V. Stern: Der Autobahn-Schnellverkehr der Deutschen Reichsbahn

Cover
Titel
Der Autobahn-Schnellverkehr der Deutschen Reichsbahn.


Autor(en)
Stern, Volkhard
Erschienen
Freiburg 2007: EK-Verlag GmbH
Anzahl Seiten
112 S., 85 Abb.
Preis
€ 29,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Reiner Ruppmann, Historisches Seminar, Johann-Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Wenn an dieser Stelle eine Untersuchung zur straßenbezogenen Verkehrsgeschichte besprochen wird, die auf den populärwissenschaftlichen Buchmarkt zielt, so ist das dem Umstand geschuldet, dass hier zwei Spezialisten ein randständiges Thema der Autobahngeschichte aufgegriffen haben. Volkhard Stern befasst sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Kraftpost und hat dazu Standardwerke publiziert. Alfred Gottwaldt, Oberkustos und Leiter der Abteilung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum Berlin, ist durch seine Forschungen zur Reichsbahngeschichte im Dritten Reich bzw. zu den Berliner Bahnhöfen als Verkehrshistoriker bekannt.

Erwartungsvoll nimmt man das gebundene Buch im DIN A4-Querformat zur Hand – und findet auf dem Rücktitel eine eigenwillige Interpretation zum Autobahnbau im Dritten Reich, die hier nicht unwidersprochen bleiben darf. Zu lesen ist: „Unter der Direktive der nationalsozialistischen Verkehrspolitik wurden der Reichsbahn die organisatorischen und finanziellen Lasten des Autobahnbaus übertragen. Das exklusive Recht zur Nutzung der neuen ‚Bahnen‘ für die Personenbeförderung im Liniendienst diente als kleine Entschädigung.“ Dass dies so nicht stimmt, hätte ein Blick in die qualifizierte Forschungsliteratur ergeben. Da Stern aber für seine Ausführungen in größerem Umfang auf Primärquellen der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) zurückgegriffen hat, machte er sich offenbar unkritisch die larmoyante Argumentation des Staatsunternehmens zum bekannten Schiene-Straßen-Konflikt gegen Ende der Weimarer Republik zu eigen, ohne die differenzierenden zeitgenössischen Denkschriften und Diskussionsbeiträge zu beachten. Stern sieht deshalb die DRG einseitig in einer Opferrolle, die ihr Hitler zugemutet und damit den Beginn des Niedergangs der Schiene eingeleitet habe. Die offizielle Begründung zum Reichsautobahngesetz vom 27. Juni 1933 zeigt, dass die NS-Regierung eine Pazifisierung des von der DRG seit Jahren vehement geführten Streits gegen den Kraftwagenverkehr anstrebte, indem sie die Gründung des Unternehmens Reichsautobahnen als selbständige juristische Person des öffentlichen Rechts beförderte und der DRG die Verwaltung und Vertretung dieses Unternehmens nach außen übertrug. Die der DRG somit qua Gesetz eröffnete Möglichkeit, eine nach heutiger Diktion ‚integrierte Logistikgruppe’ für den Straßenverkehr aufzubauen, war für Hitler und Todt der Königsweg, sofort auf die Ingenieur- und Transportressourcen der DRG für den Autobahnbau zugreifen zu können. Die Führung der DRG in Berlin und die Reichsbahndirektionen spielten bereitwillig mit, weil sie in einem regimekonformen Verhalten die Chance sahen, die unliebsame Konkurrenz privater Straßenverkehrsunternehmen loszuwerden. Zur Finanzierung des Autobahnbaus reichte das seitens der DRG bereitgestellte Gründungskapital von 50 Mio. RM bei Weitem nicht aus, so dass die Gelder auf anderem Wege beschafft wurden (MEFO-Wechsel und produktive Erwerbslosenfürsorge zu Lasten der Arbeitslosenversicherung). Das Personal der Autobahn-Gesellschaft wurde aus diesem Budget bezahlt.

