Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte 5 (2009)

Titel der Ausgabe 
Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte 5 (2009)
Weiterer Titel 
Nicht-Wissen

Erschienen
Zürich 2009: diaphanes
Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-03734-089-9
Anzahl Seiten
184 S.
Preis
CHF 37.50 / EUR 30,00

 

Kontakt

Institution
Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte
Land
Switzerland
c/o
Redaktion Zentrum »Geschichte des Wissens« ETH Zürich, Clausiusstrasse 59, RZ H3 CH-8092 Zürich Verlag Diaphanes Verlag Hardstrasse 69 CH-8004 Zürich
Von
Schurrer, Lisa

Zur Arbeit am Nicht-Wissen

Diese Ausgabe des Zürcher Jahrbuchs für Wissensgeschichte zum Thema Nicht-Wissen geht einer produktiven Grenzziehung nach. Der Unterschied von Dogma und Häresie, die Trennung zwischen Expertenwissen und Laienglauben, das Verhältnis von Validierung und Entwertung sowie die wechselseitige Abhängigkeit von Kanonisierungs- und Stigmatisierungsprozessen – sie alle betreffen jene Differenz, mit der Akteure des Wissens eine Grenze zwischen (ihrem) Wissen und dem Nicht-Wissen (der anderen) ziehen. Doch die Grenzziehung ist prekär und ständig von beiden Seiten bedroht. Neues Wissen führt zu Verunsicherungen, weil es bisheriges Wissen zum Nicht-Wissen degradiert. Umgekehrt lässt Nicht-Wissen sich nur so lange gelassen ignorieren, wie es klar von sicheren Wissensbeständen unterschieden werden kann. Die saubere Trennung von Wissen und Nicht-Wissen gehört zur Sisyphusarbeit aller Akteure des Wissens, dient sie doch der Verteidigung von Wissensbeständen gegen die Angriffe jener, die – im wahrsten Sinn des Wortes – per definitionem zu den Ignoranten gezählt werden. Die ständige Definitionsarbeit ist aber auch deshalb von wissenshistorischer Bedeutung, weil sie die Ignoranz der Akteure des Wissens gegenüber den Grenzen ihres Wissens steigert. Je erfolgreicher ihre Definitionsarbeit ist, desto weniger wissen Wissensträger, was sie nicht wissen können. Was aber würde passieren, wenn Wissensgeschichte diesem Umstand Rechnung trüge und eine Geschichte des Nicht-Wissens mitschriebe? Die Vermutung liegt nahe, dass die Wissensgeschichte das von eifrigen Wissensträgern stets akzeptierte Verbot der Selbstbeobachtung bei der Sisyphusarbeit nicht mehr befolgen müsste.

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

David Gugerli, Philipp Sarasin
Editorial
7–9

Friedrich Balke
Der Riesenmaulwurf. Zur Rolle des Nicht-Wissens bei Kafka und Foucault
13–35

Martin Seel
Vom Nachteil und Nutzen des Nicht-Wissens für das Leben
37–49

Michael Hampe
Existenzielle und wissenschaftliche Revolutionen. Zur Differenz von Wissen und Nicht-Wissen
51–68

Gloria Meynen
Once Upon a Time in the Future. Geschichten, die die Zukunft schrieb
69–98

Philip Ursprung
Gordon Matta-Clark und die Grenzen der Architektur
101–113

Jürgen Kaube
Die Tugend der Forscher. Steven Shapins ›The Scientific Life‹
117–122

Heinrich Popitz
Über die Präventivwirkung des Nichtwissens. Dunkelziffer, Norm und Strafe [1968]
123–143

Wolfgang Wohlers
Handeln trotz Nicht-Wissen. Androhung und Verhängung strafrechtlicher Sanktionen
145–165

David Gugerli, Joachim Nettelbeck
An den Grenzen des Wissens. Das Wissenschaftskolleg zu Berlin
169–179

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