B. Klein: Wohltat und Hochverrat

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Titel
Wohltat und Hochverrat. Kurfürst Ernst von Köln, Juda bar Chajjim und die Juden im Alten Reich


Autor(en)
Klein, Birgit E.
Anzahl Seiten
549 S.
Preis
€ 62,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Stefan Litt, Institut für Jüdische Studien, Abteilung für Jiddische Kultur und Sprache, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Seit auch auf dem Gebiet der jüdischen Geschichte die qualitativen Erwartungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind und die Beschäftigung mit dem Gegenstand als solche nicht mehr alleinige Rechtfertigung ist, lohnt es sich wieder, auf die nicht wenigen Arbeiten zu sehen, die in der letzten Zeit zur Thematik vorgelegt wurden. Besonders erfreulich ist, dass gerade die Epoche der Frühen Neuzeit, bislang stark vernachlässigt, jetzt mehr und mehr in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Noch bemerkenswerter ist es dann, wenn ein so zentrales Ereignis der frühneuzeitlich-jüdischen Geschichte wie die „Frankfurter Rabbinerversammlung“ von 1603 und die nachfolgenden Ereignisse nach langer Zeit wieder einmal zum Thema der Forschung gemacht werden, wie in dem vorliegenden Buch der Duisburger Judaistin und profunden Kennerin des rheinländischen Judentums, Birgit Klein, geschehen.

Die zentrale Figur des Buches ist die des Levi von Bonn, sicher eine der einflussreichsten und schillerndsten Personen des rheinischen Judentums an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, der durch seine privilegierte Stellung bei dem Wittelsbacher Kurfüsten und Erzbischof von Köln Ernst zur herausragenden Figur innerhalb der Kurkölnischen Landesjudenschaft wurde und auch offiziell lange deren Vorgänger war. Der Forschung ist seine Person schon länger bekannt, und auch innerhalb der vor allem Frankfurter jüdischen Tradition war Levi von Bonn schon seit langem ein auffälliger Platz sicher, nämlich der des Denunzianten und Verräters der Frankfurter Versammlung von Rabbinern und Vertretern jüdischer Gemeinden des Reiches 1603, die einen Versuch zur Vereinheitlichung des innerjüdisch-autonomen Rechtssystems unternahmen. Besonders den finanziellen Interessen des Kölner Erzbischofs war es dann zu verdanken, dass dieser Versuch einige Jahre danach als „Hochverrat“ gegen die kaiserliche Rechtshoheit durch Levi denunziert wurde, was zu einem lange anhaltenden Prozess gegen die Juden des Reiches, vor allem aber gegen die Teilnehmer der Versammlung führte. In der Funktion des Denunzianten wurde Levi von Bonn in der Tradition zur Figur des verräterischen Metzgers Löb Krauß. Daneben war Levi von Bonn auch der Verfasser von gefälschten Responsen über die Fleischbeschau von koscherem Fleisch.

Die drei biografischen Stränge dieser Person wieder zusammengeführt zu haben ist das Verdienst der Arbeit von Klein. Dabei waren, wie schon aus der sehr gut geschriebenen Einleitung hervorgeht, viele der verschiedenen Handlungsebenen des Levi von Bonn alias Juda bar Chajim – oder auch Löb Kraus der Denunziant genannt – der Forschung durchaus schon längere Zeit bekannt. Die Motivation zur erneuten Darstellung des Themas erhielt Klein dann offenbar von einer sehr umfangreichen Reichskammergerichtsakte im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, aus der eine Fülle von Details über das Leben und die Verwicklung Levis in die Geschehnisse seiner Zeit zu entnehmen waren.

Das Buch ist in fünf Hauptkapitel unterteilt: Nach der Einleitung informiert das zweite Kapitel über die Kurkölner Juden und ihren Streit um den Aufseher Levi von Bonn, das dritte Kapitel widmet sich einer Strafverfolgung des Kurtrierer Juden Wolf von Koblenz durch Levi von Bonn und der vierte Abschnitt geht auf den genannten Hochverratsprozess gegen die Juden des Reiches ein. Das abschließende fünfte Kapitel beschreibt die Figur des Levi nach innerjüdischen Quellen.

