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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch

Aktuell

Editorial: Das Historische Buch 2003

Liebe Leserinnen und Leser,

unser Wettbewerb "Das Historische Buch" hat in diesem Jahr die dritte Runde absolviert. H-Soz-u-Kult hat für Sie wieder herausragende geschichtswissenschaftliche Publikationen des Vorjahres zusammengestellt und nach Epochen und thematischen Schwerpunkten untergliedert. Mit unserem Ranking möchten wir Ihnen eine Orientierungshilfe in der unüberschaubaren Vielzahl der historischen Neuerscheinungen anbieten. Für die Zuverlässigkeit bürgt eine 44-köpfige internationale Jury renommierter Fachkolleginnen und -kollegen, die sich auf unsere Bitte der Mühe unterzogen haben, innovative und richtungweisende Publikationen in ihren jeweiligen Arbeitsgebieten ausfindig zu machen und bewerten. Auch Sie als Nutzer unseres Forums hatten die Gelegenheit, Vorschläge zu unterbreiten und sich an der Abstimmung zu beteiligen; immerhin 84 Subskribenten nutzten ihr Nominierungsrecht, 194 gaben ein Votum für den so genannten Publikumspreis ab.

"Das Historische Buch" sollte als dreijähriges Kind eigentlich "laufen gelernt", d.h. infolge kontinuierlicher Optimierung einen Reifegrad in den inhaltlichen und technischen Verfahren erreicht haben, der Transparenz und vor allem fachliche Zuverlässigkeit garantiert. Und doch ist einiges neu und bedarf einiger Worte vorab. Optimierung bedeutet für uns das Beibehalten bewährter Elemente und die Umsetzung der vielfältigen Anregungen, die uns nach dem letztjährigen Wettbewerb vonseiten der Jury und der H-Soz-u-Kult-Subskribenten erreichten. Geblieben sind die tragenden Säulen des Projekts:

  1. eine vielköpfige und vielfältig kompetente Fachjury, die für die Qualität der Ergebnisse mit dem wissenschaftlichen Renommee ihrer Mitglieder einsteht.;
  2. das schier unerschöpfliche geschichtswissenschaftliche Potenzial unserer mehr als 9.000 Subskribenten;
  3. das zweigliedrige Verfahren, das eine Nominierungsphase vorsieht, in der herausragende Publikationen zusammengetragen werden, und eine Bewertungsphase, in der aus dieser Vorschlagsliste von den Juroren und den Listenteilnehmern individuell die bedeutendsten Titel benannt werden;
  4. die Aufgliederung der Jury-Ergebnisse in Epochen und thematische Bereiche, neben die auch diesmal der Publikumspreis der Subskribenten tritt.

Aber auch Änderungen hat es gegeben! Die folgenreichste ist die kurzfristige Vorverlegung der Ergebnispräsentation vom Mai in den März. Ausschlaggebend hierfür war der Wunsch, dem Wettbewerb "Das Historische Buch" ein weiteres öffentliches Forum zu verschaffen. Erstmals sind daher die Ergebnisse des Rankings vorgestern im Rahmen der Leipziger Buchmesse vorgestellt worden. Dies ist ein Pilotversuch, und er hat - das sei an dieser Stelle offen eingestanden - zu nicht unerheblichen organisatorischen Umstellungen geführt, sowohl in der Redaktion als auch bei den Juroren. Manche Ziele, insbesondere eine nochmalige Verstärkung der Jury, konnten dadurch bedingt nicht realisiert werden; wir sind optimistisch, dass dies im kommenden Jahr gelingt, wenn die zeitlichen Abläufe besser aufeinander abgestimmt werden können.

Das hier nun unter dem Label "Das Historische Buch 2003" publizierte Endergebnis nennt die Erstplatzierten der jeweiligen Kategorien. Die Juroren konnten aus einer Gesamtvorschlagsliste von fast 400 verschiedenen Büchern bis zu fünf Titel je Kategorie benennen und mit Punkten von 1-5 bewerten. Die Siegertitel bilden gewissermaßen die crème de la crème des Publikationsjahrgangs 2003. Zusammen genommen stellen sie eine breit gefächerte Leseempfehlung für das Fach Geschichte dar, die - so hoffen wir - es leichter macht, auch über den engen Spezialbereich hinaus auf der Höhe der Forschung zu bleiben.

Den Spitzenplatz der einzelnen Kategorien belegen:

Kategorien mit epochalem Fokus:

Alte Geschichte [zeitlicher Rahmen: bis 500 n.Chr.]
Winterling, Aloys: Caligula. Eine Biographie, München: Beck 2003.

