Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte 28 (2021)

Titel der Ausgabe 
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte 28 (2021)

Erschienen
Wien 2021: Phoibos-Verlag
Erscheint 
jährlich
Anzahl Seiten
123 S.
Preis
Abonnement für 1 Hefte im Jahr € 19,90 (zzgl. Versand); Einzelheft: € 24,90 (zzgl. Versand)

 

Kontakt

Institution
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte
Land
Austria
PLZ
5020
Ort
Salzburg
c/o
Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg Universitätsplatz 1 5020 Salzburg Österreich/Austria
Von
Margarete Heinz, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Universität Salzburg

Der Band 28/2021 der Zeitschrift „Chilufim“ beinhaltet vier Beiträge aus verschiedenen Bereichen der Jüdischen Kulturgeschichte und einige Rezensionen zu Buchpublikationen: Die Themen der Aufsätze reichen von der spätmittelalterlichen jüdisch-christlicher Religionspolemik über Fragen zur Aktualität der Philosophie Walter Benjamins sowie Aspekte aus dem Leben und Werk Itzik Mangers bis zur aktuellen Problematik von künstlich hergestelltem Fleisch in Hinblick auf die jüdischen Speisegebote.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

VLADISLAV ZEEV SLEPOY, Jüdische Polemik gegen das Christentum in Aschkenas im Spätmittelalter (S.1-29)
VIVIAN LISKA, Aspekte der Aktualität Walter Benjamins (S. 31-47)
REGINA HOPFGARTNER, „Bis 120!“ Dem Dichter Itzik Manger (1901–1969) zum 120sten Geburtstag (S. 49-71)
MICHAEL GASSNER, Sünde aus der Petrischale? Die Problematik von kultiviertem Fleisch im Kontext der jüdischen Speisegebote (S. 73-103)

Rezensionen

Maier, Lilly: Auf Wiedersehen, Kinder! Ernst Papanek. Revolutionär, Reformpädagoge und Retter jüdischer Kinder. Wien/Graz 2021 (ALBERT LICHTBLAU) (S. 105-108)
Louis Ginzberg’s Legends of the Jews. Ancient Jewish folk literature reconsidered. Edited by Galit Hasan-Rokem and Ithamar Gruenwald. Detroit 2014 (MIHÁLY RISZOVANNIJ) (S. 108-112)
Meyer, Thomas: Was soll an meiner Nase bitte jüdisch sein? Zürich 2021 (JULIA STALLINGER) (S. 112-115)

Abstracts (S. 117-120)
Autorinnen und Autoren (S. 121-122)
Rezensentinnen und Rezensenten (s. 123)

ABSTRACTS

Vladislav Zeev Slepoy: Jüdische Polemik gegen das Christentum in Aschkenas im Spätmittelalter
In der zweitausendjährigen gemeinsamen Geschichte des Judentums und des Christentums bildete das religionspolemische Gespräch zwischen diesen beiden Religionen einen wesentlichen Bestandteil ihrer Begegnung. In der vorliegenden Untersuchung richtet sich der Blick auf die spätmittelalterliche jüdisch-christliche Religionspolemik im aschkenasischen Raum. Es sollen ihre Bedeutung und ihre Verlaufsmuster im gemeinsamen jüdisch-christlichen Alltag skizziert werden. Ferner wird die Religionspolemik als ein Element der jüdischen Selbstvergewisserung analysiert. Schließlich soll die Bedeutung der Polemik für eine gegenseitige Annäherung der Religionen erschlossen werden. Für die Analyse werden sowohl klassische religionspolemische Werke als auch bisher in diesem Kontext wenig beachtete Quellen (Responsen, Minhagim-Bücher) herangezogen.

In the two thousand years long common history of Judaism and Christianity, the religious polemical discourse between these two religions has been an essential part of their encounter. The present study focuses on the Judeo-Christian religious polemics in the Late Middle Ages in Ashkenaz. Its significance and patterns in the Judeo-Christian relationship will be outlined. Furthermore, particular accent will be put on the role of the anti-Christian religious polemics in the everyday life. Finally, the religious polemics as an element of the Jewish self-assurance will be analyzed, and the importance of religious polemics for the mutual rapprochement will be explored. The analysis is based both on classical polemic works and sources that have been but little used in this context so far (Responsa, Minhagim books).

Vivian Liska: Aspekte der Aktualität Walter Benjamins
Walter Benjamins Denken fordert zu immer neuen Interpretationen heraus. Dies liegt nicht nur an seinem Facettenreichtum und seiner Vielschichtigkeit, sondern an seinem historischen Index. Dieser liegt im Kern von Benjamins eigenem Aktualitätsbegriff, den er in erster Linie im Sinne des jeweiligen „Augenblicks der Gefahr“ artikuliert. Dieser Ansatz gilt, auf Benjamins eigenes Werk übertragen, ebenso für die theologische, philologische und politische Dimension seines Denkens. In diesem Sinne kann Benjamins heutige Aktualität an drei Beispielen erörtert werden: Giorgio Agambens Neuinterpretation des Benjamin’schen Messianismus, die philologische Debatte um den Wahlverwandschaften-Aufsatz und das Nachleben des auf Paul Klees Angelus Novus bezogenen „Engel der Geschichte“ im heutigen Israel. Eine kritische Diskussion dieser unterschiedlichen Rezeptionsaspekte soll, vor dem Hintergrund von Benjamins eigenem Aktualitätsbegriff, das heutige Erbe Benjamins zum Tragen bringen.