Die deutliche Stärke des Buches liegt vor allem dort, wo Klein auf der Basis der innerjüdischen Quellenüberlieferung argumentiert. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass die Responsensammlung des Levi von Bonn letztlich dazu führte, dass eine eigene niederrheinische Tradition innerhalb des Judentums entstand, die sich auf den Umgang mit dem Fleisch geschächteter Tiere gründete. Dieser Minhag, so die hebräische Bezeichnung für einen Brauch, wurde zwar von den deutschen Rabbinern kaum anerkannt, erhielt aber seinen Dispens von den Prager jüdischen Rechtsgelehrten in jener Zeit. Dieses Ergebnis von Kleins Untersuchungen wirft neues Licht auf die Fragen nach den unterschiedlichen Auslegungstraditionen einzelner Religionsgesetze innerhalb des Reiches und verhilft zu weiterführenden Einsichten.

Zugegebenermaßen gibt es durch die Auswertung der Düsseldorfer Akte eine große Anzahl neuer behördlichern Quellen, deren Inhalte das Bild um die handelnden Personen und die resultierenden Vorgänge um einiges bereichern können. Diese Quellen bis ins letzte Detail ausgenutzt zu haben, verbessert Kleins Darstellung nicht unbedingt. Neben dem in der Einleitung formulierten Ziel der vollständigen Rekonstruktion der Figur des Levi von Bonn, für die man kein Buch von 500 Seiten hätte schreiben müssen, ist der weitere Inhalt des Bandes die mit allen wesentlichen und leider auch unwesentlichen Details versehene Darstellung der Ereignisse, ohne diese kritisch zu hinterfragen oder gar von einer höheren Warte aus zu analysieren. Hier spürt der Leser das Fehlen eines eingangs klar geäußerten Erkenntnisinteresses verbunden mit einem Katalog von Fragen an das Material am deutlichsten. Die Lektüre wird hierdurch bisweilen mühsam und man gewinnt bald den Eindruck, dass es der Autorin vor allem darauf ankam, kein Detail zu vergessen. Allerdings wurde dabei der potenzielle Leser vergessen, denn die Lesbarkeit des Buches nach der Einleitung hat deutlich gelitten. Die endlose Darstellung der Ereignisabfolge im Handeln von Levi, dem Erzbischof von Köln sowie deren Mitstreitern bzw. Kontrahenten ist auch mit der gewählten Strukturierung nicht wirklich spannend und spätestens hier wären die Handwerkszeuge des Historikers gefragt gewesen, um die Befunde aus den Quellen zu analysieren und in den richtigen Kontext einzuordnen. Dies hätte dann auch die Struktur des Buches aufgelockert und von der Schreibtradition des späten 19. Jahrhunderts weggeführt. Vielleicht wäre es insgesamt sinnvoller gewesen, eine Auswahl aus den zweifellos wichtigen Dokumenten um die Person des Levi von Bonn zu edieren und diese in einem knappen und gut strukturierten Beitrag zu interpretieren.

Resümierend muss gesagt werden, dass der Ertrag des Buches nur ein begrenzter ist. Die wichtigen Resultate sind vor allem in der gleichzeitigen Nutzung von intern jüdischem und behördlichem Material zu sehen, wie auch in der Darstellung einer Person, die man als „Protohofjuden“ bezeichnen könnte, noch dazu in der Zeit des allmählichen Niedergangs des Reichsverbandes, in der das Zusammenwirken von Landesherren und einflussreichen Juden eine ganz neue Bedeutung bekam. Aber insgesamt bleibt der Eindruck, dass der mögliche Effekt der Arbeit verpufft, was vielleicht auch an der häufigen Präsentation des Themas lange vor der Publikation gelegen haben mag.

