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Titel
Sozialer Aufstieg. Funktionseliten im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit


Herausgeber
Schulz, Günther
Reihe
Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit 25
Erschienen
München 2002: Oldenbourg Verlag
Anzahl Seiten
451 S.
Preis
€ 59,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Enno Bünz, Historisches Seminar der Universität Leipzig

Hinter der Beschäftigung mit den deutschen Führungsschichten der frühen Neuzeit, denen die Büdinger Vorträge seit 1963 gelten, hat schon immer auch die Frage nach dem sozialen Aufstieg gestanden. Frühere Bände der Büdinger Forschungen waren dem Adel, dem Patriziat, den Gelehrten, dem Beamtentum und den Pfarrern gewidmet. Im Rahmen zweier Büdinger Tagungen, deren Beiträge im vorliegenden Band publiziert werden, ist 2000 und 2001 erstmals im breiteren Rahmen nach Formen des gesellschaftlichen Aufstiegs gefragt worden. Nicht eine bestimmte soziale Schicht stand diesmal also im Mittelpunkt des Interesses, sondern es sollte die Dynamik gesellschaftlicher Gruppen analysiert werden: Bürgertum, Kaufleute, Adel, Klerus, Funktionseliten stehen im Mittelpunkt.

Der Tagungsveranstalter und Bandherausgeber Günther Schulz lässt in seiner Einleitung („Soziale Position und gesellschaftliches Netzwerk in Spätmittelalter und Frühneuzeit: Ansätze und Fragen der Forschung“, S. 9-16) noch einmal die früheren Tagungsthemen Revue passieren, stellt neuere Arbeiten vor, die im regionalen oder lokalen Zugriff vor allem den Adel und das Bürgertum als gesellschaftliche Eliten in den Blick genommen haben und hebt damit neuere Forschungsansätze hervor, an die es auf dieser Büdinger Tagung anzuknüpfen galt. Thematisch sollten neben den städtischen Eliten auch die Funktionseliten in den werdenden Territorialstaaten berücksichtigt werden, daneben aber auch geistliche, militärische und andere Eliten. Analytisch sollte dabei vor allem nach den Aufstiegsvorgängen selbst gefragt und die dafür maßgeblichen Kriterien beachtet werden, wobei methodisch neben prospografischen Fragestellungen auch andere struktur- und kulturgeschichtliche Ansätze zum Tragen kommen sollten.

Entsprechend unterschiedlich ist die Vorgehensweise der 18 Autoren, deren Beiträge in diesem Band enthalten sind. Zeitlich liegt der Schwerpunkt im ausgehenden Mittelalter und im 16. Jahrhundert. Nur wenige Beiträge versuchen sich an der Analyse eines längeren Zeitraums. Viele Beiträge sind zudem auf eine Stadt oder ein Territorium ausgerichtet, was teilweise durch das Arbeitsfeld der Autoren bedingt ist, zugleich aber auch deutlich macht, dass angesichts des gegenwärtigen Forschungsstandes tief dringende und quellengesicherte landesgeschichtliche Untersuchungen vor weiter gespannten Synthesen den Vorzug verdienen. Gleichwohl ist anzumerken, dass die Erforschung des sozialen Aufstiegs eine Thematik ist, die zu landesgeschichtlich vergleichend angelegten Arbeiten geradezu herausfordert.