Der Zielgruppe entsprechend erfolgt der Zugriff Sterns auf sein Untersuchungsobjekt pragmatisch über ein umfangreiches Konvolut von Omnibusbildern. Das zum Teil seltene und bisher nicht veröffentlichte Material entstammt – neben den bekannten Bild- und Fotoarchiven von Bund, Fahrzeugherstellern und Museen – allein 26 privaten Sammlungen. Das spricht für eine gute Vernetzung Sterns, denn erfahrungsgemäß hüten gerade Privatsammler ihre Schätze argwöhnisch und geben sie nur ungern heraus. Die Aussagekraft der Abbildungen steigern ausführliche Bilderläuterungen, so dass sie weitaus mehr als nur begleitende Illustrationen zum Text der einzelnen Kapitel darstellen. Stellvertretend für mehrere ähnliche Formulierungen sei hier aber ausschnittweise eine ‚Stilblüte’ in der Bildunterschrift des Rücktitels zitiert, die zeigt, wie die Rhetorik der immensen Autobahnpropaganda des Dritten Reiches auch heute noch auf Autoren abfärben kann: „Wirkungsvoll ist das windschnittige Fahrzeug unter der aufsteigenden Wolkenwand in Szene gesetzt. Die Autobahn und der Omnibus dominieren in der Landschaft, ohne dass die Harmonie gestört wird.“ Auf der anderen Seite reibt sich der mit zeitgenössischen Quellen und Autobahnliteratur Vertraute hin und wieder verwundert die Augen, wenn er unter schon oft veröffentlichten Reichsautobahnkarten oder bekannten Fotografien ohne Bezug auf die Originalquelle den lapidaren Hinweis „Sammlung Volkhard Stern“ oder „Sammlung Alfred Gottwaldt“ liest. Bei allem Verständnis für die Intention des Verlages, möglichst wenig ‚historischen Apparat’ anzuhäufen, geht hier die Reduktion ein wenig zu weit.

Das Buch gliedert den Stoff chronologisch in sieben Kapitel. Zur Einstimmung handelt das erste Kapitel unter der Überschrift „Reichsbahn und Autobahn – das ungleiche Paar“ die Geschichte des Reichsautobahnbaus ab, ohne jedoch auf die wichtigen Standardwerke zu diesem Thema und die jüngsten Forschungsergebnisse zu verweisen. Bei der gerafften Form der Darstellung bleibt es nicht aus, dass manche Sachverhalte nur kursorisch berührt und nicht immer belegt werden; ebenso wird lapidar die offenbar nicht aus der Welt zu schaffende Legende wiederholt, Hitler habe mit dem Autobahnbau militärstrategische Absichten verfolgt. Spannung erhält die Erzählung durch die eingestreuten Fakten über die umfangreiche Beteiligung der Reichsbahn am Autobahnbau. Die Kapitel zwei („Die ersten Stromlinienbusse“), vier („Ein ‚D-Zug’ und andere Riesen auf der Autobahn“) sowie sechs („Die Entwicklung der Fuhrparks und die Technik ab 1935“) befassen sich mit den Innovationen im Fahrzeugbau, welche die Idee des Omnibuslinienverkehrs auf einem bis dahin unbekannten Schnellstraßensystem zwangsläufig hervorrief. Das Motto „Die dreißiger Jahre waren die Zeit der Stromlinie“ (S. 21) stellt für den unkundigen Leser den wichtigen Bezug zu vergleichbaren Entwicklungen im Schienenfahrzeugbau her. Die beigefügten 85 Abbildungen und die Erläuterungen bieten selbst weniger technikaffinen Verkehrs- und Wirtschaftshistorikern ein wirklich spannendes Lesevergnügen. Das Aufkommen der schnellen Reisebusse war nicht zuletzt die Stunde spezialisierter Karosseriebauer, um die als Ziel für Autobahnfahrten gesetzte Dauergeschwindigkeit von 100 bis 110 km/h bzw. die angestrebte Spitzengeschwindigkeit von 150 km/h (!) zu erreichen. Letztlich verhinderten die nur 60 bis 95 PS starken Motoren, das noch unzulängliche technische Niveau der Luftreifen für hohes Tempo und der damals zur Verfügung stehende, nicht klopffeste Kraftstoff aus deutscher Autarkieproduktion die Realisierung solcher euphorischen Vorhaben.

