Filmblatt 15 (2010), 42

Titel der Ausgabe 
Filmblatt 15 (2010), 42
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Farbe im Film

Erschienen
Erscheint 
dreimal jährlich
ISBN
ISSN 1433-2051
Anzahl Seiten
96 Seiten
Preis
8,- €

 

Kontakt

Institution
Filmblatt
Land
Deutschland
c/o
CineGraph Babelsberg e.V., c/o Philipp Stiasny, Frankfurter Allee 22, 10247 Berlin
Von
Günter Agde

Das Thema „Farbe im Film“ war bereits ein Schwerpunkt der vorletzten Ausgabe. Jeanpaul Goergen knüpft daran mit einer detaillierten Materialsichtung an. Nun stehen Viragen und Tonungen in dokumentarischen Filmen der Jahre 1910 bis 1930 im Fokus. Was sich hier abzeichnet, ist eine Ausdifferenzierung von Genres und Stilen, mit einem nicht immer logisch zu begründenden Farbeinsatz – von den frühen Naturaufnahmen und Aktualitäten, dem Industriefilm hin zum Kulturfilm der 1920er Jahre.

Thematische und ästhetische Verschränkungen von Vorprogramm und Hauptfilm gehören zu den noch wenig untersuchten Phänomenen im Weimarer Kino. Neue Beobachtungen dazu liefert Jeanpaul Goergen am Beispiel des österreichischen Serienfilms DIE VAMPIRE VON NEW YORK (1921) und der kurzen Animation DER SCHWARZE JACK (1922), die beide mit Mitteln des populären Kriminal- und Detektivfilms arbeiten. Brigitte Braun geht indes vom einschneidenden Ereignis der Ruhrbesetzung durch französische Truppen im Jahre 1923 aus und fragt nach Reaktionen im deutschen Film: Während Kurzfilme im Sinne des „nationalen Abwehrkampfes“ direkt reagierten, wurden Spielfilme wie SCHICKSALSWENDE (1923), der vierte Teil von FRIDERICUS REX, durch ihre mediale Präsentation und Auslegung zu „Tendenzfilmen“. Zugleich beschreibt sie das leichte Spiel ausländischer Verleiher, die das National-Epos in kassenträchtige antideutsche Propaganda verwandelten.

Die Schilderung mal geglückter, mal verhinderter Schauspielerkarrieren im „Dritten Reich“ scheint in der Publizistik nahezu unerschöpflich. Dementsprechend unterziehen Renata Helker und Rolf Aurich das Schaffen von Ferdinand Marian und Theo Lingen einer vorsichtigen Neubewertung und widmen sich zu diesem Zweck vor allem den Rollenprofilen beider Mimen. Renata Helker entdeckt den als JUD SÜSS-Darsteller stigmatisierten Marian vor allem über seinen letzten Spielfilm DIE NACHT DER ZWÖLF (1945 / 49) als gestisch brillanten Charakterkopf, dessen Interpretation eines Heiratsschwindlers Kritik am alten Männlichkeitsmodell genauso wie am NS-System enthalte. Rolf Aurich hebt dagegen in seiner Analyse der Lingen-Figur des Kammerdieners Johann im gleichnamigen Film von 1943 auf die starke persönliche Färbung seiner Rolle ab, die herrschenden Idealen durchaus zuwiderlaufe.

(Ralf Forster) Berlin, den 18. Juli 2010

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Editorial [1]

FilmDokument

Jeanpaul Goergen: Bunte Bilder aus dem Farbenbottich. Tonung und Virage in dokumentarischen Filmen der 1910er und 1920er Jahre [3]

Wiederentdeckt

Jeanpaul Goergen: Sensationen in 24 Akten. Der Abenteurerfilm DIE HURONEN alias DIE VAMPIRE VON NEW YORK (1921) und die Trickfilm-Groteske DER SCHWARZE JACK (1922) [53]

Brigitte Braun: Mit FRIDERICUS REX gegen Franzosen und Belgier. Nationales Kino im Ruhrkampf 1923 [67]

Renata Helker: Ferdinand Marian – Traumatisierung des Männlichen [87]

Rolf Aurich: Politik der Illusionen. JOHANN (1943) – ein Film nach einem Stoff von Theo Lingen [99]

Service

Neue Archivfilme im Verleih (III) [105]

Besprechungen

Claudia Preschl: Lachende Körper. Komikerinnen im Kino der 1910er Jahre. Wien: Synema 2008 (Andrea Haller) [108]

Peter-André Alt: Kafka und der Film. Über kinematographisches Erzählen. München: C.H. Beck-Verlag 2009 / Anne Brabandt: Franz Kafka und der Stummfilm. München: Martin Meidenbauer Verlag 2009 (Michael Grisko) [110]

Tim Bergfelder, Christian Cargnelli (Hg.): Destination London. German speaking Emigrés and British Cinema, 1925-1950. New York, Oxford: Berghahn Books 2008 (Tobias Ebbrecht) [112]

Vincent Brook: Driven to Darkness. Jewish Émigré Directors and the Rise of Film Noir. New Brunswick, NJ: Rutgers University Press 2009 (Gerd Gemünden) [114]

Julio Montero, María Antonia Paz: La larga sombra de Hitler. El cine nazi en España (1933-1945). Madrid: Cátedra 2009 (Erik Tängerstad) [117]

John E. Davidson, Sabine Hake (Hg.): Framing the Fifties. Cinema in a Divided Germany. New York, Oxford: Berghahn Books 2007 (Michael Wedel) [119]

Marijana Erstic: Kristalliner Verfall. Luchino Viscontis (Familien-)Bilder al di là della fissità del quadro. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2008 (Alfons Maria Arns) [121]

Henning Wrage: Die Zeit der Kunst. Literatur, Film und Fernsehen in der DDR der 1960er Jahre. Eine Kulturgeschichte in Beispielen. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2009 (Andreas Kötzing) [122]

Barbara Eichinger, Frank Stern (Hg.): Film im Sozialismus – die DEFA. Wien: Mandelbaum Verlag 2009 (Horst Claus) [125]

Catherine Wheatley: Michael Haneke’s Cinema. The Ethic of the Image. New York, Oxford: Berghahn Books 2009 (Thomas Ballhausen) [127]

Dominik Graf: Schläft ein Lied in allen Dingen. Texte zum Film. Herausgegeben von Michael Althen. Berlin: Alexander Verlag 2009 (Philipp Stiasny) [128]

Film-Editionen
Formexperimente:

- Guntram Vogt (Hg.): Ottomar Domnicks JONAS. Entstehung eines Avantgardefilms. Materialien und Dokumente. Stuttgart: ibidem-Verlag 2007

- JONAS (BRD 1957, R: Ottomar Domnick). Berlin, Stuttgart: Filmgalerie 451 2007, DVD

- Karl Stamm (Hg.): NICHT VERSÖHNT ODER ES HILFT NUR GEWALT, WO GEWALT HERRSCHT von Danièle Huillet / Jean-Marie Straub. Der Film auf DVD, das Drehbuch, der Drehplan und weitere Materialien zum Film. Weimar: VDG 2009 (Michael Wedel) [130]

Rundschau – Aufsätze zur deutsch(sprachig)er Filmgeschichte [132]

Mitarbeiter dieser Ausgabe [139]

Impressum [142]

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