Mittelalterliche Geschichte [zeitlicher Rahmen: 500 bis 1500]
Kintzinger, Martin: Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter, Ostfildern: Thorbecke 2003.

Geschichte der Frühen Neuzeit [zeitlicher Rahmen: 1500 - 1800]
Blickle, Peter: Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten. Eine Geschichte der Freiheit in Deutschland, München: Beck 2003.

Neuere Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1789 - 1914/18]
Weil, Patrick: Qu'est-ce qu'un Français? Histoire de la nationalité française depuis la Révolution, Paris: Grasset 2002.

Neueste Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1914/18 - 1945/50]
Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949, München: Beck 2003.

Zeitgeschichte [zeitlicher Rahmen: ab 1945]
Jarausch, Konrad R.; Geyer, Michael: Shattered Past: Reconstructing German Histories, Princeton: Princeton UP 2003.

Kategorien mit regionalem Fokus:

Europäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München: Beck 2003.

Außereuropäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Osterhammel, Jürgen; Petersson, Niels P.: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München: Beck 2003.

Offene Kategorie und thematische Schwerpunkte:

Offene Kategorie [Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien - ohne zeitliche Begrenzung]
Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München: Beck 2003.

Thematischer Schwerpunkt 2004: Religion und Gesellschaft: Geschichte des Islam - Europa und Christentum [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 1999-2003]
Haupt, Heinz Gerhard; Langewiesche, Dieter (Hg.): Nation und Religion in der deutschen Geschichte. Frankfurt am Main: Campus 2000.

Thematischer Schwerpunkt 2004: World history: Inter-/transnationale Geschichte - Historischer Vergleich [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 1999-2003]
Osterhammel, Jürgen: Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaates. Studien zu Beziehungsgeschichte und Zivilisationsvergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2001.

Wahl des Thematischen Schwerpunkts 2005

Sonderkategorie:

Publikumspreis der Nutzer des Internetforums H-Soz-u-Kult [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2002-2003]
Berg, Nicolas: Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung. Göttingen: Wallstein 2003.

Erwartungsgemäß haben sich fast alle Juroren rege an der Festlegung des thematischen Sektors für das kommende Jahr beteiligt. Mehrheitlich votierten sie dabei für das Thema Geschichte der Geschichtsschreibung.

Selbstverständlich belassen wir es auch in diesem Jahr nicht bei der bloßen Ergebnispräsentation. Soweit verfügbar sind die Spitzentitel der jeweiligen Kategorien in der Web-Präsentation mit unseren Rezensionsseiten verlinkt, so dass Sie bequem zu mehr inhaltlichen Information vordringen können; wir bemühen uns, eventuelle Lücken schnell und kompetent zu schließen. Auch haben wir die Jurymitglieder wieder gebeten, einige persönliche Fragen zu beantworten. Sie geben Auskunft über ihren ganz individuellen Weg zur Geschichtswissenschaft, aber auch zu aktuellen (wissenschafts-)politischen Themen wie der Teilhabe von Historikern an den unterschiedlichen Zukunftsdiskursen oder um die Rolle von Eliten moderner Gesellschaften. Die Jurorinnen und Juroren küren zudem jeweils ihren persönlichen Buchfavoriten des zurückliegenden Jahres. So bieten die Juryseiten ein informatives Panorama europäischer Historikerinnen und Historiker unterschiedlichster Prägung und einen hochinteressanten Fächer von Leseempfehlungen ausgewiesener Spezialisten!

Wir hoffen, dass unser Wettbewerb auch diesmal eine Orientierungshilfe für alle ist, die im immer weiter verzweigenden Fach Geschichte und angesichts eines reichhaltigen und unübersichtlichen Büchermarktes den Blick für Forschungsimpulse und lesenswerte Literatur nicht verlieren möchten. Möglich wurde diese Übersicht nur durch die engagierte unentgeltliche Mitarbeit der Jurorinnen und Juroren, die sich nicht gescheut haben, ihre persönlichen Voten und Ansichten öffentlich zu machen. Ihnen danken wir an dieser Stelle besonders und hoffen, auch künftig auf sie zählen zu können. Allen Subskribentinnen und Subskribenten von H-Soz-u-Kult, die mit Vorschlägen zur Verbreiterung der Vorschlagsliste und mit ihren Voten zum "Publikumspreis" erheblich zum Gelingen beigetragen haben, gilt ebenfalls unser Dank.

Berlin, im März 2004

Daniel Burckhardt
Harald Müller
Rüdiger Hohls
Vera Ziegeldorf


Matthias Middell, Harald Müller und Susanne Schattenberg während der Laudatio auf die Siegertitel.