Dieses Heftes ist einer Forschungsrichtung in Deutschland gewidmet, die sich mit der Ausklammerung der Geschlechterverhältnisse in ökonomischen Theorien beschäftigt. Eine Durchdringung mit feministischen Erkenntnissen und gender-orientierten Fragestellungen scheitert bisher an dem sich hartnäckig haltenden Mythos der Neutralität und Objektivität der Wirtschaftswissenschaften, weshalb der Vorwurf des Androzentrismus in dieser Disziplin immer noch aktuell ist. Andererseits hat sich feministische Forschung in Deutschland im Unterschied zu den "economics of gender" bisher nur zaghaft gegenüber den ganz anderen Denktraditionen und Logiken der Wirtschaftswissenschaften geöffnet.
An dieser doppelten Perspektive setzt das Schwerpunktheft interdisziplinär an: mit Beiträgen aus den lebhaft geführten Debatten zum Verhältnis von feministischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, dem Engendering der Makroökonomie, z.B. über die politischen Erfahrungen von Frauen in transnationalen Vernetzungen mit neoliberalen
Konzepten der WTO, mit Beiträgen zur Care-Debatte, zur Haushaltsarbeit und Märkten, mit der kritischen Auseinandersetzungen mit dem Konzept des Arbeitskraftunternehmers und mit einem Forschungspro-
jekt zu Gender Budgeting. Ergänzt werden diese Beiträge durch eine historische Analyse zu Unternehmerinnen und einem Interview mit der einzigen Inhaberin einer Universitätsprofessur für Ökonomie und Geschlechterverhältnisse in Deutschland, das verdeutlicht, wie groß die inhaltlichen und institutionellen Herausforderungen sind, mit denen feministische Ökonominnen und ökonomisch orientierte feministische Forschung konfrontiert sind.

Herausgeberinnen dieses Heftes: Claudia Gather, Friederike Maier, Mechthild Veil