Die Vorträge der Tagung „Mapping Vienna“ sollen die ersten Vermessungssystematiken der städtischen Gesellschaft in Wien seit dem 18. Jahrhundert erkennen lassen. Was spiegelt sich in diesen Datenerfassungen? Was erzählen uns Straßennamen und Nummerierungen? Wie vermisst man eine Stadt?
Seit dem 18. Jahrhundert war auch in Wien die Vermessung der urbanen Gesellschaft unübersehbar. Häuser wurden nummeriert, „Seelenkonskriptionen“ sollten darüber Auskunft geben, wie viele Personen wo wohnten. Häuserschematismen und -kataster wurden ediert, erste Adressbücher entstanden, Karten fanden zunehmende Verbreitung, das Meldewesen wurde eingeführt. Die Errichtung des zentralen Anzeigenamts (1854), eines Vorläufers des Meldeamts, das eine permanente Evidenthaltung der Bevölkerung ermöglichte, wurde eine der Grundlagen der modernen Stadtverwaltung. Mehrmalige Häusernummerierungen sollten Orientierung bringen; erst in den 1860er-Jahren wurde die Adressenbezeichnung durch die Umstellung auf Straßennamen mit Nummern in eine bis heute gültige Form gebracht. Seit 1859 erschien „Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger“ als voluminöses Auskunftsorgan über die Stadt, in dem nicht nur Daten über Haushaltsvorstände und Branchen aufgeboten wurden, sondern vielerlei andere Informationen enthalten waren. Es wurde zu einer Art „Basisbuch“ einer sich rasch entwickelnden Stadt, zum Spiegel der Stadterweiterung, zum Kaleidoskop der wirtschaftlichen Prosperität und der neuen organisatorischen und technischen Erfindungen (Bankkonto, Telefon, öffentlicher Verkehr) und zum Abbild der kulturellen und sportlichen Infrastruktur in der Stadt.
KONZEPTION: Lutz Musner (IFK, Wien), Alfred Pfoser (Wienbibliothek im Rathaus)
TEILNEHMERINNEN: Renate Banik-Schweitzer (Wien), Sándor Békési (Wien Museum), Helmuth Berking (Institut für Soziologie, TU Darmstadt), Wolfgang Maderthaner (VGA – Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien), Siegfried Mattl (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien), Martina Nußbaumer (Department Geschichte und Stadtleben 1500–1918, Wien Museum), Margarethe Szeless (Wien), Anton Tantner (Institut für Geschichte, Universität Wien), Andreas Weigl (Wiener Stadt- und Landesarchiv)
Eine Tagung in Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus.