Ansichten : Jahrbuch des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 15 (2004)

Titel der Ausgabe 
Ansichten : Jahrbuch des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 15 (2004)
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 

Erschienen
Wiesbaden 2004: Harrassowitz Verlag
Erscheint 
jährlich
Anzahl Seiten
328 S.
Preis
Einzelpreis EUR 19,- /sFr 33,60, Abopreis EUR 15,- /sFr 26,70

 

Kontakt

Institution
Jahrbuch Polen
Land
Deutschland
c/o
Deutsches Polen-Institut Alexandraweg 28 D-64287 Darmstadt ++ 49- (0)6151-4985- 0 ++ 49- (0)6151-4985-10 Redaktion: Andrzej Kaluza <kaluza.dpi@t-online.de> Jutta Wierczimok <wierczimok.dpi@t-online.de>
Von
Loew, Peter Oliver

Vorwort

Die Ereignisse der letzten Monate haben - für viele unverhofft - eine dramatische Wende in der gegenseitigen Wahrnehmung zwischen Deutschland und Polen herbeigeführt. Ausgelöst durch innerdeutsche Debatten imWahlkampf 2002 und durch die unterschiedlichen Positionen im Irak-Konikt, wurde die deutsch-polnische Partnerschaft in Mitleidenschaft gezogen. Unser Autor Henning Tewes spricht in seiner Analyse von der "neuen Sachlichkeit" im deutsch-polnischen Verhältnis. Es zeigt sich dabei immer deutlicher, dass aus dem Juniorpartner Polen ein gleichwertiger Mitgestalter internationaler Politik geworden ist, der bereit ist, die eigenen Interessen auch in Opposition zu seinem bisherigen "Anwalt" Deutschland zu definieren. Wir glauben, dass der Sinn einer Partnerschaft auch darin besteht, ihren Kern immer wieder neu auszutarieren, damit sie sich auch künftigen Belastungen gewachsen zeigt. Im Essay-Teil widmen wir unsere Aufmerksamkeit dem Stichwort "Polen" in der deutschen Medienlandschaft. Hermann Schmidtendorf analysiert dabei die Präsenz und die Qualität polenbezogener Artikel, Programme und Sendungen in den seriösen deutschen Zeitungen und elektronischen Medien. Ergänzt wird sein Beitrag durch Georg Schatz' Vorstellung des seit zehn Jahren ausgestrahlten deutsch-polnischen Fernsehmagazins "Kowalski trifft Schmidt". Die folgenden Beiträge befassen sich mit der Situation der polnischen Wirtschaft am Vorabend des polnischen EU-Beitritts im Mai 2004 (Tomasz Kalinowski), mit der deutschen Einwanderung in Polen und der Assimilierung deutscher Familien in Polen zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert (Marek Zybura) sowie dem zeichnerischen Werk des polnisch-jüdischen Autors Bruno Schulz (Bodo Zelinsky). 8 Vorwort Im Bereich der Literatur präsentieren wir Texte, die in den letzten Monaten in Polen publiziert wurden und in der Kritik bzw. in den Medien von sich reden machten. Einige der Autoren in diesem Band konnten 2003 begehrte literarische Auszeichnungen für sich verbuchen. So erhielt Jaroslaw Marek Rymkiewicz für seinen jüngsten Lyrik-Zyklus "Zachód slonca w Milanówku" (Sonnenuntergang in Milanówek), aus dem wir einige Gedichte in der deutschen Übersetzung von Alois Woldan vorstellen, im Herbst 2003 den renommierten Nike-Literaturpreis. Henryk Waniek wurde für seinen Roman "Finis Silesiae", der eine für Polen doch ungewohnte "deutsche Perspektive" der schlesischen Heimat entwickelt, 2003 mit dem Preis der Polnischen Kulturstiftung geehrt.

Die Ansichten veröffentlichen seit Jahren Werke von Autoren, an deren literarischer Qualität kein Zweifel besteht, die aber auf Grund der spezifischen Umstände nach 1945 erst jetzt langsam bekannt werden. Der Lyriker Adam Czerniawski, dessen Erzählung "Bankrotteur" aus den "Armenischen Geschichten" in dieser Ausgabe vorgestellt wird, gehört zu den eher vergessenen Autoren, die den Großteil ihres Lebens im Exil verbracht haben und sich heute in Polen wie anderswo ihren Platz erst erobern müssen. Natürlich freut es uns auch, Ausschnitte aus Werken bereits bekannter polnischer Autoren zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vorlegen zu können - so z.B. aus dem neuesten Roman von Edward Redlinski, dessen frühere Werke "Konopielka" und "Szczurojorczycy" in Polen zu Kultbüchern geworden sind. Ihm folgen zwei junge Autoren, Jolanta Stefko und Daniel Odija, die zwar ihren literarischen Durchbruch bereits geschafft haben, mit ihren neuen Werken aber beweisen, dass die in sie gesetzten Hoffnungen durchaus berechtigt waren.

Auch im Chronik-Teil bleiben wir unserer Konzeption treu: In diesem Jahr veröffentlichen wir neben Anna Nasilowskas gewohntem Beitrag zur aktuellen Entwicklung der polnischen Literatur Aufsätze unserer beiden deutschen Chronisten über die Rezeption des polnischen Theaters und der polnischen Kunst in Deutschland. Die Bibliographien runden das Angebot der vorliegenden Ausgabe ab. Für das Bildmaterial zu den Beiträgen Zybura und Waniek danken wir dem Verlag Wydawnictwo Dolnoslaskie in Breslau; der Abdruck der Zeichnungen von Bruno Schulz erscheint mit freundlicher Genehmigung des Adam-Mickiewicz-Literaturmuseums in Warschau.

Die Redaktion

Inhaltsverzeichnis

Essay
H. Tewes, Polen, Deutschland und die neue Sachlichkeit

T. Kalinowski, Ist Polens Wirtschaft EU-tauglich?

H. Schmidtendorf, Polen in den deutschen Medien

G. Schatz, Kowalski trifft Schmidt. Einmalig in der europäischen Fernsehlandschaft

B. Zelinsky, Bruno Schulz als Zeichner

M. Zybura, Deutsche in Polen. Die Assimilation der Deutschen im polnisch-litauischen Reich im 15. bis 18. Jahrhundert

Literatur
H. Waniek, Finis Silesiae;
A. Czerniawski, Der Bankrotteur (autobiographische Bruchstücke);
J. Stefko, Dresden;
D. Odija, Das Sägewerk;
E. Redlinski, Transformejszen;
J.M. Rymkiewicz, Jemand singt ein Lied von Schubert. Gedichte

Chronik
A. Nasilowska, Krise der Realität und erfundene Welten. Literarische Chronik 2002/2003

P. Langemeyer, Gewaltspiele. Polnisches Theater in Deutschland

J. Weichardt, Kunst zwischen nationalem Aufbruch und internationaler Bindung. Rückblick auf die polnische Kultur zwischen den Kriegen und das zeitgenössische Video

Bibliographie
M. Mack, Polnische Literatur in deutschen Übersetzungen 2002/2003
P. Buras, Deutschsprachige Titel in polnischen Übersetzungen 2002/2003
M. Mack, Auswahlbibliographie deutschsprachiger Veröffentlichungen zu Polen 2002/2003

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