9. Promovierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte – Methoden, Inhalte und Techniken im Umgang mit Streitgeschichte

9. Promovierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte – Methoden, Inhalte und Techniken im Umgang mit Streitgeschichte

Veranstalter
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Universität Halle-Wittenberg; Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Veranstaltungsort
Stiftung Leucorea
Ort
Lutherstadt Wittenberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.07.2013 - 21.07.2013
Deadline
10.06.2013
Von
HoF Halle-Wittenberg

Einladung

Die Diskrepanz zwischen Zeitzeug/innenschaft und Zeitgeschichtsschreibung hat Konrad Jarausch treffend beschrieben als eine Deutungskonkurrenz, die sich aus einem „tieferen Konflikt zwischen dem moralisierenden Duktus der Erinnerung und dem rationalen Erklärungsanspruch der Forschung“(1) speise. Noch zupackender findet sich das Problem in der unter Zeithistoriker/innen gängigen Polemik formuliert, der Zeitzeuge sei der größte Feind des Historikers: Oral History ist die wohl sperrigste, methodisch umstrittenste und gleichzeitig in ihrer Bedeutung zuletzt am stärksten gewachsene Quelle für die Geschichtsforschung. Überdies: Welche Quelle wäre zur Untersuchung der Nachwirkung früherer Erfahrungen und der Bedeutung von Erinnerungen für folgende Zeitperioden besser geeignet als erfahrungsgeschichtliche Quellen?

Für Promovierende in der Zeitgeschichte bringt die Arbeit an der Dissertation häufig den ersten umfänglicheren Kontakt zu Zeitzeugen mit sich. Dieser Erstkontakt ruft eine Reihe von Fragen und Problemen auf, auf die das vorangegangene Studium nur zu einem gewissen Grad vorbereiten konnte: Welche Form des Interviews ist angemessen für das jeweilige Forschungsinteresse? Welche "Typen" von Zeitzeug/innen gibt es, und welcher Typ passt zur Fragestellung? Wie lässt sich adäquat mit dem naturgemäß meist großen Altersunterschied zwischen Befragendem und Befragten umgehen? Welche Verläufe können Interviews haben, und wie kann sich der/die Forschende auf sensible und kritische Situationen einstellen? Wie werden Interviews methodisch nachvollziehbar und erkenntnisorientiert angelegt und ausgewertet?

Diesen und weiteren Fragen widmen sich die 9. Promovierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte vom 18. bis zum 21. Juli 2013 in Lutherstadt Wittenberg. Im Zentrum der Veranstaltung steht ein Workshop zur Zeitzeugenproblematik unter Leitung von Alexander von Plato und Almuth Leh. Neben einer theoretischen Einführung hat der Workshop das Ziel, die Befragung von Zeitzeugen praktisch zu trainieren und typische Probleme am Beispiel zu veranschaulichen. Um den Trainingseffekt zu maximieren, sollen während des Workshops Schauspieler/innen mit einer authentischen Erinnerung an die DDR als Zeitzeug/innen befragt werden, die gleichzeitig Rollen "prototypischer" Zeitzeugen einnehmen, die sich an der gängigen Forschung zum Thema orientieren. Gerahmt wird der Workshop von mehreren Veranstaltungen und Vorträgen, die das Problemfeld "Zeitzeugen und Zeitgeschichte" multiperspektivisch in den Blick nehmen.

Die Promovierendentage richten sich an Doktorandinnen und Doktoranden, die eine Dissertation zur deutschen Zeitgeschichte nach 1945 schreiben oder eine solche Arbeit derzeit vorbereiten. Besonders willkommen sind Promovierende, die sich mit Fragen der Teilungs- sowie der DDR-Geschichte beschäftigen, aber auch solche mit Themen zur westdeutschen Nachkriegsgeschichte. Die Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Methoden, Inhalten und Techniken im Umgang mit "Streitgeschichte"; gleichzeitig soll der inhaltlich-thematische Austausch der Doktorandinnen und Doktoranden und ihre aktive Vernetzung innerhalb des Forschungsfelds gefördert werden.

Der diesjährige Praxis-Workshop widmet sich der wissenschaftlichen Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Der Workshop richtet sich dabei ausdrücklich auch an diejenigen Promovierenden, die über keine oder nur geringe Vorkenntnisse bei den einschlägigen Methoden und Techniken verfügen.

Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Es wird ein Teilnehmerbetrag von 50 € erhoben, mit dem die Übernachtungskosten, Mahlzeiten sowie Vorbereitungsmaterialien abgegolten sind. Fahrtkosten werden nicht erstattet. Eine nur zeitweilige Teilnahme an den Promovierendentagen ist nicht möglich. Während der Veranstaltung wird bei Bedarf eine Kinderbetreuung organisiert (bitte rechtzeitig angeben).

Bewerbungen für die 9. Promovierendentage sind bis spätestens zum 10. Juni 2013 erbeten an Henning Schulze unter henning.schulze@hof.uni-halle.de

Bitte senden Sie mit Ihrer Teilnahmeabsicht einen kurzen akademischen Lebenslauf (halbe Seite) sowie eine Kurzbeschreibung Ihres Dissertations-Projektes (eine Seite). Außerdem bitten wir Sie darum, uns – soweit vorhanden – den Link Ihrer derzeitigen Web-Visitenkarte zu schicken, das heißt eine Adresse im Internet, auf der Sie Ihre eigenen projektbezogenen Informationen präsentieren. Bitte melden Sie etwaigen Bedarf für eine Kinderbetreuung bei Ihrer Anmeldung an.

Tagungsberichte aus den letzten Jahren finden sich u.a. bei HSozKult:

- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=848
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1283
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1698
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2279
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2783
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3244
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3842
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4384

Weiterführende Links:

- http://www.promovierendentage.de
- http://www.hof.uni-halle.de/dateien/leseprobe_zeitgeschichtlich_promovieren.pdf
- http://www.hof.uni-halle.de
- http://www.stiftung-aufarbeitung.de
- http://www.gedaechtnis-der-nation.de/bilden/wissenschaft/sidebar/01/downloads/02/link/vonPlato.pdf

Rückfragen und Kontakt: Henning Schulze, Institut für Hochschulforschung (HoF) Halle-Wittenberg, c/o WZW, Schloßstraße 10, 06886 Wittenberg, henning.schulze@hof.uni-halle.de

(1) Konrad Jarausch: Zeitgeschichte und Erinnerung. Deutungskonkurrenz oder Interdependenz?, in: Ders./Martin Sabrow (Hg.), Verletztes Gedächtnis. Erinnerungskultur und Zeitgeschichte im Konflikt, Campus Verlag, Frankfurt a.M. 2002, S. 9-37, hier: S. 10.

Programm

Kontakt

Henning Schulze

HoF Halle-Wittenberg, c/o WZW, Schloßstraße 10, 06886 Wittenberg

henning.schulze@hof.uni-halle.de

http://www.promovierendentage.de
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