Aufmerksamkeit wecken die Ausführungen zu den Entwicklungsschritten bei der Lackierung der Schnellkraftwagen. Die Anlehnung an die seinerzeitigen Prestige-Schnellzüge („Rheingold“ und „Fliegender Hamburger“) deutet darauf hin, dass die DRG ihren Personenverkehr auf den Autobahnen als gehobenes Angebot positionieren wollte. Sie schien also durchaus gewillt gewesen zu sein, im Sinne der von ihr ständig geforderten Einheitlichkeit des Verkehrs zu Lande den Kraftverkehr als gleichrangige Alternative zum Güter- und Personentransport auf der Schiene aktiv zu gestalten. Infolge der widersprüchlichen Verkehrspolitik des Dritten Reiches und der Dominanz der Reichspost im Omnibusverkehr schlug die DRG aber daraus nur wenig Kapital, weil sie die neue Transporteinrichtung organisatorisch und preislich ihrem gewohnten Geschäftsmodell für den gehobenen Schienenverkehr unterwarf, den überwiegenden Teil der Strecken als Parallelverkehr zu bestehenden Bahnlinien betrieb und zudem keine Zwischenhalte in kleineren Gemeinden anbot, so lange die Autobahnen nicht durchgängig befahrbar waren. Somit blieben die Vorteile gegenüber dem Personenverkehr mit FD-Zügen auf der Schiene marginal, wenn sie überhaupt gegeben waren. Die geforderten Fahrpreise konnten sich damals die wenigsten ‚Volksgenossen’ leisten. Zur besseren Auslastung ihres rund 170 Fahrzeuge umfassenden Schnellbus-Fuhrparks bot die DRG zum Nachteil der konzessionspflichtigen Privatunternehmen und in Konkurrenz zur Kraftpost neben den fahrplanmäßigen Städteverbindungen über die Autobahnen auch Gelegenheitsverkehr an. Nach nur vier Jahren wurde der Omnibusverkehr auf der Autobahn kriegsbedingt eingestellt.

Die beiden noch nicht erwähnten Kapitel beschäftigen sich mit den „Omnibuslinien der Reichsbahn abseits der Autobahnen und in den ab 1938 neu hinzugekommenen Gebieten des Deutschen Reiches“ (S. 68ff.) und mit den „Reste[n] des Autobahn-Schnellverkehrs nach 1945“ (S. 93ff.). Besonders hervorzuheben sind die abschließenden Übersichten zum Wagenpark, zu den Reichsbahn-Kraftomnibuslinien und zu den Leistungszahlen, die in mühsamer Kleinarbeit rekonstruiert wurden. Von den damals gesetzten technischen Impulsen profitierte der Omnibusbau in der Nachkriegszeit, so dass er sich insbesondere im Freizeit- und Urlaubsverkehr Marktanteile eroberte, bis die Massenmotorisierung Omnibusreisen in den Hintergrund rückte.

Kommentare

Von Vahrenkamp, Richard02.05.2008

Ich möchte zur Rezension von Reiner Ruppmann auf H-SOZ-U-KULT von Volkhard Stern: Der Autobahn-Schnellverkehr der Deutschen Reichsbahn, Freiburg 2007, folgendes anmerken: Ich unterstütze die Kritik von Herrn Ruppmann, was die von Herrn Stern vorgenommene falsche Einordnung des Autobahnbaus in ein "Reichsbahnprojekt" angeht. Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass das Thema des Busverkehrs auf der Reichsautobahn keineswegs "randständig" ist, wie Herr Ruppman behauptet. Vielmehr wurde es von mir in vier Publikationen behandelt: (1) in meiner Buchpublikation "Der Autobahnbau in Hessen bis 1943", Darmstadt 2007 in einem eigenen Kapitel. (2) "Die Zentrallage Kassels - Verkehrspolitik und Autobahnbau in Nordhessen 1920 bis 2000"; in: Hildebrand Ptak (Hrsg.): Betriebswirtschaftlicher Wandel in Deutschland, Hamburg 2006, S. 121-174. (3) "Automobile tourism and political propaganda: constructing the Munich - Salzburg autobahn 1933 - 39", in: Journal of Transportation History, Bd. 27, 2006, Heft 2, S. 21-38. (4) "Die Chiemsee-Autobahn. Planungsgeschichte und Bau der Autobahn München - Salzburg 1933-1938"; in: Oberbayerisches Archiv, 130. Band, München 2006, S. 385-416. Die Inhalte dieser Publikationen sind auch in meinen Working Papers in the History of Mobility enthalten, die von meiner Webseite http://www.ibwl.uni-kassel.de/vahrenkamp/index.html abrufbar sind.

