D. Trout (Hrsg.): Damasus of Rome

Cover
Titel
Damasus of Rome. The Epigraphic Poetry


Herausgeber
Trout, Dennis
Reihe
Oxford Early Christian Texts
Erschienen
Anzahl Seiten
XXVI, 229 S.
Preis
£ 95.00; € 145,35
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Isabelle Mossong, Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts, München

Dennis Trout, der als ausgewiesener Spezialist spätantiker christlicher Dichtung gelten darf, hat nun mit „Damasus of Rome. The Epigraphic Poetry“ die Epigramme des römischen Bischofs Damasus (366–384) in den Blick genommen. Grundlage dieser Publikation ist die Edition von Antonio Ferrua aus dem Jahre 1942, die in lateinischer Sprache verfasst wurde.1 Es handelt sich bei der vorliegenden Studie weder um eine kritische Edition, noch will und kann sie für jede Inschrift einen umfassenden Kommentar bieten, wie der Autor in seinem Vorwort erklärt (S. vii). Einerseits will Trout mit seiner Arbeit das epigraphische Material einem breiteren Publikum leichter zugänglich machen, indem er englische Übersetzungen und Kommentare erarbeitet hat, andererseits liegt sein Augenmerk auf der Berücksichtigung der Neufunde, die seit dem Erscheinen der Publikation von Ferrua gemacht wurden, auch wenn er Quantität und Qualität dieser Neufunde (überwiegend kaum aussagekräftige Fragmente) und die daraus resultierenden Neuinformationen relativiert.

Das Buch beginnt mit einem einleitenden Kapitel „Damasus and the Martyrs“ (S. 1–52), in dem zunächst Damasus’ Leben und die damalige Situation der römischen Christengemeinde detailliert dargelegt wird (Damasus and Rome, S. 2–16). Es folgen pointierte Überlegungen zu den stilistischen und metrischen Eigenschaften der Epigramme (Features of Damasan Verse, S. 16–26), sowie eine Diskussion zu Damasus’ möglicher Autorenschaft vom Carmen contra paganos (Damasus and the Carmen contra paganos, S. 26–38), wobei der Autor alle Argumente abwägt, das Resultat aber dann bewusst offen gelassen wird. Weiterhin wird dargestellt, inwiefern sich die stadtrömische Heiligenverehrung in metrischen Inschriften und baulichen Veränderungen widerspiegelt (Monumental Poetry and the Cult of the Saints, S. 39–47). Am Ende dieses Kapitels werden dann noch Einzelheiten zur Person des Furius Dionysius Filocalus, dem Kalligraphen des Damasus, dargelegt (Furius Dionysius Filocalus and Philocalian Script, S. 47–52).

Im anschließenden „Readers’ Guide“ (S. 53–68) werden zuerst generelle Betrachtungen zum damasianischen Inschriftenkorpus und dessen geographische Verteilung ausgeführt. Danach folgt eine Besprechung der spätantiken und frühmittelalterlichen Quellen (wie etwa Heiligenviten und Itinerarien), die für das Verständnis des Korpus unabdingbar sind, sowie eine Vorstellung der Handschriften, in denen die Inschriften des Damasus überliefert wurden. Abschließend werden dem Leser praktische Hinweise zur Nutzung der nachfolgenden Inschriftensammlung zur Hand gereicht, die hier kurz dargelegt werden sollen: Trout folgt im Allgemeinen der Nummerierung und geographischen Ordnung von Antonio Ferrua. Die Inschriften sind jeweils den aus Rom führenden Ausfahrtstraßen zugeordnet (dargestellt auf der Karte S. xxi), im gegenläufigen Uhrzeigersinn, beginnend an der Via Cornelia.2 Für jede Straße bietet der Autor vor den eigentlichen Inschriften eine Zusammenstellung der für das Verständnis dort verorteter Märtyrerkulte relevanten Quellen (Liber pontificalis, Depositio martyrum, Notitia ecclesiarum urbis Romae).

In den Hauptteil „Texts, Translations, and Commentary“ (S. 69–194) wurden 67 (bzw. 68: Nummer 60 besteht aus den beiden Inschriften a und b) inschriftliche Zeugnisse aufgenommen, wobei nicht alle mit endgültiger Sicherheit Damasus zugewiesen werden können. Für jede Inschrift wird der lateinische Originaltext geboten, gefolgt von einer englischen Übersetzung, einer bibliographischen Notiz, einem Zeilenkommentar sowie einem historischen Kommentar. Bis zur Inschrift 59 folgt Trout der Nummerierung von Ferrua, Ferruas ED 60 hingegen teilt er in zwei Teile (60a und 60b), die dann unterschiedlichen Straßen zugewiesen werden. Weitere Änderungen gegenüber der Publikation von Ferrua stechen heraus: So werden Zeugnisse, die nach 1942 vom damasianischen Inschriftenkorpus ausgeschlossen wurden, von Trout zwischen eckige Klammern gesetzt. Die Exemplare hingegen, die seitdem rehabilitiert oder neuentdeckt wurden, tragen bei Trout die Nummern 61–67 und wurden mit einem * gekennzeichnet. So wird deutlich, dass sie nicht in Ferruas Edition zu finden sind und auch nicht mit den dortigen Nummern 61–67 (die von Ferrua als nicht damasianisch erkannt wurden) verwechselt werden dürfen.

