Dieses Schwerpunktheft verdankt die Zeitschrift "Südosteuropa" der Herausgeberschaft András Inotais. Der Direktor des Instituts für Weltwirtschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest befasst sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Migration, welches nicht zuletzt durch die desaströsen Wirkungen der Finanzkrise hohe tagesaktuelle Bedeutung in Ost- und Südosteuropa gewonnen hat.

Inotai stellt die Wanderungsbewegungen aus und nach Südosteuropa in den Kontext globaler Prozesse. Seine Analyse der makroökonomischen und sozialen Folgen in den Sendeländern mündet in ein Plädoyer dafür, den Finanztransfer der Migranten künftig stärker für die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung ihrer Herkunftsstaaten nutzbar zu machen. András Majoros verweist auf die zentrale Bedeutung der (überwiegend magyarischen) Zuwanderung für die Entwicklung bestimmter Schlüsselindustrien und Regionen Ungarns seit den 1990er-Jahren und legt seiner Regierung eine zukunftsorientierte Einwanderungsstrategie ans Herz. Im Gegensatz dazu, so István Horváth und Remus Gabriel Anghel, erfuhr Rumänien weniger Ein- als vielmehr eine massive Abwanderung – mit beträchtlichen wirtschaftlichen und sozialen Folgen für die Heimatgesellschaft. Yasen Georgiev analysiert eben diese anhand der Wanderungsphänomene nach und aus Bulgarien. Marek Kupiszewski beleuchtet die sehr spezifischen Migrationsprozesse in den Ländern des Westbalkans und konstatiert beträchtliche Forschungslücken. Vladimir Grečić schließlich zeigt die ökonomischen Konsequenzen der Migration nach und aus Serbien auf. Auch in Albanien, so Daniel Göler, bewirkten nicht zuletzt die Transferzahlungen aus dem Ausland und der Zugewinn an Wissen Veränderungen in den Familienstrukturen sowie der Werte und Normen und damit einen tief greifenden sozialen Wandel.