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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch

Editorial: Das Historische Buch 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder einmal ist ein Jahr vergangen. Wieder einmal präsentiert Ihnen H-Soz-u-Kult die Ergebnisse des Wettbewerbs "Das Historische Buch", diesmal mit Blick auf das Jahr 2006. Es ist die mittlerweile sechste Liste herausragender geschichtswissenschaftlicher Publikationen, deren primäres Ziel es ist, eine Orientierungshilfe in der Vielzahl der historischen Neuerscheinungen zu bieten. Eine internationale Jury von fast 70 renommierten Fachkolleginnen und -kollegen hat sich der Mühe unterzogen, innovative und richtungweisende Titel in ihren jeweiligen Arbeitsgebieten ausfindig zu machen und zu bewerten. Herausgekommen ist einmal mehr ein repräsentativer Querschnitt durch den geschichtswissenschaftlichen Büchermarkt.

"Das Historische Buch 2007" schlägt Schneisen in den nahezu unüberschaubar gewordenen Publikationsdschungel und es nennt die Titel, die nicht verpassen darf, wer auf der Höhe des Faches bleiben möchte! Aber auch wer es gelassener angehen möchte, kommt auf seine Kosten: Das nach Epochen und Themen geordnete Ranking bietet eine kleine, aber feine Auswahl an Lesevorschlägen – versehen mit dem Gütesiegel einer internationalen Spezialistenkommission.

Geblieben sind die tragenden Säulen des Projekts: 1.) eine vielköpfige und vielfältig kompetente Fachjury, die für die Qualität der Ergebnisse mit dem wissenschaftlichen Renommee ihrer Mitglieder einsteht; 2.) das geschichtswissenschaftliche Potenzial unserer knapp 15.000 Subskribenten; 3.) das zweigliedrige Verfahren, das eine Nominierungsphase vorsieht, in der herausragende Publikationen zusammengetragen werden, und eine Bewertungsphase, in der die Juroren aus dieser Vorschlagsliste die bedeutendsten Titel auswählen; 4.) die Aufgliederung der Jury-Ergebnisse in Epochen und thematische Bereiche, neben die schließlich 5.) der Publikumspreis der Subskribenten tritt.

Auch Sie als Nutzer unseres Forums hatten also Gelegenheit, sich an der Abstimmung zu beteiligen. Das Verfahren dazu haben wir gegenüber den Vorjahren verändert. Zur Bewertung durch die H-Soz-u-Kult-Leser gelangten in diesem Jahr eine Bücherauswahl, die sich aus den jeweils zehn bestplatzierten Titeln der einzelnen Kategorien aus dem Jury-Wettbewerb zusammensetzte – insgesamt also 90 Titel.
Erfreut hat uns, dass der Publikumspreis in diesem Jahr mehr Interesse gefunden hat und dadurch aussagekräftiger geworden ist als in den vergangenen Runden. Es beteiligten sich schon viele Subskribenten an der Nominierung und immerhin 468 gaben ein Votum für den Publikumspreis ab.

Das hier nun unter dem Label "Das Historische Buch 2007" publizierte Endergebnis nennt die Erstplatzierten der jeweiligen Kategorien. Die Juroren konnten aus einer Gesamtvorschlagsliste, die insgesamt 494 verschiedene Bücher auswies, bis zu fünf Titel je Kategorie benennen und mit Punkten von 1-5 bewerten. Die Siegertitel bilden gewissermaßen die crème de la crème des Publikationsjahrgangs 2006.

Den Spitzenplatz der einzelnen Kategorien belegen:

Kategorien mit epochalem Fokus [beobachtete Publikationsjahre 2005-2006]:

Alte Geschichte [zeitlicher Rahmen: bis 500 n.Chr.]
Heather, Peter J.: The fall of the Roman Empire, London [u.a.] 2005.

Mittelalterliche Geschichte [zeitlicher Rahmen: 500 bis 1500]
Müller, Harald: Habit und Habitus. Mönche und Humanisten im Dialog, Tübingen 2006.

Geschichte der Frühen Neuzeit [zeitlicher Rahmen: 1500 - 1800]
Maissen, Thomas: Die Geburt der Republic. Staatsverständnis und Repräsentation in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft, Göttingen 2006.

Neuere Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1789 - 1914/18]
Clark, Christopher: Iron kingdom. The rise and downfall of Prussia, 1600 - 1947, London [u.a.] 2006.

Neueste Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1914/18 - 1945/50]
Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 2: Die Jahre der Vernichtung: 1939 - 1945, München 2006.

