Advanced Talents. National and international career models

Advanced Talents. National and international career models

Organisatoren
Rektorate der RWTH Aachen; Universität zu Köln; KU Leuven
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.11.2015 - 13.11.2015
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Von
Sebastian Schlinkheider, Historisches Institut, Universität zu Köln

Die Aufgabe, die Advanced Talents – also den wissenschaftlichen Nachwuchs in unterschiedlichen Stadien der Postdoc-Phase nach der Promotion – bereits frühzeitig zu fördern und zu unterstützen, wird von den Hochschulen als dringende Verpflichtung betrachtet. Schlagworte in diesem Zusammenhang sind zunehmend unübersichtliche Karrierepfade, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und nicht zuletzt stark veränderte Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerbsdruck um innovative Projekte und überzeugende Konzepte. Vor diesem Hintergrund sind auch die Bemühungen der drei Universitäten Aachen, Köln und Leuven zu sehen, deren Ziel ein auf enge Kooperation und einen produktiven Dialog über gemeinsame Lösungsansätze abzielender Austauschprozess darstellt, der ausdrücklich auf die Bedürfnisse von Advanced Talents zugeschnitten ist.

Den programmatischen Auftakt dieses Kooperationsvorhabens bildete die an der Universität zu Köln veranstaltete Tagung „Advanced-Talents: National and international career models“. Auf dem Programm stand neben gezielter Information über die unterschiedlichen Karriereoptionen, Voraussetzungen und möglichen Probleme im akademischen Berufsfeld explizit auch die ergebnisorientierte Vorstellung von verankerten Leitkonzepten und konkreten Fördermöglichkeiten der beteiligten Universitäten. Daneben ermöglichte die Veranstaltung ein Kennenlernen und den Austausch von Erfahrungswerten zwischen den anwesenden Gästen, also vor allem den Advanced Talents selbst.

Bereits in den einleitenden Grußworten machten der Kölner Universitätsrektor AXEL FREIMUTH sowie die Prorektorinnen DORIS KLEE (Aachen) und GUDRUN GERSMANN (Köln) deutlich, dass die enge regionale Kooperation der Exzellenzuniversitäten Aachen und Köln sowie deren Verbindung zur KU Leuven als Global Network Partner eine belastbare Ausgangsbasis biete, gemeinsam konkrete Rahmenbedingungen für transparente und faire Nachwuchskonzepte auszuarbeiten, um der auch in den Zukunftskonzepten verankerten hohen Verantwortung der Hochschulen für WissenschaftlerInnen in den akademischen Karrierephasen nach der Promotion gerecht zu werden.

Zu diesem Zweck fanden am ersten Veranstaltungstag drei vom Deutschen Hochschulverband (DHV) ausgerichtete Informationspanels statt, die für den wissenschaftlichen Nachwuchs virulente Fragestellungen ausführlich thematisierten: Neben dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz und den damit einhergehenden arbeitsrechtlichen Unsicherheiten, die von ULRIKE PREISSLER (Bonn) vom DHV anschaulich aufgearbeitet wurden, informierte HUBERT DETMER (Bonn), ebenfalls vom DHV, vor allem über die zunehmend vielfältigen akademischen Karrierewege, wobei er auch die mitunter für die Betroffenen unbequemen und belastenden Aspekte der eigenen Zukunftsplanung nicht ausklammerte und auf ein klar strukturiertes, konstruktives Informationsprogramm über organisatorische Rahmenbedingungen setzte. In Abgrenzung von linear auf eine Universitätsprofessur abzielenden Karrierepfaden plädiere der Hochschulverband, wie Detmer ausführte, für ein „Y-Modell“ mit alternativen Abzweigungen in Richtung attraktiver „wissenschaftsunterstützender Berufsbilder“ vor allem in den Bereichen von akademischer Lehre und wissenschaftlichen Dienstleistungen als Möglichkeit, dem Exzellenzdruck und der Konkurrenz um rare Spitzenpositionen auszuweichen. Die „klassische“ akademische Karriereplanung wurde dabei dennoch nicht ausgeblendet, da ein drittes Vortragspanel ganz konkrete Hilfestellungen für die Bewerbung auf eine Professur bereitstellte. In offenen „Themenecken“, in denen alle Tagungsgäste auch ihre persönlicheren Rückfragen an die beiden Vortragenden richten konnten, wurde das Informationsprogramm abgerundet.

