Ph. Sabin u.a. (Hrsg.): The Cambridge History of Greek and Roman Warfare

Cover
Titel
The Cambridge History of Greek and Roman Warfare. Bd. 1: Greece, the Hellenistic World, and the Rise of Rome; Bd. 2: Rome from the Late Republic to the Late Empire


Herausgeber
Sabin, Philip; van Wees, Hans; Whitby, Michael
Erschienen
Cambridge u.a. 2007: Cambridge University Press
Anzahl Seiten
Bd. 1: 663 S.; Bd. 2: 632 S.
Preis
Bd. 1: £ 120.00; Bd. 2: £ 120.00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Josef Löffl, Institut für Geschichte, Universität Regensburg

Die Cambridge History of Greek and Roman Warfare besitzt nicht nur ein wuchtiges Erscheinungsbild (Bd. 1 mit 663 S., Bd. 2 mit 608 S.), sondern auch einen (zu) hochgesteckten Selbstanspruch als neuer Referenz-Publikation gleichermaßen für Laien und Fachleute in antiker Militärgeschichte.1 In der Tat ist der erste Eindruck hinsichtlich der Ausstattung des Handbuches ein positiver: Beide Bände des Werkes verfügen über separate Abschnitte mit zahlreichen Übersichtskarten. Zudem findet sich eine große Anzahl von Abbildungen, was grundsätzlich als hilfreiche visuelle Ergänzung zu werten ist. Leider wird die Qualität des Bildmaterials zum Teil dem stattlichen Preis nicht gerecht.2 Ganz im Gegensatz zu diesem unerfreulichen Aspekt stehen die „handwerklichen“ Merkmale der beiden Bände: Sie verfügen nicht nur über Bibliographien, Glossare, Kurzbiographien zu den herangezogenen antiken Autoren und einen Abschnitt über die wichtigsten Quelleneditionen, sondern auch über sehr gut gestaltete chronologische Übersichtstabellen 3, ein Verzeichnis der herangezogenen Quellenstellen und detailliert aufgeschlüsselte allgemeine Indices. Diese reichhaltige Ausstattung garantiert eine effektive Nutzung der Publikation als Nachschlage- und Übersichtswerk.

Entscheidend aber ist natürlich der inhaltliche Gehalt: Beide Bände sind jeweils in zwei große Abschnitte gegliedert. Band 1 enthält neben einem Kapitel zum archaischen und klassischen Griechenland (S. 83–299) sowie zum Hellenismus und zur römischen Republik (S. 301–516) eine Einführung zur Historiographie des antiken Kriegswesens (S. 1–81). Den Auftakt bilden die forschungsgeschichtlichen Ausführungen von Victor Davis Hanson zur Entwicklung und zum Fortleben antiker militärwissenschaftlicher und -historischer Texte. Daran schließt sich eine in erster Linie altphilologische Erörterung der Frage an, inwieweit antike Literatur den wahren Gehalt eines Krieges erfasst und inwiefern Krieg Teil des alltäglichen Lebens war. Dieser Aufsatz von Simon Hornblower trägt den irreführenden Titel „Warfare in ancient literature: The paradox of war“. Zwar wird gemäß der aktuellen communis opinio der Forschung herausgearbeitet, dass das Austragen militärischer Konflikte nicht dem üblichen Lebensspektrum im Athen des 6. und 5. Jahrhunderts v.Chr. entsprach 4, dass Krieg also im Gegensatz zur Sichtweise in der Römischen Republik in der Tat einen außergewöhnlichen Bruch in der normalen Lebensführung darstellte; da aber der Autor im Titel den Begriff „Ancient literature“ nicht näher spezifiziert, muss die Frage erlaubt sein, warum seine Argumentation nur antike Autoren behandelt, die seit jeher die Leselisten altphilologischer Seminare füllen. Wäre es nicht angebracht, auch die Werke eines Velleius Paterculus und eines Ammianus Marcellinus in die Analyse zu integrieren? Des Weiteren meint Hornblower den fundamentalen Unterschied zwischen der attischen Militärführung auf der einen, der römischen und persischen Kommandostruktur auf der anderen Seite darin gefunden zu haben, dass Athen wie andere Stadtstaaten über keine klare militärische Hierarchie verfügt habe, welche der Autor zudem als typisch „un-griechisch“ definiert.5 Weit erfreulicher als dieser eindimensionale Ansatz sind die Ausführungen von Michael Whitby: In dem Aufsatz „Reconstructing ancient warfare“ setzt sich Whitby mit den mannigfaltigen Hinterlassenschaften des antiken Kriegswesens auseinander und wagt einen (sehr konstruktiven) Klärungsversuch der Frage, inwieweit stereotype Vorstellungen die Beschreibung von kriegerischen Ereignissen überlagern (S. 58). Die rein literarische Analyse derartiger Gesichtspunkte führt zu keinem befriedigenden Ergebnis, weshalb der Autor seine Hoffnung zum Teil in die Archäologie steckt (S. 73).