Dem epigraphischen Teil ist eine umfangreiche Bibliographie, eine ICUR-Konkordanz-Tabelle sowie ein Personenindex nachgeordnet. Besonders lobenswert hervorzuheben ist ein „Index of Notable Latin Expressions“ (S. 217–224), in dem den Inschriften entnommene damasianische Wendungen einzelnen thematischen Gebieten, wie zum Beispiel „Auferstehung“ oder „Verfolgung“, zugeordnet sind, eine Zusammenstellung, die im Hinblick auf weitere Studien der jeweiligen Thematiken sehr nützlich erscheint. Ein genereller Index rundet dieses Buch ab.

Hinsichtlich der fotografischen Dokumentation ist festzuhalten, dass sich nur wenige Abbildungen (insgesamt sechs) im Buch finden und es sich in diesen Fällen um die wohl bekanntesten Inschriften des Damasus handelt (Elogia für Agnes, Eutychius und Proiecta sowie das Epigramm aus der sogenannten Papstgruft von S. Callisto). Hier drängt sich die Frage auf, wieso Trout sich nicht dafür entschieden hat, Bilder der Neufunde aufzunehmen, zumal der Autor insbesondere in diesen einen Teil des Mehrwertes seiner Publikation sieht. Für weiteres Bildmaterial möge der Leser demnach weiterhin auf die reich illustrierte Edition von Ferrua zurückgreifen, auch wenn dort die aktuellen Funde ebenso wenig zu finden sind.

Die Publikation von Trout stellt zweifelsohne einen wichtigen Beitrag für weitere Studien und Editionen zu den Epigrammen des Damasus dar, da hier einerseits der heutige Forschungsstand mühevoll zusammengetragen wurde, andererseits eine lückenlose Aufarbeitung aller betreffenden Inschriften erfolgt ist. Daraus ergibt sich eine leicht veränderte Quellenlage im Vergleich zu der Publikation von Ferrua von 1942. Die abweichende Nummerierung, die damit einhergeht, hat der Autor konsequent umgesetzt. Die Entscheidung, die Nummern der neuen Inschriften(-fragmente) denen von Ferrua nachzuordnen und sie mit einem Asterisken zu kennzeichnen, mag begrüßt oder abgelehnt werden: Interessant wird sicherlich sein, wie die kommenden Editionen mit den unterschiedlichen Nummerierungen umgehen und für welche sie sich entscheiden werden, wenn sie nicht gar eine ganz neue Ordnung einführen werden. Zusätzlich muss eine Edition, die den Anspruch hat, die Epigrammata Damasiana von Ferrua zu ersetzen – was Trout in diesem Rahmen nicht erfüllen will und kann –, zweifelsohne auch die Abbildungen aller inschriftlichen Zeugnisse, inklusive der Fragmente, mitaufnehmen.3 Bis dahin sind für den deutschsprachigen Leser, neben Ferrua, die von Trout viel zitierten Arbeiten von Ursula Reutter für biographische Fragen zur Person des Damasus und von Markus Löx für Aspekte der Heiligenverehrung in Rom weiterhin unumgänglich.4 Diese bieten einerseits weitaus mehr Informationen, als es eine einfache Edition tun könnte, andererseits besprechen sie aber verständlicherweise nicht alle Fragmente, sondern unterwerfen das Material einer historischen Fragestellung. Ergänzt werden diese Studien nun durch Dennis Trouts „Damasus of Rome“, welches somit nicht nur für den englischsprachigen Interessierten ein Gewinn ist, sondern durch die Zusammenstellung aller derzeit bekannten Inschriften und Fragmente einen weiteren wertvollen Baustein in der internationalen Damasus-Forschung darstellt.

Anmerkungen:
1 Antonio Ferrua, Epigrammata Damasiana, Città del Vaticano 1942.
2 Ausnahmen dazu bilden zwei Gedichte, die vermutlich nicht inschriftlich festgehalten wurden und daher vorangestellt wurden (1, 60b), sowie drei weitere Konvolute mit unterschiedlicher Provenienz: Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von Texten mit unbekannter Herkunft (50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 60a), drei Inschriften aus der urbanen Kirche S. Lorenzo in Damaso (57, 58, 66∗) sowie zwei Exemplare, die einem außerrömischen Kontext zuzuordnen sind (67∗ aus Portus und 59 aus Cimitile).
3 Wie diese beiden Probleme beispielweise in der Publikation von Antonio Aste, Gli epigrammi di papa Damaso I: Traduzione e commento, Tricase 2014 angegangen wurden, vermag ich nicht zu sagen, da dieses Buch bislang in den wissenschaftlichen Bibliotheken außerhalb von Italien kaum greifbar ist.
4 Ursula Reutter, Damasus, Bischof von Rom (366–384), Tübingen 2009; Markus Löx, Monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius, Wiesbaden 2013.

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