Kommentare

Von Ulbrich, Claudia05.08.2004

Nachfolgend publizieren wir zwei Repliken auf die Rezension von Stefan Litt zur Studie von Birgit E. Klein, Wohltat und Hochverrat. Kurfürst Ernst von Köln, Juda bar Chajjim und die Juden im Alten Reich,
Hildesheim 2003, die am 2.7.2004 über die Liste verschickt wurde. Die Rezension ist im HSK-Archiv unter der Adresse
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/
nachzulesen. Beide Repliken nehmen zu unterschiedlichen Punkten der Rezension Stellung und bieten damit wichtige ergänzende Informationen zur Studie von Birgit E. Klein.

Stefan Gorißen, Rezensionsredaktion Frühe Neuzeit

*

Wer eine Rezension schreibt, tut gut daran, einige Regeln zu beachten, die in der wissenschaftlichen Praxis unumstritten sind. Bevor er zu einem kritischen Urteil kommt, sollte er die potentiellen LeserInnen über Fragestellung und Intention des zu besprechenden Werkes informieren, dessen Ergebnisse korrekt wiedergeben und das Buch in den Forschungskontext einordnen. Davon findet sich in der Rezension von Stefan Litt wenig, zumindest wenig, was korrekt wäre.
Der Rezensent macht seine LeserInnen zwar darauf aufmerksam, dass die Einleitung von Birgit Klein "sehr gut" geschrieben sei, löst aber gleichzeitig Verwirrung aus. In Kleins Einleitung steht bereits auf der ersten Seite (S. 13): "Der Geschichtsschreibung ist Levi von Bonn allenfalls dem Namen nach bekannt und mit den Auseinandersetzungen um die Frankfurter Reichsversammlung noch nie in direkte Verbindung gebracht worden." Bei Litt liest sich das so: "Der Forschung ist seine Person schon länger bekannt und auch innerhalb der vor allem Frankfurter jüdischen Tradition war Levi von Bonn schon seit langem ein auffälliger Platz sicher, nämlich der des Denunzianten und Verräters der Frankfurter Versammlung von Rabbinern und Vertretern jüdischer Gemeinden des Reichs 1603." Wer wie ich "Wohltat und Hochverrat" mit Begeisterung und großem Gewinn gelesen hat, ahnt vielleicht, was Litt zum Ausdruck bringen will, wenn er etwas später schreibt, dass Klein die verschiedenen "biographischen Stränge dieser Person wieder zusammengeführt" hat. Im Klartext heißt das, dass die Forschung einzig Birgit Kleins sorgfältiger empirischer Untersuchung die Erkenntnis verdankt, dass es sich bei Levi von Bonn und Löb Krauß um dieselbe Person handelt. Damit hat sie die Voraussetzung für eine völlig neue Interpretation der Vorgeschichte des Hochverratsprozesses geschaffen und sowohl die jüdische als auch die Reichs- und Landesgeschichte ein erhebliches Stück weitergebracht.
Was sollen LeserInnen mit einer Rezension anfangen, die ihnen beibringen will, die wichtigsten Resultate des Buches seien "in der gleichzeitigen Nutzung von intern jüdischem und behördlichem Material zu sehen, wie auch in der Darstellung einer Person, die man als ‚Protohofjuden’ bezeichnen könnte..."? Birgit Klein hat auf Seite 18 ihre Intention klar formuliert: Sie will "weniger eine Biografie als vielmehr ein Stück politisch-religiöser Geschichte schreiben, weniger also den Verräter als seinen Verrat betrachten". Man sollte das exzellente Buch von B. Klein lesen und die Rezension von S. Litt nutzen, um Studierenden im Grundstudium klar zu machen, dass sie gar nicht früh genug lernen können, zwischen Resultat und Methode zu unterscheiden.


Von Staudinger, Barbara05.08.2004

Nachfolgend publizieren wir zwei Repliken auf die Rezension von Stefan Litt zur Studie von Birgit E. Klein, Wohltat und Hochverrat. Kurfürst Ernst von Köln, Juda bar Chajjim und die Juden im Alten Reich,
Hildesheim 2003, die am 2.7.2004 über die Liste verschickt wurde. Die Rezension ist im HSK-Archiv unter der Adresse
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/
nachzulesen. Beide Repliken nehmen zu unterschiedlichen Punkten der Rezension Stellung und bieten damit wichtige ergänzende Informationen zur Studie von Birgit E. Klein.

