Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte 8 (2014)

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Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte 8 (2014)
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Erschienen
Erscheint 
jährlich
Anzahl Seiten
315 S.
Preis
€ 12,00

 

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Institution
Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte Evangelisch-Theologische Fakultät Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München Tel. 089-2180-2828, -5340 E-Mail: <sekretariat-kiz@evtheol.uni-muenchen.de>; <ccl@evtheol.uni-muenchen.de>
Von
Lepp, Claudia

Der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren hat in der fach- und populärwissenschaftlichen Öffentlichkeit einen breiten erinnerungskulturellen Reflex gefunden. Auch zwei Beiträge in den MKiZ beschäftigen sich mit dem Thema. Der Aufsatz von Jan Rohls „Die deutsche protestantische Theologie und der Erste Weltkrieg“ beleuchtet den Krieg aus fünf theologiegeschichtlichen Perspektiven und kann auf diese Weise ein facettenreiches Bild von dem innerprotestantischen Ringen um die theologische Deutungshoheit des historischen Kriegsgeschehens vermitteln. Axel Töllner und Cornelia Berger-Dittscheid beschreiben unter dem Titel „Gebetsriemen und Eisernes Kreuz“ die Arbeiten am Synagogen-Gedenkband Bayerns mit Fokus auf den Ersten Weltkrieg. Das Gesamtprojekt ist auf mehrere Bände konzipiert und trägt eine große Materialfülle zum historischen Gebäudebestand jüdischen Lebens in Bayern zusammen.

Die übrigen Aufsätze spannen den Bogen von der NS-Zeit bis zur frühen Nachkriegszeit. Jens Holger Schjørring wendet sich dem Verhältnis von „Bekennende[r] Kirche und Ökumene“ zu und kann zeigen, dass insbesondere zu Beginn der NS-Herrschaft hinter den Kulissen durchaus unterschiedliche Einstellungen in der Bekennenden Kirche und der Ökumene zum einzuschlagenden kirchenpolitischen Kurs die Diskussion bestimmten. Tamara Späth porträtiert den Diplomaten Otto Carl Kiep in seinem patriotisch motivierten Widerstehen gegen den Nationalsozialismus. Dabei macht sie anschaulich, dass in Kieps resistenter Haltung auch christliche Motive wirksam waren. Nora Andrea Schulze nutzt die öffentliche Aufmerksamkeit, die das 80jährige Barmen-Gedenken in diesem Jahr freigesetzt hat, um den „bayerische[n] Weg nach Barmen“ auszuloten. Differenziert wird der Umgang der bayerischen Kirchenleitung mit der Reichsbekenntnissynode in den wichtigsten Etappen nachgezeichnet. Stephan Linck schließlich geht in seinem Beitrag auf „Die Evangelisch-Lutherischen Kirchen Hamburgs und Schleswig-Holsteins nach 1945“ ein und fördert eine in den nördlichen Kirchen anzutreffende schwierige politische Haltung zutage: ein sehr nachgiebiger Umgang mit der NS-Vergangenheit, eine Ausblendung des Judentums sowie ein restriktiver Antikommunismus bestimmen die politischen Einstellungsdispositionen. Linck legt zudem offen, in welchem engen Verhältnis CDU und evangelische Kirche im Norden miteinander verbunden waren.

25 Jahre nach der Friedlichen Revolution und dem Mauerfall drucken wir ein Interview ab, das Detlef Pollack Ende 1991 mit dem Leipziger Superintendenten Herbert Stiehl geführt hat. Stiehl nimmt darin zur Gratwanderung der evangelischen Kirchen in der DDR zwischen Anpassung und Verweigerung Stellung, die sich heute leichter sine ira et studio betrachten lässt.

