Der österreichische Architekt und Planer Peter Koller zeichnete nicht nur für den städtebaulichen Entwurf der als NS-Mustersiedlung konzipierten „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ verantwortlich, sondern vermochte nur wenige Jahre nach Kriegsende in der zwischenzeitlich in Wolfsburg umbenannten Kommune beruflich wieder Fuß zu fassen – zunächst als Architekt und Stadtplaner, schließlich als Stadtbaurat. Doch wie nicht nur Marcel Glaser in seiner jüngst finalisierten und im Juli dieses Jahres in der Buchreihe des IZS erscheinenden Biografie herausgearbeitet hat, war Kollers Wirken keineswegs allein auf die Stadt am Mittellandkanal beschränkt. Auch Romana Federer hat sich in ihrer 2021 an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck eingereichten Diplomarbeit über die „Südtiroler Siedlungen in Tirol“ mit den Planungen Kollers in Innsbruck auseinandergesetzt – und dabei auch einen Vergleich zu seiner Arbeit in der „Stadt des KdF-Wagens“ gezogen. Wie sie in ihrem Beitrag herausarbeitet, nahmen Architekten und Stadtplaner wie Koller, wenn sie den Arbeitsort wechselten, nicht selten ihre Ideen und Konzeptionen für Neugestaltungen mit und passten diese an die lokalen Begebenheiten an.

Auch im Gespräch mit dem Kölner Fotografiehistoriker Jens Jäger verlassen wir die Wolfsburger Grenzen und begeben uns mit dem Hattorfer Willi Mohrmann auf seinen in einem Kriegsalbum fotografisch festgehaltenen Russlandfeldzug. Dabei erläutert Jens Jäger unter anderem die Bedeutung der eigenen Gruppe für die Erinnerungen an den Krieg, deutet das Zusammenspiel von Fotografie und individueller Bildunterschrift mit Blick auf das Wirken der NS-Propaganda und erklärt das Fehlen verschiedener Motive. Mit Michael Siems dagegen richten wir im Interview den Fokus wieder ganz auf die Geschichte Wolfsburgs, ganz konkret auf den Umgang mit der eigenen, lokalen NS-Geschichte, der lange Zeit äußerst selektiven Auseinandersetzung und der praktizierten Schuldumkehr.