Der "lange Schatten" des Nationalsozialismus auf die Zweite Republik steht im Mittelpunkt dieser Ausgabe. Elissa Mailänder Koslov thematisiert die Frauenbilder, die beim Wiener Volksgerichtsverfahren gegen die österreichische KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner zu Tage traten, wobei nicht allein die Aussagen der Angeklagten, sondern auch jene der Zeuginnen in die Analyse einbezogen werden. Andrea Strutz und Imogena Doderer entwickeln jeweils unterschiedliche Perspektiven auf die Remigration österreichischer Jüdinnen und Juden nach 1945. Andrea Strutz untersucht die Praxis des Opferfürsorgegesetzes anhand des Fallbeispiels Steiermark und zeigt auf, wie inadäquat bereits die Gesetzesbestimmungen angesichts des Schicksals der jüdischen Opfer waren. Imogena Doderer geht der Frage nach der Rückkehr jüdischer EmigrantInnen in die "Heimat" anhand autobiographischer Quellen bzw. von Interviews nach, aus denen hervorgeht, dass eine emotionale Rückkehr in jenes Land, in jene Stadt, aus der man vertrieben worden war, nach 1945 nicht mehr möglich war.
Heidemarie Uhl Editorial
Elissa Mailänder Koslov „Weil es einer Wienerin gar nicht liegt, so brutal zu sein ...” Frauenbilder im Wiener Volksgerichtsverfahren gegen eine österreichische KZ-Aufseherin (1946-1949)
Andrea Strutz Opferfürsorgemaßnahmen für jüdische Verfolgte in der Steiermark zwischen 1945 und 1964
Imogena Doderer „Man kehrt nie zurück, man geht immer nur fort.“ Jüdische Remigrantinnen und Remigranten in Wien nach Ende des Zweiten Weltkriegs