Osnabrücker Mitteilungen 128 (2023)

Titel der Ausgabe 
Osnabrücker Mitteilungen 128 (2023)

Erschienen
Osnabrück 2023: Aschendorff Verlag
Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-7395-1522-9
Anzahl Seiten
376 S.
Preis
für Mitglieder des Vereins kostenlos, Ladenpreis 24 €

 

Kontakt

Institution
Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück (Historischer Verein) Osnabrücker Mitteilungen. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück
Land
Deutschland
Ort
Osnabrück
c/o
Schriftleitung: Dr. Thomas Brakmann c/o Niedersächsisches Landesarchiv Abteilung Osnabrück Schloßstr. 29 49074 Osnabrück Tel. 0541/33162-14
Von
Thomas Brakmann, Abteilung Osnabrück, Niedersächsisches Landesarchiv

Die Osnabrücker Mitteilungen 2023 sind erschienen

Mit dem 128. Band der Osnabrücker Mitteilungen (OM) liegt nun die aktuelle Ausgabe der traditionsreichen historischen Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Landes-kunde von Osnabrück (Historischer Verein) vor.
Mit dreizehn Beiträgen von 16 Autorinnen und Autoren wird wieder ein buntes Pano-rama der Lokalgeschichte unserer Region präsentiert.
Michaela Jansen-Igel erläutert in ihrem Beitrag „Leerstellen“ (S. 9-32) die Ergebnisse der 2019 durchgeführten Grabungen im Vorhof des Iburger Schlosses und setzt diese in den Kontext mit den archivalischen Quellen zur Bautätigkeit der Osnabrücker Bi-schöfe.
Klaus Niehr untersucht in seinem kunstgeschichtlichen Aufsatz „Der König auf dem Schachbrett“ (S. 33-48) den um 1300 angefertigten Osnabrücker Kaiserpokal, dekon-struiert ältere Deutungsansätze und liefert neue Interpretationen.
Gerd Steinwascher befasst sich in dem Beitrag „Vom Westfälischen Frieden zur Frie-densstadt“ (S. 49-69) mit dem Erinnern und Feiern des Westfälischen Friedens in Os-nabrück in den vergangenen Jahrhunderten: Das Friedenswerk diente städtischer Selbstbehauptung, protestantischer Polemik, fiel als Ausverkauf deutscher Interessen in Ungnade und wurde schließlich im mit großem Aufwand begangenen Jubiläum von 1998 als europäischer Friedensvertrag gefeiert.
Ernst Kosche widmet sich den „Gärten vor der Stadt“ (S. 71-90). Die Pachtgärten au-ßerhalb der Stadtwälle dienten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts der Lebensmit-telversorgung. Darüber hinaus nutzte das wohlhabendere städtische Bürgertum ihr Land, um dort parkähnliche Anlagen zu errichten, die der Erholung dienten. Mit der Aufhebung des Festungsgebotes 1843 wurden sie sukzessive zu Bauland.
Rolf Spilker erschließt bislang unbeachtete Quellen im Landesarchiv in Osnabrück über die frühindustrielle Entwicklung Osnabrücks und die Entwicklung des städti-schen Gewerbes um 1800. Seine Analyse eröffnen aufschlussreiche Erkenntnisse zum wirtschaftspolitischen Handeln der französischen Autoritäten zur Zeit des Oberemsdepartements (S. 91-119).
Rainer Drewes widmet sich der reichhaltigen Sagenliteratur des Osnabrücker Landes (S. 121-133). Selbst das Osnabrücker Steckenpferdreiten der Osnabrücker Grund-schulen geht in seinem Ursprung auf eine Sage zurück. Dies unterstreicht einmal mehr die Kraft und die Lebendigkeit dieser Textsorte bis in die Gegenwart.
Annika Heyen wirft Schlaglichter auf das „System erzwungener Auswanderung aus dem Regierungsbezirk Osnabrück“ zwischen 1832 bis 1866 (S. 135-163). Im König-reich Hannover wurden systematisch auf Kosten der Regierung verarmte und klein-kriminelle Personen über bremische Häfen in die USA abgeschoben. Allerdings ge-schah dies nicht aus Wohltätigkeit, sondern dahinter verbarg sich eine Form des Strafvollzuges, eine spezielle Form der Bestrafung der Abgeschobenen.
