Die Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte veröffentlichte am 5. November 2021 den Band 28 der „Emsländischen Geschichte“.

Fortgeführt wird darin eine Studie zur Geschichte der Zentrumspartei in der Provinz Hannover in der Weimarer Republik. Thematisiert werden im Teil 4 die Stellung der Partei zur Revolution 1918/19, zum Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920 und zur Frage einer Reichsreform mit der Zerschlagung Preußens. Konkret ging der Streit um eine Vereinigung des westlichen Teils der Provinz Hannover mit einer angestrebten Rheinisch-Westfälischen Republik und zu den Plänen der Welfen zur Schaffung eines Bundesstaates Hannover/Niedersachsen.
Im Bereich Kirchengeschichte folgt eine Untersuchung des Lebens und des theologischen Werks der pietistischen Neuenhauser Schriftstellerin Geesje Pamans, die mit ihren niederländischsprachigen Werken bis heute in streng calvinistischen Gemeinden der Niederlanden präsent ist. Über die Teilnahme eines Grafschafter Lehrers an der Schlacht von Langensalza und das lange Fortleben des Gedenkens an dieses Ereignis handelt ein weiterer Artikel.
Eine studentische Abschlussarbeit untersucht, wie viele und welche alliierten Kriegsgefangenen sich im Grenzlandkreis Grafschaft Bentheim im Ersten Weltkrieg aufhielten, wie sich deren Verhältnis zur Bevölkerung gestaltete und womit sie beschäftigt waren. Thematisiert werden ebenfalls Fluchten von Kriegsgefangenen – auch aus dem Landesinneren – in die neutralen Niederlande und die Versuche, dies zu unterbinden.
Mit der NS-Geschichte beschäftigen sich zwei umfangreiche Beiträge. In einem wird die Karriere des Medizinstudenten Erich Plesse dargestellt, der als Kreisleiter im Kreis Lingen 1933 ohne jeden Berufsabschluss zum jüngsten Berufsbürgermeister des Reiches gewählt wurde. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die politischen Aktionen des fanatischen NS-Aktivisten, die sich vor allem gegen die katholische Kirche als dem stärksten ideologischen Widerpart vor Ort richteten, und sein mysteriöses Verschwinden 1945. Plesse war 1944 an die NSDAP-Reichskanzlei in München versetzt worden und soll im Januar 1945 in Pommern an der Ostfront verschollen sein. Der zweite Beitrag widmet sich Victoria Prinzessin zu Bentheim und Steinfurt. Die Tochter des Grafschafter Fürstenhauses und studierte Architektin und war Mitglied der NSDAP, versteckte aber unter Einsatz ihres Lebens eine untergetauchte Jüdin.

Im Rahmen des Projekts „Biographien zur Geschichte des Emslandes und der Grafschaft Bentheim“ werden der Neuenhauser Torffabrikant und NS-Bürgermeister August Brill, die emsländische CDU-Sozialpolitikerin Elisabeth Brinkmann, Tochter des Widerstandskämpfers Paul Lejeune-Jung, und der Bremer Propst August Sandtel vorgestellt, der in der Hansestadt die katholische Kirche aus ihrem Ghetto herausführte und enge Kontakte zu führenden SPD-Politikern pflegte.
In einer universitären Abschlussarbeit wird am Beispiel der nordemsländischen Moorsiedlung Papenburg der Frage nachgegangen, ob die Fehnsiedlung ein eigener frühneuzeitlicher Stadttypus sein könnte. Des Weiteren wird die Geschichte des Kreisarchivs Emsland in Meppen, das in neue Räumlichkeiten umgezogen ist, vorgestellt.
Der Band 28 enthält auf 512 Seiten folgende Beiträge: