Konferenz
Während die 'vierte Generation' sich fragt, ob sie Ur-Opas Verhalten im Dritten Reich wirklich noch etwas angeht, erscheinen regelmäßig Beiträge, Internet-Videos, Facebook-Seiten, die Erinnern und Gedenken unter ganz neuen Perspektiven verhandeln. Auschwitzüberlebende tanzen gemeinsam mit jungen Menschen auf dem ehemaligen KZ-Gelände zu Gloria Gaynors „I will survive“, Facebook-User erstellen ein Profil für den 1942 in Majdanek ermordeten Henio Zytomirski und lösen damit teils heftige Debatten aus. Wie politisch korrekt muss die dritte oder vierte Generation noch sein? Ist es wichtig, dass gedacht wird oder auch wie gedacht wird? Wie gehen Schulen, Gedenkstätten und Pädagogen mit dieser neuen Erinnerungskultur um?
Längst ist das Thema Auschwitz in unseren Schulen etabliert, der Forschungsbereich ausgebaut, ein gesellschaftlicher Konsens hergestellt. Gedenkstätten, Zeitzeugengespräche, Dokumentationen zeigen uns das wahre Gesicht des Faschismus – und doch ist Neonazismus ein Problem und drängt zurzeit in die Mitte der Gesellschaft. Was tun, um aufzuklären, der Propaganda der Neonazis etwas entgegenzusetzen ohne zu bevormunden? Wie kann ein Gedenken an Auschwitz in der Lebenswelt junger Menschen verankert werden, auch wenn direkt Betroffene des Dritten Reichs in ihrem Umfeld nicht oder nicht mehr vorhanden sind?
Die Konferenz Neuverhandlungen des Holocaust diskutiert diese drängenden Fragen mit WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen, mit MitarbeiterInnen von Gedenkstätten und mit dem interessierten wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Publikum.
Kulturveranstaltung
Esther Bejarano und die Microphone Mafia bilden den Höhepunkt des Konferenztages. Die 89jährige Holocaustüberlebende, Bundesverdienstkreuzträgerin und Vorsitzende des Internationalen Auschwitz-Komitees Bejarano singt gemeinsam mit der Hip-Hop-Gruppe Lieder über Rassismus und Vorurteile in unserer Gesellschaft.
Den thematischen und musikalischen Ausklang liefern Quijote, mit dem Programm „Ein Licht vom Rand der Seele", in dem sie dem Buchenwald-Schwur ein musikalisches Denkmal setzen.
Beitragende
Ester Bejarano, Auschwitz-Überlebende und Vorsitzende des Auschwitz Komitees, Künstlerin. Schirmherrin der Veranstaltung.
Dr. Kirstin Frieden, Kulturwissenschaftlerin, München.
Jakob Smigla-Zywocki, freier wissenschaftlicher Mitarbeiter Gedenkstätte Villa ten Hompel und Franz-Hitze-Haus, Münster.
Prof. Dr. Ingo Zimmermann, Pädagoge, Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Münster.
Prof. Dr. Herbert Schui, Professor für Volkswirtschaftslehre (emerit.), Hamburg.
(Eintritt Kulturveranstaltung: VVK 10€/ AK 12€. Konferenzteilnehmende erhalten eine Vergünstigung auf die Konzertkarten. Um Anmeldung wird gebeten.)