D. Wolf u.a.: Ernst E. Anderegg (1928 - 2006)

Cover
Titel
Ernst E. Anderegg (1928 - 2006). Ausgewählte Bauten in der Region Interlaken-Oberhasli


Autor(en)
Daniel, Wolf; Von Allmen, Jost
Reihe
Schweizerische Kunstführer 887/888
Erschienen
Bern 2011: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK
Anzahl Seiten
52 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Roger Cornioley

«Moderne Architektur im Berner Oberland ist Schmuggelware, legal ist dies oft nicht möglich», pflegte der Meiringer Architekt Ernst Emil Anderegg zu sagen. Mit seinem ersten Projekt, dem Wohnhaus Alexander in Hohfluh - Hasliberg, provozierte Anderegg im Jahre 1958 eine ganze Talschaft; der traditionell - konservative Chaletbaustil Ende der Fünfzigerjahre war – beeinflusst von seinen Lehr- und Wanderjahren in den USA – nicht sein Ding. Ernst Anderegg benötigte für seine «Schmuggelware» immer wieder Überzeugungsarbeit, bis sein Projekt von der zuständigen Bauverwaltung akzeptiert wurde. Sichtlich Spass machte es ihm, wenn er sich wieder einmal mit einem progressiven Entwurf gezielt von der biederen heimischen Chaletromantik absetzen und Gestaltungsvorschriften subtil unterlaufen konnte. Trotz einengender Paragraphen und Baureglemente gelang es dem Architekten Anderegg immer wieder, sich und seinen Entwurfsprinzipien adaptierend treu zu bleiben. Ein Spiegelbild der damaligen Zeit: Das Projekt Alexander bewilligte der Gemeinderat Hasliberg nur widerwillig, erliess als Folge aber eine revidierte Bauordnung, die besagte: «Nie mehr solche Dächer auf dem Hasliberg!»

Heute steht das Wohnhaus Alexander unter Denkmalschutz.

Mit seinem ersten Bauprojekt in der Schweiz hatte Anderegg einen fulminanten Start seiner Architektentätigkeit hingelegt. Das Haus Alexander wurde unverzüglich in der Fachpresse rezensiert und in Zeitschriften mit Breitenwirkung immer wieder als Vorbild präsentiert. Der Erfolg, der auf seinem Erstlingswerk auf dem Hasliberg gründete, verschaffte ihm das Privileg, sich während der folgenden Jahre nicht gross um Aufträge kümmern zu müssen.

Wer seine Wurzeln hat in der Bergführerlegende Melchior Anderegg, seinerzeit auch «König der Berge» genannt, darf hoch hinaus. Nachdem das alte Berghaus auf dem Jungfraujoch im Herbst 1972 niederbrannte, gewann Andereggs Bauprojekt die Sympathie der Jury. Sein Bekanntheitsgrad erreichte einen neuen Höhepunkt. Wenige Jahre danach aber erklomm er den wahren Top of Europe für den Ausbau des Observatoriums auf der Sphinx (3750 m ü. M.), damals die höchste Baustelle Europas.

Das Architekturbüro Anderegg realisierte ein Bauvolumen von ausserordentlichem Umfang, nämlich insgesamt 178 Bauten. In der hier rezensierten Broschüre werden die bekanntesten 24 Objekte mit Kurzbeschrieb und Bildern gewürdigt.

Die Bilder des Fotografen Jost von Allmen geben nicht nur die fachmännische Beschreibung des betreffenden Objekts wieder, sie dokumentieren ebenso die grandioseLandschaft, in der sich diese befinden.

Umfassend ist auch der Beschrieb über den beruflichen Werdegang des Architekten Anderegg; die Würdigung seiner persönlichen Ausstrahlung und ausserordentlichen Liebenswürdigkeit aber – Dinge, die viel mit seinem erfolgreichen Schaffen zu tun hatten – fiel etwas dürftig aus.

Zitierweise:
Roger Cornioley: Rezension zu: Wolf, Daniel; Von Allmen, Jost: Ernst Anderegg. Ausgewählte Bauten in der Region Interlaken - Oberhasli. Schweizerischer Kunstführer. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK Nr. 887/888. Bern 2011. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 75 Nr. 3, 2013, S. 71-72.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 75 Nr. 3, 2013, S. 71-72.

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