Architekturforum Biel (Hrsg.): Max Schlup

Cover
Titel
Max Schlup. Architekt / architecte


Herausgeber
Architekturforum Biel
Erschienen
Sulgen 2013: Niggli Verlag
Anzahl Seiten
356 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Dieter Schnell

«Nun ja, doch: Sie ist einfach so entstanden. Allerdings mit einem Willen dahinter.» Diese Antwort gab der Architekt Max Schlup dem Architekturkritiker Martin Tschanz auf die Frage nach der Entstehung der Dramaturgie beim Kongresshaus in Biel. Offensichtlich war er kein Mann der grossen Worte. Er versteckte sich gerne hinter seinem Werk, der Architektur, und beschränkte sich wie im Zitat auf einen knappen Hinweis, es stecke mehr als nur Zufall dahinter. Was dieses «Mehr», dieser «Wille dahinter» jedoch sei, liess er unbeantwortet.

Auch das vorliegende Buch stellt das Werk selber in den Vordergrund. Zehn Gebäude von Schlup werden durch einen kurzen Einführungstext und zahlreiche alte und neue Fotografien, Pläne und Zeichnungen dokumentiert. Unter diesen zehn finden wir die grossen und bekannten Werke wie das Primarschulhaus Champagne in Biel, das Kongresshaus von Biel, das kürzlich sorgfältig sanierte Schulgebäude der Eidgenössischen Turn- und Sportschule Magglingen, das Wohnheim Mutter und Kind in Biel, die Gross-Sporthalle End der Welt in Magglingen sowie das in den vergangenen Jahren heiss umstrittene Gymnasium Strandboden in Biel. Leider kommen die frühen und auch die weniger bekannten Werke – das Werkverzeichnis nennt über 100 Arbeiten – bei der rigiden Beschränkung auf zehn Objekte etwas zu kurz. Umso reichhaltiger sind die Dokumentationen der «Hauptwerke». Hier entdeckt man auf sehr sorgfältig ausgewählten Abbildungen den Charme und die Poesie dieser auf den ersten Blick sehr rational anmutenden «Haus-Maschinen». Auch die in den Texten immer wieder betonte Setzung der Gebäude in die Landschaft kann hier an den Bildern nachvollzogen und bestaunt werden.

Vier Essais von Jürg Graser, Martin Tschanz, Christian Penzel und Christoph Schläppi befassen sich je mit einem der zehn Gebäude und versuchen dabei der von Schlups Architektur ausgehenden Faszination auf die Spur zu kommen. Aber irgendwie scheint sich nicht nur der Meister, sondern auch sein Werk der sprachlichen Annäherung zu widersetzen. Zwar berichten die Texte überaus kenntnisreich über Konstruktionen, Raster, Materialien und mögliche Inspirationsquellen, die den Werken eigene Poesie wird dadurch aber nur eingekreist, jedoch nicht wirklich getroffen. Das ist keine Kritik an den Autoren, sondern eine Charakterisierung von Schlups Werk: Mit Worten ist ihm nur schwer beizukommen.

Am Schluss des Buches finden wir oben erwähntes Interview, das Martin Tschanz 2009 im Rahmen dieses Publikationsprojekts mit dem damals 92-jährigen Max Schlup geführt hat. Zwar werden die grossen Entwurfsgeheimnisse auch darin nicht gelüftet, wir lernen aber einen überaus zurückhaltenden Menschen kennen, der die Sicherheit ausstrahlt, nichts über sein Werk aussagen zu müssen, weil dieses für sich selber spricht. Leider ist Max Schlup im Frühling 2013 gestorben und hat damit die Buchvernissage nicht mehr erleben können. Es lässt sich aber mit Bestimmtheit sagen, dass ihm die sorgfältige und reichhaltige Bildauswahl, das sehr präzise und klassische Layout, die kurzen, aber informativen Texte «seines» Buches sehr gefallen hätten.

Zitierweise:
Dieter Schnell: Rezension zu: Architekturforum Biel (Hrsg.): Max Schlup. Architekt / architecte. Sulgen: Niggli Verlag 2013. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 76 Nr. 1, 2014, S. 48-49.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 76 Nr. 1, 2014, S. 48-49.

Weitere Informationen
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
Verfügbarkeit