C. Miks: Studien zur römischen Schwertbewaffnung

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Titel
Studien zur römischen Schwertbewaffnung in der Kaiserzeit. Bd. 1: Text; Bd. 2: Katalog und Tafeln


Autor(en)
Miks, Christian
Reihe
Kölner Studien zur Archäologie der römischen Provinzen 8
Erschienen
Anzahl Seiten
S. 937 ; A-G, S. 345
Preis
€ 129,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Josef Löffl, Institut für Geschichte, Universität Regensburg

Es fällt nicht schwer, die Bedeutung des zweibändigen Werkes von Christian Miks über die römische Schwertbewaffnung in der römischen Kaiserzeit in einem Wort zu umreißen: es ist epochal. Die Zielsetzung dieser Publikation, bei der es sich um eine leicht überarbeitete Version der Dissertation des Autors handelt, ist es, dem Leser einen Überblick über eine Auswahl von bereits publizierten Objekten aus dem Themenbereich der römischen Schwertbewaffnung zu ermöglichen, um auf diese Weise eine Einordnung der jeweiligen Funde aus dem Imperium Romanum und dem Barbaricum in einen größeren Kontext zu ermöglichen, wobei die chronologische Spanne von der späten Republik bis zum Beginn des 6. Jahrhunderts n.Chr. reicht (S. 15). Nach einer kurzen Thematisierung des Problems im Umgang mit den Begriffsbezeichnungen gladius und spatha (S. 19-24) im Text-Band folgt ein Anschnitt zur Entwicklung der römischen Schwertbewaffnung zur Zeit der res publica Romana (S. 24-51), wobei es Miks gelingt, für diesen fachlich sehr heiklen Sektor – schließlich geht es hier um die Frage der Entwicklung des gladius hispaniensis – einen prägnanten Überblick zur literarischen Überlieferung (S. 24-29) und zu den archäologischen Quellen zu verschaffen. Er spannt vor allem bei letzterem Aspekt einen sehr weit gefassten Bogen von griechisch-italischen Klingen aus dem 6. Jahrhundert v.Chr. über keltiberische Waffen des 3. Jahrhunderts v.Chr. hin zu römischen Schwertern der mittleren und späten Republik, welcher in anschaulicher Weise verschiedene Überlegungen zur Genese dieser Militaria beisteuert.

Daran schließt sich der eigentliche Kern der Publikation an, der sich aus drei Kapiteln zusammensetzt, in denen die Entwicklung der Schwertklingen (S. 52-147), der Griffteile (S. 148-211) und der Schwertscheiden (S. 212-434) systematisch aufgearbeitet wird. Miks’ Ausführungen zu den Schwertklingen ist ein relativ kurzer Abschnitt zu den hier angewandten Schmiedetechniken vorangestellt (S. 52-56), wobei es dem Autor in hervorragender Weise gelingt, die verschiedenen metallurgischen Prozesse detailliert so zu beschreiben, dass die Schilderung auch für den interessierten Laien verständlich ist, ohne dabei die Komplexität der Vorgänge zu verwässern.1 Kritik ist meines Erachtens nur hinsichtlich der Vernachlässigung des Aspekts des Energie-Bedarfs angebracht 2, obwohl dieses kleine Manko in Relation zur Umfänglichkeit des Werkes kaum ins Gewicht fällt. Im Anschluss daran werden zunächst die gängigen Typen-Varianten der gladii (S. 57-77) und der spathae (S. 77-106) besprochen; die Erörterung der einzelnen Gattungen ist dabei auch jeweils mit einem Übersichtsdiagramm zu Fundort und -umständen sowie zur Datierung versehen, was dem Leser ein schnelles Nachschlagen ermöglicht.

