Zeitschriften – Illustrierte Geschichte
Sie sind längst Gegenstand des Unterrichts, ohne dass sie als solche wahrgenommen werden: Zeitschriften und Illustrierte. Titelseiten, Fotos, Karikaturen, Kommentare, Berichte oder Reportagen aus Zeitschriften werden als Quellenmaterial häufig eingesetzt. Ihr gattungsgeschichtlicher Kontext wird dabei jedoch selten thematisiert oder bewusst gemacht. Für das Zeitalter der alltäglichen Massenmedien kommt aber einer gattungs- und medienhistorischen Methodenschulung besondere Bedeutung zu.
Die Beiträge dieser Ausgabe rücken deshalb die historische Berichterstattung über ausgewählte lehrplanrelevante Ereignisse in den Mittelpunkt. Sie zeigen Arbeits- und Analysemethoden auf, um die visuellen Erzählungen des zeitnahen Mediums im Hinblick auf politik-, alltags- und sozialgeschichtliche Themen angemessen zu kontextualisieren. Es werden auch die Besonderheiten der Gattung sowie die Entstehungs- und Wirkungsbedingungen einbezogen.
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PRAXIS BEITRÄGE
Frank Bösch Träger des Wandels Die Geschichte der Zeitschrift Zeitschriften haben in den letzten 300 Jahren vielfach historische Entwicklungen geprägt: sei es durch ihren populären Inhalt und hohe Auflagen, sei es als intellektuelles Forum oder ihre Verschränkung mit sozialen Gruppen, die häufig durch sie erst entstanden. Gerade diese enge Verbindung zum sozialen und kulturellen Wandel macht die Zeitschrift zu einem interessanten historischen Gegenstand für die Forschung und den Unterricht. Basisbeitrag S. 4–9
Ulrich Baumgärtner „Illustrierte Geschichte“ Zeitschriften als Quellen im Geschichtsunterricht – Didaktische Überlegungen Ein Blick in einen Zeitungskiosk genügt: Markante Überschriften, bunte Titelblätter, vielfältige Themen. „Bravo“ und „Spiegel“, „Hörzu“ und „Landlust“, „Brigitte“ und „Playboy“. Für alles gibt es Zeitschriften – von A bis Z, von Auto bis Zeitgeschehen. Zeitschriften sind mithin die gedruckten Publikationen, mit denen die Schülerinnen und Schüler schon früh und immer wieder in Berührung kommen. Insofern liegt es nahe, diese Medien, die ihnen in ihrer Lebenswelt auf vielfältige Weise begegnen, in der Schule zu thematisieren. S. 10–11
Henrick Stahr Medien und Monumente Die „Gartenlaube“ und die Formierung der deutschen Nation Die von dem Liberalen Ernst Keil 1853 gegründete Zeitschrift „Die Gartenlaube“ ist die bekannteste deutsche illustrierte Wochenzeitschrift des 19. Jahrhunderts. In der Periode der Reichsgründung spielte sie eine wichtige Rolle bei der Verbreitung, Popularisierung und Verfestigung des deutschen Nationalgefühls. Visuell sehr ergiebig ist dabei die Berichterstattung über die in den Reichsgründungsjahren errichteten Nationaldenkmäler. Schülerinnen und Schüler (Klasse 8–13) setzen sich mit den Merkmalen des Mediums und der textlichen und visuellen Berichterstattung über das Hermannsdenkmal auseinander. (UE Sek II/Mat. Sek I) S. 12–17
Melanie Rossi „Albions Söhne“ Die Zeitschrift „Jugend“ und der Kriegsbeginn im August 1914 Art Nouveau, Modern Style, Stile Liberty, Secessionsstil – keine Kunstrichtung drückt über ihre Bezeichnungen so klar ihre Vielgestaltigkeit aus. Ihr deutscher Name „Jugendstil“ und die Zeitschrift „Jugend“ sind untrennbar verbunden. Schülerinnen und Schüler der Klassen 8/9 erörtern an Beispielen aus der Zeitschrift, dass der Kriegsbeginn 1914 einen kulturellen Kontinuitätsbruch bedeutete. Sie stärken dabei ihre Methodenkompetenz im Umgang mit Bildern und literarischen Texten. (UE Sek I/Mat. Sek II) S. 18–21
Jochen Arlt Die Macht der Bilder Die Reichsparteitage der NSDAP im Spiegel der Illustrierten Illustrierte Zeitungen und Zeitschriften waren wie gemacht für ein Regime, das sich bildgewaltiger Selbstinszenierungen bediente. Besonders die Reichsparteitage der NSDAP wurden dazu genutzt. In diesem Unterrichtsvorschlag wird gezeigt, wie Illustrierte als Ausgangspunkt vielfältiger Aufgabenformen eingesetzt werden können. Neben einer strukturierten Bildanalyse untersuchen Schülerinnen und Schüler (Klasse 9–12) die Wirkung und Auswahl von Bildern im Layout, vergleichen verschiedene Darstellungsformen und vollziehen Veränderungen über mehrere Jahre nach. Schließlich erforschen sie die Berichterstattung zu speziellen NS-Themen und recherchieren im Internet. (UE Sek I/Mat. Sek II) S. 23–28
