K.-W. Weeber: Alltag im Alten Rom

Titel
Alltag im Alten Rom. Das Landleben, ein Lexikon


Autor(en)
Weeber, Karl-Wilhelm
Erschienen
Düsseldorf, Zürich 2000: Artemis & Winkler
Anzahl Seiten
373 S.
Preis
DM 68,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Peter Spahn, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

Nach dem erfolgreichen ersten Lexikonband von K.-W. Weeber über das Leben in der Stadt (1995, 52000) behandelt dieser zweite Band in über 60 Artikeln Aspekte des Landlebens in der Zeit der römischen Republik und der Kaiserzeit. Außerdem enthält er einige Nachträge zum Alltag in der Stadt Rom, nämlich zu den Stichwörtern: Bauspekulation, Müll, Produktwerbung, Steuerbelastung, Umweltverhalten und Verein. Mit der Lexikonform strebt Weeber keine systematische Darstellung des Themas an. Seine Artikel sind eher Essays zu sozioökonomischen, technik-, kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Problemen der römischen Landwirtschaft und des Landlebens. Das Werk ist nicht für ein enges altertumswissenschaftliches Fachpublikum bestimmt, sondern dürfte zumal für den gymnasialen Unterricht in den alten Sprachen, der antiken Literatur, Kultur und Geschichte ein wertvolles Arbeitsmittel sein, für entsprechende Themen im Grundstudium zumindest ein anregender, oft amüsanter und zugleich informativer Einstieg.
Die Auswahl sowie die methodische und sprachliche Gestaltung der einzelnen Artikel sind vorrangig auf Aktualisierung der antiken Gegenstände ausgerichtet. Stilistisch bilden sie einen Kontrast zu den in der Regel trockenen und schwer lesbaren Artikeln in "Paulys Realencyclopädie" und anderen Fachlexika. Aber Weebers Ziel ist auch nicht die enzyklopädische und minutiöse Erfassung der spezialisierten Forschung, sondern eine gut lesbare
und anschauliche Darstellung. Dazu tragen zahlreiche Abbildungen
archäologischer Materialien und Übersetzungen ausgewählter literarischer Quellen und Inschriften bei, die sich auf fast jeder Seite des Werkes finden. Auch im Text wird sehr häufig auf die einschlägigen antiken Quellenbelege hingewiesen, was ein weiterführendes und eindringlicheres Studium der Probleme ermöglicht. Ein besonderes Augenmerk richtet der Autor auf die lateinische Terminologie sowie auf deren sachliche und historische Erläuterung. Gewissermaßen zum Ausgleich benutzt er dann an anderen Stellen gerne in journalistischer Manier heute gängige Ausdrücke (meist in Anführungszeichen), um die Antike nach Möglichkeit zu entstauben.

Diese Absicht ist teilweise auch in der Auswahl und Formulierung der Stichwörter erkennbar, zum Beispiel bei: 'Müll', 'Produktwerbung', 'Picknick', 'Schlechtwetterarbeit', 'Umweltverhalten'. Selbst diese Artikel vermeiden allerdings weitgehend eine plumpe Modernisierung antiker Sachverhalte. Problematischer für den Benutzer ist die Aufteilung bestimmter
sozialgeschichtlicher Kategorien, etwa zwischen den Lemmata 'Bauer', 'Kleinbauer', 'Kolonat' und 'Pachtbauer'. Daneben gibt es eigene Artikel für 'Großgrundbesitzer', 'Gutsverwalter', 'Tagelöhner' u. a., aber keinen speziellen für 'Sklave'. Der wurde - ebenso wie das Stichwort 'Wein' - bereits im Stadt-Band behandelt. Die Schwierigkeiten dieser Aufteilung und der Handhabung des Lexikons werden zum Teil durch das ausführliche Register der Sachbegriffe sowie durch entsprechende Querverweise aufgefangen. Neben weiteren Registern sind besonders die ausführlichen Hinweise auf die antiken Quellen und die moderne Forschung von Nutzen, die jedem einzelnen Artikel beigefügt sind. Hier werden meist die wichtigsten Standardwerke und neueste internationale Spezialliteratur angeführt, auf die gelegentlich auch in den
Artikeln Bezug genommen wird. Weniger praktisch ist der Bildnachweis (S. 357f.), der die Publikationsorte der im Text nur unzureichend beschrifteten Abbildungen nur sehr mühsam erkennen läßt. Doch ist dieses Lexikon nicht in erster Linie ein Nachschlagewerk, das den vorhandenen Fachlexika - zuletzt dem 'Neuen Pauly' - Konkurrenz machen wollte. Es dient vielmehr als Einladung und Brücke zu alten und neuen Bereichen der Alltags- und Kulturgeschichte der Antike. Und es verbindet, was sonst selten genug gelingt: spannende Lektüre, klassische Bildung und wissenschaftliches Interesse.

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