmten Rahmenbedingungen. Wenn diese Bedingungen verändert werden, dann wird dies von den Initiatoren in modernen Gesellschaften typischerweise als längst und dringend erforderliche Reformmaßnahme etikettiert und legitimiert. Professionen inszenieren sich dem gegenüber häufig als ‚Opfer‘ von Reformen im öffentlichen Sektor – besonders vernehmlich im Gesundheitssektor, der in drei Beiträgen eines Themenschwerpunkts im Mittelpunkt steht, dessen Thematik mit dem vorliegenden Beitrag umrissen wird.
Schlagworte: Professionalität, Reform, Gesundheitssektor

Professionalism under reform conditions. Introducing the topic

Professional action as action in general underlies specific basic conditions. In modern societies the change of these conditions typically is labelled and legitimated as for a long time urgently needed measures of reform. In contrast professions perform as victims of policies of reform in the public sector – especially in the health sector. The article introduces three parts concerning health sector reforms which constitute a special section of this volume.
Keywords: professionalism, reform, health sector

Werner Vogd
Verändern sich die Handlungsorientierungen von Krankenhausärzten unter den neuen organisatorischen und ökonomischen Rahmenbedingungen? Ergebnisse einer rekonstruktiven Längsschnittstudie

Die bundesdeutschen Krankenhäuser erfahren zur Zeit einen tief greifenden Wand-lungsprozess. Auf Basis von vier Feldforschungsaufenthalten wir mittels der dokumentarischen Methode aufgezeigt, in welcher Form die neuen Rahmenbedingungen (DRGs, Personalkürzungen, etc.) die ärztlichen Handlungs- und Entscheidungsprozesse von Chirurgen und Internisten beeinflussen. Es zeigt sich, dass die handlungsleitenden Orientierungen der Ärzte im Wesentlichen unverändert bleiben. Auf Grund der knapper werdenden Ressource ›ärztliche Arbeitskraft‹ werden jedoch insbesondere in den ›weichen‹, sozialen Bereichen der Medizin Einschränkungen vorgenommen. Zudem werden Routinefällen zugunsten der komplizierten Fällen weniger betreut. Die markanten Veränderungen in der Organisation der ärztlichen Arbeit weisen zum einen darauf hin, dass Krankenhausärzte mehr als Experte und weniger als professioneller Akteur handeln. Zum anderen spricht einiges dafür, dass vermehrt Behandlungs- und Bezahlungsoptionen situativ innerhalb von Netzwerken miteinander und gegeneinander aushandelt werden.
Schlagworte: Krankenhaus, qualitative Studie, teilnehmende Beobachtung, Arzt, DRG

Do the forced economical and organisational constrains change the orientations and habits of hospital doctors? A reconstructive panel study and its results

The German hospitals are undergoing an extensive process of organizational change. The introduction of the new “Diagnose Related Groups” (DRG) brings a new cost accounting structure and concepts of modern management (computer based “control-ling”, “outsourcing” and centralization of important functions) are entering hospital life. In the first part of our study, from 2000 to 2002, field research took place in four different types of hospital departments in several hospitals. In the second part of the study, in the year 2004, the general ward and the department of abdominal surgery were revisited. It was shown that the doctors even under the new conditions had main-tained their basic orientations. They act and perform as medical practitioners and not as economists. But caused by the rationed working force they have less time to communicate with their patients. While in former times the uncertainties in medical decision-making were mastered by finding a consensus in the medical team, now there is less time to discuss problematic cases with the colleagues. It seems that on the one hand more and more emphasis is being laid on routines and on the other hand decisions have become more individualized at all levels.
Keywords: hospital, qualitative research, field research, physician, DRG

Bernhard Borgetto
Ökonomisierung, Verwissenschaftlichung und Emanzipation. Die Reformen im deutschen Gesundheitswesen und das Rollengefüge von Arzt und Patient

Die Reformen im deutschen Gesundheitswesen haben erhebliche Auswirkungen auf das Interaktionssystem von Arzt und Patient und auf die ärztliche Autonomie. Der Wandel des Rollengefüges von Arzt und Patient wird auf dem Hintergrund von Parsons paternalistischer Konzeption der Rollen von Arzt und Patient dargestellt. Dabei werden zwei Thesen entfaltet: Zum einen verfestigt sich durch die Ökonomisierung und Verwissenschaftlichung ärztlichen Handelns ein Rollenkonflikt, der eine andauernde Vertrauenskrise zwischen Arzt und Patient mit noch nicht absehbaren Folgen verursacht. Zum anderen wird von einem Arzt zukünftig mehr und mehr erwartet, dass er sich anstelle eines durchgängig paternalistischen Interaktionsstils einen flexiblen Interaktionsstil in dem Spektrum von Paternalismus, Partnerschaft und Kundenorientierung aneignet, der situations- und bedürfnisadäquat eingesetzt werden kann.
Schlagworte: Rollentheorie, Arzt-Patient-Beziehung, Gesundheitssystem, Profession, Vertrauen