Stefan Gorißen, Rezensionsredaktion Frühe Neuzeit

*

Die Person des Levi von Bonn, alias Juda bar Chajjim alias Loeb Kraus, Denunziant der so genannten Frankfurter Rabbinerversammlung von 1603, Vorsteher der Kurkölner Judenschaft und Hoffaktor, existiert im historischen Gedächtnis erst seit kurzem. In den letzten 300 Jahren waren es zwei Personen, von denen in der Geschichtswissenschaft wie in der jüdischen Traditionsliteratur gesprochen wurde: Hier der politisch einflussreiche Levi von Bonn (Juda b. Chajjim), der in der historischen Forschung nie direkt mit dem Hochverratsprozess gegen die Juden im Reich in Verbindung gebracht wurde, dort der in der innerjüdischen Überlieferung legendenhaft verzerrte verräterische "Metzger" Loeb Kraus.

Dass diese beiden so unterschiedlich bewerteten Personen, Vorsteher und Metzger, miteinander identisch sind, hat Birgit Klein in ihrer an dieser Stelle von Stefan Litt besprochenen Studie erstmals nachgewiesen. Das Verdienst ihrer Arbeit ist aber nicht nur – wie der Rezensent anmerkt –, "die drei biographischen Stränge dieser Person wieder zusammengeführt", also eine biografische Studie zu einer maßgeblichen Figur in der Geschichte der Juden im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit vorgelegt zu haben. Ihre Leistung besteht vielmehr darin, in der Identität von Levi von Bonn und Loeb Kraus den Schlüssel zu einer Neubewertung des Hochverratsprozesses um die "Rabbinerversammlung" in Frankfurt erkannt zu haben. So war auch der Zugang ihrer Studie "weniger eine Biografie als vielmehr ein Stück politisch-religiöser Geschichte [zu] schreiben, weniger also den Verräter als seinen Verrat [zu] betrachten […]." (S. 18).

Der Rezensent liegt also bereits in der Beurteilung dessen, worum es in der Untersuchung von Birgit Klein geht, falsch. Mit seiner eingeengten Sicht, dass es sich hier um eine Biografie handle, entgehen ihm dann auch weite Teile des Inhalts. Was Litt als detailüberfrachtete Studie bzw. "endlose Darstellung" bewertet, die er lieber in Form einer Edition einer "Auswahl aus den zweifellos wichtigen Dokumenten um die Person des Levi von Bonn", interpretiert durch einen "knappen, gut strukturierten" Beitrag, gesehen hätte, ist nämlich keine Biografie, sondern eine Tiefenanalyse der Prozessakten um die so genannte Rabbinerversammlung von 1603. Die Zusammenführung der Prozessakten um die "Frankfurter Rabbinerversammlung" wirft nicht nur ein neues Licht auf das reichshofrätliche Verfahren selbst, sondern vor allem auf seine politischen Hintergründe, die die Untersuchung Birgit Kleins zu einer massgeblichen Arbeit zur späten Regierungszeit Rudolfs II. machen. Die Autorin zeigt, wie genau und vorsichtig Gerichtsquellen interpretiert werden müssen und wie wichtig manchmal kleine, von der Forschung bisher nicht beachtete – und vom Rezensenten so verachtete – Details sein können, um einen politischen Prozess in den richtigen Kontext zu setzen und damit in der Interpretation weiter kommen zu können, wie dies auf den ersten Blick aus den Akten einer Behörde zu erkennen ist.

