H. Weber u.a. (Hgg.): Jahrbuch für historische Kommunismusforschung

Cover
Titel
Jahrbuch für historische Kommunismusforschung.


Herausgeber
Weber, Hermann; Bayerlein, Bernhard H.; Braun, Günter; Dähn, Horst; Foitzik, Jan; Jahn, Egbert; Mählert, Ulrich
Erschienen
Berlin 2002: Aufbau Verlag
Anzahl Seiten
502 S.
Preis
€ 75,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Wladislaw Hedeler, Berlin

Vor zehn Jahren begannen die Planungen für das von Prof. Hermann Weber (Mannheim) inspirierte Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, dessen erster Band 1993 im Berliner Akademie Verlag erschien. Die revolutionären Umbrüche in Mittel-, Ost- und Südosteuropa 1989/90 „und der durch sie eingeleitete Kollaps der kommunistischen Regime im Herrschaftsbereich der ehemaligen Sowjetunion [...] waren Anlass, einen kritischen Blick auf die Vergangenheit kommunistischer Herrschaft und ihre Hauptträgerinnen, die ‚Parteien neuen Typs’, zu werfen“ (Editorial 1993, S. 9).

Von Anfang an wurde auf eine gründliche und quellengestützte Aufarbeitung zahlreicher Forschungsfelder sowie auf „planvolle internationale Zusammenarbeit“, die den Meinungsaustausch fördert, orientiert. Dem wissenschaftlichen Beirat des heute eingeführten und bewährten Publikationsforums gehören George Hodos, Narihiko Ito, Alexandr Jakowlew, Richard Lorenz, Martin McCauley, Vojtech Mencl, Norman Naimark, Wolfgang Ruge und Feliks Tych an.

Neben Abhandlungen, Aufsätzen, Miszellen, Dokumentationen, biografischen Skizzen und Zeitzeugenberichten enthielt das Jahrbuch eine eigens zur Diskussion kontroverser Themen eingerichtete Rubrik ‚Forum’. Ergänzend hierzu wurden Forschungs- und Archivberichte, Notizen über relevante wissenschaftliche Tagungen im jeweiligen Jahr sowie Sammelbesprechungen neuerer Literatur zur historischen Kommunismusforschung aufgenommen (Editorial 1996, S. 9).

Im vorliegenden Band 2002 sind 21 Autoren aus 12 Ländern mit Beiträgen in den Rubriken ‚Abhandlungen’, ‚Dokumentationen’, ‚Forum’, ‚Biographische Skizzen’ und ‚Buchbesprechungen’ vertreten. Um nur einige Aufsätze herauszugreifen: Falco Werkentin und Horst Dähn beschäftigen sich mit der 2. Parteikonferenz der SED. Werkentin untersucht den von der Partei gegen die Bevölkerung geführten „totalen sozialen Krieg“ als Auswirkung der 2. Parteikonferenz, Dähn die Kirchenpolitik der SED. In diesen Kontext gehört auch der Vortrag von George Hermann Hodos während der Vorstellung des Buches „Schauprozesse. Stalinistische Säuberungen in Osteuropa 1948-1954“ im Juni 2001 in Berlin.

Dem in den Jahrbüchern ständig vertretenen Schwerpunkt ‚Schauprozesse’ kann der Vorabdruck aus der im BasisDruck Verlag vorbereiteten Edition zur Affäre um Noel Field von Bernd-Rainer Barth über die „Lebensbeichte des Quäker-Kommunisten“ Field zugeordnet werden. Unter der Rubrik ‚Biographische Skizzen’ finden sich der quellengesättigte Beitrag von Andreas Herbst über Heinrich Wiatrek sowie Jürgen Jahns Erinnerungen an Bernhard Steinberger, der in den Sog der Noel-H.-Field/Lászlo-Rajk-Affäre geriet.

Lew Besymenski und Bernhard H. Bayerlein stützen sich in ihren Beiträgen auf die im Aufbau-Verlag publizierten Dimitroff-Tagebücher. Besymenski hebt die Bedeutung der Edition für das Verstehen von Stalins Außenpolitik hervor, Bayerlein greift in seinem Kommentar die Affäre Lipski und die Neugründung der Kommunistischen Partei Polens heraus.

Wie in den vorhergehenden Jahrbüchern sind auch in diesem Erstveröffentlichungen von Dokumenten zu finden. Narihiko Ito stellt Rosa Luxemburgs Schrift „Sklaverei“ vor, Jurij Galaktionow unbekannte Briefe an N. Bucharin und K. Radek aus dem Jahre 1935, die die von den Adressaten letztlich nicht eingelöste Bitte enthielten, sich an einem Sammelband gegen die faschistische Ideologie zu beteiligen.

Im Vergleich zu vorangegangenen Jahrbüchern fällt auf, dass es sich bei vielen der in diese Ausgabe aufgenommenen Beiträge um Vorabpublikationen, Nachdrucke bzw. Zwischenberichte über laufende Projekte handelt. Es wäre zu wünschen, dass das Jahrbuch auch in Zukunft die „außeruniversitäre“ Kommunismusforschung in der in diesem Band vorgestellten Bandbreite begleitet.

Seit dem 2000/2001 erfolgten Wechsel der Verlage erscheint das „Jahrbuch für historische Kommunismusforschung“ im Aufbau Verlag. Von diesem Zeitpunkt an enthält es die zuvor in unregelmäßiger Folge erschienene Zeitschrift „The International Newsletter of Communist Studies“ als Beilage.

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