Manches, was Herr Ruppmann ausführt, ist in den genannten Publikationen bereits enthalten. Unverständlich ist mir, warum Herr Ruppmann auf keine meiner Publikationen eingeht, obwohl er sie alle kennt. So wurde von mir bereits ausgeführt, dass im Linienverkehr mit Autobussen auf der Autobahn die Reichsbahn ein Monopol zu Lasten der mittelständischen Busunternehmer erhielt. Damit wurden Privatunternehmer von einem neuen attraktiven Segment der langfristig wachsenden Serviceökonomie ausgeschlossen. Nach einer Statistik von Liederley betrieben im Jahre 1936 die Deutsche Reichspost 3900 Busse im Linienverkehr auf Landstraßen, die kommunalen und gemischtwirtschaftlichen Betriebe 3497 und die privaten Unternehmen lediglich 540.

Auch hatte ich darauf hingewiesen, dass Buslinien auf der Autobahn weder zeitlich noch preislich günstiger sein konnten als die Bahnverbindungen zwischen zwei Städten. Aber es gibt zwei bekannte Fälle für das Gegenteil: Im bahntechnisch schlecht erschlossenen Raum Kassel war die Fahrt von Kassel nach Göttingen im Bus schneller als mit der Bahn. Zweitens im bahntechnisch schlecht erschlossenen Voralpenland war die Verbindung München - Reit im Winkl im Bus schneller als mit der Bahn.

Ferner möchte ich die Rezension von Herrn Ruppmann noch um fünf wichtige Aspekte anreichern: (1) Auffallend ist, wie unsorgfältig Herrn Stern die Quelle zitiert, die die Summe von 3,1 Mrd. RM an Kosten nennt, welche die Reichsbahn übernommen hätte (S. 17). Er zitiert nur Gall/Pohl aaO., ohne den Ort zu nennen und ohne die bei Gall/Pohl zitierte Quelle zu verfolgen. (2) Die mit dem Monopol der Reichsbahn im Linienverkehr mit Autobussen auf der Autobahn einhergehende Verdrängung von mittelständischen Busunternehmern lässt sich dahingehend verallgemeinern, dass auch in anderen Sektoren Unternehmer der Verkehrswirtschaft vom NS-Staat Konkurrenz gemacht wurde - so bei Reisebüros und Fahrlehrern. Darüber hinaus war die gesamte Wirtschaftspolitik des NS-Staates service- und mittelstandsfeindlich zugunsten der Rüstungsproduktion in Großbetrieben, was eine Wurzel war für die Dienstleistungsschwäche der späteren Bundesrepublik Deutschland. (3) Auf den Innenseiten des Buches sind unkommentierte Landkarten abgebildet mit den Einträgen "Generalgovernement" und "Protektorat". Dies mag für ein wissenschaftliches Werk vielleicht akzeptabel sein, nicht aber für ein auf Massenverbreitung angelegtes populärwissenschaftliches Werk von Herrn Stern. Für Leser aus Polen oder Tschechien müssen diese Einträge verletzend sein. (4) Es fehlt in der Rezension von Herrn Ruppmann ein Hinweis auf die Funktion der Busfahrten als Propaganda-Instrument im NS-Regime. Die Busfahrten dienten der Bewunderung der Autobahn durch die Nicht-Autobesitzer, wie immerhin Herr Stern auf S. 33 anführt. (5) Herr Stern sagt auf Seite 13, die Reichsbahn habe entschädigungslos Personal an die Reichsautobahngesellschaft abgegeben. Tatsächlich wurden die Reichsbahningenieure, die für die Reichsautobahngesellschaft tätig waren, aber von der letzteren bezahlt.