Thorsten Heese und Bernd Kruse skizzieren auf der Grundlage eines Zeitzeugenbe-richts das berührende Schicksal der „Martha Müller“, die mit vielfältiger und bedin-gungsloser Unterstützung als ‚Halbjüdin‘ die NS-Zeit in Osnabrück überlebte (S. 165-204). Die Folgen der Verfolgung und Diskriminierung begleiten Martha Müller bis heute und sind für ihr Leben Belastung und Lebenskraft gleichermaßen.
Hans-Bernd Meier rekonstruiert auf der Grundlage von schriftlichen Erinnerungen des Leutnants Walter Kurtz sowie moderner Analysemethoden wie dem Gutachten eines Wundballistikers den Mord an fünf Zwangsarbeitern im April 1945 in Schledehausen (S. 205-234). Auch wenn dieses Kriegsendphaseverbrechen bis heute nicht ab-schließend aufgeklärt werden konnte, bietet Meier eine überzeugende Theorie, wie sich dieser Fememord zugetragen haben könnte.
Jessica Wehner und Christoph Rass analysieren ausgewählte Patientenakten psy-chisch belasteter Displaced Persons in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Osnab-rück, die heute im Landesarchiv aufbewahrt werden (S. 235-260). Die beeindrucken-den Fallbeispiele weisen auf die diversen Problemlagen hin, denen diese Menschen in Kriegs- und Nachkriegszeit im Kontext von Gewalterfahrungen und gewaltinduzier-ter Mobilität ausgesetzt waren. Und sie offenbaren den schwierigen Umgang mit den psychischen Folgen solcher Erfahrungen, die mit denen von gegenwärtigen Betroffe-nen vergleichbar sein dürften.
Jonathan Roters untersucht die „Institutionelle Diskriminierung der Sinti im Osnabrück der Nachkriegszeit“ (S. 261-293). Der Autor belegt die Kontinuität einer Kriminalisie-rung der Sinti nach 1945, so dass ihre Verfolgung aus ‚rassischen Gründen‘ in der NS-Zeit ausgeblendet wurde. Das Stigma der ‚Asozialität‘ haftete den Sinti bis in die 1980er Jahre an, auch aufgrund ihrer wohnpolitischen Diskriminierung, die die Mehr-heitsgesellschaft in ihren Vorurteilen sogar noch bestätigte.
Janine Wasmuth, Max Pochadt und Christoph Rass befassen sich erstmals mit der – bislang wenig beachteten – „Migration aus Spanien nach Osnabrück zwischen 1960 und 1980“ (S. 295-322). Zeitweilig wohnten mehr als 3.000 Spanierinnen und Spani-er in Osnabrück; allerdings verließen vielen von ihnen bereits Ende der 1970er Jahre die Stadt. Die Untersuchung bietet gleichzeitig einen exemplarischen Blick auf die potentialreiche Quelle der Ausländermeldekarte für eine sozialwissenschaftliche und sozialhistorischen Betrachtung der jüngeren Migrationsgeschichte Osnabrücks.
Im Bereich der „Möseriana“ erschließt Martin Siemsen „Ein unbekanntes Faksimile eines Briefes von Justus Möser“ an Friedrich Nicolai vom 19. April 1782 (S. 323-328).
Mit 15 Rezensionen zu Geschichtswerken aus dem Osnabrücker und dem Nieder-sächsischen Raum wird in den Osnabrücker Mitteilungen ein kommentierter Über-blick der aktuellen Neuerscheinungen auf diesem Gebiet geboten (S. 329-359). Die Rezensionen des Bandes werden in Kürze auch online bei recensio.regio (vgl. www.recensio-regio.net) zu lesen sein.
Wie gewohnt beschließen die Berichte zu den Aktivitäten des Historischen Vereins im abgelaufenen Jahr die Osnabrücker Mitteilungen (S. 361-373).

