Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte 7 (2013)

Titel der Ausgabe 
Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte 7 (2013)
Weiterer Titel 

Erschienen
Erscheint 
jährlich
Anzahl Seiten
260 S.
Preis
12,00 € zgl. Porto (9,00 € im Abo)

 

Kontakt

Institution
Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte Evangelisch-Theologische Fakultät Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München Tel. 089-2180-2828, -5340 E-Mail: <sekretariat-kiz@evtheol.uni-muenchen.de>; <ccl@evtheol.uni-muenchen.de>
Von
Lepp, Claudia

Das vorliegende neue Heft der Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte bietet ein breites Panorama gegenwärtiger kirchlicher Zeitgeschichtsforschung und spiegelt mit seinen Aufsätzen, Berichten und Nachrichten einen kirchenhistoriographischen Wandel. Unter der sukzessiven Öffnung des zeitlichen Forschungshorizonts und in engem Austausch mit religions-, allgemein- und sozialgeschichtlichen Projekten verändert sich die Forschungslandschaft zur Kirchlichen Zeitgeschichte nachhaltig.

Der Aufsatzteil setzt ein mit zwei Beiträgen zur NS-Geschichte: Carsten Linden arbeitet in einer Lokalstudie zu Osnabrück exemplarisch eine Kontingenz zwischen dem Handeln der Gestapo und dem kirchenpolitischen Verhalten der Pastoren heraus. Oliver Arnhold befasst sich mit dem 1939 als kirchenübergreifende Einrichtung deutscher evangelischer Landeskirchen gegründeten Eisenacher Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben. Er zeigt, wie im Schnittfeld von Kirche, Theologie und Politik ein fataler christlicher Antisemitismus zum Ausdruck kommen konnte. Mit dem Beitrag von Auguste Zeiß-Horbach wird einer der wirkmächtigsten sozialen Wandlungsprozesse in der evangelischen Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts beleuchtet: die Frauenordination. Quellennah zeichnet die Autorin die vitalen kontroversen Diskussionen vom Anfang der Weimarer Republik bis zum Kriegsende nach, die das Amt der Theologin in der bayerischen Landeskirche, im Deutschen Evangelischen Kirchenbund sowie im Lutherrat hervorgerufen hat. Dimitrij Owetschkins Beitrag kann am Thema der bikonfessionellen Ehen anschaulich zeigen, wie sich um dieses Problem im Fortgang der bundesrepublikanischen Geschichte so etwas wie ein ökumenischer Mikrokosmos entwickelte, der in einem paradigmatischen Sinn tiefe Einsichten in das evangelisch-katholische Beziehungsgefüge insgesamt gestattet. Alexander Kochs Beitrag beleuchtet mit fundiertem Hintergrundwissen die Bedeutung, die den Kirchen in der Zeit der deutschen Doppelstaatlichkeit bei der Entstehung und der Durchführung des Freikaufs von Häftlingen aus der DDR zufiel. Birge-Dorothea Pelz schließlich wendet sich Rostocker Predigten und Andachten der sog. Wendezeit 1989/90 zu. Ihr Erkenntnisinteresse richtet sich explizit auf die politischen Anteile der religiösen Kanzelrede sowie die theologischen Deutungen des großen historischen Umbruchs.

Im zweiten Teil der Mitteilungen geben fünf Berichte einen Einblick in die aktuelle Zeitgeschichtsforschung in Deutschland und Europa. Carola Franson berichtet aus ihrem Dissertationsprojekt, das der deutschen evangelischen Kirche in Estland und derjenigen in der Tschechoslowakei im Vergleich gewidmet ist. Neue, differenzierte Perspektiven auf die komplexen Prozesse und Entwicklungen im Europa der Zwischenkriegszeit werden erkennbar. Auch Bernd Schoppmann stellt Ergebnisse seines Dissertationsprojektes vor. In einer seriellen Biografie von elf Pfarrern geht er der Frage nach, welche Nachwirkungen die Finkenwalder Vikarsausbildung durch Bonhoeffer im späteren Berufsleben der Beteiligten zeitigte. Jens-Holger Schjoerring berichtet von einem außergewöhnlichen kirchengeschichtlichen Buchprojekt in Dänemark. Michael Wermke und Antje Roggenkamp geben Einblicke in eine Tagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik, auf der im Jahr 2012 der Erkenntnisgewinn eines geschlechtergeschichtlichen Ansatzes für die Bildungsgeschichte diskutiert wurde. Dagmar Pöpping beleuchtet abschließend die Erinnerungskultur zur Weißen Rose anlässlich des 70. Jahrestags der Hinrichtung einiger ihrer Mitglieder.

Der Nachrichtenteil bietet einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte sowie anderer überregionaler und regionaler Einrichtungen zur Erforschung der kirchlichen Zeitgeschichte.

Beiträge für das nächste Heft können bis Mitte Januar 2014 eingereicht werden.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Aufsätze:

Carsten Linden: Gestapo und Pastoren in Osnabrück – Beziehungsgefüge und Einflussnahmen

Oliver Arnhold: „Die Entjudung des religiösen Lebens als Aufgabe deutscher Theologie und Kirche.“ Christlicher Antisemitismus am Beispiel des kirchlichen „Entjudungsinstituts“ in der Zeit von 1939–1945

Auguste Zeiß-Horbach: Neuland. Die Diskussion um das Amt der Theologin in der bayerischen Landeskirche, im Deutschen Evangelischen Kirchenbund und im Lutherrat

Dimitrij Owetschkin: Auf dem Weg zur „Ökumene im Kleinen“. Kirchen, bikonfessionelle Ehen und das evangelisch-katholische Verhältnis in der alten Bundesrepublik

Alexander Koch: Die Rolle der Kirchen im deutsch-deutschen Häftlingsfreikauf

Birge-Dorothea Pelz: Die „Friedliche Revolution“ auf der Kanzel. Politischer Gehalt und theologische Geschichtsdeutung in Rostocker evangelischen Predigten und Andachten während der deutschen Vereinigung 1989/90

Berichte:

Carola Franson: Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche Estlands und der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit

Bernd Schoppmann: Bonhoeffers unbekannte Schüler. Vikare in Finkenwalde–Pfarrer in der Rheinischen Kirche. Ergebnisse eines Dissertationsprojekts

Jens Holger Schjørring: Herausforderungen bei der Erarbeitung eines Lehrbuches für Kirchengeschichte

Michael Wermke/Antje Roggenkamp: Religion und Gender in bildungshistorischer Perspektive

Dagmar Pöpping: Gedenkkultur in München. Zum 70. Jahrestag der Hinrichtung von Mitgliedern der Weißen Rose

Weitere Hefte ⇓
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Sprache
Bestandsnachweise 0949-5908