Die Ausführungen von Margret Wensky über „Städtische Führungsschichten im Spätmittelalter“ (S. 17-27) dienten, wie die Verfasserin betont, „lediglich als kurze Einführung in das Tagungsthema“, das allerdings keineswegs nur auf den städtischen Bereich beschränkt war. In dem knappen Raum, der zu Gebote stand, war es der Verfasserin natürlich nur möglich, einige Grundprobleme der sozialen Schichtung und Mobilität in der spätmittelalterlichen Stadt anzusprechen, dabei räumlich konzentriert auf den niederrheinischen Bereich, mit gelegentlichen Seitenblicken auf Süddeutschland, vor allem Nürnberg. Wolfgang Herborn, „Entwicklung und Professionalisierung der politischen Führungsschicht der Stadt Köln“ (S. 29-47), legt seiner Untersuchung einen modernen Begriff zugrunde, doch hat es die Sache angesichts wachsender Arbeitsteilung und tätigkeitsorientierter Spezialisierung natürlich schon im späten Mittelalter gegeben. Die Vorherrschaft des Geburtsstandes als maßgebliches Qualifikationskriterium verlor in Köln bereits mit dem Ende der Patrizierherrschaft 1396 an Bedeutung. Für das 15. Jahrhundert wird die Untersuchung vom Verfasser in drei Richtungen weitergeführt: Am Beispiel des Schöffenkollegiums wird das Vordringen professioneller, akademisch gebildeter Juristen aufgezeigt; das Bürgermeisteramt wies durch den dreijährigen Amtsturnus den Weg zum Berufspolitiker, wobei neben Ratsverwandtschaft auch die vorhergehende Tätigkeit als Syndikus ein Qualifizierungsweg sein konnte, während akademische Grade ansonsten weniger günstig waren, weil der Rat durch seine Erfahrungen mit dem Bürgermeister Dr. Johann Hirtz (1489-1492) regelrecht traumatisiert worden war, da dieser auf seine Privilegien als Universitätsprofessor gepocht hatte. Für die Ratsmitglieder war das entscheidende Hemmnis auf dem Weg zur Professionalisierung die Ratsverfassung selbst, die vorsah, dass ein Mitglied nach seinem Ratsgang zwei Jahre bis zur Wiederwahl pausieren musste. Pointiert fragt Peter Fleischmann: „Professionalisierung oder Ausschluß von Führungseliten in der Reichsstadt Nürnberg?“ (S. 49-71). Die Führungsspitze der 26 Bürgermeister und acht Alten Genannten im Kleineren Rat stand nur den ratsfähigen Familien offen, die zumeist auch die Amtmänner für die Leitung der städtischen Behörden stellten, während der bürgerlichen, aber nicht ratsfähigen Elite höchstens städtische Ämter wie das des Baumeisters oder des Zeugmeisters offen standen. Trotzdem hat das geburtsständische Prinzip die Professionalisierung der Mitglieder im Kleineren Rat nicht behindert, sondern durch den häufigen Ämterwechsel eher befördert. Und für die nicht ratsfähigen Amtsinhaber mochte es, wie der Verfasser betont, zumindest ein Trost gewesen sein, dass sie von der Reichsstadt bestens bezahlt wurden. Mark Häberlein, „Sozialer Wandel in den Augsburger Führungsschichten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts“ (S. 73-96), reiht sich in eine gerade für Augsburg mit großen Namen besetzte Forschungstradition ein, doch zeigen seine Ausführungen, dass es von Zeit zu Zeit notwendig ist, ihre zu Handbuchwissen geronnenen Thesen neu zu hinterfragen. Häberlein geht von der Annahme aus, dass es bei den städtischen Führungsschichten eben kein eindeutiges soziales Leitbild (Adel) gegeben habe, sondern dass von einem Normenpluralismus und alternativen sozialen Strategien auszugehen ist. Anhand mehrerer Generationen der Familien Rehlinger, von Stetten und Walter wird dies verdeutlicht. Im Ergebnis wendet sich der Verfasser gegen makrohistorische Thesen von Press und Endres über den Rückzug der Patrizier aus dem Handel auf das Land und betont, dass dies keineswegs eine Einbahnstraße war. Anders als für Augsburg bleibt für Lübeck noch viel prosopografische Grundlagenarbeit zu leisten, wie Antjekathrin Grassmann, „Sozialer Aufstieg um 1500 in Lübeck“ (S. 97-111), betont. Gleichwohl ist schon jetzt für den untersuchten Zeitraum von 1450 bis 1510 zu erkennen, dass neben alteingesessenen Familien auch zugewanderte Aufsteiger eine Chance hatten und die Führungsschicht offenbar etwas von dem „pionierhaften Geist“ der Gründungszeit der Fernhandelsstadt bewahren konnte. Von einem städtischen Patriziat kann in Lübeck erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Rede sein.