Zeitgeschichte [zeitlicher Rahmen: ab 1945]
Ritter, Gerhard A.: Der Preis der deutschen Einheit. Die Wiedervereinigung und die Krise des Sozialstaats, München 2006.

Kategorien mit regionalem Fokus:

Europäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Blackbourn, David: The Conquest of Nature. Water, Landscape, and the Making of Modern Germany, München 2006.

Außereuropäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Frey, Marc: Dekolonisierung in Südostasien. Die Vereinigten Staaten und die Auflösung der europäischen Kolonialreiche, München 2006.

Offene Kategorie und thematischer Schwerpunkt:

Offene Kategorie [Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien - ohne zeitliche Begrenzung]
Koselleck, Reinhart: Begriffsgeschichten. Studien zur Semantik und Pragmatik der politischen und sozialen Sprache. [Mit zwei Beitr. von Ulrike Spree und Willibald Steinmetz ...], Frankfurt am Main 2006.

Thematischer Schwerpunkt 2007: "entangled history: nationale und europäische Geschichte in globaler Perspektive" [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2002-2006]
Bayly, Christopher Alan: Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780 - 1914, Frankfurt [u.a.] 2006.

Publikumspreis der Nutzer des Internetforums H-Soz-u-Kult [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2005-2006]
Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 2: Die Jahre der Vernichtung: 1939 - 1945, München 2006.

Wahl des Thematischen Schwerpunkts 2008
"Political History in Cultural Perspective / Kulturgeschichte des Politischen / neue Politikgeschichte"

Erwartungsgemäß haben sich fast alle Juroren auch rege an der Festlegung des thematischen Sektors für das kommende Jahr beteiligt. Mehrheitlich votierten sie dabei für das Thema "Political History in Cultural Perspective / Kulturgeschichte des Politischen / neue Politikgeschichte".

Selbstverständlich belassen wir es auch in diesem Jahr nicht bei der bloßen Ergebnispräsentation. Soweit verfügbar sind die Spitzentitel der jeweiligen Kategorien in der Web-Präsentation mit unseren Rezensionsseiten verlinkt, so dass Sie bequem zu mehr inhaltlichen Information vordringen können; wir bemühen uns, eventuelle Lücken schnell und kompetent zu schließen. Auch haben wir die Jurymitglieder wieder gebeten, einige persönliche Fragen zu beantworten. Sie geben Auskunft über ihren ganz individuellen Weg zur Geschichtswissenschaft, aber auch zu aktuellen (wissenschafts-)politischen Themen. Zudem küren die Jurorinnen und Juroren jeweils ihren persönlichen Buchfavoriten des zurückliegenden Jahres. So bieten die Juryseiten ein informatives Panorama europäischer Historikerinnen und Historiker unterschiedlichster Prägung und einen hochinteressanten Fächer von Leseempfehlungen ausgewiesener Spezialisten!

Last but not least haben wir wie im vergangenen Jahr einige Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von H-Soz-u-Kult gebeten, die Ergebnisse in den einzelnen Kategorien durch kurze Kommentare zu begleiten. Sukzessive werden wir daher in den nächsten Wochen kurze Essays veröffentlichen, die das Juryvotum ein wenig einzuordnen suchen.

Wir hoffen, dass unser Wettbewerb auch diesmal eine Orientierungshilfe für alle ist, die im sich immer weiter ausdifferenzierden Fach Geschichte und angesichts eines reichhaltigen und unübersichtlichen Büchermarktes den Blick für Forschungsimpulse und lesenswerte Literatur nicht verlieren möchten. Möglich wurde diese Übersicht nur durch die engagierte unentgeltliche Mitarbeit der Jurorinnen und Juroren, die sich nicht gescheut haben, ihre persönlichen Voten und Ansichten öffentlich zu machen. Ihnen danken wir an dieser Stelle besonders und hoffen, auch künftig auf sie zählen zu können. Allen Subskribentinnen und Subskribenten von H-Soz-u-Kult, die mit Vorschlägen zur Verbreiterung der Vorschlagsliste und mit ihren Voten zum "Publikumspreis" erheblich zum Gelingen beigetragen haben, gilt ebenfalls unser Dank. Viele gute Geister aus dem Umfeld der H-Soz-u-Kult-Redaktion haben uns bei der Umsetzung tatkräftig unterstützt. Ihnen fühlen wir uns dankbar verbunden, nicht zuletzt auch Vera Ziegeldorf, die das Buchpreis-Team verlassen hat. An ihre Stelle ist Irmgard Zündorf gerückt.

Berlin, im Juli 2007

Daniel Burckhardt
Harald Müller
Rüdiger Hohls