P. Mosimann: Köniz und Umgebung

Cover
Titel
Auf historischen Wegen: Köniz und Umgebung.


Autor(en)
Mosimann, Peter
Erschienen
Bern 2009: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Daniel Marc Segesser

In seinem Buch hat sich der pensionierte Könizer Sekundarlehrer Peter Mosimann mit den unterschiedlichsten Aspekten der jüngeren Geschichte von Köniz beschäftigt. Es handelt sich bei der vorliegenden Publikation denn auch um wesentlich mehr als eine Darstellung zur Geschichte der Wege und der Verkehrsmittel in Köniz und Umgebung, wie dies der Titel sowie die ersten Kapitel suggerieren könnten. Peter Mosimann hat mit seinem Werk vielmehr eine facettenreiche, aber natürlich nicht umfassende Kulturgeschichte seines Heimatdorfes vorgelegt, die gerade durch ihre Vielfältigkeit eine sehr wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Arbeiten von Frieda Hurni, Ernst Eichenberger, Armand Baeriswyl, Verena Stähli-Lüthi oder des Ortsvereins Oberwangen bildet.

In den ersten beiden Kapiteln beschäftigt sich Mosimann im engeren Sinne mit Verkehrsgeschichte sowie Wegformen und Wegbegrenzungen. Zuerst folgt er dabei der Chronologie und zeichnet die Geschichte der Wege in und um Köniz von der Zeit der Römer über das Mittelalter bis in die Neuzeit nach. Leider werden dabei die Ausführungen zu sehr mit der allgemeinen Verkehrsgeschichte der jeweiligen Zeitepoche vermengt. Zusammen mit der Tatsache, dass darauf verzichtet wurde, eine Übersichtskarte in das Buch mit aufzunehmen, auf welchem auch die immer wieder benutzten Wegbezeichnungen wie BE 10.1 hätten eingezeichnet werden können, führt dies dazu, dass sich das Kapitel dem Leser oder der Leserin, die mit den Fachbegriffen nicht gut vertraut ist, tendenziell eher schwer erschliesst. Auch die fehlende Nummerierung der Abbildungen erweist sich in diesem Zusammenhang als Erschwernis, da im Text teilweise Bezüge zu den Bildern geschaffen werden, der Leser oder die Leserin sich dies aber mühsam zusammensuchen muss. Einige Einschübe zum Warentransport auf der Aare (S. 15) oder zum Gurnigelbad (S. 32) sind zwar in sich interessant, werden aber schlecht mit dem Rest der Darstellung, wie beispielsweise dem Kapitel über den Schiffsverkehr auf der Aare (S. 131–133), verknüpft. Das Kapitel zu den Wegformen und Wegbegrenzungen überzeugt auch nicht in allen Teilen. Der Autor beschränkt sich zum Thema Dammweg, Kretenweg, Hangweg, Hohlweg oder Hohlwegbündel weitgehend auf Definitionen und den Abdruck von Bildern, auf welche im Text dann aber leider nicht direkt Bezug genommen wird. In seinen Ausführungen zu Mauern, Alleen, Baumreihen oder Hecken legt Mosimann mehr Wert auf die Darstellung der lokalen Situation; auch hier fehlt jedoch eine konkrete Verknüpfung von Text und Bildern.

Die folgenden Kapitel zu Wegbegleitern, Brücken, Furten und Fähren, Wegen und Kirchen, Wegunterhalt, alten Fahrzeugen, den Hochwachten, der Weiermatt und dem Alltag in Köniz vermögen in der Folge wesentlich mehr zu überzeugen. Sie sind auch besser strukturiert. Besonders augenfällig ist dies im Kapitel über die Wegbegleiter, in welchem sich Mosimann mit Mühlen, Reiben, Ölen, Stampfen, Käsereien, Schmieden, Brunnen, Steinbrüchen, Ziegeleien, Kalkbrennöfen, Schulhäusern, Burgruinen und Burgstellen, Gerichtsstätten, Siechenhäusern sowie Einzelbäumen beschäftigt. Einer allgemeinen Einführung zum jeweiligen Wegbegleiter folgen alphabetisch geordnet Ausführungen zu einzelnen Orten in und um Köniz herum. Auch hier wäre es zwar hilfreich gewesen, wenn im Text direkt auf die Abbildungen Bezug genommen worden wäre; die klare Gliederung ermöglicht es aber dem Leser und der Leserin, Bilder und Texte rasch miteinander zu verknüpfen. Das Kapitel zu den Brücken ist zwar knapp, enthält aber viele interessante Einzelinformationen. Ähnliches gilt auch für das Kapitel über die Furten und Fähren, in welcher auch das nicht realisierte Projekt einer Hochbrücke zwischen Kirchenfeld und Kleinwabern thematisiert wird. Das Kapitel über die Kirchwege und die Wallfahrt enthält viele interessante Informationen, auch wenn die Bezeichnung der Wallfahrer als die ersten Touristen im Lande (S. 150) doch etwas gar zu unkritisch moderne Begrifflichkeiten auf das Mittelalter überträgt. Besonders gut gelungen sind dann die weiteren Kapitel, in welchen anhand der Geschichte einzelner Personen in sehr lebendiger Form die Problematik des Wegunterhalts thematisiert oder alte Fahrzeuge wie die Steinschleipfe, der Chriis-Schlitte oder die Fultigenbänne vorgestellt werden. In diesem Kapitel ist die Bebilderung natürlich sehr wichtig und auch gut gelungen. Das letzte Kapitel zum Köniztal erscheint dann leider etwas wie ein An hang, der nirgends sonst ins Buch integriert werden konnte. Das gilt darin besonders für die Ausführungen zu den Korbern, die nicht wirklich zum Rest des Textes in diesem Kapitel passen wollen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass Peter Mosimann ein sehr interessantes und wertvolles Buch vorgelegt hat, welches vom Stämpfli Verlag auch in hoher Qualität gedruckt wurde. Es handelt sich nicht um eine kohärente Darstellung auch nur der Verkehrsgeschichte und Wege in Köniz und Umgebung. Vielmehr ist es eine interessante Sammlung von Informationen, die für Fachleute ebenso wie für Laien von grossem Wert sind. Trotz der Kritik an den ersten Kapiteln passt das Buch daher gut in einen historisch interessierten Haushalt in Köniz und Umgebung, aber auch in weiteren Teilen des Kantons.

Zitierweise:
Daniel Marc Segesser: Rezension zu: Mosimann Peter: Auf historischen Wegen: Köniz und Umgebung. Bern, Stämpfli Verlag, 2009. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 1, 2011, S. 66-68.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 1, 2011, S. 66-68.

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