Bibliographische Angabe:
Osnabrücker Mitteilungen: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 128 (2023), Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte; 376 S., 64 Ab-bildungen; ISSN 0474-8158 / ISBN 978-3-7395-1522-9, Preis 24,00 €.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

I. Aufsätze

Michaela Jansen-Igel
Leerstellen – Die Ausgrabung 2019 auf der Iburg.
Oder – Der Bischof und seine Burg mit einem Fokus auf Erich von Braunschweig-Grubenhagen

Klaus Niehr
Der König auf dem Schachbrett.
Notizen zur Ikonographie des Osnabrücker Kaiserpokals

Gerd Steinwascher
Vom Westfälischen Frieden zur Friedensstadt.
Städtische Erinnerungskultur in Osnabrück

Ernst Kosche
Gärten vor der Stadt.
Gärten und Gartenland in Osnabrück im 19. Jahrhundert

Rolf Spilker
Nachweisungen über Industrie Produkte werden gefordert.
Die Erhebung statistischer Nachrichten über Industrie und Manufakturen für das Jahr 1811 im Ober-Ems-Departement

Rainer Drewes
Sagen und Sagensammlungen des Osnabrücker Landes

Annika Heyen
Übergesiedelt.
Schlaglichter auf ein System erzwungener Auswanderung aus dem Regierungsbe-zirk Osnabrück 1832–1866

Thorsten Heese und Bernd Kruse
Also diese Angst, die wird man nie wieder los.
Überleben der Shoah als ‚U-Boot‘ im nationalsozialistischen Osnabrück

Hans-Bernd Meier
Das Rote Haus.
Kriegsende und Selbstjustiz in Schledehausen

Jessica Wehner und Christoph Rass
„Schläft, tobt, schreit“.
Psychisch versehrte „Displaced Persons“ in der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück 1945 bis 1952

Jonathan Roters
Ein Kz.-Ausweis ist kein Freibrief für unerlaubte Machenschaften.
Institutionelle Diskriminierung der Sinti im Osnabrück der Nachkriegszeit

Max Pochadt, Christoph Rass und Janine Wasmuth
Migration aus Spanien nach Osnabrück zwischen 1960 und 1980 im Spiegel der Osnabrücker Ausländermeldekartei: Mobilität, Ankunft und Sozialprofil

Möseriana
Martin Siemsen
Ein unbekanntes Faksimile eines Briefes von Justus Möser (1720–1794)

II. Besprechungen

Epochenübergreifend

Claudia Maria KORSMEIER, Die Ortsnamen des Landkreises Grafschaft Bentheim (Albrecht Greule)

Klaus NIEHR, Das Osnabrücker Schloss (Simone Herzig)

Mittelalter

Arend MINDERMANN (Bearb.), Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden. Band 4, Teil 1: 1426–1450 und Teil 2: 1451–1470 (Karsten Igel)

Peter SIEVE (Bearb.), Die Register der Willkommschatzung von 1498 und 1499 im Niederstift Münster (Ämter Meppen, Cloppenburg und Vechta)

Frühe Neuzeit

Albrecht BEUTEL, Der „fromme Laie“ Justus Möser. Funktionale Religionstheorie im Zeitalter der Aufklärung (Winfried Siebers)

Holger BÖNING, Das Intelligenzblatt. Gemeinnutz und Aufklärung für jedermann. Studie zu einer publizistischen Gattung des 18. Jahrhunderts, zur Revolution der Wissensvermittlung und zu den Anfängen einer lokalen Presse (Martin Siemsen)
Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789–1844 (Ulrike Hindersmann)

Neuere/Neuste Geschichte

Eva-Maria AMESKAMP, Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Leben, Wohnen, Arbei-ten und Sterben im katholischen Pfarrhaus im Dekanat Cloppenburg vom Ende des 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts (Georg Wilhelm)

Horst CONRAD, Der lange Abschied von der Macht. Adel in Westfalen 1800–1970 (Simone Herzig)

David REINICKE, Die „Moor-SA“. Siedlungspolitik und Strafgefangenenlager im Ems-land 1934–1942 (Eva Berger)

Sebastian WEITKAMP (Hg.), Valentin Schwan, Bis auf Weiteres. Mit einem Bericht von Birger SCHMITZ (Rüdiger Reinecke)

Michael HIRSCHFELD (Hg.), Prominente Vertriebene im Landkreis Vechta nach 1945. Ein Veröffentlichungsprojekt mit Geschichtsstudierenden der Universität Vechta (Lukas Hennies)

Christof HAVERKAMP, Bruno Fabeyer – „Waldmensch“ und „Moormörder“. Eine reale Kriminalgeschichte (Georg Wilhelm)

Anja BECKER-CHOUATI, Sakralbauten zwischen Tradition und Moderne. Entwürfe und Bauten des Architekten Theodor Burlage (1894–1971) (Silke Grade)

Fritz-Gerd MITTELSTÄDT / Heimatverein Melle e. V. (Hg.), Der Grönegau. Meller Jahr-buch 2022, Sonderband zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Melle nach der nie-dersächsischen Gebiets- und Verwaltungsreform von 1972 (Inge Becher)

III. Jahresbericht

Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück e. V.
Jahresbericht Oktober 2022 – September 2023 (Thomas Brakmann)

Homepage und HV-Blog (Thorsten Unger)

Arbeitskreis Stadt- und Regionalgeschichte (Karsten Igel)

Justus-Möser-Gesellschaft (JMG)
Jahresbericht Oktober 2022 – September 2023 (Martin Siemsen)

Die Autorinnen und Autoren des 128. Bandes

Vorstand und Beirat des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück

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