Der Berichtsteil bietet Einblicke in die aktuelle Forschungslandschaft der Kirchlichen Zeitgeschichte. Für die protestantischen Anteile der osteuropäischen Religions- und Kirchengeschichte besteht immer noch ein großer Forschungsbedarf. In diesem Zusammenhang gewinnt das Dissertationsprojekt von Pascal Mannert über „Protestanten in Polen, 1918–1939. Eine Frage der Loyalität?“ ein erhebliches Gewicht. Angestrebt wird eine Studie, die die Entwicklung der Beziehungen zwischen den unterschiedlichen evangelischen Kirchen und dem polnischen Staat differenziert nachzeichnet. Benedikt Brunner berichtet von seinem Dissertationsprojekt „Die Ordnung der Kirche“, in dem er überprüfen möchte, ob die deutsche protestantische Theologie mit Hilfe des Begriffs der Volkskirche versuchte, die divergierenden Ordnungskonzepte von Kirchlichkeit zu integrieren. Belastbare Ergebnisse zu diesem Thema werden sich für die Protestantismusforschung zum 20. Jahrhundert fraglos als nützlich erweisen. Almut Bretschneider-Felzmann wendet sich in ihrer Dissertation den „Beziehungen zwischen der Schwedischen Kirche und dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR im späten Kalten Krieg“ zu und ergänzt damit die Kirchengeschichtsschreibung zur DDR um einen wichtigen ökumenischen Aspekt.

Das diesjährige Barmen-Gedenken findet im aktuellen Heft der MKiZ einen zweiten Reflex: Siegfried Hermle und Thomas Martin Schneider skizzieren die Entstehung der Ausstellung zur Barmer Theologischen Erklärung, die unter dem Titel „Gelebte Reformation zwischen Widerstand und Anpassung“ in der Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen gezeigt wird. Schließlich rückt mit dem Tagungsbericht von Felix Nothdurft noch ein langjähriger Forschungsschwerpunkt der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte ins Blickfeld: das Verhältnis von Protestantismus und gesellschaftlichem Wandel in den sechziger und siebziger Jahren. Berichtet wird über die im Oktober 2013 in Münster durchgeführte interdisziplinäre Tagung „Religion und Lebensführung im Umbruch der langen sechziger Jahre“.

Der abschließende Nachrichtenteil informiert über die zeitgeschichtlichen Aktivitäten der überregionalen und regionalen kirchengeschichtlichen Vereinigungen.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Aufsätze:

Jan Rohls: Die deutsche protestantische Theologie und der Erste Weltkrieg

Axel Töllner und Cornelia Berger-Dittscheid : Gebetsriemen und Eisernes Kreuz. Aus den Arbeiten am Synagogen-Gedenkband Bayern

Jens Holger Schjørring: Bekennende Kirche und Ökumene - Anmerkungen zu einer strapazierten Gemeinschaft in den Jahren 1933–1934

Tamara Späth: Otto Carl Kiep – Als patriotischer Christ dem Nationalsozialismus widerstehen

Nora Andrea Schulze: Der bayerische Weg nach Barmen. Die bayerische Kirchenleitung und die Barmer Theologische Erklärung nach der Reichsbekenntnissynode in Wuppertal-Barmen

Stephan Linck: Die Evangelisch-Lutherischen Kirchen Hamburgs und Schleswig-Holsteins nach 1945: Die politische Haltung der kirchlichen Mehrheit

Edition:

Detlef Pollack: Von der Kraft des Glaubens und den Privilegien der Minderheit – Ein Interview mit dem Leipziger Superintendenten Herbert Stiehl

Berichte

Pascale Mannert: Protestanten in Polen 1918–1939: Eine Frage der Loyalität? (Dissertationsprojekt)

Benedikt Brunner: Die Ordnung der Kirche. Eine Geschichte der „Volkskirche“ im deutschen Protestantismus 1918–1989/90 (Dissertationsprojekt)

Almut Bretschneider-Felzmann: Die Beziehungen zwischen der Schwedischen Kirche und dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR im späten Kalten Krieg (1968–1989) (Dissertationsprojekt)

Siegfried Hermle / Thomas Martin Schneider: Gelebte Reformation zwischen Widerstand und Anpassung: Die Barmer Theologische Erklärung 1934–2014. Ausstellungsprojekt zur Barmer Theologischen Erklärung in der Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen

Felix Nothdurft: Religion und Lebensführung im Umbruch der langen sechziger Jahre (Tagungsbericht)

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