Economisation, Scientisation and Emancipation. The Reforms in the German Health Care System and the Role System of Physician and Patient

The reforms in the German health care system have important effects on the role system of physician and patient as well as on the autonomy of physicians. Changes in the role system of physician and patient are described on the background of Parsons’ paternalistic role concept of of physician and patient. In doing so, two theses are developed: On the one hand, economisation and scientisation reinforce a role conflict, which causes a crisis of the trust relationship between physician and patient. The consequences of this crisis are not foreseeable, yet. On the other hand, instead of carrying forward the paternalistic interaction style, in the future a physician more and more will be forced to develop a flexible interaction style in the spectrum of paternalism, partnership and customer orientation, which can be adopted in dependence on the interaction situation and the preferences of the patient.
Keywords: role theory, physician-patient-relationship, health care system, profession, trust

Arne Manzeschke
„Wenn das Lächeln verloren geht“. Beobachtungen zu Profession und Ethos in den Gesundheitsberufen

Die Einführung der DRG (diagnoseorientierten Fallpauschalen) in deutschen Krankenhäusern stellt einen wichtigen Schritt bei der weiteren Ökonomisierung und Industrialisierung der stationären Gesundheitsversorgung dar. Für das Wahrnehmen und Handeln sowie das Ethos der Professionellen in Medizin und Pflege deuten sich gravierende Veränderungen an, die mit Einbußen in der Versorgungsqualität verbunden sind. Dies betrifft insbesondere die soziale Dimension des medizinischen und pflegerischen Handelns, seine moralische Verlässlichkeit und symbolische Interaktionsfähigkeit. Angesichts dieser Entwicklung erscheint es angemessen von Deprofessionalisierung und Demoralisierung zu sprechen.
Schlagworte: Ökonomisierung, Profession, Ethos, DRG, Deprofessionalisierung

„When the smile on their faces starts to disappear“. On Profession and Ethics of Health Professionals

The implementation of Diagnosis Related Groups at German Hospitals significantly contributes to the developing dominance of economic considerations and industry-like process management in in-patient care. Severe changes in the ways of perceiving and performing health care as well as in the health professionals’ ethics can be envisaged. These changes will particularly affect the social dimension of caring, the reliability of care ethics, and symbolic interaction. According to these observations, the use of the terms ‘deprofessionalization’ and ‘demoralization’ seems appropriate.
Keywords: economism, health professionals, in-patient health care, ethics, diagnosis related groups, deprofessionalization

Katharina Manderscheid
Sozialräumliche Grenzgebiete: unsichtbare Zäune und gegenkulturelle Räume

In der soziologischen Ungleichheits- und Exklusionsforschung wird überwiegend ‚unräumlich‘ argumentiert oder mit simplifizierenden Containerraumkonzeptionen gearbeitet. Dadurch bleiben die komplexen Verbindungen zwischen sozialer Ungleichheit und Raum analytisch unterbelichtet, obwohl die Frage nach dem Raum in der Soziologie seit den 1990er Jahren wachsende Beachtung gefunden hat. Verbindet man demgegenüber die soziologischen Diskussionen zu Ungleichheit und zu Raum miteinander, so können Mechanismen der Produktion und Aufrechterhaltung von sozialer Ungleichheit und Exklusion durch ihre Wechselwirkungen mit den sozial konstruierten räumlichen Ordnungen herausgearbeitet werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass Raum immer eine sozial strukturierte und strukturierende Dimension enthält, die über seine Materialität hinausreicht. Dieser sozial produzierte Raum geht einher mit verschiedenen Formen von Ungleichheit und Exklusion. Anhand eines stadtsoziologischen Fallbeispiels wird die Fruchtbarkeit dieser theoretischen Überlegungen für die Forschung diskutiert.
Schlagworte: Soziale Ungleichheit, Exklusion, Raum, Habitus, gegenkulturelle Raumkonstitution