Mit diesem Aufsatz endet das einführende Kapitel, das einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlässt, und es beginnt die beide Bände der Publikation durchziehende chronologische Gliederung mit dem Kapitel „Archaic and Classical Greece“. Jonathan M. Hall setzt sich in dem Aufsatz „International relations“ mit den Mechanismen der Diplomatie dieser Epoche auseinander (S. 90–97) und arbeitet in der Folge die Genese einer neuen Ordnung im Zusammenleben der griechischen Stadtstaaten heraus. Mit dem Aufsatz „Military forces“ von Peter Hunt wird der Leser dann zum ersten Mal auf das Terrain der antiken Militärgeschichte geführt. Hunt analysiert darin die verschiedenen „Waffengattungen“ der Landstreitkräfte sowohl hinsichtlich ihres militärischen Leistungsvermögens als auch der mit ihrer Aufstellung verbundenen Kosten und geht kurz auch auf das Flottenwesen ein. Des Weiteren werden die militärische Struktur, die Rolle der Offiziere und der Ablauf der Ausbildung sowie die Vorbereitung auf den Krieg angesprochen (S. 111–137). Interessanterweise befasst sich Hunt auch in einem Abschnitt mit der Frage der „Manpower“ (S. 137f.), durch deren Hinzuziehen erst eine Relation für die Dimensionen eines Krieges und seiner Folgen geschaffen wird.

Der sich anschließende Aufsatz von Peter Krentz spielt Vorbereitungen und Ablauf eines Feldzuges Stufe um Stufe durch (S. 148–185). Der folgende Gliederungspunkt „Battle“ (S. 186–247) besteht aus zwei Aufsätzen, die – gelinde gesagt – als enttäuschend zu werten sind: Everett L. Wheeler ist in seinen Ausführungen zum Thema „Land battles“ lediglich auf die Entwicklung und die taktischen Einsatzmöglichkeiten der Phalanx fixiert. Barry Strauss bearbeitet den Sektor „Naval battles and sieges“. Generell ist es als vertane Chance zu werten, dass dem wichtigen Faktor der Seekriegsführung für die Archaik und Klassik nur 14 Seiten (S. 223–236) eingeräumt werden. Strauss verweigert sich zudem konsequent moderner Fragestellungen, inwieweit beispielsweise das Ausrüsten von Flotten in direktem Zusammenhang mit dem Kollabieren lokaler ökologischer Systeme steht. Auch die Rolle der Artillerie und deren nachgewiesen hoher Entwicklungsgrad im 5. Jahrhundert v.Chr. wird im Abschnitt über das Belagerungswesen nicht gebührend erörtert. In einem soziologischen Analysemodell untersucht Vincent Gabrielsen die Entwicklung von kriegerischen Auseinandersetzungen, deren Durchführung ursprünglich in den Händen von Privatpersonen oder Familienverbänden lag, hin zu einer staatlich gelenkten Kriegsführung. Leider fällt der entscheidende Abschnitt über den Zusammenhang zwischen Kriegswesen und Steuer- und Finanzsystem knapp aus (nur S. 256–260). Die Arbeit von Hans van Wees über „War and Society“ stellt meines Erachtens den Glanzpunkt dieses Kapitels dar: Van Wees analysiert klar den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft, militärischem Leistungsvermögen und damit einhergehendem Corpsgeist und politischem Selbstverständnis etwa am Beispiel von Athen (vgl. S. 280).

