A. Paravicini-Bagliani: Il papato nel secolo XIII

Cover
Titel
Il papato nel secolo XIII. Cent’anni di bibliografia (1875-2009)


Autor(en)
Paravicini-Bagliani, Agostino
Reihe
Milennio Medievale 83 / Strumenti e Studi 23
Erschienen
Anzahl Seiten
XLVI, 812 S.
Preis
€ 108
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Jochen Johrendt, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München

Eines der Probleme moderner Forschung besteht darin, den Überblick über bestimmte Themen zu behalten, Neuerscheinungen zu erfassen oder sich bei der Erarbeitung neuer Gebiete auf eine ausgewogene Literaturgrundlage stützen zu können. In der Flut der Publikationen und der unterschiedlichsten Datenbanken, die für die Recherche der Literatur zur Verfügung stehen, ist dies bisweilen ein äußerst mühsames und doch nur bruchstückhaftes Unterfangen. Ein klassisches Mittel, um die Publikationsfülle zu einem Thema in den Griff zu bekommen, sind thematische Bibliographien.

Bereits der Umfang der hier anzuzeigenden Bibliographie macht deutlich, dass es sich nicht um eine Bibliographie zu einem Spezialthema handelt, sondern zu einem zentralen Gegenstand der mittelalterlichen Geschichte. Sie enthält nicht weniger als 5741 Titel für die Zeit von Innozenz III. (1198–1216) bis zu Bonifaz VIII. (1294–1303). Angeregt hatte dieses beeindruckende und von Agostino Paravicini Bagliani erarbeitete Werk der inzwischen verstorbene Claudio Leonardi. Und soviel darf schon am Beginn gesagt werden: Das Ergebnis ist ein grundlegendes Hilfsmittel für die weitere Erforschung des Papsttums, in unterschiedlichsten Betrachtungsweisen – es sollte in keinem historischen Seminar fehlen.

Die Bibliographie erfasst das Material ab dem Jahr 1875, in dem August Potthasts Regesta Pontificum Romanorum 1 erschienen ist, und fußt vorrangig auf den bei Medioevo Latino gebotenen Titeln, jedoch wesentlich ergänzt. Und darin liegt auch ein nicht zu unterschätzender Unterschied zu den gängigen Rechercheportalen. Denn im Zeitalter von Datenbanken ist die Frage durchaus berechtigt, ob gedruckte Bibliographien noch Sinn haben. In Hinblick auf die vorliegende Bibliographie wird man sagen können: ja. Zwar sind die Recherchemöglichkeiten zum Thema Papsttum gerade in kulturhistorischer Hinsicht innerhalb des Portals ‚mirabile‘ 2 beeindruckend, doch die Datenbank bietet etliche der älteren bei Paravicini Bagliani enthaltenen Titel nicht. Die vorliegende Bibliographie präsentiert durch etliche Titel, die in modernen Datenbanken nicht erfasst sind, weitaus mehr als nur eine in Buchform für den bibliophilen Papsttumsforscher angenehmere Aufbereitung.

Zum Aufbau der Bibliographie: Am Beginn stehen allgemeine Werke sowie Enzyklopädien und ähnliches zum Papsttum sowie in einem zweiten Abschnitt Titel zu normativen und politischen Aspekten wie etwa Wahl, Sedisvakanz oder der Namensgebung der Päpste. Daran schließt sich ein Kapitel zu den Viten sowie zu den Personen der Päpste an. Diese traditionell ausgerichteten Abschnitte, die man unter der Rubrik Politik- und Rechtsgeschichte verorten möchte, bilden jedoch mit 156 Nummern nur ein Bruchteil der Bibliographie, die damit auch die Vielfalt des Themas widerspiegelt. Denn neben den genannten zwei Großabschnitten finden sich 17 weitere, wie etwa zu Riten und Symbolen, zur römischen Kurie, zum Kardinalat, sowie weniger klassisch anmutende Themen wie Mäzenatentum oder das tägliche Leben an der Kurie, darunter als Unterrubrik Medizin, Magie und Alchemie. Paravicini Bagliani bietet damit nicht allein einen klassisch politikgeschichtlichen Zugang zum Thema Papsttum, sondern ermöglicht auch den kulturhistorischen Zugriff.

Den Umfang des dargebotenen Materials verdeutlichen einige Beispiele: Zu den Papstlegenden/Papstfabeln, unter denen sich auch eine Rubrik für die angebliche Päpstin Johanna findet, sind nicht weniger als 30 Titel zusammengestellt worden, zu Papst Innozenz III. 162 Titel oder zum Thema Magie, Alchemie und den Bemühungen um eine Lebensverlängerung am päpstlichen Hof 24 Titel. Diese Titel – sofern jüngeren Datums – sind nicht nur genannt, sondern Paravicini Bagliani hat bei neuerer Literatur auch die ergänzenden Kommentare aus dem Medioevo Latino mit aufgenommen, was eine schnellere Einordnung erleichtert. Separat befinden sich auf S. 705–721 Addenda, die man bei der Benutzung der Sachgruppen nicht vergessen sollte (in den Registern sind sie enthalten). Der gezielte Zugriff auf das Material wird neben der inhaltlichen Gliederung in die 19 Großkapitel durch ein Register der Orte und Personennamen möglich, das auch die Namen der modernen wissenschaftlichen Autoren enthält, sowie ein Register zu Handschriften und archivalischem Material.

Dass sich angesichts der Fülle des Materials kleinere Fehler eingeschlichen haben, wie etwa falsche Seitenzahlen (für das Kapitel X.2: Capellani papali) oder bei einzelnen bibliographischen Angaben wie etwa bei Nr. 3025, lässt sich kaum vermeiden – und es sind in der Tat sehr wenige Fälle. Das gilt auch für Namensverschreibungen wie etwa bei der amerikanischen Mediävistin Mary E. Sommar, die als Mary E Sommer erscheint (Nr. 5664). In den Registern sind bei den Unterlemmata bisweilen die Spiegelstriche ausgefallen, so dass die Ebenen durcheinandergeraten (S. 787, Roma). Doch insgesamt sind dies Petitessen. Es ist zu wünschen, dass diese Bibliographie auch in Deutschland mehr Forschern als bisher die Breite des Themas Papsttum näher bringt. Den Zugang dazu hat sie erheblich erleichtert.

Anmerkungen:
1 August Potthast, Regesta pontificum Romanorum: Inde ab a. post Christum natum 1198 ad a. 1304, 2 Bde., Berlin 1874–1875.
2 Società Internazionale per lo Studio del Medioeva Latino, Mirabile – Archivio digitale della cultura latina medievale, <http://sip.mirabileweb.it> (31.01.2011).

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