Socio-spatial border areas: invisible fences and counter cultural spaces

The debate on social inequality and exclusion mostly omits space. When it does indeed engage with it, then space is conceived simplistically as a container. Thus, the intricate links between social inequality and space remain underdeveloped and unrecognised, even though social space has attracted some attention in sociology since the 1990s. Combining sociological debates on inequality and space highlights various ways to conceive of the production of and maintenance of social inequality and exclusion through its relations to socially constructed spacial arrangements. It is argued that space always contains a socially structured and structuring dimension beyond its materiality, and that this socially produced space is linked to different forms of inequality and exclusion. By means of an empirical case study from urban studies, the usefulness of these theoretical reflections for empirical sociological research is discussed.
Keywords: social inequality, exclusion, space, habitus, counter cultural space consti-tution

Jens O. Zinn
Biographische (Un-) Sicherheit in der Moderne. Zum Wandel von Selbstbindung und Widerständigkeit in Alltagstheorien und biographischer Forschung

Wir sind es gewohnt, biographische Unsicherheit als Ausdruck von sozialer Benachteiligung (in Verbindung mit sozialen Strukturindikatoren wie Klasse, Geschlecht, Ethnie) und/oder biographischen Schicksalsschlägen (Unfall, Krankheit, Scheidung, Arbeitsplatzverlust) zu sehen. Die daran anschließenden Forschungsfragen richten sich auf die verschiedenen Arten, wie Unsicherheiten bewältigt und in Sicherheiten transformiert werden können. Dabei kann biographische Unsicherheit konzeptionell unterschiedlich erschlossen werden. Wie dies geschieht, ist hoch voraussetzungsvoll und hat Folgen für die daran anschließende Forschung. Im Folgenden wird argumentiert, dass unser Denken über Biographie und biographische (Un-)Sicherheit in spezifische historische (Herrschafts-) Konstellationen eingebettet ist. So können unter Rückgriff auf die Foucaultsche Begrifflichkeit die Normen biographischer Selbstdarstellung und Selbstfestlegung auch als ‚Wahrheitsprogramm‘ und damit als eine Herrschaftslogik angesehen werden. Daran anschließend wird dafür plädiert unter Bedingungen gesellschaftlichen Wandels ‚Biographie‘ als eine bestimmte Art der Bearbeitung von Unsicherheit bei der Lebensgestaltung aufzufassen und verstärkt nach Formen der Widerständigkeit gegen dominante Normen der Vereindeutigung biographischer Erwartungsbildung und Selbstfestlegung zu suchen.
Schlagworte: Biographie, Biographieforschung, Unsicherheit, Widerstand, Moderne, Alltagstheorien, Foucault, Identität, Subjekt

Biographical (Un-)Certainty in Modernity. Self-commitment and Resistance in Everyday Theories and Biographical Research

We are used to interpret biographical uncertainty as an expression of social discrimination (in connection to social class, gender or ethnicity) and/or biographical blows (accident, illness, divorce, job loss). The respective research aims at the different ways of how people cope with uncertainties and are transforming them into certainties. How biographical uncertainty is conceptualised influences significantly the respective research. It is argued in the following, that our notion of biography and biographical (un)certainty is embedded in specific historical constellations of power and control. With reference to Foucault it is suggested to conceptualise the norms of biographical presentation and self-commitment as a truth-program and thereby as logics of power. Consequently, under the conditions of social change the article proposes to understand ‚biography‘ as a specific way to manage uncertainty during one’s life course, and to search increasingly for forms of resistance to dominant norms of biographical self-determination and self-commitment.
Keywords: biography, biographical research, uncertainty, resistance, modernity, eve-ryday theories, Foucault, identity, subject

Eike Emrich
„Ars Corrumpendi“. Zur Interaktions- und Beziehungsdynamik bei Bestechungen

Der Beitrag widmet sich der Bestechung als sozialer Beziehung und als Interaktionsprozess. Über mehrere vertrauensstabilisierende und riskante Interaktionsschritte entwickelt sich auf der Basis der menschlichen (und ökonomischen) Urprinzipien des Vertrauens und der Reziprozität eine soziale Beziehung, in deren Kern ein illegitimer und häufig auch illegaler Tausch stattfindet. Im Rahmen dieses Tausches werden kulturelle Tauschnormen verletzt und normativ Nicht-Tauschbares – zumeist gegen Geld – veräußert. In der Interaktion zwischen Bestochenem und Bestechenden sind dabei einige charakteristische Verläufe erkennbar, die geprägt sind von der zentralen Bedeutung reziproker Gefühls- und Tauschnormen und den sich jeweils entwickelnden wechselnden Asymmetrien, die die institutionell nicht verfestigte und somit auf die Hinterbühne verlegte Tauschbeziehung prägen.
Schlagworte: Bestechung, Reziprozität, Tauschnormen