Der den ersten Veranstaltungstag abschließende Vortrag von POL GHESQUIÈRE (Leuven) zum Thema Internationalisierung von Karrieremodellen an der Universität Leuven leitete schließlich zu dem auch für den zweiten Veranstaltungstag zentralen Thema über: In seinen Ausführungen verdeutlichte Ghesquière den Aufbau einer international wettbewerbsfähigen Forschungsumgebung als ein zentrales Anliegen der Universität. Bezogen auf die Wirkungsbereiche Forschung, Lehre und gesellschaftliche Wahrnehmung sei es ein vorrangiges Ziel, exzellentes wissenschaftliches Personal und potentiellen Nachwuchs im internationalen Kontext zu akquirieren, was mithilfe internationaler Ausschreibungen, eines aktiven Suchprozesses durch ein search committee und die Gewährleistung eines internationalen Bewerbungsprozesses realisiert werde. Darüber hinaus fördere Leuven ausdrücklich in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses die Bildung internationaler Netzwerke und einer über Belgien hinausreichenden Sichtbarkeit und Reputation der Forschungsbeiträge, indem diese Aspekte als Bedingung für die erfolgreiche Qualifikation festgelegt werden. Mithilfe verbindlicher Vorgaben einerseits (bezüglich Auslandsaufenthalten und internationaler Publikationen), aber auch eines breiten Förderangebotes andererseits (beispielsweise durch das Programm Young Researchers‘ Careers, kurz YouReCa), das von Beratungsworkshops und Coachings bis hin zur Finanzierung von Forschungsaufenthalten im Ausland und der Organisation von internationalen Summer Schools reicht, sei eine Qualitätssicherung für die Mobilität und Konkurrenzfähigkeit der Forschenden an der KU Leuven gewährleistet.

Dieser Grundtenor hinsichtlich Professionalisierung und Internationalisierung der Karrierewege von Advanced Talents setzte sich deutlich auch am zweiten Veranstaltungstag fort (13. November), an dem die beteiligten Universitäten in Präsentationen ihre jeweiligen Zielvorstellungen und Maßnahmen im Bereich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vorstellten. Dabei wurde deutlich, dass die VertreterInnen der Universitätsleitungen in Aachen, Köln und Leuven zu einer vielfach übereinstimmenden Wahrnehmung von besonders vordringlichen Aspekten in der Unterstützung von Advanced Talents gelangt sind: Demnach liegen die Herausforderungen vor allem in den Bereichen der Planungssicherheit hinsichtlich der Karrierewege sowie der Förderung von wissenschaftlichen Nachwuchspotentialen hinsichtlich ihrer Vielfalt, Internationalität und Wettbewerbsfähigkeit. Auch veränderte gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen für die Forschung gelte es zu berücksichtigen. Innerhalb dieses grundlegenden und auf breiter Ebene geteilten Zielhorizontes wiesen die VertreterInnen der drei Universitäten in ihren jeweiligen Präsentationen auf zentrale Schwerpunkte und Stärken der komplexen Förderzusammenhänge besonders hin.

Der Kölner Prorektor MARTIN HENSSLER (Köln) stellte dabei vor allem die an der Universität zu Köln angesiedelten Fördereinrichtungen vor, unter denen beispielsweise das Human Resources Office und das Albertus Magnus Graduate Center als universitätsweite Anlaufstelle zur Vernetzung von Promovierenden und Postdocs zu nennen wären. Auch der Junior Faculty Club (JFC) biete eine Möglichkeit zur eigenständigen Netzwerkbildung und Interessenvertretung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Zusätzlich gebe es an der Universität zu Köln eine Vielzahl von konkreten Förderprogrammen mit finanzieller Unterstützung und eine ganze Reihe von Auszeichnungen für herausragende Forschungsprojekte.

ELKE MÜLLER (Aachen), Dezernentin für Forschung und Personal an der RWTH Aachen, akzentuierte in ihrer Präsentation besonders, dass ein effektives Programm zur Unterstützung junger WissenschaftlerInnen bereits bei der Einstellung und mit Angeboten vor Ort ansetzen müsse, um gewonnenen Talenten einen besonders reibungslosen Einstieg zu ermöglichen. Außerdem seien Maßnahmen unerlässlich, die die Familienfreundlichkeit des Standortes durch gezielte Betreuungsangebote, Dual-Career-Optionen und zeitliche Flexibilität gerade für Nachwuchsforscherinnen zu erhöhen helfen.