Im Beitrag von Andreas Hansert über „Adel der Geburt und Adel des Geistes. Zu einem paradigmatischen Rang- und Standeskonflikt zwischen Patriziern und Gelehrten in Frankfurt im 17. und 18. Jahrhundert“ (S. 113-148), stehen die Frauensteiner, neben den Alten-Limpurgern eine der beiden Frankfurter Patriziergesellschaften, im Mittelpunkt, wobei exemplarisch ihr 1705 entbrannter Rangstreit mit den Frankfurter Graduierten und die Folgen des seit 1725 geltenden Ratswahlverfahrens breit dargestellt werden. Trotz zahlenmäßigen Rückgangs der Ratspräsenz konnten die Patrizier die Spitzenpositionen in der Stadt weiter besetzen, bis 1816 das geburtsständische Prinzip abgeschafft wurde. Anja Victorine Hartmann, „Vom Refugié zum Ratsherrn? Chancen und Grenzen intergenerationellen Aufstiegs am Beispiel von Einwanderern in Genf (1537-1792)“ (S. 149-170), zeigt, dass es zwar auch für Zuwanderer Aufstiegsmöglichkeiten gab, diese aber von den etablierten Eliten koordiniert und kontrolliert wurden.

Um den kollektiven Wertehorizont städtischer Führungsschichten und um die Funktion von Reichtum, Teilhabe am Stadtregiment und Konnubium geht es in den Ausführungen von Gerhard Fouquet über „Stadt-Adel. Chancen und Risiken sozialer Mobilität im späten Mittelalter“ (S. 171-192). Neben den genannten Kriterien bedurfte es, wie der Verfasser betont, vor allem des langen Atems und der persönlichen Eignung, um in der städtischen Oberschicht reüssieren zu können. Peter-Michael Hahn, „Ein Geburtsstand zwischen Beharrung und Bewegung: der niedere Adel in der frühen Neuzeit“ (S. 193-219), nähert sich in ansatzweise regional übergreifender Betrachtung seinem Gegenstand, indem er zunächst die Rahmenbedingungen des frühmodernen Staates für Aufstiegsmöglichkeiten des Adels erörtert, sich dann der Behandlung adliger Statusfragen in der zeitgenössischen Publizistik zuwendet und schließlich auf die Bedeutung des mehr oder minder repräsentativ ausgebauten Adelssitzes als Standessymbol hinweist. Christine Reinle, Spätmittelalterliche Landesverwaltung als Karrieresprungbrett? Das Beispiel Bayern auf dem Prüfstand (S. 221-241) bejaht die aufgeworfene Frage, da die Grenze zwischen Adel und Nichtadel bei der Ämtervergabe nicht strikt gezogen wurde, weist allerdings darauf hin, dass sich der Aufstieg langsam vollziehen musste, weil „Blitzkarrieren“ vielfach als Affront empfunden wurden. Aufgrund seiner breit angelegten Untersuchungen über das Ämterpersonal in Bayern, Hessen, Württemberg und Sachsen zwischen 1450 und 1510 fragt Christian Hesse nach der Rolle von „Qualifikation durch Studium? Die Bedeutung des Universitätsbesuchs in der lokalen Verwaltung spätmittelalterlicher Territorien im Alten Reich“ (S. 243-268). Im Ergebnis wird deutlich, dass der Besuch einer Universität keine Bedingung darstellte, „um eine Funktion in der landesherrlichen Verwaltung zu bekleiden“. Gleichwohl ist festzustellen, dass im wachsenden Maße - am spätesten in Bayern - Absolventen der Artistenfakultät in Verwaltungsfunktionen eindrangen, wobei das Studium zwar nicht als „Qualifikation“ gefordert, aber als „Empfehlung“ nützlich war. Stefan Brakensiek, „Juristen in frühneuzeitlichen Territorialstaaten. Familiale Strategien sozialen Aufstiegs und Statutserhalts“ (S. 269-289), diskutiert ausführlich den Stand der Erforschung frühneuzeitlicher Funktionseliten und betont, dass für die Juristen der gegebene Bezugsrahmen das Territorium war, weil sich nur in diesem Rahmen (vom Reichskammergericht abgesehen) Karrierechancen boten. Dies verdeutlicht der Verfasser am Beispiel der Amtmänner in Hessen-Kassel, indem er auf die Interdependenz von familiärer Verflechtung (gepaart mit Familientradition) und individueller Leistungsbereitschaft rekurriert. Als besonders aufschlussreich erweist sich die Untersuchung der Professionen der Söhne von Amtmännern, die eine sozial absteigende Linie vom Juristen (42 % der Erstgeborenen) über Theologen und Offiziere bis hin zu Forstbeamten und nachgeordneten Tätigkeitsfeldern erkennen lässt. Die Aufstiegsmöglichkeiten an den vier Höfen Kaiser Friedrichs III., Sigismunds von Tirol, Maximilians I. und des jungen Ferdinand I. zwischen 1480 und 1530 stehen im Mittelpunkt des Beitrags von Heinz Noflatscher, „Funktionseliten an den Höfen der Habsburger um 1500“ (S. 291-314), wobei sich der Verfasser auf die politischen Eliten konzentriert. Nach den Kriterien von Einfluss, Reputation und Position am Hofe gehörten zu diesem Kreis 108 Personen, die differenziert betrachtet werden. Zwei langfristige Trends werden dabei sichtbar: Die Aristokratisierung der Funktionseliten, die aber mit einer Professionalisierung des Adels einherging.