„Ars Corrumpendi“. Corruption as a social relationship and the dynamics of interaction

The article deals with corruption in two points of view: As a process of elaborating a specific social relationship and as a process of social interaction. This process bases on some human archaic patterns of change and on the norm of reciprocity. Corruption is an illegitimate and often illegal change, which does not comply with cultural norms. Normally, goods are exchanged for money, for which it is forbidden to do so. In the development of the social relationship between the agents of corruption there is a typical course, which can be characterized by reciprocal attitudes, emerging deviant norms of exchange, and changing asymmetries in power. The article deals further with typical patterns of interaction, its risks, and its stabilization.
Keywords: Corruption, reciprocity, cultural norms of change

Thomas Loer
Streit statt Haft und Zwang – objektive Hermeneutik in der Diskussion. Methodologische und konstitutionstheoretische Klärungen, methodische Folgerungen und eine Marginalie zum Thomas-Theorem

In der Diskussion um die hermeneutische Sozialforschung wie sie kürzlich in dieser Zeitschrift von Bruno Hildenbrand und Jörg Strübing geführt wurde, wird sowohl auf seiten derjenigen die die Differenz von objektiver Hermeneutik und den meisten anderen Methoden sogenannter qualitativer Sozialforschung betonen – wie etwa Strübing, der Grounded Theory und objektive Hermeneutik voneinander abgrenzt – als auch von denjenigen, die die Vereinbarkeit und Ergänzungsbedürftigkeit dieser beiden Seiten hervorheben – wie es etwa Hildenbrand ebenfalls bezüglich der beiden genannten Methoden tut – die objektive Hermeneutik als eine Methode begriffen, die nicht in der Lage ist, Subjektivität angemessen zu konzeptualisieren. Dies hängt damit zusammen, dass der Strukturbegriff der objektiven Hermeneutik fälschlich als statisch begriffen und Struktur als dem handelnden Subjekt gegenüberstehend missverstanden wird. Dies wiederum hängt damit zusammen, dass in der qualitativen Sozialforschung generell der Regelbegriff keine Rolle spielt, geschweige denn, dass Regeln als konstitutiv für den Gegenstand der Soziologie begriffen würden. Ausgehend von den Diskussionsbeiträgen Hildenbrands und Strübings werden hier – unter Heranziehung analog argumentierender weiterer Autoren wie unter Explikation präzisierungsbedürftiger Begriffe der Konstitutionstheorie und der Methodologie der objektiven Hermeneutik – Klärungen vorgenommen, sowie Zuspitzungen, die zu weiterer Diskussion und damit zu weiterer Klärung unter Vermeidung der auf seiten der Gegner wie auf seiten der versöhnlerischen Verteidiger der objektiven Hermeneutik verbreiteten Missverständnisse führen sollen.
Schlagworte: objektive Hermeneutik, Regel, latente Sinnstruktur, objektive Bedeutungsstruktur, Entscheidung, Selbstrechtfertigung, Thomas-Theorem, hermeneutische Sozialforschung, interpretative Soziologie, Oevermann

Controversy instead of arrest and force – debates on objective hermeneutics. Clarifications of methodology and constitutional theory, methodical consequences, and a marginal note on the Thomas theorem

In the debate on hermeneutical social research, which recently was performed in this journal by Bruno Hildenbrand and Jörg Strübing, both: those who stress the differences between objective hermeneutics and most of the other methods of so-called qualitative social research – like Strübing does, confronting Grounded Theory and objective hermeneutics –, and those who plea for the compatibility and the necessity of completing one side by the other – like Hildenbrand does also referring to the same both methods –, both parties understand objective hermeneutics as a method, which is unable to conceive subjectivity in an adequate manner. This is due to falsely understanding objective hermeneutics’ concept of structure as a static concept and to conceiving structure and the acting subject as two separate contradicting spheres of reality. Accountable for this is that the qualitative social research methods generally don’t grasp the concept of rule, not to mention that they don’t conceive rules as constitutive for praxis as the subject of sociology. Starting off from the debate between Hildenbrand and Strübings, taking into account other authors, who argue likewise, and explicating concepts belonging to objective hermeneutics’ constitutional theory and methodology some clarifications are presented and some arguments are acuminated, aiming at further debate and therewith further clarifications, and at henceforth avoiding the misunderstandings of objective hermeneutics, which can be found on either side of adversaries and defenders of this method.
Keywords: objective hermeneutics, rule, latent structure of sense, objective structure of meaning, decision, self-justification, Thomas theorem, hermeneutical social re-search, interpretive sociology, Oevermann

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