Die Interdependenz von Wissen und Macht ist nicht erst durch das bekannte Credo Francis Bacons, aber doch seitdem mit geschärftem Bewusstsein wahrgenommen und zunehmend als komplexes Problem von bedeutender politischer Tragweite erkannt worden; sie hat sich darüber hinaus als konkretes (und ebenfalls seit der sogenannten Frühen Neuzeit zunehmend deutlich konturiertes) Erfahrungsmoment innerhalb der wissenschaftlichen Praktiken erwiesen, deren Bedingungen und Möglichkeiten wesentlich von inneren (epistemischen, methodologischen, kanonischen) wie äußeren (institutionellen, politischen, ökonomischen) Machtstrukturen bestimmt werden. Konnte die Option auf eine innige Beziehung von Macht und Wissen zunächst noch im Sinne einer wissenschaftlich emanzipatorischen Aufklärung verstanden werden, so erschien sie im weiteren geschichtlichen Verlauf zusehends als unheilvolles Exempel für deren Dialektik. Angesichts einer heutigen „Wissensgesellschaft“, in der Wissen primär als ökonomische Mehrwertquelle fungiert und wissenschaftliche Expertise vermehrt zur autoritativen Konstitution von lebensweltlichen Tatsachen und politischen Entscheidungszwängen dient, stellt sich dringender denn je die Frage nach der Legitimation von Wissen und Wissenschaft.
Die 6. Jahreskonferenz des InterDisziplinären Kolloquiums im Rahmen der Tagungsreihe „Wissenschaftskulturen im Vergleich“ zielt darauf ab, die inneren und äußeren Dispositionen, die Wissen und Wissenschaft legitimieren, anhand konkreter Fallbeispiele in syn- wie diachroner Perspektive zu diskutieren. Aus der Sicht unterschiedlicher natur-, geistes-, lebens- und sozialwissenschaftlicher Fächer wird einerseits nach den externen und internen Dynamiken, Interessen, Akteuren, Faktoren gefragt, die wissenschaftliche Erkenntnis resp. deren Einbindung in oder ihre Ausschließung vom kanonisch geltenden Wissen behindern, fördern, durchsetzen oder unterbinden, und andererseits nach den Schnittstellen und den Modalitäten des Zusammenwirkens von externen und internen Machtstrukturen.
Erwartet wird von den Teilnehmern eine aktive Diskussionsbeteiligung sowie nach Möglichkeit ein themenrelevanter Vortrag von ca. 30 Minuten. Beiträge aus allen Wissenschaftsbereichen sind willkommen. Bewerbungen mit Kurzvita und ggf. einseitigem Vortragsexposé sind erbeten bis zum 4. August 2017 an steinicke@uni-koblenz.de