Der nächste Gliederungspunkt des Sammelbandes trägt den Titel „The Hellenistic World and the Roman Republic“ (S. 301–516) und ist wesentlich besser gelungen, als die bereits kommentierten Abschnitte. Zu Beginn steht der Aufsatz von Richard Billows, der sich einerseits mit der Gliederung der hellenistischen Staatenwelt hinsichtlich multilateraler Beziehungen und dem Zusammenwirken der Städte (S. 303–312) befasst, andererseits den Aufstieg Roms vom 6. Jahrhundert v.Chr. bis zum Ende des dritten makedonischen Krieges kurz und prägnant umreißt (S. 318–324). Der folgende Abschnitt „Military Forces“ (S. 325–367) ist wiederum in zwei Aufsätze gegliedert, deren erster meines Erachtens die beste Überblicksliteratur zur Thematik der Kriegsführung im Frühen und Mittleren Hellenismus im Kontrast zu der res publica Romana überhaupt darstellt. In dem Aufsatz von Nicholas Sekunda wird die Entwicklung der hellenistischen und römischen Landstreitkräfte vom Zeitalter des Makedonenkönigs Philipp II. bis zum Ende der Mittleren Republik skizziert. Bemerkenswert ist, dass dabei das hellenistische Kriegswesen und die Entwicklung der aufstrebenden Militärmacht Rom nicht hermetisch voneinander getrennt, sondern in einem Überblick mit sauberer Gliederung aufgearbeitet werden, was den Realitäten der vernetzten Zusammenhänge des Mittelmeerraumes gebührend Rechnung trägt und vor allem die Evolution der Kriegsführung der res publica Romana und der hellenistischen Reiche jeweils nicht auf eine autochthone Genese zurückführt, sondern als das erscheinen lässt, was sie ist: das Produkt eines ständigen Lern- und Verbesserungsprozesses. In den Ausführungen von Philip de Souza wird wiederum der Seekriegsführung ein zu knapper Raum gewährt; es ist aber beachtenswert, dass de Souza nicht nur auf die Entwicklungsgeschichte der hellenistischen Großkampfschiffe (S. 357–361), sondern auch auf die Rolle der Marine bei Alexanders Feldzug eingeht (S. 361f.). Zudem wird grob die Stärke der Seestreitkräfte der Diadochen-Reiche (S. 362f.), der römischen Republik im 3. Jahrhundert v.Chr. (S. 363–366) und Karthagos (S. 366f.) erörtert. Im folgenden Aufsatz erarbeitet Jonathan P. Roth eine rundum gelungene Überblicksdarstellung über die Logistik hellenistischer und römisch-republikanischer Armeen (S. 380–394) und geht dabei sowohl auf die Frage der Verluste zu Lande wie zu Wasser als auch auf die Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung ein (S. 394–398).

Der sich anschließende Gliederungspunkt „Battle“ (S. 399–460) ist wiederum zweigeteilt: Philip Sabin befasst sich mit der klassischen Feldschlacht. Systematisch werden die Methoden der Schlachtaufstellung, die Rolle der Generalität und der Kommandoebene, der (geplante) Ablauf einer Schlacht und die unmittelbar an das Ende des Kampfes anschließenden Handlungen abgearbeitet. Des Weiteren wird die taktische Schlagkraft einzelner Einheiten erörtert (S. 403–429). Philipp de Souza geht im ersten Abschnitt (S. 434–447) seines Aufsatzes über den Ablauf von Seeschlachten und Belagerungen unter anderem auf die umstrittene Rolle des corvus in der römischen Seekriegsführung im ersten Punischen Krieg (S. 437–439) und auf die Bedeutung von Schiffsgeschützen (S. 441–443) sowie auf die Frage der Koordination von Seestreitkräften (S. 445f.) ein. Ausführlich werden wichtige Aspekte des Belagerungskampfes im Zeitraum von der makedonischen Hegemonie bis zum Ende des zweiten Punischen Krieges erörtert (S. 447–460). Bei den Ausführungen von John Serrati handelt es sich um eine Überblicksdarstellung der politisch-militärischen Entwicklungen von der Regentschaft Philipps II. bis zum Ende des bellum Italicum. Den ersten Band beschließt der eher soziopolitische als militärhistorische Aufsatz von J. E. Lendon, zu „War and society“, in dem der Autor zu folgendem Schluss kommt: „For war held a different place in Roman than in Hellenistic culture. If the Romans were like the shark, the Greeks were like the dolphin: both ravening predators, but the one morose and single-minded, the other playful and inquisitive.“ (S. 516)

