Die Online-Zeitschrift Südosteuropäische Hefte versteht sich in allgemeiner Zielsetzung als Forum für Nachwuchswissenschaftler_innen, die historisch und sozialwissenschaftlich zum regionalen Schwerpunkt Südosteuropa forschen. Sie will daher neuere Arbeiten und Projekte der deutschsprachigen Südosteuropaforschung abbilden und zugleich Raum für intellektuellen Austausch und kooperative Vernetzung bieten. Dabei sind besonders junge Wissenschaftler_innen angesprochen, die Zeitschrift als Publikationsangebot zu nutzen.
Der Austausch erfolgt im Rahmen der Südosteuropäischen Hefte in zweifacher Hinsicht. Erstens wird den aktuellen Entwicklungen und Tendenzen in der Erforschung der Region Südosteuropa nachgegangen, wobei neue Forschungsergebnisse, thematische Ansätze und methodische Vorgehensweisen wissenschaftlich reflektiert und in Anbetracht einer neuen Generation von Forscher_innen kritisch bewertet werden. Zweitens wird die Möglichkeit gegeben, neue Impulse, Akzent- und Perspektivverschiebungen inhaltlicher und methodischer Art anzuregen und im Rahmen der Zeitschrift zur Diskussion zu stellen.
Die Südosteuropäischen Hefte verfolgen das Anliegen, in den ersten Ausgaben die Standorte der deutschsprachigen Südosteuropaforschung mit den aktuell laufenden Forschungsprojekten jüngerer Kolleg_innen vorzustellen.
In einem nächsten Schritt sind themenbezogene Heftausgaben geplant, die die jeweiligen Konjunkturen in der südosteuropäischen Forschungslandschaft kritisch reflektieren und bewerten sollen.
Der Aufbau der Zeitschrift umfasst vier thematische Rubriken: Unter der Rubrik „Beiträge“ können inhaltliche und methodische Standpunkte im Forschungsfeld Südosteuropa vorgestellt werden. Die einzelnen Beiträge sollen hierbei Thesen aus laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion stellen. Die Rubrik „Essays und Berichte“ thematisiert forschungsrelevante oder konzeptionelle Überlegungen und kritische Anmerkungen. Zudem können hier Berichte über Forschungsaufenthalte, Konferenzbesuche oder auch Projektskizzen präsentiert werden. Die dritte Rubrik „Rezensionen“ dient der Darstellung und Bewertung neuerer Forschungsliteratur. Mit einer Auswahl neuer Publikationen aus dem Bereich der Südosteuropaforschung schließt die Rubrik „Neuerscheinungen“ den thematischen Teil der Zeitschrift ab.
Die erste Ausgabe der Südosteuropäischen Hefte richtet den Fokus auf die jungen Berliner Südosteuropaforscher. Der Standort Berlin wird dabei in einem weiteren Sinne begriffen, verbindet er doch eine Reihe von Einflüssen und „Schulen“ mit unterschiedlichen Forschungsperspektiven, Zugängen, Themen und Interessen.
Eine besondere Dynamik entfalteten in den letzten Jahren zusätzlich die institutionellen Veränderungen an den Berliner Lehrstühlen für Südosteuropäische Geschichte. Diese werden im Beitrag von Holm Sundhaussen aus der Innenperspektive kritisch nachgezeichnet. Die darauf folgenden Beiträge von Đorđe Tomić und Robert Lučić sowie von Stefan Pavleski befassen sich mit verschiedenen Aspekten des sozioökonomischen Wandels im postjugoslawischen Raumund mit dessen Auswirkungen auf der Mikro- bzw. Makroebene. Ksenija Cvetković-Sander und Claudia Lichnofsky problematisieren in ihren Beiträgen verschiedene Prozesse nationaler und ethnischer Identifikation im sozialistischen Jugoslawien und im heutigen Kosovo. Die letzten beiden Arbeiten in der Rubrik untersuchen aus unterschiedlichen Blickrichtungen einzelne Teilaspekte einer Geschichte der Linken im jugoslawischen Raum.
Die Rubrik „Essays und Berichte“ beginnt mit Beiträgen von Marija Vulesica und Svetlana Burmistr, die auf eine noch weitgehend unzureichende Erforschung der jüdischen Geschichte und des Holocaust in Südosteuropa aufmerksam machen. Ruža Tokić schildert in einer Zusammenfassung ihrer laufenden Forschungsarbeit die Problematik der griechisch-serbischen Beziehungen im Verlauf der 1990er Jahre. Der Bericht von Bojana Meyn informiert über ihren Forschungsaufenthalt und bietet Einblicke in die aktuelle Forschungspraxis in Griechenland. Im letzten Beitrag fasst Ivan Brčić die im Januar 2012 an der Freien Universität Berlin organisierte Tagung „Versöhnung auf dem Balkan“ zusammen.
INHALTSVERZEICHNIS
Editorial
Beiträge
Südosteuropäische Geschichte in Berlin Holm Sundhaussen
Vom Bauern zum ‚Benzinsman‘ Robert Lučić und Đorđe Tomić
Die Arbeitslosigkeit in Mazedonien Stefan Pavleski
Die unmögliche Nation Ksenija Cvetković-Sander
Identifizierungsprozesse muslimischer Nicht-Albaner im Kosovo und ihre Strategien der politischen und sozialen Verortung seit 1999 Claudia Lichnofsky
Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg Roland Zschächner
Aus der Geschichte der jugoslawischen Linken Đorđe Tomić und Krunoslav Stojaković
Essays und Berichte
Überlegungen zu einer Jüdischen Geschichte oder zur Geschichte der Juden in Südosteuropa Marija Vulesica
Holocaust in Südosteuropa Svetlana Burmistr
‘Traditional bonds between Orthodox brothers’ Ruža Tokić
Forschung in der „Saison der Streiks“ Bojana Meyn
„Versöhnung auf dem Balkan“ Ivan Brčić
Rezensionen
Neuerscheinungen 100
Autor_innen 104