Ulrich Baumgärtner Hausgeschichten Eine Sozialreportage aus dem Jahr 1932 liefert einen Querschnitt der Weimarer Gesellschaft Die Darstellung sozialer Verhältnisse erreichte in den illustrierten Zeitschriften vor allem durch die Einbeziehung der Fotografie eine neue Dimension. Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I (Klasse 9/10) lernen an einem Beispiel aus der „Berliner Illustrirten Zeitung“ die Gattung der Fotoreportage kennen und erhalten zugleich einen Einblick in die Lebensverhältnisse der Menschen in der späten Weimarer Republik. (Mat. Sek I/Sek II) S. 33–37
Sabine Steinig „Wie bringt man ihn auf Ehegedanken?“ Frauenzeitschriften der Bundesrepublik und der DDR Zwischen der Frage „Sollen sich Frauen für Politik interessieren?“ (1963) und der Aufforderung „Haben Sie eine Meinung! Und sagen Sie sie auch!“ (1968) liegen nur scheinbar Welten. Als gute Ratgeberin ihrer Leserschaft blieb die „Brigitte“ in Westdeutschland immer nah am Zeitgeist und erwies eine große Wandlungsfähigkeit. In DDR-Frauenzeitschriften waren hingegen das Leitbild der berufstätigen Frau und die damit verbundenen Mehrbelastungen immer präsent. Schülerinnen und Schüler (Klasse 9/10) gehen in Frauenzeitschriften auf Spurensuche und erfahren dabei den Wandel von Geschlechterrollen als historisches Phänomen. (UE Sek I/Mat. Sek II) S. 38–43
Klaus Fieberg Einprägsame Motive „Spiegel“-Titelcover als Bildgedächtnis der Deutschen Die Titelbilder des seit 1947 wöchentlich erscheinenden Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ reflektieren in unterschiedlichen Gestaltungsformen die Gesellschafts- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik. Sie sind – unabhängig von ihrer Verweisfunktion auf die jeweils im Heftinnern abgedruckten Titelgeschichten – damit ausgezeichnete Quellen. Als Collagen, Zeichnungen oder Fotogeschichte eröffnen die Titelbilder zudem Möglichkeiten für einen motivierenden und methodisch variablen Geschichtsunterricht in den Sekundarstufen I und II. (Mat. Sek I/Sek II) S. 44–48
PRAXIS RUBRIKEN
AUF SPURENSUCHE Ulrich Baumgärtner „Signal“ Ein Propagandablatt ohne Propaganda? Während des Zweiten Weltkriegs wurde in den vom Deutschen Reich besetzten und den neutralen Ländern eine bemerkenswerte Auslands-Illustrierte vertrieben. Im äußeren Erscheinungsbild an hochwertige Farb-Illustrierte des anglo-amerikanischen Raumes angelehnt, verbreitete die von der Abteilung für Wehrmacht-Propaganda im Oberkommando der Wehrmacht gelenkte Zeitschrift „Signal“ ein geschöntes Bild des Nationalsozialismus. S. 50–51
GESCHICHTE IM INTERNET Klaus Fieberg Zeitschriften und Illustrierte Internet-Tipps zum Heftthema S. 52
GESCHICHTE VOR ORT Stephanie Müller Die Krim Goldene Insel im Schwarzen Meer – eine Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Einzigartige Lackkästen, großartiger Goldschmuck und herausragende Grabfunde finden ihren Weg aus den ukrainischen Museen in das LVR-LandesMuseum Bonn. Erstmals sind diese sensationellen Funde von der heute zur Ukraine gehörenden Krim in Deutschland zu sehen. In der Ausstellung „Die Krim. Goldene Insel im Schwarzen Meer. Griechen – Skythen – Goten“ werden sie vom 4. Juli 2013 bis zum 12. Januar 2014 präsentiert. S. 53
MEDIEN-TIPPS S. 54–55
AUSSTELLUNGEN/IMPRESSUM S. 56–57
FOLIEN-BEILAGE: Krieg im August 1914 – Titelbilder im Vergleich (Jugend/Kladderadatsch)
In der Heftmitte: Jörg Ziegenhagen URTEILSBILDUNG S. 29–32
VORSCHAU 4/2013 Das Land der Pharaonen 5/2013 Die 1970er Jahre in Ost- und Westdeutschland 6/2013 Erster Weltkrieg – Ereignis und Erinnerung