Der zweite Band der Cambridge History of Greek and Roman Warfare gliedert sich in ein Kapitel zur Späten Republik und zum Prinzipat mit sieben Aufsätzen sowie ein Kapitel zur Hohen Kaiserzeit und zur Spätantike mit sechs Aufsätzen. Zunächst kreiert Harry Sidebottom in seinem Beitrag einen gelungenen Überblick über den „Kosmos“ der römischen Herrschaft von der Späten Republik bis zur Hohen Kaiserzeit. Ebenso positiv hinsichtlich des informativen Gehalts als auch der Struktur sind die darauffolgenden Ausführungen von Boris Rankov zu den „Military forces“ zu bewerten. Der Autor befasst sich mit dem Wandel, den der exercitus Romanus im letzten Viertel des 2. Jahrhunderts v.Chr. durchläuft, und behandelt einen der schwierigsten Umgestaltungsprozesse in der Geschichte der römischen Armee: die Transformation von Bürgerkriegseinheiten zum stehenden Heer des Prinzipates. Nahtlos in der Qualität der voranstehenden Aufsätze anschließend bearbeitet Adrian Goldsworthy strategische Aspekte unterschiedlicher Gewichtung unter Berücksichtigung der Zielsetzung der jeweiligen Art des Krieges: Handelt es sich um einen Eroberungsfeldzug, um einen Feldzug zur Niederschlagung von Aufständen, um eine Strafexpedition oder muss eine Invasion abgewehrt werden (S. 85–95)? Dabei wird die Rolle der Feindaufklärung, des Pionierwesens (S. 100f.) und der Logistik (S. 102–104) mit in das Gesamtbild integriert. Sehr lesenswert sind die Gedanken des Autors hinsichtlich der etwa von E. Luttwak 6 vertretenen These der „grand strategy“ des Römischen Reiches (S.106–113). Vorbereitung, Ablauf und Ende einer Feldschlacht werden im Aufsatz von Catherine M. Gilliver mit treffenden, teilweise amüsanten Vergleichen 7 skizziert, wobei besonders der Abschnitt „combat mechanics“ (S. 130–136) beachtenswert ist, da inhaltlich ein weiter chronologischer Bogen von der Bürgerkriegsphase der Republik bis zur severischen Zeit abgedeckt wird. Leider bleibt aber im Abschnitt „Naval and amphibious warfare“ (S.143-147) die Rolle der Flussflotten unbeachtet.8

Der Gliederungspunkt „Warfare and the state“ ist zweigeteilt: Dominic Rathbone arbeitet im Aufsatz „Military finance and supply“ die Entwicklung der Besoldung in der römischen Arme von der mittleren Republik bis zur Hohen Kaiserzeit auf (S. 158–165) und verdeutlicht zugleich die enge Vernetzung der Privatwirtschaft mit dem Militär im Bereich der Ausrüstungsproduktion sowie im Sektor des Transportes von Nachschub und Proviant (S. 165–173) mit anschließender Analyse hinsichtlich des damit verbunden Einflusses auf das Geld- und Steuerwesen (S. 173–176). Die innere Struktur des exercitus Romanus des 2. Jahrhunderts v.Chr. (S. 177–180), die mit der „Römischen Revolution“ einhergehenden Veränderungen (S. 180–183) und die durch das iulio-claudische System geschaffenen Möglichkeiten werden von Richard Alston überblicksartig und gut lesbar angesprochen. Colin Adams bearbeitet den Abschnitt „War and society“ in einem facettenreichen Aufsatz etwa die sozio-politischen und gesellschaftlichen Probleme, die durch das fast ununterbrochene Führen von Kriegen in Italien und den Provinzen hervorgerufen wurden; es werden aber auch die Veränderung im Bereich der militärischen Bürokratie beim Übergang zur frühen Kaiserzeit angesprochen (S. 205–215). Vor allem der leider sehr knappe Abschnitt zum sozialen Umfeld der Soldaten ist lesenswert (S. 220–222).

Mit dem Aufsatz von Mark Humphries zu den „International Relations“ beginnt das Kapitel „The Later Roman Empire“. Humphries gelingt der Versuch einer Darstellung der geo-politischen Situation des 4. und frühen 5. Jahrhunderts. Zudem wird der Wandel des Personaltableaus auf dem Sektor der Diplomatie (S. 253–257) und der durch den Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion hervorgerufene Wandel in den Außenbeziehungen römischer Herrschaft (S. 262–268) angesprochen. Veränderungen hinsichtlich der Dislokation und der Struktur spätantiker Einheiten und den fundamentalen Umbruch im Bereich der militärischen Ausrüstung behandelt in einem gelungenen Aufsatz Hugh Elton (S. 272–309). Michael Whitby erläut im Aufsatz „War“ die Situation einer in die Defensive geratenen Kriegsmaschinerie, auch unter Berücksichtigung des Faktors der Religion (S. 336–341). Das Hauptaugenmerk des sich anschließenden Aufsatzes von Philip Rance liegt auf zwei Aspekten: Zum einen auf dem Ablauf einer spätantiken Schlacht (S. 363–371), zum anderen auf der Bedeutung des Waffendrills und der (oftmals unzureichenden) Ausbildung der spätrömischen Einheiten (Vgl. S. 371–378). Allen D. Lee erarbeit unter Anführung zahlreicher Quellenauszüge die Entwicklung der Beziehungen zwischen der römischen Armee und der Staatsführung vom Ende der severischen Dynastie bis zum frühen 6. Jahrhundert, die Bedeutung des spätantiken Militärs für die Legitimierung kaiserlicher Macht, die Rolle der spätrömischen Armee als größter Arbeitgeber im Mittelmeerraum und die Frage nach Kontinuitäten nach dem Zusammenbruch im Westen (S. 380–423). Andrew Fear schließt mit seinem Aufsatz „War and society“ (S. 424–458) den zweiten Band ab, wobei diese sehr umfassenden Ausführungen leider an der fehlenden Untergliederung kranken.