Dass dazu sehr wohl ein 500-seitiges Buch nötig ist, zeigt allein die Geschichte der Forschung, die in ihrer Interpretation der Ereignisse bisher (eben weil kein 500-seitiges Buch geschrieben wurde, das alle Akten berücksichtigte!) falsch lag. Kurz zusammengefasst hat die Forschung (zuletzt Volker Press) den Hochverratsprozess bisher im Zusammenhang des politischen Ringens zwischen Reichsoberhaupt und Territorialfürsten in der Frühen Neuzeit gesehen. Kurfürst Ernst von Köln habe die reichsweiten Verordnungen mit dem Ziel der Stärkung innerjüdischer Autonomie, wie sie von der Frankfurter Versammlung beschlossen werden sollten, als einen Eingriff in seine Herrschaftsrechte gesehen und aus diesem Grund den Hochverratsprozess initiiert, als dessen Folge eine Organisation der Judenschaft des Reichs nicht mehr möglich war. So stimmig diese Interpretation der Frankfurter Ereignisse, die von einem Interessenskonflikt zwischen Kaiser (Rudolf II.) und Landesfürsten (Kurfürst Ernst) ausgeht, innerhalb der jüdischen Geschichte scheint, so ist sie trotzdem, wie Birgit Klein nachgewiesen hat, falsch. Nicht zuletzt das fiskalische Interesse des mit seinen Reichstürkenhilfen rückständigen Kurfürsten, der sich aus dem Hochverratsprozess erhebliche Einkünfte für seine Kassen versprechen konnte, sowie der durch Klagen wegen Amtsmissbrauchs in Bedrängnis geratene Vorsteher Levi, der die von ihm "aufgedeckte" Verschwörung geschickt politisch auszunutzen verstand, stehen hinter dem Hochverratsprozess gegen die Judenschaft des Reiches, der den kaiserlichen Reichshofrat mehrere Jahre beschäftigen sollte. Nicht ein Konflikt zwischen Rudolf II. und Ernst ist an den Beginn des Prozesses zu setzen, sondern ein koordiniertes gemeinsames Vorgehen.

Dass dies dem Rezensenten entgangen ist, ist schade. Sein Resümee über den "Ertrag" des Buches fällt dementsprechend spärlich aus. Das "begrenzte" Ergebnis der Studie, die der Rezensent kritisiert, beschränkt sich laut ihm auf die Darstellung des "Protohofjuden" Levi von Bonn. Der "Fragekatalog", den der Rezensent ebenso vermisst wie die Kontextualisierung der Quellen und eine Analyse "von einer höheren Warte", sind ihm aufgrund seines eingeschränkten Blickwinkels entgangen. Hätte er seine Beurteilung und Wertungen (z.B. den unbegründeten Vorwurf an die Autorin, "der Schreibtradition des späten 19. Jahrhunderts" verhaftet zu sein) wenigstens belegt, wie dies allgemein wissenschaftlicher Usus (auch bei Rezensionen) ist, so wäre zumindest eine fundierte Diskussion möglich gewesen. So aber bleibt der Leser/die Leserin der Rezension im Unklaren darüber, worauf sich der Rezensent mit seiner Kritik bezieht. Pauschale Unterstellungen, wie sie in dieser Rezension gemacht wurden, sind nicht Ausdruck einer intensiven Auseinandersetzung mit dem besprochenen Buch, sondern eines schon seit längerem in die falsche Richtung laufenden Diskussionsstils besonders der jungen HistorikerInnen, der offenbar noch immer mit sachlich berechtigter Kritik verwechselt wird.

Allgemein bemängelt Litt eine Langatmigkeit in den Ausführungen Kleins, deren Buch eine vom Rezensenten eingeforderte "Spannung" entbehre. Eine wissenschaftliche Studie ist allerdings kein Krimi, von dem erwartet werden kann, dass die Handlung mitreissend ist, auch wenn hier sicherlich die Geschmäcker verschieden sind. Wenn sich der Rezensent jedoch auf das Buch Birgit Kleins eingelassen hätte, so hätte auch er mit Spannung verfolgen können, wie die Autorin in ihrer dichten Analyse in einzelnen Kapiteln immer wieder den Fokus neu einstellt und die Perspektive zwischen obrigkeitlicher und innerjüdischer Überlieferung, Reichsgeschichte und Landesgeschichte wechselt, um schließlich ein überaus differenziertes und neues Gesamtbild der so genannten Rabbinerverschwörung zu präsentieren.


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