In den letzten beiden Abschnitten des ersten Kapitels stellt Miks zum einen Aspekte der Klingenchronologie und -entwicklung vor (S. 107-135) und spricht zum anderen Stempel- und Inkrustationen an (S. 135-147). Nach einer allgemeinen Einführung zum Aufbau eines Griffes (S.148-150) wird im Kapitel über Griffteile zunächst der Bereich der Nietköpfe und Nietkappen (S. 150-157), dann der Sektor der Knäufe und Parierstücke (S. 157-199) und zum Schluss der Sektor der Handhaben (S.199-211) in systematischer Untergliederung abgehandelt. Der dritte große Abschnitt über die Entwicklung der römischen Schwertscheiden setzt sich in erster Linie aus drei chronologischen Gliederungspunkten zusammen, in denen die entsprechenden Gegebenheiten in der frühen (S. 212-282), der mittleren (S. 282-373) und der späten (S. 373-434) Kaiserzeit aufgeführt sind. Die zusammenfassenden Ausführungen (S. 435-465) sind ebenfalls nach den drei Zeitstufen der Kaiserzeit gegliedert und fließen schließlich in ein Gesamtfazit ein, in dem die verschiedenen Einflüsse, die die römische Schwertbewaffnung im Laufe der Zeit erfuhr, erörtert werden.

Im ersten Teil des Katalogs (S. 532-771) wird eine Auswahl von Schwertklingen, Schwertgriffen und Schwertscheiden (insgesamt 831 Objekte) besprochen, gefolgt von einer Auflistung (S. 772-926) einzelner Griff- und Scheidenteile (insgesamt 365 Objekte). Bemerkenswert ist dabei die prägnante und sehr übersichtliche Gestaltung der jeweiligen Objektbeschreibung, in der neben den typenspezifischen Charakteristika der einzelnen Militaria sowie einer Datierung- und Fundortangabe auch weiterführende Literatur aufgeführt wird, was diese Publikation wiederum als umfassendes Nachschlagewerk zur Thematik prädestiniert. In sieben Vortafeln werden anschaulich allgemeine Informationen zur Schwertbewaffnung aufgeführt, worunter sich beispielsweise eine übersichtliche Begriffserklärung zu den Einzelbestandteilen einer Waffe (siehe Vortafel A auf S. 939) befindet. Die 345 Tafeln, die den Abschluss von Band 2 bilden, sind von vorbildlicher Qualität und führen alle themenrelevante Details von Aspekten aus der Reliefkunst bis zu einer Sammlung von Mundblech-Typen auf. Einen Wermutstropfen allerdings die Tatsache dar, dass einige der gerade für den Nachbau derartiger Gegenstände unerlässlichen Maßangaben auf ungenauen Schätzungen beruhen, wobei diese auf die dem Autor zur Verfügung stehende Literatur zurückzuführen sind, worauf Miks auf S. 529 selbst verweist.

Es steht außer Zweifel, dass „der Miks“ zukünftig Eingang in das literarische Standardrepertoire jedes Forschers, der sich mit der Geschichte des exercitus Romanus befasst, finden wird – und meines Erachtens auch finden muss. Die Stärke dieser Arbeit liegt in ihrem systematischen Aufbau und dem hohen Maß ihrer Untergliederung. Es bleibt zu hoffen, dass dieses epochale Nachschlagewerk in deutscher Sprache Nachahmer findet, damit auch andere Sektoren der römischen Militärbewaffnung eine ähnlich profunde Behandlung erfahren.

Anmerkungen:
1 Im Vergleich dazu sind die Ausführungen von Mike C. Bishop / Jon C. N. Coulston, Roman military equipment from the Punic wars to the fall of Rome, 2. Aufl., Oxford 2006, über Stahl (S. 241f.), die immer wieder in der Alten Geschichte für Fragen dieser Art herangezogen werden, als äußerst oberflächlich zu werten.
2 Exemplarisch verweise ich in diesem Themenzusammenhang auf Brigitte Chech (Hrsg.), Die Produktion von ferrum Noricum am Hüttenberger Erzberg. Die Ergebnisse der interdisziplinären Forschungen auf der Fundstelle Semlach / Eisner in den Jahren 2003-2005, Wien 2008.

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