Die Ausführungen von Dieter Scheler über „Patronage und Aufstieg im Niederkirchenwesen“ (S. 315-336) behandeln vor allem die Wege ins Pfarramt anhand von Beispielen aus dem Niederrheingebiet. Der Verfasser arbeitet die überregional zu beobachtende Tendenz heraus, dass im ausgehenden Mittelalter gerade Kinder aus der städtischen und dörflichen Mittelschicht in das Pfarramt strebten, wobei parallel die wachsende Akademisierung des Niederklerus festzuhalten ist. Die Attraktivität des Pfarramtes lag vor allem darin, dass man „eine privilegierte Rechtsstellung, lebenslanges Einkommen ohne Handarbeit und einen bemerkenswerten Status“ erlangte. Freilich dürfte sich in regional differenzierender Betrachtung auch erweisen, dass die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen für die Pfarrer bzw. - angesichts der Trennung von Amt und Pfründe - die Pfarrstellvertreter aufgrund der sehr unterschiedlichen Größen- und Ausstattungsverhältnisse der Pfarreien nicht nur zwischen Stadt und Land ausgesprochen breit waren. Hier müssten weitere Untersuchungen über Pfründenwerte und Mobilität des Klerus ansetzen. Bessere Aufstiegsbedingungen boten die großen Pfründenpools der Dom- und Kollegiatstifte, denen sich Rudolf Holbach, „Sozialer Aufstieg in der Hochkirche“ (S. 337-356), zuwendet. Adelige wie Bürgerliche konnten verschiedene Möglichkeiten des Aufstiegs nutzen, die vom Verfasser systematisch behandelt werden: Herkunft und Verwandtschaft, Patronage und Klientel, päpstliche Provision und Exspektanz, Geldgeschäfte (Kreditierung als Weg), Konstanz und Mobilität, Pfründensammeln (von der Quantität zur Qualität). Neben dem Festhalten am Adelsprinzip, das eine Grundsignatur der Germania sacra bis zur Säkularisation 1803 bleibt, gibt es aber im hochkirchlichen Bereich auch erstaunliche Beispiele für sozialen Aufstieg, der allerdings am ehesten akzeptiert wurde, „wenn er sich lautlos vollzog“.

Matthias Rogg, „’Ein Kriegsordnung neu gemacht’. Die Entstehung, Aufgabe und Bedeutung militärischer Funktionseliten im 16. Jahrhundert“ (S. 357-385), geht vom Strukturwandel der Kriegsverfassung des ausgehenden Mittelalters aus („der Ritter wird zum Landsknecht“) und schildert die Entstehung einer neuen militärischen Funktionselite im Laufe des 16. Jahrhunderts, für deren Ausbildung eine neue Literaturgattung, das Kriegslehrbuch, entstand.