LEEN CUYPERS (Leuven) verwies außerdem besonders auf die Notwendigkeit, die eigenen Programme und Fördermaßnahmen durch regelmäßige Erhebungen und Evaluationen bewerten zu lassen und im Interesse der Zielgruppe weiterzuentwickeln. Außerdem machte Cuypers deutlich, dass auch die Förderung und Weiterbildung von betreuenden Lehrpersonen im Interesse des Nachwuchses nicht vernachlässigt werden dürfe, weshalb die KU Leuven in diesem Bereich ein spezielles Workshop-Angebot erarbeitet habe, das auf die wachsende Verantwortung akademischer Betreuungspersonen, ihre Führungskompetenz und ihre eigene Rollenwahrnehmung abziele. Um außerdem für Nachwuchstalente frühzeitig attraktive Berufschancen auch außerhalb des akademischen Kontextes aufzuzeigen, führe die bereits genannte Initiative YouReCa akademische Nachwuchstalente etwa in Form von Jobmessen an den Arbeitsmarkt heran.

In der gemeinsamen Diskussion der Beiträge unterstrichen die Universitäten ihre Einhelligkeit in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben und Zielsetzungen sowie die Absicht, in konkreten Kooperationsvorhaben auch gemeinsam an deren Lösung weiterzuarbeiten. Ihre Präsentationen wurden schließlich von KATRIEN MAES (Leuven) um eine Vorstellung der Organisation League of European Research Universities (LERU) ergänzt. Diese Vereinigung vertritt die Interessen ihrer 21 Mitgliedsuniversitäten hinsichtlich Forschung und Lehre im Rahmen europäischer Politik und setzt dabei sowohl auf die Erhebung der unterschiedlichen Ziele, aber auch den Austausch von Konzepten der Karriereförderung und der Zukunftsplanung.

In ihrer vergleichenden Bestandsaufnahme betonte Maes die an europäischen Universitäten zu konstatierende Vielfalt von Karrieremodellen, einhergehend mit einer auffallenden Unübersichtlichkeit der Ämterbezeichnungen und angebotenen Tenure-Track-Optionen. Gemäß dem zentralen Anliegen von LERU ließen sich dabei allerdings auch übereinstimmend wahrgenommene Herausforderungen und Zielvorstellungen ableiten, die sich in klare Empfehlungen an die Universitäten und nicht zuletzt an die europäische Politik ummünzen ließen.

Die Vortragspanels wurden schließlich durch ein „Science-Speed-Dating“ zum Kennenlernen der Forschungsvorhaben anderer TeilnehmerInnen sowie einen augenzwinkernden Science-Slam abgerundet, bei dem NachwuchsforscherInnen aus Leuven und Köln in Gruppen spielerisch gegeneinander antraten, sich aber auch über ihre Projekte ganz unmittelbar austauschen konnten.

Insgesamt stellten die Advanced-Talents-Days einen wichtigen Schritt in der Vernetzung zwischen den Universitäten Aachen, Köln und Leuven dar. Diese verfolgen im Interesse junger NachwuchswissenschaftlerInnen nicht nur die Ausarbeitung kooperativer und international anschlussfähiger Förderkonzepte, sondern möchten auch den direkten Dialog zwischen Forschenden der beteiligten Universitäten fördern – ein Konzept, das sich nach diesem gelungenen Auftakt sicherlich in weiteren Veranstaltungen fortsetzen wird, die sich gezielt den Advanced Talents zuwenden.

Konferenzübersicht:

Axel Freimuth (Köln), Doris Klee (Aachen), Gudrun Gersmann (Köln): Begrüßung, Auftakt für Verbund der Universität zu Köln und der RWTH Aachen

Ulrike Preißler (DHV): Befristete Beschäftigung an der Hochschule und Wissenschaftszeitvertragsgesetz

Hubert Detmer (DHV): Karrierewege zur Professur

Ulrike Preißler / Hubert Detmer (DHV): Bewerbung auf eine Professur

Pol Ghesquière (Leuven): Internationalization of career models at KU Leuven

Martin Henssler (Köln): Talent Management and Career Development at University of Cologne

Elke Müller (Aachen, in Vertretung für Doris Klee): Talent Management Policy at RWTH Aachen University

Leen Cuypers (Leuven, in Vertretung für An Jansen): Career Development for doctoral and post-doctoral Researchers at KU Leuven

Katrien Maes (League of European Research Universities, LERU): Promoting Tenure-Track and Talent Recruitment in the LERU Universities

Science-Speed-Dating

Science-Slam: Cologne/Leuven versus Cologne/Leuven


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Deutsch
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