Von Ruppmann, Reiner05.05.2008

Vorab sei festgestellt: Eine Rezensionen ist nach meinem persönlichen Empfinden kein sonderlich praktikables Medium, um andere Publikationen zum Thema herauszustellen, selbst dann nicht, wenn ein zu besprechendes Buch erhebliche Schwachpunkte aufweist. Bei offensichtlichen Fehlern oder dem Ignorieren von Forschungsergebnissen muss m. E. ein allgemeiner Hinweise wie z. B. "ein Blick in die einschlägige Fachliteratur" genügen, um den interessierten Leser darauf aufmerksam zu machen, dass es zum Thema bereits viel Literatur gibt. Das zu besprechende Buch sollte grundsätzlich im Vordergrund stehen, weshalb es sich empfiehlt, mit Literatur-Anmerkungen sparsam umzugehen. Jeder Hinweis auf eine Publikation zieht unweigerlich die Frage nach sich: Warum nun gerade diese und nicht eine andere? Wer muss noch berücksichtigt werden? usw. Keinesfalls darf eine Rezension dahin ausarten, dass auf Basis der vorhandenen Forschungsliteratur ein Ko-Referat, gewissermaßen ein 'zweites Buch' geschrieben wird, um zu zeigen, dass der/die Autor(en) es hätten besser machen können, wenn sie genügend gelesen hätten oder bereit gewesen wären, sich mit dem Stand der Forschung ernsthaft auseinanderzusetzen.

Aus den Anmerkungen Richard Vahrenkamps zu meiner Rezension lässt sich eine Kritik an diesen persönlichen Grundsätzen herauslesen, denn er beklagt dediziert, dass seine Publikationen zum Omnibusverkehr auf den Reichsautobahnen nicht erwähnt wurden. Zusätzlich zeigt die Replik auf das von mir gewählte Wort "randständig", dass er dieses Forschungsobjekt als wichtig ansieht. Ein Rezensent wählt diesen Begriff jedoch keinesfalls, um Forschungsleistungen zu missachten bzw. als unwichtig abzutun, sondern um zum Ausdruck zu bringen, dass es sich bei dem nun bearbeiteten Forschungsdesiderat nach seiner Einschätzung um einen Gegenstand handelte, der vom Zentrum der allgemeinen (Verkehrs)Geschichte ziemlich weit entfernt liegt.

Vahrenkamp ist von Haus aus Betriebswirtschaftler und Professor für Logistik. Für ihn ist deshalb jede Art von Güter- und Personenverkehr bedeutsam. Folglich hält er die Geschichte des nur vier Jahre dauernden Autobahn-Busverkehrs nicht für randständig, während dies für einen anderen Verkehrshistoriker nur eine Episode sein kann. Wenn aus dem Blickwinkel der betriebswirtschaftlichen Verkehrswissenschaft sorgfältig recherchierte, faktengesättigte Forschungen zur Ergänzung der Autobahngeschichte von den Geschichtswissenschaften im allgemeinen und den Verkehrshistorikern im besonderen viel zu wenig beachtet werden, so hat das allenfalls etwas mit dem bedauerlicherweise häufig anzutreffenden fehlenden Blick über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinaus zu tun, aber nichts mit mangelnder Professionalität des Rezensenten. Die Wissenschaft lebt von Hinweisen auf Forschungsdesiderate und von den kritischen Dialogen über Forschungsergebnisse. Dennoch kann die Bedeutung eines Untersuchungsobjekts je nach dem Erkenntnisinteresse oder dem Forschungsschwerpunkt einzelner Beteiligter unterschiedlich eingeschätzt werden. In den Diskursen werden sich Veröffentlichungen allemal von alleine durchsetzen, dazu bedarf es nicht notwendigerweise der Hervorhebung im Rahmen einer Buchbesprechung.

In diesem Sinne freue ich mich, Richard Vahrenkamp eine Gelegenheit gegeben zu haben, meine Rezension kritisch zu würdigen und mit zusätzlichen Aspekten zu bereichern. Vorbehaltlos zuzustimmen ist seinem wichtigen Hinweis auf die unkommentiert abgedruckten zeitgenössischen Karten mit den NS-Bezeichnungen für die seinerzeit annektierten Gebiete. Populärwissenschaftliche (Bilder-)Bücher haben für derlei feinsinnige Rücksichtnahmen vermutlich nicht immer das richtige Gespür. Vielleicht herrscht hier die Meinung vor, eine Karte von 1941 sei ein Dokument der damaligen Zeit und dürfe deshalb in natura abgebildet werden, ohne dass damit die political correctness verlassen wird. Das ist aber ein weites Feld...


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