Walter Benjamin's thinking invites to ever new interpretations. This is not only due to its multifacetedness and complexity, but also to its historical index. At the core of his work lies his understanding of Aktualität articulated primarily in view of the respective “moment of danger”. Applied to Benjamin’s own work, this approach applies equally to the theological, philological and political dimensions of his thought. Three examples can illustrate the relevance of this thought in the present: Giorgio Agamben's reinterpretation of Benjamin's messianism, the philological debate about Benjamin’s important essay on Goethe’s Elective Affinities, and the afterlife of the "Angel of History" inspired by Paul Klee's Angelus Novus in today's Israel. Against the background of Benjamin's own concept of topicality, a critical discussion of these different aspects of his reception explores the state of his legacy in the present.

Regina Hopfgartner: „Bis 120!“ Dem Dichter Itzik Manger (1901–1969) zum 120sten Geburtstag
Itzik Manger (1901–1969), einer der bekanntesten jiddischen Dichter wäre heuer 120 Jahre alt geworden. Im vorliegenden Essay werden prägende Einflüsse auf das Schaffen des „Prinzen der jiddischen Ballade“ besprochen. Sowohl der besondere Zeitgeist in Mangers Geburtsstadt Czernowitz, der multiethnischen Hauptstadt der Habsburger Provinz Bukowina, als auch die Biographie des außergewöhnlichen Poeten selbst, durchsetzt von schicksalhaften Ereignissen, fließen in Itzik Mangers Dichtung ein. Anhand einiger Balladen aus seinem Zyklus chumesch-lider (Pentateuch Gedichte, biblische Balladen, erschienen 1935) werden markante Aspekte seiner Arbeitsweise aufgezeigt. Manger vereint (scheinbare) Gegensätze wie Avantgarde mit Folklore, Sozialkritik mit Tradition und betrachtet man seine Behandlung der biblischen Frauenfiguren, mag man ihn wohl einen frühen Feministen nennen.

Itzik Manger (1901–1969), one of the most famous Yiddish poets, would have turned 120 this year. In this essay, formative influences on the work of the "prince of the Yiddish ballad" are discussed. Both the particular Zeitgeist of Manger's birthplace, Czernowitz, the multi-ethnic capital of the Habsburg province of Bukovina, and the biography of the extraordinary poet himself, interspersed with fateful events, flow into Itzik Manger's poetry. On the basis of some ballads from his cycle chumesch-lider (Pentateuch Poems, Biblical Ballads, published in 1935), striking aspects of his working method are shown. Manger combines (apparent) opposites such as avant-garde with folklore, social criticism with tradition, and if one considers his look on biblical female figures, one might call him an early feminist.

Michael Gassner: Sünde aus der Petrischale? Die Problematik von kultiviertem Fleisch im Kontext der jüdischen Speisegebote
Unsere Esskultur verändert sich. Neben veganen Alternativen für tierische Lebensmittel dreht sich seit einigen Jahren die Diskussion der Suche nach geeigneten Ersatzprodukten auch um die künstliche Herstellung von Fleisch in Labors. VerfechterInnen der Methode halten sie in nur wenigen Jahren für alltagstauglich und als wirtschaftlich, medizinisch und ökologisch sinnvollen Ersatz für Fleisch, das durch Schlachtung gewonnen wird. Doch die Einführung von sogenanntem „In-Vitro-Fleisch“ hat nicht nur Konsequenzen für unsere Ernährung, sondern auch für die jüdische religiöse Praxis. Der Fleischgenuss steht im Mittelpunkt der jüdischen Speisegebote. Die Einführung von Laborfleisch würde die traditionellen halachischen Regelungen zum Fleisch großteils außer Kraft setzen. Dieser Beitrag skizziert die Meinungen jüdischer Sachverständiger und den bisherigen Stand der halachischen Diskussion zu In-Vitro-Fleisch und stellt sich der Frage, ob koscheres Laborfleisch ein Widerspruch in sich ist oder das Potenzial hat, die jüdische Küche zu bereichern und vielleicht sogar zu revolutionieren.

Our food culture is changing. Along with finding vegan alternatives for animal products, the production of cultured meat grown in laboratories has been a major point of discussion in the search of meat substitutes. Advocates of this method estimate that it might be fit for mass production within the next few years. Additionally, they emphasize the economical, medical, and ecological advantages of cultured meat. Its introduction, however, may not only affect our diet but also Jewish religious practice. The consumption of meat is one of the cornerstones of the Jewish dietary laws. The way cultured meat is produced presents a major problem, as the traditional halakhic rules regarding meat do not account for it. This paper outlines the opinions of Jewish experts and the halakhic discussions surrounding cultured meat. Furthermore, it deals with the question whether kosher lab-grown meat is a contradiction in itself, or whether it has the potential to enrich and possibly even revolutionize Jewish cuisine.

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Bestandsnachweise 1817-9223