Südosteuropäische Hefte 3 (2014), 1

Titel der Ausgabe 
Südosteuropäische Hefte 3 (2014), 1
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Das „postjugoslawische Berlin“

Erschienen
Berlin 2014: Selbstverlag
Erscheint 
zweimal jährlich
Preis
kostenlos, open access

 

Kontakt

Institution
Südosteuropäische Hefte
Land
Deutschland
c/o
Südosteuropäische Hefte z.H. Ðorde Tomic / Robert Lucic Humboldt-Universität zu Berlin Institut für Geschichtswissenschaften Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte Mohrenstraße 40/41 D-10117 Berlin
Von
Vulesica, Marija

Möglichkeiten neuer migrationsgeschichtlicher Impulse der Südosteuropaforschung

Migrationsgeschichte zu schreiben, bedeutet Migration als mehr oder weniger dauerhafte Umsiedlung des Menschen von Punkt A zu Punkt B in vielfacher Weise zu problematisieren. Ausgehend von der Annahme, dass Migration ein Problem darstellt, wenn auch zunächst im wissenschaftlichen Sinne, gelangen nicht wenige Migrationsforscher_innen früher oder später an dem Punkt an, ihre möglicherweise höchst aufschlussreichen empirischen Befunde zugunsten einer fragwürdigen Verständlichkeit oder gar „Anwendbarkeit“ in Form von mitunter verkürzten Schlussfolgerungen zurückzustellen, die versprechen, das „Problem“ der Migration wissenschaftlich oder gar politisch „lösen“ zu können. Dies ist vor allem der Fall, wenn sie sich bei der Auswahl ihrer analytischen Kategorien auf vorwiegend politische (Steuerungs-)Konzepte wie z.B. „Integration“ einlassen.

Die Migrationsforschung, so auch jener Teil, der sich den Migrationsprozessen in und aus Südosteuropa widmet, bleibt weitgehend ohne eine derartige Hinterfragung des eigenen Forschungsgegenstandes.

Das „(post-)jugoslawische Berlin“

Während in den letzten Jahren Studien über die Migration aus verschiedenen Teilen Südosteuropas in die Bundesrepublik Deutschland deutlich zugenommen haben und auch die Migrationsbewegungen von Menschen aus dem jugoslawischen Raum in vielfältiger Weise untersucht wurden, sind Beiträge über die Zuwanderung von „Jugoslawen“ nach Berlin eher die Ausnahme. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass die bestehenden migrationsgeschichtlichen Arbeiten der Südosteuropaforschung nicht selten einen Bogen um die (post-)jugoslawischen Migrant_innen in der aktuellen Hauptstadt Deutschlands bzw. dem früheren West-Berlin machen. Dabei stellt Berlin, möglicherweise sogar noch mehr als andere vergleichbare europäische Großstädte ein besonders „günstiges“ Fallbeispiel dar, das sich zur Erforschung sowohl der Zu- oder Abwanderungsprozesse aus anderen Teilen der Welt als auch der bundesrepublikanischen Binnenmigration anbietet.

Die Berliner „Vielfalt“ in ihren unterschiedlichen Teilaspekten untersuchen die thematischen Beiträge dieser Ausgabe, indem sie verschiedene Lebenswelten fokussieren, die sich über die letzten Jahrzehnte infolge der jugoslawischen Migrationen in die Großstadt Berlin entfalteten. Diese wie auch hoffentlich weitere ähnliche Untersuchungen versprechen dabei sowohl aus der Sicht der Stadtgeschichte Berlins als auch der Geschichte der Migration in die Bundesrepublik aufschlussreiche Erkenntnisse. Fasst man die hier publizierten thematischen Beiträge zusammen, die einzeln sehr unterschiedlichen Fragen rund um den Alltag, die Arbeit und die Freizeit oder das „religiöse Leben“ der Berliner „Jugoslawen“ nachgehen, zeichnet diese Ausgabe ein neues Bild der Stadt – eines „(post-)jugoslawischen“ Berlins.

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

Ruža Fotiadis
Der Balkan im Kochtopf. Essen und Ethnizität, Konsum und Kultur am Küchentisch
12

Vladimir Ivanović
Die jugoslawischen Fabriken guten Geschmacks
24

Matthias Thaden
Berichte von der „bauštela duha“. Die kroatische katholische Mission in Berlin zwischen Seelsorge und Identitätsstiftung
44

Amir Duranović
Das religiöse Leben der „Gastarbeiter“ aus Bosnien-Herzegowina in Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren
67

Edda Heyken
„Das ist ein Traum, der fast zwanzig Jahre dauert“. Über die Suche nach individuellen Erinnerungsformen bosnisch-herzegowinischer Frauen und Männer in Berlin zum Umgang mit den Erfahrungen von Krieg, Flucht und Unsicherheit
78

Matthias Thaden und Alexander Praetz
Turbofolk reconsidered. Some thoughts on migration and the appropriation of music in early 1990s Berlin
92

Aus der Südosteuropaforschung

Vladimir Ivanović
Miroslav Jovanović in memoriam
127

Beiträge

Đorđe Tomić
All that Folk. Wissenschaftliche Untersuchungen und Repräsentationen der Folk-Musik im (post-) jugoslawischen Raum
131

Janis Nalbadidacis
Tagungsbericht: „Revolutions in the Balkans. Revolts and Uprisings in the Era of Nationalism (1804–1908)“, Athen, 31.10–02.11.2013
163

Andreas Guidi
Forschungsexkursion „Grad na tromeđi: Karlovac, Bihać, Zadar – Iskustva Granice“, Kroatien und Bosnien-Herzegowina, 23–28. September 2013. Exkursionsbericht
167

Dario Brentin
“Football in Southeastern Europe: From Homogenization to Reconciliation”, London, 11.11.2013. Workshop review
172

Robert Lučić
„Südosteuropa – Eine Region im Umbruch / Europe du Sud-est – Une région en bouleversement. Aktuelle Ansätze der französisch-deutschen Südosteuropaforschung”, Paris, 20.–21.03.2014. Workshopbericht
175

Neuerscheinungen
180

Autor_innen
191

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