Als Resümee gilt es festzuhalten, dass für den zweiten Band ohne Weiteres eine Empfehlung ausgesprochen werden kann. Zu bemängeln ist hierbei lediglich die etwas seltsame Untergliederung: Ein eigenes Kapitel zur Armee der Reichskrise des 3. Jahrhunderts wäre sehr wünschenswert, da ansonsten diese entscheidende Umbruchsphase etwas außen vorgelassen wird. Die inhaltlichen Mängel des ersten Bandes trüben das Gesamterscheinungsbild erheblich. Ein Handbuch zum antiken Kriegswesen, dass sich etwa der Kriegsführung im östlichen Mittelmeerraum zur Zeit der Seevölker und den dadurch hervorgerufenen Veränderungen verschließt 9, darf nicht als rundum gelungen bewertet werden – an dieser Stelle sei nochmals an den Eigenanspruch des Verlages erinnert. In jedem Falle sinnvoll ist diese Publikation für Einsteiger, die aber durch den angesichts der erläuterten Mängel zu hohen Preis abgeschreckt werden dürfen. Ihnen ist Warten auf die sicherlich folgende Paperback-Ausgabe anzuraten. Es bestehen erhebliche Zweifel, ob die insgesamt etwas altbacken wirkende Cambridge History of Greek and Roman Warfare jemals den Status einer Fachreferenz erlangen wird. Zudem wird die Geschichte der römischen Armee fast zeitgleich von zwei anderen Überblicksdarstellungen thematisiert. Dabei handelt es sich zum einem um das hervorragende, von Paul Erdkamp herausgegebene Companion, zum anderen um die aktuelle Publikation von Lee.10 Es wird interessant zu beobachten sein, ob und wenn ja, welches der genannten Handbücher im Laufe des nächsten Jahrzehnts eine Vormachtstellung auf dem Sektor der antiken Kriegs- und Militärgeschichte erlangen kann. Die Analyse der Cambridge History of Greek and Roman Warfare macht jedoch deutlich: Ein großer Name allein kann fehlende Innovationen nicht wettmachen.

Anmerkungen:
1 „This will become the primary reference work for specialists and non-specialists alike“ (Bd. 1, S. i).
2 Vgl. die schlechte Qualität der Abb. in Bd. 1: Fig. 13.7 (S. 456) u. Fig. 12.1 (S. 384).
3 Bd. 1 beinhaltet eine Übersichtstabelle, die den Zeitraum von der Späten Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum bis zu Marius’ Kimbern- und Teutonen – Feldzügen abdeckt, während die Tabelle in Bd. 2 chronologisch vom ersten sizilischen Sklavenkrieg bis zum Todesjahr von Yazdgard III. reicht.
4 Eine Parallele findet diese Argumentation im Aufsatz von Jonathan M. Hall, Bd. 1, bes. auf S. 88.
5 Vgl. Bd. 1, S. 35.
6 Vgl. Luttwak, Edward, The Grand Strategy of the Roman Empire, Baltimore u.a. 1976.
7 „Historical accounts of battles and sieges can be so stuffed full of such topoi that some would compare them to a post-match football analysis“ (S. 123).
8 Ein Blick in die Referenz-Publikation: Konen, Heinrich Clemens, Classis Germanica, St. Katharinen 2000, hätte diese Lücke geschlossen.
9 Diesbezüglich ist immer noch auf die Arbeiten von Robert Drews wie etwa Early Riders. The Beginnings of Mounted Warfare in Asia and Europe, New York u.a. 2004 zu verweisen.
10 Vgl. dazu Josef Löffl: Rezension zu: Erdkamp, Paul (Hrsg.), A Companion to the Roman Army. Malden u.a. 2007, in: H-Soz-u-Kult, 06.11.2007 <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2007-4-105>; Lee, Allen D., War in Late Antiquity, Oxford u.a. 2007.

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