Historische Zeitschrift 270/1 · 2000

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Historische Zeitschrift 270/1 · 2000
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Erschienen
München 2000: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
6mal jährlich, 3 Hefte ergeben einen Band
Preis
Jahresabo € 295,00, Einzelheft € 60,00

 

Kontakt

Institution
Historische Zeitschrift (HZ)
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Andreas Fahrmeir Redaktion Historische Zeitschrift Historisches Seminar der Johann Wolfgang Goethe-Universität Norbert-Wollheim-Platz 1 60323 Frankfurt am Main
Von
Jaroschka, Gabriele

Inhaltsverzeichnis

Rubrik: Aufsätze

Christina Reinle
Exempla weiblicher Stärke? Zu den Ausprägungen des mittelalterlichen Amazonenbildes
Die Beschäftigung mit den Amazonen hat seit einigen Jahren in der Forschung Konjunktur. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, daß sie die Überschreitung traditioneller weiblicher Rollenmuster paradigmatisch verkörpern. Auch die breite Rezeption des Amazonenmotivs im Mittelalter war sowohl von Irritation wie von Faszination getragen. Doch waren die Amazonen nicht die einzigen weiblichen "Ausnahmegestalten", die Frauen bei der lizensierten Ausübung massiver physischer Gewalt vorführten. Auch das Alte Testament kannte martialische Heldinnengestalten wie Judith, Deborah und Jael. Im vorliegenden Beitrag wird nun versucht, die Kontexte aufzuzeigen, in denen das Amazonenthema im Mittelalter aufgegriffen wurde, und die Konnotationen zu ermitteln, mit denen es befrachtet war. Im nächsten Schritt werden die Interpretationsvorgaben offengelegt, die es mittelalterlichen Theologen ermöglichten, Judith und Deborah als Vorbildgestalten zu präsentieren, während die mit den Amazonen verbundenen Bewertungen immer ambivalent blieben. Beide Traditionsstränge, der der alttestamentarischen Dienerin Gottes wie der der Amazone, wurden schließlich bemüht, um das Auftreten jener Frau verstehbar zu machen, die wie keine andere ihre Mitwelt polarisiert: Jeanne d’Arc. Doch scheint es, daß noch ihre unmittelbaren Zeitgenossen einem Vergleich mit den biblischen Heldinnen den Vorzug gaben. Unter dem Einfluß des Humanismus amalgamierten jedoch die Bilder der "pucelle" und der Amazone.

Dieter Albrecht
König Ludwig II. von Bayern und Bismarck
König Ludwig II. von Bayern und Bismarck standen seit der Reichsgründung in einem langjährigen Briefwechsel. Indem Bismarck dem König eine Politik der Rücksichtnahme auf die einzelstaatlichen Monarchen und die bayerischen Sonderrechte versicherte, gewann er das Vertrauen Ludwigs, der in dem Kanzler eine Vaterfigur erblickte und daher die reichsfreundlichen bayerischen Regierungen, etwa im Kulturkampf, gewähren ließ. Eine weitere Bindung bestand in den Zahlungen, die Bismarck aus dem Welfenfonds an den König leistete. Die Untersuchung sucht nachzuweisen, daß nicht nur die Zustimmung Ludwigs zum sogenannten Kaiserbrief, sondern überhaupt zum Eintritt Bayerns ins Reich mit diesen Zahlungen in Zusammenhang gebracht werden muß. Bismarck hat aber schließlich auf eine politische statt einer finanziellen Lösung der Probleme Ludwigs gesetzt, als durch dessen Verhalten das monarchische Prinzip beschädigt zu werden drohte.

Andreas Schulz
Der Aufstieg der "vierten Gewalt". Medien, Politik und Öffentlichkeit im Zeitalter der Massenkommunikation
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Medienmacht in Europa von der Emanzipation der Presse im 19. Jahrhundert bis zur Kommunikationsrevolution der Gegenwart. Das spezifische Prestige der "vierten Gewalt" als kritische und kontrollierende Instanz der aufgeklärten Öffentlichkeit begründete einen zählebigen Mythos von der angeblich meinungsbildenden Macht der Medien. Die gewachsene Bedeutung der Medien in der pluralen Öffentlichkeit eines kommerzialisierten Meinungsmarktes beruht auf ihren vor allem technisch immens gesteigerten Möglichkeiten, konkurrierende Interpretationen von Wirklichkeit zu liefern. Von dieser spezifischen Kompetenz wird das Handeln politischer Entscheidungsträger weit mehr beeinflußt als der Prozeß der öffentlichen Meinungsbildung selbst. Im Übergang von der partizipatorischen Teilöffentlichkeit des 19. Jahrhunderts zur konsumierenden Massenöffentlichkeit der Moderne wächst der Zwang, Politik zu inszenieren und zu medialisieren. Diese politischen Bedingungen konstituieren den Rahmen moderner Medienöffentlichkeit. Aktuelle Forschungsansätze laufen Gefahr, funktionalistische Massenmanipulationstheorien lediglich kulturalistisch anzureichern. Eine künftige Mediengeschichte muß dagegen den säkularen Vorgang der entstehenden Mediengesellschaft in engem Zusammenhang mit dem politischen Verhaltenswandel in den westlichen Demokratien betrachten.

Rubrik: Neue historische Literatur

Gregor Weber
Kaiser, Träume und Visionen in Prinzipat und Spätantike

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