Den Funktionseliten im Wirtschaftsleben wenden sich die letzten beiden Aufsätze des Bandes zu. Angelika Westermann, „Vom adligen Bergvogt zum adligen Bergrichter. Sozialer Aufstieg durch Fachkompetenz in der vorderösterreichischen Montanverwaltung in der Frühneuzeit“ (S. 387-412), konzentriert sich exemplarisch auf die Bergvögte im Schwarzwald im Spätmittelalter und auf die Bergrichter in den Vogesen im 16. Jahrhundert, behandelt des weiteren einige außergewöhnliche Karrieren und erstellt einen Merkmalkatalog für diese Funktionseliten. Dass dazu vor allem Intelligenz sowie fachspezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten gehörten, dürfte allerdings bei diesem hoch spezialisierten Tätigkeitsfeld wenig überraschen. „Professionalisierung und sozialer Aufstieg bei oberdeutschen Kaufleuten und Faktoren im 16. Jahrhundert“ erörtert Markus A. Denzel (S. 413-442). Für den sozialen Aufstieg waren wirtschaftlicher Erfolg, persönliche und charakterliche Befähigungen, der Aufbau von familiären und sozialen Netzwerken sowie die Professionalisierung entscheidend. Während die ersten drei Kriterien knapp skizziert werden, geht der Verfasser auf die Bedeutung kaufmännischer Ausbildung und auf das Wissensmanagement innerhalb der Unternehmen ausführlicher ein. Anhand mehrerer Beispiele werden sowohl die schulische Ausbildung als auch die Auslandslehre verdeutlicht. Zur Formalisierung der Qualifikationsprozesse hat darüber hinaus aber, wie betont wird, die interne Tradierung kaufmännischen Wissens gedient, das seit dem 14. Jahrhundert in Kaufmannshandbüchern festgehalten wurde („Practica della Mercatura“, um 1340), seit dem späten 15. Jahrhundert auch in gedruckter Form. Ausführlich geht der Verfasser auf eine um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgezeichnete Fuggersche Handelspraktik ein, die er gemeinsam mit Ekkehard Westermann edieren wird, und plädiert für eine intensivere Erforschung der Formen kaufmännischer Professionalisierung im 16. Jahrhundert.

Die Vielzahl der zudem regional und ständisch unterschiedlich ansetzenden, chronologisch breit gestreuten Einzelstudien macht das Fehlen einer systematischen Zusammenfassung schmerzlich bewusst. Neben den traditionellen Karrierefeldern (Staat, Stadt, Kirche) werden in diesem Band auch neue Bereiche der differenzierter werdenden Welt des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit deutlich, namentlich im technischen, militärischen und kaufmännischen Bereich, die jetzt Aufstiegsmöglichkeiten boten. Gerade hinsichtlich des Aufstiegs durch fachliche Professionalisierung bieten sich noch vielfältige Forschungsthemen an, man denke beispielsweise nur an die städtischen Physici und die Leibärzte bei Hofe, um zumindest einen Bereich anzusprechen, der in diesem Band ausgeklammert geblieben ist. Deutlich wird bei der Lektüre der Beiträge, wie vielfältig die Wege sozialen Aufstiegs sein konnten und wie unterschiedlich die Voraussetzungen und Mechanismen waren, die dafür maßgeblich waren: Zweifellos Geld, Grundbesitz und wirtschaftlicher Erfolg, weiter Verwandtschaft, Patronage und Klientelzugehörigkeit, nicht zuletzt aber auch Bildung und Studium, und dies alles am besten gepaart mit Eignung und Geduld, denn Blitzkarrieren scheinen bei den Zeitgenossen auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Zu den Aufsteigern gehören auch immer die Neider. Aber damit wären wir bei zeitlosen, weil anthropologischen Grundkonstanten angelangt.

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